Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

fordert werden können,bleiben im bishe rigen Umfangeundin ihrerbisherigen Art und Form,ohnejede Änderung und Min derung,ohnejede neue Belastung durch eine Abgabe, Steuer oder Zoll, aufrecht bestehen. Vorstehende Forderungen sind das Mindestmaß, das wir verlangen müssen, um leben zu können.Sollten sie nichtins gesamtdurchzusetzensein,so müßten wir unbedingt aufder Revision des Friedens vertrages bestehen und darum bitten. (Handschriftlich:) Eure Eminenz wollen sich gütigst diesersechzigchristlichen Gemeinden annehmen, da ohne Ihr gütiges Ein schreiten ihr wirtschaftlicher Ruin un ausbleiblich wäre. In tiefster Ehrfurcht die gefährdeten Gemeinden DAW,Bischofsakten, Piffl 1920 Herz-Jesu-Predigt staatsgefährlich? Ein Beispiel Die nachfolgende Predigt wurde im Sommer 1943,also nach dem Verlust von Stalingrad,ge halten, und zwar wörtlich so wie das folgende von der Gestapo anerkannte Stenogramm fest gehalten hat.DerPrediger,bisdahin von Polizei und Partei unbehelligt, wurde wegen Staatsge fährlichkeit einzelner Stellen derGestapo über antwortet,obwohlderehemalige,also parteilose Bürgermeister den von den drei Anklagezeu gen unterschobenen Sinn energisch bestritten hatte. Die „Eindrücke" der Predigt auf drei Parteigenossen (jugendlich - im Mittelalter - sechzigjährig)hatten genügt,das Predigtverbot und die fast zweijährige Polizeikontrolle über den Prediger zu verhängen. Ein Beweisstück dafür, wie die Nazi die Freiheit des Christen tums verstanden. So die Redaktion des Wiener Kirchenblattes, 1946, 1/2f. „Heute,am HerzJesu-Sonntag,werden wir in der Segenandacht unter anderem auch beten:,HerzJesu,DuKönig und Mit telpunktderHerzen,erbarmeDich unser!' Es ist wie ein Hilferufan das heiligste Herz Jesu in ernster Zeit. Voll Kummer sehen wir alle die Blüte unseres Volkes tapfer kämpfen an den Fronten, aber das Aus maß des Ringens wächstimmer mehr ins Riesenhafte. Wenn wir beim hl. Evangelisten Johan nes in der Geheimen Offenbarung lesen, daß er in einer Vision 200 Millionen Kämpfer gegeneinander stehen sah,dann fühlen wir,daß ihm dergrößte aller bishe rigen Kriege, das gegenwärtige Ringen derVölkerderWelt,gezeigt wordenist.Es sieht fast aus,wie ein Vernichtungskrieg zwischen den Völkern derErde,und allen miteinander beginnt zu grauen vor der Verantwortung. Die erschreckende Ge walt der Technik,wenn sie statt dem Gei ste des Aufbauens dem Geiste der Ver nichtung dient, wird jetzt aller Mensch heit offenbar. Haben die Völker der Erde ganz verges sen aufChristus und seine Lehre von der Nächstenliebe? Aber getrost, Christus bleibtderKönig der Menschen,ob sieihm folgen wollen oder nicht. Einst kommt sein Tag,der Tag des Triumphes Christi, wie sein Apostel,Johannes,in der Apoka lypse vorausgekündet hat. Beim genauen Lesen jener Stellen(im Kapitel 19 und 20) merktman,daß er von einem zweimaligen Triumphe Christi spricht,von einem letz ten und endgültigen Triumphe der Einlei tung des Weltgerichtes und von einem an deren großen Siege schon tausend Jahre vorher(Kapitel 19).Diesem ersten Trium phe Christi folgt,so heißtes in derApoka lypse,ein glückliches Reich,in welchem die Auserwählten mit Christus leben und herrschen tausend Jahre. Erst nach Ab laufdieser Zeitkommteszum Endkampf, zum Endsieg Christi und Weltgericht. So ist es also nicht ausgeschlossen,daß nach den gegenwärtigen harten Zeiten eine glücklichere Zeit über uns kommt,in der die Völker alle,auch diejetzt noch heidni schen,sich um Christus scharen und ihn gelten lassen als ihren König und geisti gen Mittelpunkt,als den König und Mit telpunkt aller Herzen. Die feste Hoffnung auf eine solche glückbringende Neuordnung der ganzen Welt klingt auch aus den Gebeten und Hirtenschreiben unseres Heiligen Vaters, Pius XII. In erhabener Größe, wie ein Prophet Gottes, steht er im Zusammen prallen der Welt und mahnt und warnt und weist hin