Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

Die Skapulierbrüderschaft in Göllersdorf Möns. Karl Keck Bis zum Jahr 1783 war unsere Pfarrkir cheam 16. Juli in der Oktav und am Sonn tag darauf das Ziel von vielen Prozessio nen aus der näheren Umgebung,um dort das Skapulierfest zu feiern und den gro ßen Ablaß zu gewinnen. Im Jahre 1672 hatte die Herrschaftsbesitzerin Maria Theresia, Gräfin v. Puchheim beim Pas sauischen Konsistorium in Wien einge reicht, daß in der Pfarre Göllersdorf die Skapulierbrüderschaft zu Ehren der Mut ter Gottes vom Berge Karmel eingeführt werden dürfe. Dechant Andreas Kaltenegger von Stockerau hatte das Gesuch warm empfohlen, da auch Pfarrer und Pfarrgemeinde(damals waren noch Bergau, die beiden Grub,Obermallebam und Oberparschenbrunn bei Göllersdorf) es sehr wünschten. Die Bruderschaft, von der uns wenige Akten Zeugnis geben, brachte eine schöne Anzahl von Mitgliedern zusam men,sorgte für die religiöse Schulung ih rer Brüder und Schwestern, half bei der Erhaltung und Verschönerung des Got teshauses mit,bereitete den Zugehörigen ein würdigesBegräbnis und gestaltete das Hauptfest. Ein Bote mußte in den Nach barorten das Fest einsagen und ein oder mehrere fremde Priester wurden eingela den,im Beichtstuhle auszuhelfen und die Festpredigtzu halten.Im Jahre 1725(und gewiß auch in anderen Jahren) hielt ein neugeweihter Priester(Ferdinand Unterweger von Enzersdorfim Tale)unter Assi stenz das Hochamt, was der Feier einen noch größeren Auftrieb gab; hieß es doch in alten Zeiten;Wegen eines Primizsegens soll man die Schuhsohlen durchtreten. Aus der Zeit Pfarrer Thalmanns (1712-1721) und von 1725 sind uns Fest predigten erhalten. Der namhafte Predi ger P. Gregor Sebastian Fritz, Orato riumspriester zu Wien und ein geborener Hollabrunner,hatsieim 2.,3.und4.Bande seines Werkes „Tridecas panegericor Sa cra: das 2., 3. und 4. halbe Schock Allorboy" veröffentlicht und wir können uns lebhaft vorstellen, wie die Zuhörer an den Lippen des Predigers hingen. In der Kir che hing oder stand ein Skapulierbild. Stellte es die Schmerzhafte vor oder hielt es,da es von derBruderschaftangeschafft worden war, den denkwürdigen Augen blick fest, da die Himmelskönigin in dem seligen Simon Stock das Skapulion vom Himmel reicht? Auch Erinnerungsbilder, in Kupfer gestochen, gab es bereits 1685; leider ist keines auf uns gekommen.1781 noch machen der Präses Pfarrer Caspar Prey und der Bruderschaftsvorsteher Kaufmann Martin Exinger das Einbekenntnis. Unter der Ausgabe erschienen 56 Gulden für die Bedienung der Ordens personen und der Geistlichen, die am Festtage und der Oktave kamen und zu tun hatten. 1783aber ist die Bruderschaft eine welt liche unter dem Titel der Tätigen Liebe (am armen Nächsten).Gleichwohlkönnen die GöUersdorfer die alten Zeiten nicht vergessen und werden bittlich, daß auch in der neuen Bruderschaftdas alte Haupt fest, wenigstens am Sonntage nachher, mit Predigt, Hochamt und kleinem Um gange gefeiert werden dürfe. Auch die monatlichen Prozessionen sollen gestat tet werden.Dieses Gesuch ist aber sicher abschlägig beschieden worden. Quellen: Diözesanarchiv Wien.Pfarren: Oberhautzenthal,Siemdorf,Stockerau. Die Pfaffenmühle in Stockerau OSR Hugo Nikel Am Göllersbach (1611, 1612, 1613 heißt er noch „pach Mittau,Mida")bzw.am ab geleiteten Göllersbach-Mühlbach liegen zwischen Olbemdorf und Stockerau (Kochplatz) sechs Mühlen: Die Mayer mühle (Buchegger- oder Webermühle), die Teufelhartmühle(Floderermühle),die Erlingermühle (obere Markt- oder Kir chenmühle), (Dr.-Karl-Renner-Platz), Stockerau und die ehemalige Bruckmüh le, an der Gemeindegrenze, Stockerau, Conskr.