rem Glauben halten, so kommt es von Anm.: „österreichischer Volksfreund, Spottund Hohn der Blätter.Die Sage von Wien, XIX. Jg. Nr. 132(Freitag, 12. Juni den himmelstürmenden Giganten scheint 1874). bald zur Wahrheit zu werden. Zur Geschichte der Heiligenverehrung in der Landschaft zwischen Schmida und Göilersbach Msgr.Karl Keck St.Sebastian (20.Jänner)Wer kenntihn nicht,diesen braven römischen Offizier,dessen Wirken für dasjunge Christentum und heldenmü tiges Sterben uns der englische Kirchen fürst Nikolaus Wisemann in seinem inter essanten Roman„Fabiola"so anschaulich und gewinnend geschildert hat? Im Jahre680nahm Rom mitErfolgzum Heiligen seine Zuflucht. Die erzürnte Gottheit stellte die unheilvollen Pest pfeile ein.SeitdieserZeitistSebastian der Fürbitter und Helfer bei Seuchen. Die Ottonen, vielleicht schon die Karolinger, brachten den Sebastianikult über die Alpen in deutsche Lande. Ein Zentrum wurde das 934 gegründete Benediktiner kloster Ebersberg in Bayern;wares doch reich mit Reliquien des Heiligen begabt worden.Dortschlürfte man beiKrankhei ten mittelseines gehöhlten Pfeilesausder Hirnschale den Heiligen Wein und er hoffte Heilung. 1613 hinterlegte die Bür gerschaft von Kraiburg am Inn in Ebers berg eine Pergamenturkunde zum Dank für Hilfe in der Pest,der nur eine ohnehin schwächliche Person erlegen war.Ebers berg hatte von seiner Stifterfamilie Besitz bei Krems und vor 1040 von Kaiser Hein rich solchen im Langen Tale bei Seefeld, wo es das vor 1507 verödete DorfAbsdorf anlegte, erhalten. Eine Sebastianikirche bestand dortbereits1040,wurde nach der Verödung desDorfes von Seefeld,dessen Herrschaftsinhaber seit alters her den Klo sterbesitz zu beschützen hatten, aus be treut; kirchlich abergehörte siezur Pfarre Eggendorfim Tale,einer Schottenpfarre. 1681 wird das Gotteshaus „Oede Kirche" genannt und (1686 bestanden drei Altäre in ihr: Sebastian,Rochus,Rosalia)wurde aber noch von Prozessionen besucht, so 1727 zu Rochus von den Ober-Leisern. Nach 1765 wurde das Gebäude abgeris sen, war aber 1830 noch atwas sichtbar; jetzt steht.dortein Jagdschloß der Grafen zu Hardegg auf Seefeld. Der Besitz um Krems wurde in Neu-Weidling verwaltet. Auchim dortigen Hofe war ein Sebastian heiligtum. In dieser Kapelle wurde noch 1670 am 20.Jänner der Wein geweiht Der Priester tunkte einen Pfeil, der auf dem Haupte der Heiligenstatue lag, in den Wein und ließ davon dieum den Altar Ge henden Trinken. Von diesen zwei Sebastianikultstätien scheint die Verehrung nach Wiengekommenzusein und auchin unsere Landschaft. In Wien war es das Schotlenstift, das den Kult ins Ungemes sene steigerte. 1471 entstand dort eine Bruderschaft,der sich auch der damalige Kaiser Friedrich III. und der ungarische König Matthias einverleiben ließen. Das Kaiserhaus war dem Heiligen sehr anhänglich und kam bis in die Zeit, da Freimaurer und Juden zu Beratern auf rückten,alle Jahre zur Festesfeier,die mit großen Zulaufund Prunk gefeiert wurde. Von 1768 an aber mußte der Schottenabt mit den Reliquien um 8 Uhr früh in der Burg gestellt sein, damit diese den Maje stäten und den jungen Herrschaften zum Kusse dargereicht werden konnten. 1646 erhielt die Schottenkirche vom Wiener Fürstbischöfe Graf Friedrich Bräuner, dessen Spendenfreudigkeit die Ste phanskirche den prächtigen Hochaltar verdankt,einen Teil des Armes,1659 vom Bischof Adam von Hildesheim jenen Armteil, der sich bis dahin in der luthe risch gewordenen StadtWerdenbefunden hatte, und 1677 von dem Eremitenkon ventKöln am Rhein eine Zahnreliquie.In der Abteikirche wurde auch ein Pfeil vom Martyrium des Heiligen verwahrt Zu Sebastianiwurden silbernePfeilchenanihm angerührt, geweiht und dann verteilt Wohl vom Schottenkloster aus ist der Sebastianikult auf das Land, und zwar auch in den größeren Teil unserer Land schaft gekommen;waren doch dieSchot ten in ihr und um sie reich begütert 1627 erreichte die Bruderschaftin diesem Klo ster, daß sie zur Erzbruderschaft erhoben wurde. Alle bestehenden und zu grün denden Bruderschaftenzu Ehren des Hei ligen mußten sich ihr einverleiben lassen, erhielten aber auch Anteile an allen Ab