BeiträgezurWiener Diözesangeschichte BEILAGE ZUM Wiener Pastoralsorgen und Abhilfevorschläge 1882 In einem mit: ,^us dem seelsorglichen Wir ken einesapostolischen Priesters"betitelten Ar tikel heißt es: Wenn wir auf unsere Zeit und ihre Ver hältnisse blicken,so müssen wirgestehen, Arbeit gibtes viel,sehr viel-der Arbeiter aber gibtes wenige.Es drängt sich,wenn man namentlich die seelsorglichen Ver hältnisse Wiens und der Umgebung ins Auge faßt, der Gedanke auf: Hätten wir nur auch einen Katechetenverein und ei nen Missionsverein: ein Katechetenver ein,der uns das umfangreiche,nichtmehr zu bewältigende Terrain des Jugendun terrichtes-einen Missionsverein,der uns das riesige Feld der Seelsorge bewältigen helfen würde!* Doch um nicht Ideale zu verfolgen, die schwerzu verwirklichen sind,fragen wir, welche praktische, unseren Zeitverhält nissen entsprechende Anwendungen wohl...zu machen wären: 1. Beten wir um Vermehrung der Prie ster und erklären wir es dem gläubigen Volke, besonders in der Quatemberzeit, wie notwendig die Vermehrung der Prie ster ist. Rechnen wir es dem Volke ganz klar vor und überzeugen wir es, wie un recht diejenigen haben, welche ihm vor sagen:„Wozu dieKlöster!"-Wastäten wir in Wien ohne die Klöster, wer könnte da überhaupt noch beichten, wer gar öfters im Jahre beichten?-O welch ein Glück wäre es, hätten wir in Wien in jedem Be zirke mindestens eine Congregation, de renPriestersich mitderAusspendungdes Bußsakramentes beschäftigten! 2.Tun wir unszusammen,sowieeseben spectatis sprectandis möglich ist, und be raten wir uns, durch welche Mittel wir wirksam der herrschenden Unwissenheit, dem furchtbaren Indifferentismus, dem vielfachen Unglauben und dem traurigen Gefolge all dieser Übel-der krassen Unsittlichkeit entgegen wirken können! 3.Lassen wir,wo und wie es nurimmer möglich ist, Missionen halten,durch wel che dasersetzt wird,was unseren Kräften physisch und moralisch unmöglich ist Wer schon Missionen mitgemacht und die prüchte.derselben beobachtet hat,der wird bald alle Vorurteile, die er etwa aus vergangenen Zeiten mit herüber genom men,ablegen und der wird glücklich prei sen die Seelen einer Pfarre, welcher die Wohltat einer Mission zu Teil wurde,der wird beglückwünschen den Seelsorger, den Pfarrer,der seiner Pfarrgemeinde die Wohltat einer Mission zugewendet hat.- Und woes nicht angeht Mssionen in der bisher üblichen Formzu halten,da veranstalte man andere Andachten(Exerzitien, Novenen, Triduen etc.), verbinde damit General-Communionen und lade sich dazu Priester, die das heilige Sakrament der Buße spenden.** • Eine beiläufige Berechnung sagt,daß in Wien (wo über 500.000 erwachsene Katholiken und 200 Welt- und Ordenspriester sind), sofern alle erwachsenen Katholiken ihre Osterpflichterfül len würden,jeder Priester während der ganzen Osterzeitje 2500,also täglich mindestens36 Pönitenten beichthören müßte, womit, wenn es möglichst rasch ginge, gewiß zwei bis drei Stunden im Beichtstuhle sein müßte. Dazu konunen dann täglich drei bis sechsSchulstun den,eine halbe Stunde zur hl. Messe,wir rech nen gar keine Vorbereitung und Danksagung, gar keine ^eit für Meditation und geistliche Le sung,ein bis anderthalb Stunden aufs Brevier; wenn manin officio ist,drei bis vierStunden auf Spendung der hl. Taufe(es gibtTage,wo mehr als zehn Taufen sind, da heißt es Stiegen auf-, Süegen ablaufen),aufSpendung der hl.Sterbe sakramente,aufConduzierung der Leichen(an manchem Tage mehr als fünf Leichenbegäng nisse), dann ist der nachmittägige Gottesdienst zu halten. Kranke sollen besucht werden, die Bitten und Anliegen der Armen sollen angehört werden, das katholische Vereinswesen soll ge pflegt werden,dann soll noch studiert werden, aufSchule und Predigt soll man sich vorberei ten usw. Wann soll der Priester schlafen und ausruhen? Wie viel muß da notwendig für das Heil der Seelen unterlassen werden! •* In der Wiener Erzdiözese haben in einigen Landpfarren die Seelsorger die Gewohnheit, während der Osterzeit mehrere Priester(Weltund Ordenspriester) auf einige Tage zu laden, welche predigen und den Pfarrangehörigen,die nach Ständen dazu erscheinen, das hl. Sakra ment der Buße zu spenden.Um wie vieles wird dadurch denPönitenten,diesich manchmalvor dem eigenen Pfarrer genieren, die Ablegung einej- würdigen Beichte erleichtert. Anm.: Correspondenz des Priester-Gebetsver eines „Assoclaüo perseverantiae sacerdotalis". Wien 1882(III. Jg.), Nr.8,S.129 f. Dr.F.L. NNIENER DIOZESNM BLNT 22. Jahrgang, Nr.1 Wien,1. April 1981 Inhalt: Wiener Pastoralsorgen und Abhilfevorschläge 1882 St. Andreas. Zur Geschichte der Heiligenverehrung in der Landschaftzwischen Schmida und Göllersbach tine Rechtfertigung Profes sor Pius Parschs. Visitations ansprache Kardinal Piffls ,,Pantheiding zu Weikersdorf am Steinfeld in Österreich ober der Neustadt." Priester aus der Pfarre Wiidendürnbach Die Falkensteiner Patronatspfarren um 1577 nach Unter suchung durch kaiserliche Kommissionare Missionsverein „Gloria in excelsis" 1915 Wiener Gebetbücher vom 16. bis 19. Jahrhundert Grenzler-Sorgen im nördli chen Nö. 1920 Herz-Jesu-Predigt fährlich? staatsgeKardinal Innitzer dankt für Dachziegelspende! Die Chronik des Dechants von der Pürglen Visitationsansprache Kardina! Piffls Organisationen noch aktuell Erzbruderschaft zur Abwen dung des Priestermangels 1882
RkJQdWJsaXNoZXIy NzM2NTQ=