gestaltung dieses einzigartigen Lehrerverband^, seine Gesundheit, seine freie Zeit, sein Vermögen, seine Bibliothek von mehr als 3000 Bänden und unzähligen Zeitschriften usw. Mit dieser Organisation dachte er der liberalen und (sozial-) demokratischen Lehrer schaft ein Gegengewicht zu bieten und deren religionsund staatsfeindliche Bestrebungen zu stören. Großes hatte er noch mit ihr vor und oft sprach er von den großen Aufgaben, die der Kongregation nach dem (I. Welt-) Krieg harrten"-®). Wie der Verfasser bestätigen kann, bezeugten ihm immer wieder Schüler und Anhänger, die sich mit Stolz als Stauraczianer bezeichneten, daß sie als junge Leute Stauraez mit Begeisterung anhingen und von seinem Idealismus bleibend beeindruckt seien. „Besuchte man ihn, so traf man in der Regel Mit glieder eines seiner beiden Vereine an, mit denen er gerade in selbstloser Weise seine Mahlzeit teilte. Seine Einkünfte widmete er zum großen Teil (d. h. was ihm als Selbstverleger seiner Schriften verblieb oder eventuell aus eigens hiefür bestimmten Buch einnahmen zufloß) beiden Vereinen. Die Aufwendun gen gingen in viele Zehntausende (Kronen). Dafür sparte er an seiner Person und knickte; und wer seine abgemagerte Gestalt, seine abgetragenen Kleider be trachtete, mochte ihn wohl für einen Geizhals ansehen. Er ging in der Vernachlässigung seines Äußeren wirk lich zu weit (da er sich nicht einmal die Zähne richten ließ). Aber nur seine übergroße Sparsamkeit (an sich) setzte ihn, der von Haus aus ganz arm war, in den Stand, seinen beiden Lieblingsgründungen gegenüber eine so ausgiebige Freigebigkeit zu entfalten"^^). Wie hoch Möns. Stauraez den Lehrerberuf als den Erzieherstand der kommenden Generation einschätzte und ihm daher sehr die Heranbildung eines katho lischen Lehrernachwuclises am Herzen lag, erkfärte sich auch daher, daß er die erste Anregung zur Grün dung des Wiener katholischen Lehrerseminars gab^^'), das tatsächlich durch den „katholischen Schulvereinsmann" Dr. Kapsar Schwarz 1896/97 in Wien XVIII. (Währing), Ecke Semper-Michaelerstraße verwirklicht wurde^®). In den Jahren bald nach seiner Versetzung nach Wien vollzog sich in der Kaiserstadt der mächtige Auf schwung der christlichsozialen Partei und damit der Durchbruch der christlichen Religion und Weltan schauung im staatlichen und gesellschaftlichen Leben. Der junge aufgeschlossene Priester tat auch gleich in vorderster Reihe mit. War daher unter den 50 Per sönlichkeiten, die drei Monate vor dem Katholikentag d. J. 1889 vom Professor der Moraltheologie an der kath.-theol. Fakultät Dr. Franz Martin Schindler zu den im Hotel „Ente" (Innere Stadt, Riemergasse) ge planten „gemeinschaftlichen Besprechungen über wich tige Zeitfragen" eingeladen wurden. Und tatsächlich scheint er auch unter den 36 auf der Anwesenheits liste unterzeichneten Teilnehmern auf und blieb von da ab ein treuer Besucher und aktiver Sprecher dieser für die christliche Lösung der sozialen Frage so be stimmenden „Enten-Abende"'^''). Drei Monate später schien auch Dr. Lueger dabei aufi^®). Stauraez schloß sich ihm und seiner Bewegung begeistert an und diente der jungen Partei durch viele zündende Reden und Zeitungsartikel, wurde geradezu einer der engsten Mitarbeiter, Verteidiger und Propagandisten des Volks bürgermeisters. Anläßlich dessen glänzendst gefeierten 60. Geburts tags am 24. Oktober 1904 schon faßte er den Entschluß, für das darauffolgende Jahr aus den einzelnen Blät terstimmen und Festartikeln das Urteil der Zeitgenos sen — Freunds und Feinds—Luegers über ihn zusam menzustellen, konnte jedoch diesen Plan erst 1907 zu dessen zehnjährigem Bürgermeisterjubiläum realisie ren. Ehrlich gesteht er in dem 283 Seiten umfassenden Buch (im Vorwort)'^®): „Nicht Ehre, nicht Gewinn lockte mich und trieb mich zur Arbeit, sondern die unbegrenzte Liebe und Verehrung zu dem ganz ein zigen Manne, dessen Herzen auch ich nicht ganz ferne stehe... Vielleicht geben andere formvollendetere, schwunghaftere Lebensabrisse unseres Bürgermeisters heraus, eine größere Liebe in die Arbeit hineinzulegen vermögen sie nicht. Schattenseiten zu finden — wenn sich welche finden — erschien nicht als meine Auf gabe, das besorgen die Gegner." Von nicht weniger Begeisterung waren auch andere Broschüren zur Auf klärung des Volkes über Lueger diktiert®®). Mit gleicher Kraft und Freude wollte er auch ,Luegers Bewegung, der christlichsozialen Partei,dienen und wurde tatsächlich durch seine Schriften: „Die Ent wicklung der christlichsozialen Partei und deren Hausfeinde"®^) und „Eine wahre Volkspartei"®'^) zu deren Geschichtsschreiber. Nicht bloß als deren „Hausfeinde", sondern als Gegner des katholischen Österreich und überhaupt der katholischen Kirche, des Papsttums, der katholi schen Schule und anderer katholischer Institutionen erhoben verschiedene weltanschauliche Strömungen und politische Bewegungen ihr Haupt und suchten das öffentliche Leben immer mehr zu beherrschen und zu durchsetzen. Sie fanden aber in Stauraez den mutigen Widerleger imd einsatzbereiten Bekämpfer, der so mit einer stattlichen Anzahl treffsicherer und fundierter Broschüren und Blätter für die katholische und damit österreichische Sache eintrat und stritt und zu einem führenden Apologeten und Publizisten um die bewegte Jahrhundertwende in Wien wurde®®). Als national, politisch und religiös gleich gefähr licher Feind trat die seit dem Wiener „Deutschen Volks tag" im Dezember 1897 von antikatholischen und antiösterreichischen Kreisen entfachte Los-von-Rom-Bewegung auf den Plan. Als ihr nationaler imd politi scher Ahnheri' war der 1893 gegründete „Alldeutsche Verband", anzusehen, der mit seinen pangermanisti schen Bestrebungen Österreich zu durchsetzen und für den Anschluß ans Deutsche Reich reif zu machen suchte. Mittel hiefür schien diesen Alldeutschen die Protestantisierung der deutsch-österreichischen Lande, doch sollte sie auch nur die erste Periode zur Schaf fung einer Deutschreligion für alle Deutschrassigen sein. Dazu kam noch, daß der „Evangelische Bund" i'om Religiösen her unter Huttens Devise „deutsch lutherisch" auf dem Wege einer umfangreichen und reichlich unterstützten Propaganda die Uberleitung der deutschsprachigen Katholiken in den österreichischen Erblanden zum Luthertum als eigentliches Ziel er strebte. Eine wahre Flut von antikatholisdien Bro schüren, Traktaten und Pamphleten wuMe auf die Bahn gebracht. Einbruchstellen boten reformbedürf63
RkJQdWJsaXNoZXIy NzM2NTQ=