Enrica Handel-Mazzetti an Kard. innitzer Seraphisches Diktat Eure Eminenz! Linz,24. 3. 1933 Gestern um diese Stunde,als das Radio die herrliche Feier zu St. Stephan in tau send Heimstätten trug, war wohl Eurer Eminenz erlauchter, teuerster Name auf Hunderttausenden von Lippen,Ihr erha benes Bild in Hunderttausenden von Her zen. Es war ein Fest in ganz Osterreich; der gütigste Vater,der Apostel der Liebe, die Hoffnung unserer Nationen,unser all geliebter Kardinal Innitzer istaus derHei ligen Stadt zu den Seinen heimgekehrt!- Mit all den Tausenden,die dem erhabenen Purpurträger ihre Wünsche aus vollster Seele darbringen,darfich mich heute ver einen.Der Segen des Herrn kröne Seinen getreuen Apostel. Sein Reich, wie das Christi des Herrn nicht von dieser Welt und doch völkerum fassend, weltumspannend, möge viele, viele glorreiche Jahrzehnte währen,Jahr zehnte des Glückes für den geliebten Kir chenfürsten, Jahrzehnte des Glückes für sein getreues Volk! Darf ich Eurer Eminenz anbei ein ganz bescheidenes Bausteinchen vorlegen,das ich zu Ihrem gewaltigen Bau des Katholi kentages im Zeichen des Kreuzessieges von 1683 beisteuerte? Es ist eine Marcod'Aviano-Studie,darin Eminenzvielleicht einige noch unbekannte Daten über den Heiligen des Türkenkrieges finden. Die Hülle des Kalenders hat eine Münchnerin gestickt,Frl. Johanna Sand,eine Urgroßnichte des Helden meiner Sand-Trilogie. Johanna Sand ist Protestantin, aber eine vonjenen,die heimliche Liebe zu unserer hl. Kirche haben. Lateinerin ist sie nicht; darum ist aus der Patrona Bavariae unter ihrer Sticknadel eine Patrona Bavaria ge worden! Noch gestatte ich mir das neu erschie nene Werk des Garstener Strafhaus-Rek tors Leopold Arthofer, das ich herausge geben habe, zu überreichen. Eurer Emi nenz allumfassende Menschenliebe gilt auch den Ärmsten der Armen,die die Welt verstoßen hat,und so wird wohl Arthofers Buch gerade bei Eurer Eminenz tiefes Verständnis finden.Es sind schlichte Er zählungen,ich habesieaufArthofers Bitte überarbeitet und nach den mündlichen Berichten des jungen Rektors das Ein gangskapitel und das abschließende („Der Seelsorger")zum Teil frei geformt. Die Wesenheit der erschütternden Episo den ließ ich jedoch ganz unberührt. Unendlich glücklich wäre der junge, seeleneifrige Priester, sollte sich sein schlichtes Werk das kostbare Wohlgefal len Eurer Eminenz verdienen. Unser hochwürdigster Bischof liebt das Buch sehr, und in Klerus und Volk findet es viele Freunde. Nun zum Schluß noch eine Bitte, einen österreichischen Musiker von Format be treffend. Vielleicht ist Eurer Eminenz durch Herrn Redakteur Dr. Messner schon im Bilde: Es handelt sich um eine Tonschöpfung des Domkapellmeisters von Salzburg,Jo sef Messner; um eine dreiaktige Oper nämlich, deren Libretto sich auf meine Ballade „Deutsches Recht" aufbaut. Messner würde sein Werk sehr gern zur Zeit des Katholikentages an der Wiener Staatsoper uraufgeführt sehen. Gleich zeitig würde vielleicht die Uraufführung in Leipzig erfolgen. Messner bat mich um ein Fürwort bei Eurer Eminenz; Ihr Eintreten für die Sa che, das wissen wir, ist gleichbedeutend mit vollem Gelingen. Die Musik soll sehr schön und melo dienreich sein; das Libretto las ich,es ist reizend. Redakteur Dr. Messner besitzt einen Durchschlag,den er EurerEminenz unterbreiten könnte.So lege ich denn die Sache in Ihre mächtigen Hände, und danke im vorhinein innig für jede güte volle Verwendung in dieser Sache! Es wäre wohl herrlich, wenn dieses vollwertige Musikwerk gerade zum Ka tholikentag