auf die rettende Ordnung Gottes,der Friede Christi im Reiche Chri sti, das ist sein Rufan die Welt. Wie kein anderer Regent kennt er aus eigener Er fahrung die Völker der Weltund ihren Zu stand. Für uns Deutsche mag es wohl glückverheißend sein, daß Pius XII. das deutsche Volk zwölf Jahre lang als Nun tius kennen undlieben gelernt hat.Weres merken will, sieht wohl hier die erbar mende Hand Christi,der nach harter Zeit derKriegsheimsuchungen heilen und hel fen will durch seinen Stellvertreter auf Erden. Und nicht nur mit Rat und Mahnung greift Pius XII. ein; als wahrer Pastorangelicus (engelgleicher Hirte) wirkt er Werke der Buße und Sühnefür die verirr ten Völker der Welt.Seit Beginn des Krie ges übt er strenges Fasten Tag für Tag, jetztschon bald vier Jahrelang,um durch kraftvollesOpfern und Bitten von Gottdie Gnade zu erlangen, daß die friedlosen Völker Einkehr halten und sich bereit ma chen zum Frieden. Eindringlich wie ein Cherub verkündet er immer wieder das Gesetz Christi, die Liebe, als die einzig richtige Grundlage des Lebens. Mit segnender und beruhi gender Vaterhand streut er die Wahrheit in die Welt,daß nur dann ein dauerhafter und glückbringender Friede zustande kommenkann,wenn vorerstder Geistdes Hasses und der Rache verschwindet aus dem Leben der Völker, ebenso wie aus dem privaten Leben.Vom Geiste Christi müssen wir uns leiten lassen und nicht vom Geiste des Hasses. Damitzeigter uns allen unsere Aufgabe in dieser Zeit der großen Heimsuchung. Nicht verbittert sein und andere richten und Schuldige suchen sollen wir,das ta ten die Pharisäer,das Richten können wir Christen ruhig dem Herrn überlassen.Er istderKönigderWelt,dem alle Menschen, ohne Ausnahme, Rechenschaft ablegen müssen, und er tut niemandem Unrecht, denn er ist der Allwissende, der genau weiß,woSchuld istoder nicht.Nein,nicht Richten ist unsere Sache, sondern wie Christus durch Buße,Sühne gutmachen, wasin der ganzen Weltgegen Christi Ord nung gefehltwird.Christusselbsthathar tes Leid und das Kreuz der Schmach auf sich genommen, hat alle Opfer für uns Menschen getragen und blieb dabei sanft und geduldig,demütig von Herzen.Rache und Haß hat Christus nie gekannt, wohl aber den Geist des Verstehens und Ver zeihens, das Herz des Erbarmens. Liebe Christen,halten wir uns an dieser unser Vorbild, an Christus, und nehmen wir,wie der Hl.Vater all dasLeid und alle die Opfer der Zeit als Sühneopfer, als Gutmachung auf uns. Jesus in unserer Mitte,Jesus,der sich hier aufdem Altare täglich opfert,wird diese unseretäglichen Opfer verstehend in seine Hand nehmen und diesen unseren guten Willen lohnen und alles wieder zum Guten lenken. Je mehr die Menschen sich um ihn scharen, desto mehr Segen werden sie erlangen. Voll Vertrauen beten wir deshalb: Herz Jesu, Du König und Mittelpunkt aller Herzen,erbarme Dich unser!" Kardinal Innitzer dankt für Dachziegelspende! Salzkammergut-Zeitung, 1946, Nr. 6, S.3: Steinbach am Attersee. Wir erhalten folgende Zuschrift: Uber Anregung des Lehrkörpers sammelten die Schulkinder für die Beschaffung der bunten Ziegel des Stephansdomes. Nach Überweisung des Spendenbetrages langte von der Bauhütte von St.Stephan daraufhin folgendes Schreiben ein: „Der Herr Kardinal hat mich beauftragt,Ihnen herzlich zu danken für die freundliche Spende für die Dachziegel von St. Ste phan. Als Dank senden wir Ihnen eine ganze Serie von derin den verschiedenen Farben vorkommenden Dachziegelspen denkarten. SoUtet Ihr, liebe Kinder, ein mal nach Wien kommen,dann könnt Ihr auf den Stephansdom hinaufschauen und sagen,daß einige vonden Ziegeln des buntenDachesauch von Euch sind.Eshat den Herrn Kardinal besonders gefreut, daß auch Ihr,obwohl Ihr soweit von Wien weg seid, an den Steffi in seiner Not ge dacht habt.Ich soll deshalb den aufrichti gen Segensgruß seiner Eminenz ausrich ten. Alois PenaU,Domkurat. 14

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