Rosenbergs und überhaupt des nationalsozialistischen Barbarismus. Nun bemühten sich nicht bloß die Alldeutschen, d. i. genauer die Schönerianer und Genossen, um die Anwerbung und Gewinnung der Lehrerschaft und die Umgestaltung der Schule nach ihrer antikatholischen, ja antichristlichen Weltanschauung, sondern auch der Marxismus in der eben aufstrebenden Sozialdemo kratie, weshalb Stauracz als tätiger Schulmann und entschlossener Lehrerbildner auch auf diesem funda mentalen und entscheidungsvoUen Sektor seine Wach heit und Abwehrbereitschaft an den Tag legte. Der allmächtige „Schulreformer" war der aus Deutschland zugewanderte Pädagoge Dr. Friedrich Ditters, der von 1868/81 als Direktor des Pädagogiums in Wien, seit 1870 als Angehöriger des n. ö. Landesschulrates und seit 1873 noch dazu als Reichstagsmit glied seine ausgeprägt liberal-freimaurerischen und kirchenfeindlichen Schulideen imter der deutsch österreichischen Lehrerschaftzu verbreiten suchte®*). Als der nun «auf dem Grazer Lehrertag — „der Krone aller Lehrertage" — im Juli 1888 besonders arg gegen die konfessionelle Schule imd die katholischen Priester wütete und hartnäckig die Trennung der Schule von der Kirche forderte, fühlte sich Stauracz — und er war eigentlich der einzige, der sich gegen diesen all gewaltigen Freigeist aufzutreten und ihn zu wider legen wagte — zur Abfassung seiner ausführlichen Gegenschrift angeregt: „Der Schlachtengewinner Dittes und sein Generalstab oder Ein Jammerbild österreichischer Schulzustände", mit dem Untertitel: „Unglaubliche Leistungen importierter und einheimi scher Schulkünstler, aus den Schriften und Reden der selben, zu Nutz und Frommen der ,Vereinigten Chri sten' festgenagelt", die keine Widerlegung fand und 1889 schon die zweite Auflage erlebte®®). Darin "wies er den freimaurerischen Ursprung der Parole: „Confessionslose Schule", nach, zitierte Aussprüche Leos XIII. und anderer Autoritäten für die konfessionelle und wider die konfessionslose Schule, zeichnete dann von Dittes ein Lebens- und Gesinnungsbild, berichtete über die wichtigsten (gegnerischen) Lehrertage seit dem I. österreichischen Lehrertag anfangs September 1867, deutete auf die mehr oder minder „giftigen" Lehrerzeitungen hin und behandelte auch das heiß umstrittene Problem der geistlichen Schulaufsicht. Ehrlich bekannte er in der Vorrede zur zweiten Auf lage, „daß das Gelingen des Büchleins vorerst jenen zu danken sei, die seit Jahrzehnten in Wort und Schrift®") gegen die confessionslose Neuschule und deren vornehmste Träger kämpften und deren Arbei ten er nur zusammenstellte." Als hierauf die von der sozialdemokratischen Parteileitung einberufenen Volksversammlungen in Wien mit der Tageslosung: „Stellungnahme gegen die Verpfaffung der Schule", zahlreicher wurden und die „freie Lehrerschaft" in ihren Versammliingen immer wieder die vollständige Trennung der Schule von der Kirche hinstellte, „entschloß er sich neuerdings, eine Anzahl von Bändchen herauszugeben, wodurch die Schulverhältnisse ■wahrheitsgetreu beleuchtet werden sollten®')." Er überschrieb die Reihe mit; „Jammerbilder österreichischer Schulzustände", und mit: „Ein Wort an das Volk, seine Lehrer und die gesetzgebenden Factoren." Wegen der als Verdienst um die Mensch heit empfohlenen Verbreitung der Schriften Darwins, Haeckels, Vogts u. ä. an weiteste Kreise machte er mit der Broschüre: „Darwinismus und Schule"®®), den Anfang, worin er den modernen Naturalismus und Materialismus samt Anhängerschaft unter die Luppe nahm und die Aus'wiricungen auf Religion und Chri stentum darstellte, und dies mit dem Wunsch am Schluß, der Leser möge erkennen^ daß der Kampf um die confessionelle Schule für den Clerus als Hüter des Glaubens und der Sitte eine Pflicht sei gegenüber dem so verderblichen Geiste des Materialismus, und nicht Herrschsucht ihn leite; und daß der Sieg der kathol. Wahrheit sicher sei bei der Verworrenheit, Unwissenschaftlichkeit imd Verderblichkeit der mate rialistischen Weltanschauung. Es gelte nur, daß alle die Augen öffnen und die Gefahr erkennen und mit helfen beim Rettungswerke." Im zweiten Bändchen,,,Junge' Lehrer und Geist liche" (I. Teü)®") legte er wahrhaft „wilde Kraftproben priesterfeindlicher Gesinnung" vor, -wie sie einst „nach liberalem Muster nun von der Hello-, Juden- und socialdemokratischen Presse""") unter dem Schlager Klerikalismus gegen Printer und katholische Lehrer erfunden wurden, und plante diese durch „Stichproben von Priesterhaß" aus einigen anderen Schulzeitungen in einem II. Teil zu ergänzen"*). „Durch die ausgesprochen socnaldemokratische Strömung in der Lehrerschaft gezwungen", konnte er aber das letztgenannte Bändchen nicht herausbringen, sondern gab nun als III. Bändchen „Socialdemokratie in der Lehrerschaft" heraus, das er wegen der Stoff menge ebenfalls in zwei Abteilungen erscheinen las sen wollte"-). Wie schon oft in der Geschichte offenbar ge'worden, daß Gegner sich im Kampf wider die katho lische Kirche vereinigten, konnte Stauracz auch da mals feststellen, „daß sich nämlich Sozialdemokraten und Schöerianer in den Armen lagen", und weil sie nach den Wiener Bezirkswahlen die überwiegende Mehrzahl der Wiener Lehrerschaft erfaßten, auch die entsprechende Macht ausübten"®). Das vierte Bändchen benannte sich „Lehrer unter sich und auf Gastrollen samt Echo""'*) und wollte zum Unterschied vom vorausgehenden Bändchen, das den sozialdemokratischen und schönerianischen Geist aus „Lehrerzeitungen" zu erweisen gesucht hatte, diesen vornehmlich aus „Lehrerversammlungen" enthüllen. Dabei stellte er als Erfahrener fest, daß trotz des Aus bruchs einer heftigen Fehde zwischen den deutsch völkischen (Schönerianem) und den sozialdemokrati schen Lehrern, weil dem Anschein nach die Erstge nannten die Letzten abschütteln mochten, beide Grup pen in der überwiegenden Mehrzahl antiklerikal, resp. christentumsfeüidlich waren (Vorwort). Daher faßte er am Schluß als Ergebnis und Forderung zusammen; „Reform der Lehrerseminare ist das erste und schreiendste Bedürfnis", und erneuerte damit eines seiner Hauptanliegen, das er bereits vor einem De zennium in einer großen Versammlung als einer der Ersten als richtigen Notschrei ausgestoßen hatte""). Die echt katholische Schule werde erst dann vorhanden sein, wenn die Lehrer selbst gläubig sind und aus Überzeugung praktisch das Christentum selbst übten. 65
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