und in Wien und unter der Patronanz des größten deutschen Bi schofs zur Aufführung gelangen würdeeinmal ein christliches Kunstwerk an der Wiener Staatsoper! Ich bitte Eure Eminenz,mirund meiner schlichten KunstIhr unschätzbares,güti ges Wohlwollen zu bewahren und bleibe mit dem Ausdruck meiner tiefsten Ehr furcht Euer Eminenz dankbar ergebene Enrica Handel-Mazzetti DAW, Bischofsakten, Innitzer, maschingeschrieben. Dr.F.L. Liebeswerk Wien Eure Eminenz! Hochwürdigster Herr Kardinal! Das Seraphische Liebeswerk der Wie ner Erzdiözese hat das Kaiserin Elisa beth-Asyl für verkrüppelte Kinder in Ma ria Lanzendorf Nö.übernommen und er laubt sich daher die ergebenste Bitte an die Katholikenhilfe um gütige Zuwen dung einer Aushüfe zur Bestreitung der Schulden von 140.000 Kronen sowie einer Aushilfe anläßlich der Übernahme und Fortführung des Betriebes der Anstalt. Das Seraphische Liebeswerk hat als junger Verein(mit 10.000 Mitgliedern)die Leitung der Anstalt übernommen und hofft durch rege Propagandatätigkeit zu der ersten Anstalt neue Anstalten in der Erzdiözese ins Leben zu rufen. Die Zahl der verlassenen Kinder,deren Erziehung aus irgendeinem Grunde im Elternhaus unmöglich ist, ist groß und die Notwen digkeit und Zeitgemäßheit solcher An stalten werden allgemein anerkannt und begrüßt. Indem die Vereinsleitung des Seraphi schen Liebeswerkes die ergebenste Bitte wiederholt verbleibt sie in aller Hochachtung für das (Stampiglie) Seraphische Liebeswerk für verlassene Kinder in Wien VI, Gumpendorferstraße 108. Wien,Juli 1920. (Mit Bleistift vermerkt: 50.000 K.8. Au gust, Piffl). DAW, Bischofsakten Piffl 1920.Orig. Handgeschrieben.Siehe dazu: Beiträge XIII (1972), Nr. 5/34-36: Möns. Josef Altrichter(t 1967). Apostel des Wie ner Seraphischen Liebeswerkes. Dr. F. L. Jugendverbände suchen Einigung 1920 Euer Eminenz! Hochwürdigster Herr Erzbischof. Durch den drängenden Ernst der Zeit angetrieben,gestatten wir uns.EuerEmi nenz das folgende Anliegen vorzutragen. Da wir unterzeichneten Verbände mit anderen Katholiken in Fragen, hinsicht lich deren unter den Katholiken Mei nungsverschiedenheiten bestehen, nicht übereinstimmen, sind wir seit Jahren in der Organisation von denselben getrennt, was wir in dieser ernsten Zeit, insbeson dere im Hinblick auf die noch bevorste henden großen Kämpfe als ein schweres Übel bitter empfinden. In der Trennung können viele im katholischen Volke ru hende Kräfte nicht fruchtbar gemacht und weder einheitlich zur Geltung ge brachtwerden noch zur vollen Entfaltung gelangen. Von heiligem Eifer für die Sa che erfüllt, ersehnen wir eine kämpf- und opferfreudige Einheitsfront mit allen nichtpolitischen Vereinigungen und den Diözesanorganisationen. In diesem Sinne und im Geiste freudi ger Unterordnung unter unseren Diözesanoberhirten stellen wir die Bitte um Ermöglichung dieser Einheitsfront,in der wir, unter Wahrung unserer Eigenart in Liebe und Eintracht mit allen Glaubens brüdern wirken wollen an dem großen Werke der Wiedergeburt der menschli chen Gesellschaft in Christo. In kindlicher Verehrung ergebenst f. d. Karl Vogelsang-Bund: Josef Germ, Obmann;F. Stöger, Schriftführer f. d.Bund der deutschen katholischen Ju gend Österreichs: Theo Antoniak, Ob mann; Karl Teichmann,Schriftführer f. d. Verband der kathol. Mädchenjugend Österreichs: Wilhelmine Wultsch, Vorsit zende; H.Führing, Schriftführerin Wien am 2. Juli 1920: DAW, Bischofsakten Piffl, 1920. Orig. Maschingeschrieben, Dr.F.L. 31
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