St. Andreas Zur Geschichte der Heiligenverehrung in der Landschaftzwischen Schmida und Göllersbach. Karl Keck Dieser Heilige war zuerst mit dem Fi scher Johannes einer der Jünger des Täu fers Johannes gewesen. Als sie aber aus dem Munde des Johannes hörten:„Sehet das Lamm Gottes, das hinwegnimmt die Sünden der Welt. Dieser ist es, der mit dem Heiligen Geiste tauft. Ich habe es ge sehen und bezeuge, daß dieser der Sohn Gottes ist", verließen sie ihren Lehrmei ster und folgten Jesus von Nazareth nach. Von da an war Andreas ein treuer An hänger des Herrn und hat nach der Her abkunft des Heiligen Geistes seinen Weg in die Heidenländer südlich und östlich des Schwarzen Meeres und später ins mittlere Griechenland genommen.In Patras, unweit von Athen, wurde er aufBe fehl des römischen Statthalters Ageas verhaftet und zum Kreuzestod verurteilt. Nach den ältesten Zeugnissen starb der Apostel, der bei den östlichen Christen der Protokletus(Erstberufener)heißt,am sogenannten Andreaskreuze,dasauszwei schräg gesetzten Balken zusammenge setzt war. Mit dem Andreaskreuz wird er darum auch immer dargestellt. Rußland verehrtSt.Andreasals den ersten christli chen Sendboten in sein Reich. Im Ruß land vor 1918 war der Andreasorden eine der höchsten kaiserlichen Auszeichnun gen. Die Verehrung des Apostels im Abendlande erfuhr einen gewaltigen Auf trieb durch die Kreuzfahrer, die St. An dreas als einen Kreuzheiligen besonders ehrten. 1208 kamen seine Reliquien aus dem eroberten Konstantinopelins südita lienische Amalfi. Das Haupt aber befand sich seit 1462 im Petersdom zu Rom,also wieder nahe den Gebeinen des größeren Bruders St. Petrus. Auch nach Österreich mag der Andre askultgebracht worden sein durch Kreuz fahrer. Waren ja auch aus unserem Lande wiederholt weltliche Herren und sogar Mitglieder des Herrscherhauses der Ba benberger mit den Kreuzzugsscharen nach dem Heiligen Land gezogen. In unserer Landschaftsind die Kirchen zu Rohrbach oberhalb von Groß-Weikersdorf und zu Groß-Stelzendorf dem heiligen Andreas geweiht. Wann und von wem die Kirche in Rohr bach erbaut und wann sie aus der Mutter pfarre Kirchberg am Wagram ausgepfarrt worden ist, kann nicht erwiesen werden; die Pfarre wird 1283 zum erstenmal er wähnt. Die Verleihung der Pfarre stand den Besitzern der HerrschaftWetzdorfzu. Nach 1627 wurden die Landesfürsten die Patronatsherren,und diese schafften den lutherischen Gottesdienst ab; aber 1666 hielt noch ein sektischer Schulmeister auf dem katholischen Friedhofe Grabreden und 1675entschied eine Kommission,daß alle Begräbnisse nur im katholischen stattfinden dürften.1676 nahm derPropst von Eisgam, Ezechiel Ludwig Vogl, die Wiederweihe der Kirche vor. 1686 stehen in der Kirche der Hochaltar St. Andreas und die Seitenaltäre Maria Himmelfahrt und St.Barbara.1759istdie Kirche gründ lich erneuert und mit einem schönen Ge wölbe versehen worden; in ihr standen außer dem Hochaltar ein Kreuzaltar und einer zu Maria Himmelfahrt.Das Bild von letzterem stammt vom Kremser-Schmid; das von dem anderen Altar ist durch eine Maria-Lourdes-Darstellung ersetzt wor den.An der Außenseite der Kirche ist ne ben anderen hübschen barocken Grab steinen auch der von Pfarrer Anton Dietlmayr(1749-1771),dem die Umgestal tung des Gotteshauses zu verdanken ist, erhalten. Es ähnelt dem ebenso prächti gen Grabmal des Pfarrers Ludwig Tauchner von Straning. Aus der Pfarre Rohr bach schieden als selbständige Pfarrge biete aus: 1783 Groß- und Klein-Wetzdorf und 1956 Glaubendorf. Letzteres war be reits 1283 Pfarre gewesen, aber später Rohrbach zugewiesen worden. Die andere Andreas-Kirche in unserer Landschaft ist die Pfarrkirche von GroßStelzendorf. Auch sie bestand schon vor 1300. Um 1313 hat der Pfarrer von Sankt Agatha zu Hausleiten, Meister Johannes von Troppau,einen ständig dort wohnen den Vikar, namens Nikolaus, angestellt. Vorher hatte immer an den Vortagen der Sonn- und Feiertage ein Gesellpriester von Hausleiten auf einem Rößlein dahin kommen müssen.Unbekannt ist der Stif ter der Pfarre.1363 wird ein Johannesvon Ober-HoUabrunn vom päpstlichen Nun tius als Pfarrer eingesetzt, was darauf schließen läßt,sein Vorfahre hätte sich ei