Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

Kuffner und Kratzl zu Ehrenbürgern der Gemeinde Unterzögersdorf ernannt. Der Baumeister Leopold Holdhaus, Stockerau,erbaute die Kapelle. Das Ordi nariat Wien bewilligte mit Zuschrift vom 15. I. 1880 die Feier von Messen am 20.1. (Sebastian), 4. V.(Florian), 15. VI.(Vitus), 4. XI.(Karl Borromäus),6. XI.(Leonhard). Die Einweihung der Kapelle erfolgte am 11. IV.1880. Neben den Ortsbewoh nern werden wohl viele Gäste an dieser freudvollen und erhebenden Feier teilge nommen haben. Unter den 17 Unter schriften von Teilnehmern an der Weihe feier ist besonders der akadem. Maler Jo sefKajetan Hanke,Wien,zuerwähnen.Al lem nach dürfte er das Altarbild gemalt haben. Die Liste der 18 Gemeindemitglieder weist folgende Namen auf: Brader Leopold, Ortsvorstand und Gründer Nirdter Anton, Vertrauensmann und Rechnungsführer Jordan Johann,Vertrauensobmann Göll Johann, Vorbeter Anzböck Franz Schabritz Paul Brunauer Jakob Grundschober Anna Wohlmuth Johann Wimmer Josef Bischof Josef Nirdter Johann Weinlinger Anton Bischof Karl Huber Andreas Köllner Katharina Die Rechnung über den Kapellenbau (Ausgaben) weist als Endsumme ohne Ziegel 3003 fl (Gulden) auf, die sich auf folgende Detailausgaben verteilen: MaurermeisterHoldhaus 800 fl ZimmermeisterFranzFrischauf .. 290 fl Tischlermeister Bleistein 190 fl Spenglermeister Neuhäuser 94 fl AnstreicherHoffmann 64 fl Kaufmann Witwe Eigl 55 fl Kalkbrenner 210 fl GlockengießerGoehsner 185 fl Schlossermeister Johann Kubasek 35 fl Schmiedemeister Leopold Langin 90 fl Maler,VergolderSchweichard 90 fl Verschiedene Sachen 900 fl Summe 3003 fl Die Fläche des Kapellengrundes wird am 9. VIII. 1956 anläßlich der Vorschrei bung einer Zahlung von S 19,19 als Vor schuß auf die Kommassierung wird mit 0.1919 ha angegeben,- Eine Haftpflichtversicherungspolizze 1959 gibt 90 m^ an verbauter Fläche und 80 Sitzplätze an. Weitere Daten zur Geschichte der Kapelle 1660/1662 Lt.Kirchenrechnung verkauft Pumpler Michael 4Eimer Wein und verwendet den Erlös für ein Legat. 1824 08 31 Weihe einer Ave-MariaGlocke durch den Stadtpfarrer Jo hann Forster, Stockerau. Vermut lich ist die frühere Glocke gegen Ende des Ersten Weltkrieges abge liefert worden (8 Mill. Kronen; Fa. Kutter). 1930 09 11 Mit einem Festgottesdienst begeht die Filialkirche ihren 50jährigen Bestand 1926 Renovierung der Kapelle. 1958 Renovierung der Kapelle. (S 15.027,-). 1971 04 29 Renovierung wegen schlech ten Zustandest Fassade, neues Turmdach, neue Blecheinfassung, Eingangstor gestrichen, Turmfen ster mit einem neuen Maschengitter versehen und gestrichen;S 82.000,-. 1970 Die Kapelle ist Eigentum der Stadt gemeinde Stockerau (Kirchenrech nung VI 108). 1971 Im Tauschwege wurde ein Teil des westlich der Kapelle gelegenen Grundstückes erworben, um eine Grünanlage bei der Kapelle erste hen zu lassen. 1979 Neuer Turmanstrich zur 100-JahrFeier der Kapelle. 1979 11 04 100-Jahr-Feier; Begrüßung der Festgäste; Ansprache des Herrn Bürgermeisters; Dankgottesdienst, zelebriert vom Hw. Herrn Stadt pfarrer Dr. Ludwig Czombal; die Feuerwehrkapelle von Siemdorf spielte die Schubertmesse:- Nach der kirchlichen Feier fand im gro ßen Saal des Klosters St.Koloman ein Empfang mit kleinem Unterhal tungsprogramm statt. Das religiöse Leben in Unterzögersdorf dokumentiert sich: 1584 07 08 Pfarrer Wolf zu Stockerau führt Klage, daß in den Filialen Zö gersdorf, Grafendorf, Olberndorf durch den Prädikanten der Besitze rin von Sierndorf,der Frau von Zelking, ,,der aller Orten ihre Ketzerei und sektischen falschen Lehre in den Häusern derBauern predige und das arme Bauernvolk irreführe" (Starzer, S. 283). 