-Nr. 206), die Postmühle und die ehemalige Lagerhausmühle (Gabesam mühle,Stock., Kochplatz). Am Nordwestrande des Stadtgebietes steht bei der Brücke über den Göllers bach-Mühlbache die Postmühie, heute einbezogen in das Gelände der Glaswoll fabrik Haider Franz'i Seit 1771 führt diese Mühle die Conskr.-Nr.204-Prager Straße 77. Zur Mühle und das danebenliegende Gasthaus „Zur Postmühle"(Conskr.-Nr. 205-Prager Straße Nr.79)waren einstein gemeinsamer Besitz, wobei wiederholt getrennte Besitzer aufscheinen. Die Postmühle führte früher verschie dene Namen: Bachmühle,1312, 1345'. Hofmühle,die Hoferin,1553,1572,1562, 1563, 1567, 1567, 1609, 1611, 1657^'®. Bruckmühle,^ » 1572, 1589, 1563, 1601, 1611, 1612, 1707, 1765, 1803, 1835, 1843. Pfaffenmühle,^ ® 1563-1697, 1747; Pfarrhofmühle 1765. Kastimühle,' 1587, Besitzername. Postmühle, ab 1623 mehrere Besitzer waren Postmeister(keine Poststation). „Pruggmühle" zuneggs bei St. Kolo man,1623*; „Pruggmühl"zunechst bei St.Koloman oder der herrn Franziskaner closter gele gen, 1671^. Spatmühle, 1697, Besitzername*; Herinnere Bruckmühle', 1722, 1723. Untere Bruckmühle', 1814, 1815. Bruckmühle und Postmühle, beide Namen bis 1843 nebeneinander ge braucht. Postmühle, ab 1843-1897 allein, im Volksmunde bis heute gebräuchlich. Das Mühlengebäude brannte 1906 06 30 bis auf die Grundmauern ab. Die Mühle steht innerhalb einer Einfriedungsmauer, deren Tor ohne Jahreszahlenangabe ba rocke Formen zeigt. Das stattliche, ba rocke Haustor ziert ein viergeteiltes Wap pen,dessen Felder undeutlichen Inhaltes sind. Das Haus wurde um 1700 barockisiert. Der Altbau mit Erker auf Konsolen stammt aus dem letzten Viertel des 16. Jhdts.* 1811 02 02 und 1820 sind acht Joch Akker und ein Tagwerk Wiesen angegeben. Zur Geschichte der Mühle fanden sich folgende Daten: 1312 Erste Nennung der Mühle; Otto von Kaja verleiht der Frau Adelheid, Gemahlin des Pachmüllers in Zö gersdorf, die Bachmühle.' - Die Mühle liegt im Bereich der Ge meinde Zögersdorf. 1345 Nikolaus von Kaja erlaubt dem Pe ter,dem Bachmüller,das Wohnrecht auf seiner Mühle bei St. Koloman nächst Stockerau und sichert ihm die Beständigkeit seiner gegenwär tigen Bezüge.' 1377 11 04 Das Kloster St. Pölten ver kauft die Mühle ob St. Koloman bei Stockerau, die es vom Kloster Zwettl burgrechtsweise inne hatte, dem Kloster Zwettl (ein Rückkauf des Klosters Zwettl).' 1395 Der Ritter Zacharias der Doß besaß eine Gilte von 18 Pfunden' in Ol bemdorf,zu der unter anderem zwei Mühlen zählten.Hier handelt es sich um keinen tatsächlichen Besitz, sondern um das Vogteirecht. Die eine Mühle gehörte bereits 1358 und später dem Pfarrer von Stockerau; die andere Mühle kam an die Pfarre Stranzendorf bzw. an Thonradi auf Stranzendorf. - Da die Pfarre Stockerau „später" nur die Bach bzw. Bruck- oder Pfaffenmühle als Eigentum besaß,bzw.überdiese die Grundherrschaft ausübte, kann es sich 1358 nur um diese Mühle han deln. Durch diese Zugehörigkeit der Mühle zur Grundherrschaft Pfarre Stockerau wurde die Mühle zu ei nem unbekannten Zeitpunkt vom Gemeindegebiet Unterzögersdorfin das GemeindegebietStockerau um gegliedert. 1410 wird die Mühle als noch zu Unterzögersdorf gehörig erwähnt. 1400 (?) Nach dem Schriftstück XVI/16/3-1835 des Pfarrarchives Stockerau ist die Pfarre seit etwa 1400 im Besitz der Mühle, d. h., sie gehörte zur GrundheiTSchaft Pfarre Stockerau.In der Eingabe des Müll ners Wolfgang Arbinger 1563 steht noch die Angabe,wie die Mühlezur Grundherrschaft Pf. Stockerau ge kommen ist. Nach dem Tode des. Müllners Christoph Winkler, er hat 26

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