ner päpstlichen Auszeichnung erfreut.Im 15. Jahrhundert vergibt der Bischof von Passau die Pfarrerstelle. In der Reforma tionszeit kommt die Pfarre in Verfall, weswegen sich derPfarrervon derehema ligen Mutterpfarre Hausleiten um sie an nehmen muß. Er bestellt in der Folge nur Vikare, die erst von der zweiten Hälfte des 18. Jahr hunderts an den Titel Pfarrer führen,und ist noch heute Patron der Pfarre; vor 1931 und bald danach trägt er mit Hilfe der Landesregierung namhaft zur Erneue rung des schönen Turmhelmes und des Kirchenäußeren bei. Nach der Reforma tion ist auch derPfarrhof,der merkwürdi gerweise aufeinem zur Pfarre Groß-Weikersdorf untertänigen Grunde stand, zu grunde gegangen und zu einem Garten geworden.In der Folge ist dann der Pfarr hof auf seinem jetzigen Standplätze ent standen. Da seine Lage aber wegen des nahen GöUersbaches gefährdet und unge sund ist, wird er aufgelassen werden. Er kommtin seinerneuen Lage,scheintes,in die Nähe des ersten Pfarrhofes. Außer der Pfarrstelle bestand auch ein Frühmeßbenefizium, das mit 9 Unterta nen zu Wolfpassing und einer Einkunft vonje8Metzen Hafer und Getreidezehent aus Puch begütert war; außerdem gehö ren drei Achtel Weingärten und laut Visi tationsbuch von 1543/44 12 Joch Äcker und dreiTagwerk Wiesmahd dazu.In die sem Besitze stecken gewiß auch die Ein künftejener ewigen Frühmesse, die 1512 im Namen des verstorbenen Thoman Egkartdurch Georg Pierschensteiner von Breitenwaida,Toman Strobl von Eitzerstal, Hanns Arthaber von Stelzendorf, Pongratz Mätl von Furt und die ganze Pfarrmenig von Stelzendorf in die Wege geleitet wurde.Der Besitzer von Gunters dorf, Georg von Rogendorf, dessen Ge schlecht 1489in StelzendorfBesitz erwor ben hatte, wurde zum Lehensherrn er wählt,wahrscheinlich,weiler schon Vogt der alten Frühmesse war.Die Rogendorfs beraubten später das Benefizium um eine Monstranzund zweigrößere Geldbeträge. 1573 wird berichtet,daß ein Philipp Stad ler um 60 Gulden das Frühmesserhaus samtviereinhalb Joch Grund gekauft hat. 1575 geht das Vogteirecht über die Stel zendorfer Pfarruntertanen in Wolfpassing durch Tausch an Graf Heinrich II. zu Hardegg auf Schmida und Wolfpassing über. Die Freiherren von Teufel aufGun tersdorferhalten dafür das DorfMarchtal, das bis dahin zu einer Messenstiftung an der Margareten-Kirche in Ober-Rußbach gehört hatte. Die Güter der alten Frühmeßstiftung entstammen einer Widmung eines Herrn Seifried vom Pichlhofe, die um 1400 ge schehen sein soll. So steht es im ältesten Grundbuche der Pfarreaus 1607,dasvom HausleitnerPfar rer Jakob Philipp Hennion erstellt wor den ist. Das alte, recht dürftige Pfarrgedenkbuch schreibt an einer Stelle, die Schenkung der 9 Untertanen sei im 1400sten Jahr erfolgt, und an einer ande ren, der Stifter, ein Edler von Seifried(!), der auf dem Berge Kaltestuben in Puch hauste und demPuch und Kleedorfsamt8 Untertanen zu Wolfpassing als Herrschaft gehörten,habe beiseinem Tode in seinem Testament durch ein Schenkungsinstru ment,das nach dem ältesten Grundbuche bei den k. k. n.ö. Landesrechten liegen soll, den Geistlichen zu Groß-Stelzendorf für immerwährende Zeiten diese Unter tanen vermacht. Wer ist nun dieser „Herr Seifried vom Pichlhofe"? Wir glauben ihn gleichsetzen zu dürfen mit Seifried von Wolfpassing, der dem Geschlechte der Herren von Sierndorf angehört haben dürfte, die um ihre Burg am Göllersbache bis zum Bisamberg hinunter und bis Groß-Weikersdorf hinüber begütert waren. Außerdem waren sie mit den Besitzern von Schmida, den Herren von Werd(Grafenwerd)in na her Blutsverwandtschaft. Ein Sproß die ser Familie war von 1317 bis 1335 Propst von Klosterneuburg. Diesem Propste Stephan verdanken wir die Erhaltung des von einem Brande bedrohten, weltbe rühmten Verduner Altares in der Baben berger-Gruftkapelle, Ein Seifried von Sierndorf stiftete 1313 zur 1794 abgebro chenen Johannes-Pfarrkirche in Siern dorfeinen Jahrtag und warvielleichtauch überhaupt der Gründer dieser Pfarre. Seinem Sohne Chunrat, der ein hohes Amtbei den Landesfürsten bekleidete,ist die Erhebung des Vikariates Ober-Hautzentalzur Pfarreim Jahre 1333zu verdan
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