1686 127 Personen absolvieren die Osterbeichte(Pfarrchronik). 1924 03 26 Bewilligung der Abhaltung einer Sonntagsmesse und der Osterkommunion in der Kapelle am 30. III. für alte und gebrechliche Pfarrkinder. Messelizenzen für be stimmte Tage und für Leichenmes sen sind gegeben'. 1926 10 18 Bewilligung für eine hl. Messe an Sonntagen und gebotenen Feiertagen. Der geübte Brauch, an den Tagen des hl. Florian und hl. Borromäusund bei Sterbefällen eine hl. Messe zu lesen, bleibt weiter be stehen. 1946 Die Bittprozessionen werden all jährlich nach alter Tradition von der Kapelle bis zum Kolomankloster wieder aufgenommen. Die Kassenbücher, Kassenjoumale 1926-1935, 1941-1957 geben Aufschluß über das Budget zur Kapelle. Die Betreuung der Kapelle obliegt ei nem Patronatskommlssär, 2 Kirchenvä tern und einem Mesner (Kirchendiener). In den Quellen sind genannt: Als Patro natskommlssär für die Jahre 1934-1938 fungierte Leopold Longin; als Kirchenvä ter scheinen auf: Grundschober Karl (1927-1938)und Anton Winter(I927-1938). Den Mesnerdienst versah Engelsberger N. (1929-1933). Die Kapelle ist nach wie vor der reli giöse Mittelpunkt des Dorfes. Es finden regelmäßige Gottesdienste und Andach ten statt. Schwestern des nahegelegenen Klosters St. Koloman helfen seit Jahr zehnten in der seelsorglichen Betreuung des Ortes(Jugend,Haus- und Krankenbe suche u. a. m.). Die hl. Sieben Zufluchten in der Erzdiözese Wien Franz StubenvoU, Wien Die barocke Volksandacht zu den hl. Sieben Zufluchten (das sind die hl. Drei faltigkeit, Christus am Kreuz, das Altars sakrament, die hl. Maria, der Chor der Erzengel,eine Gruppe von Heiligen,unter diesen besonders die Sterbe- und Pestpa trone,und die Armen Seelen)entstand im 17. Jh. im bayrischen Raum.' In diesen „Zufluchten" sah die Barockfrömmigkeit die sicherste Gewährfür Hilfe in allen An liegen, besonders aber auch für einen gu ten Tod. Die Vergesellschaftung in der geheiligten und glückhaften Siebenzahl sollte deren Wirkkraft steigern: „Wann diese Zuflucht' für mich stehn, kann es mir niemals übel gehn",lautet ein Spruch aus jener Zeit; oder: „In all euren Nötten und leidigen Suchten(Pest!)werden euch errötten dise siben Zufluchten." Diese Andacht, eine späte Parallele zu den 14 Nothelfern,erwuchsInden Notzei ten des 17.Jh.Die symbolische Zahl7fin det man auch in anderen Volksandachten, z. B. die sieben Freuden Mariens, die sie ben Schmerzen, die sieben Wunden und Fußfälle Christi, u.a. Verbreitet war diese Frömmigkeitsform außer in Bayern auch in Schwaben,Baden,im Norden bisFulda und in Österreich, hier besonders in Tirol und Salzburg." Ihre große Beliebtheit in allen Volksschichten bezeugen die vielen Bilder, Altäre, Kapellen,ja sogar Kirchen, die ihnen geweiht wurden.Auch im klei nen Andachtsbild wurden sie häufig dar gestellt. Verbreitet waren Sleben-Zufluchten-Gebete, -Lieder, -Litaneien und -Andachten. An je einem Tag der Woche wurde eine der Zufluchten besonders ver ehrt; Tagzeiten zu ihnen wurden gebetet und Bruderschaften pflegten und verbrei teten diese Andacht. Die Aufklärungsmänner freilich be spöttelten sie,so daß sie gegen Ende des 18. Jh.zurückging.Sie hielt sich in vielen Gemeinden,aber auch im 19. Jh. und im 20.Jh.wurde versucht,sie wiederzu bele ben.^ In Niederösterreich scheint die Sleben-Zufluchten-Andacht nicht sehr stark 43

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