lässen und geistlichen Vorteile, wogegen die Erzbruderschaft an denen ihrer Kin der teilhaben sollten. An den Sebastiani kult in der Schottenkirche erinnern noch der schöne Altar der Kirche, die im Klo sterarchiv liegenden Beschreibungen des Festes und die vielen Predigten namhaf ter Kanzelredner, die von den damaligen Wienern nichtnurangehört,sondernauch fleißig gelesen wurden. Eine Förderung der Sebastianiverehrung erfolgte wohl auch durch das Stift Klosiemeuburg.Der Heilige -wurde auch dort als Pestpatron angerufen und 1522 hat der Propst für den Vortrag des 20. Jänner ein Fasten der Stiftsmitglieder verordnet,weilim Sommer des Vorjahres diePestaufgetreten war.Auchdieses Stift hatte inner- und außerhalb unserer Land schaft reichen Besitz und das mag zur Ausweitung des Sebastianikultes beige tragen haben. Eine Kultwelle strömte in unsere Landschaft schließlich noch aus Süd mähren und zwar aus Nikolsburg her über.In dieser Stadt hatte der Gutsbesit zer Franz von Dietrichstein,Fürstbischof von Olmütz und nachmaliger Kardinal, aufdem sogenannten heiligen Berge,den man an schönen Tagen vom untersten Pulkatale gut erblicken kann, eine ge räumige Kirchezu Ehren des heiligen Se bastian erbauen lassen. Dahin fand eine alljährliche Wallfahrt der Simonsfelder, die sie 1632 in der Pestzeit verlobt hatten, statt. Und 1636 erbauten die Gemeinde und Guttäter außerhalb des Dorfes eine Sebastianikapelle. In dieser standen drei Altäre: Sebastian, Rochus, Rosalia. 1660 gedachte man sogar, sie zu erweitem. In diese Kapelle gab es zu Sebastian! Wall fahrten aus der Umgebung; aber am 13. April 1787 schlug ihr die letzte Stunde. Das Wiener erzbischöfliche Konsistorium teilte dem Dechant Keeß von Stockerau die Weisung der Nö.Landesregierung mit, die Kapelle sei zu sperren und der Erlös für die zu verkaufende Einrichtung solle ans Kreisamt Korneuburg Übermacht werden. Vor 1637 beginnt der Sebastianikultin Stockerau.Er fand zuerst seinen Nieder schlag in der 1639 geweihten Kapelle des Bürgerspitals. Diese war diesem Heiligen geweiht und bestand bis 1787. Von 1892 bis 1939 wurde dort protestantischer Got tesdienst gehalten. Seit der gefälligen Re staurierung von 1955 ist sie für die Abhal tung von literarischen und musikalischen Veranstaltungen und Ausstellungen be stimmt.Zuseinem größeren Bruder,dem Pfarrkirchenturm, stellte der Sebastianjkapellenturm ein hübsches Gegenstück dar.DasOrtsbild von Stockerau hätte viel verloren, wenn der kunstsinnige Bürger meister' sich des baufälligen Gebäudes nicht angenommen hätte. Ob das im Mu seum hängende Sebastianibild aus der Spitalkirche stammt, ist im Augenblick nichtzu erfahren.DersteinerneSebastian bei der Pfarrkirche stammt aber von ihr; er stand in der Nische ober dem Eingang. 1658erstehen in der Pfarrkirche ein Al tar und eine Bruderschaft diesem Heili gen zu Ehren. Vielleicht war die Spitalka pelle zu klein geworden. Auch hatte sie hauptsächlich dem Gottesdienst für die Spitälerzu dienen.Und die Andachthatte nach der Eingabe desDechants Kaltenegger, „auf vier Meil wegs" gewaltig zuge nommen, so daß eine Übersiedlung des Kultes in die Pfarrkirche notwendig wur de. Am Hauptfeste gab es im Jahre 1675 etwa 1500 Kommunikanten und um diese Zeit kamen Prozessionen, unter anderem aus Senning und Sierndorf. • Zur Zeit der Aufhebung war noch eine silberne Statue des Pestheiligen im Kir chenschatze vorhanden. Die.letzte Erin nerung an den Sebastianikult dürfte der rote Meßomat sein. Die Bruderschaft war die ganzeZeitihresBestandes besorgtum die Erhaltung und Zierde des Pfarrgotteshauses. Zum Umbau hatte sie 3000 Gulden beigesteuert und mehrere Male kostbare Pramente gespendet Dem Pestpatrone und dessen Mitpatro nenRochusund Rosaliaerbauten 1680die Bewohner von Grafendorf eine kleine Wegkapelle, die 1955 in die Seitengasse verlegt worden ist Auch vergaß man ihn nicht bei der Auf stellung der Dreifaltigkeitssäule auf dem Rathausplatz 1716 und der Immakulata vor der Kolomanikirche(und später vor dem Spitale)1729.Mitder für 1956 geplan ten Erneuerung desersteren Monumentes 19
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