1. Juli auf kaiserlichen Befehl Kaspar Schrötl als Pfarrer installieren werde. Es scheint der selbst der neuen Lehre zuge tane Badener Pfarrer Schrechsmel den protestantischen Poppendorfzum Nach geben bewegen zu haben, denn Kaspar Schrötl wurde tatsächlich Pfarrer zu Gaaden. Pfarrer Schrötl sollte der letzte in Gaaden angestellte Weltpriester sein. Pop pendorf versuchte unter anderem auch mit Verlemdungen,ihm das Leben in sei ner Pfarre zu erschweren. Da es dem neuen Grundherren um den Kirchenbe sitz ging, erwirkte er bei Kaiser Maximi lian II. die Vollmacht,das Patronatsrecht voll und ganz ausüben zu können auf Grund treuer Dienstleistungen.Doch der Patronatsherr hatte keine Besitzerrechte auf das Kirchenlehen und der Kaiser machte dazu noch die Einschränkung in seinem Erlaß vom 22. September 1575, daß die Rechte des Abtes von Heiligen kreuz berücksichtigt werden müßten.(R. 21,1,6)In der Meinung,daß derProtestan tismus in Österreich schon die Oberhand habe,ließ Poppendorfden aus Straßburg gebürtigen Pastor Walbing nach Gaaden kommen.Er wiesihm Wohnungim Pfarr hof,26 Flor,in Geld und Deputate zu sei nem Lebensunterhaltzu.Dieser eigenwil lige Vertrag wurde am 19. April 1576 ge macht.Alles übrige des ergiebig dotierten Widums zog er als Lehensherr an sich. Es schien für den Prälaten von Heiligen kreuz aussichtslos, sein Rückkaufsrecht für Gaaden geltend zu machen. Doch durch denTod desschwankenden Kaisers noch im selben Jahre trat eine Wendung ein. Sein Sohn und Nachfolger RudolfII. setzte sich entschieden für die Rechte der Katholiken ein. Die durch die Gegenre formation veränderte politische Lage und das Bewußtsein,im unrechtmäßigen Be sitze von Gaaden zu sein, bewog nun den Freiherrn von Poppendorf,dem Stifte die Besitzrechte über Gaaden abzutreten.Be reits am 8. April 1579 verkaufte er die bei den Festen,das Pfarrlehen und die Unter tanen in Ober- und Niedergaaden samt Dorfobrigkeit um 3800 Rheinische Fran ken und 100 Dukaten Leitkaufendgültig an Abt Ulrich Müller und den Konvent von Heiligenkreuz.(R. 21, I, 3 u. III, 5a) Nachdem der Abt für das so teuer erwor bene Gaaden der Frau Margareta von Poppendorf noch eine Summe von 265 Franken als Ablöse für Vieh und Getreide erlegt hatte(R 21, III, 5d), ging er daran, Gaaden neu aufzubauen. Die verödete Burg Obergaden am Kir chenhügel baute er zu einem schönen, zweistöckigen Schloß neben der Kirche aus,die er noch im Jahre 1579 vollständig restaurieren ließ. Die Fundamente des Burghofes in Niedergaaden ließ er aushe ben, baute an deren Stelle eine neue Mühle und legte daneben einen großen Fischteich an.Davon sieht man heute die Reste des ehemaligen Dammes,über des sen Anlage noch ein Kontraktvom 7.Sep tember 1580 vorhanden ist. Im Kellerstöckl des heutigen Backhauses „Müller-Muck" bilden noch die Quadersteine der ehemaligen Niedergaadener Burg das Fundament.Abt Ulrich kaufte auch noch kleinere Grundstücke und einige Unter tanen zurück,die von den früheren Besit zern veräußert worden waren. Die ganze Struktur des Ortes Niedergaa den veränderte sich nun durch die in die Zukunft blickende Bautätigkeit dieses Abtes. Da seit 1579 die Pfarre von Stifts geistlichen betreut wird, vereinigte die Niederösterreichische Landtafel am 12. Jänner 1656, da immer noch andere Herren die Lehenschaft über die Pfarrgüter beanspruchten, diese mit der Dorf herrschaft. Außer dem Bau eines neuen Bräuhauses gegenüber der Mühle beim Mödlingbache ist nunmehr das Entstehen von Untergaaden besonders bemerkens wert.Da die neue Mühle einen rechtsseiti gen Zulaufvom Mödlingbach her bekam, legte man auch eine neue Dorfstraße an. Niedergaaden teilte sich somit in ein Mit tel- oder Mittergaaden und weiter gegen Osten, wo die Anningerberge eine große winkelartige Ausbuchtung bilden, in ein Untergaaden. Zu dessen Entstehen gibt uns der einstige Kirchenbesitz einen Hinweis. Der Name Lichteichen ist noch südöstlich der Kirche am sogenannten Baadenersteig gegen den Lauskogel er halten. Vom Ertrage dieses Holzes sollte ein immerwährendes Licht in der Kirche unterhalten werden. Es gab aber noch 12 Joch Wald in Niedergaaden neben dem Winkelhofeim Ainfelde(Ebenfeld),damit immer das zu Reparaturen und sonstigem Bedarffür die Kirche und für den Pfarrer notwendige Holz vorhanden sei. Wo lag dieser Winkelhof? Im Ebenfelde heißt es. Diese Flur erstreckte sich im ebenen Ge lände unter dem Schenkenberg beim Gumpoldskirchnersteig in Richtung zum Kogel im unteren Ortsteile vor dem An ninger. In diesem Winkel liegt ein durch eine Senke zum Mödlingbach getrennter Kogel, die einstige Fluchtburg. An deren Haussteinbrüchen am Ostabfall zweigt die Berggasse von der Hauptstraße zum Buchtal des Anningerab.Dieerstbekann ten Siedler des Ebenfeldes in diesem Winkel bezeichnet bereits die Kaufur kunde des Stiftes Heiligenkreuz vom Jahre 1376 folgendermaßen; ,,Jans im Winkchel von einem akcher in dem Gerawt, drew herbsthüner...Lewpolt Chogler acht phenning von chrowtgerten und sechs phenning von einem ak cher...Hainreich der Chogel von einem akcherzwen phenning."(FRAII/XVI/311) Die örtliche Lage der Wohnstätte Hain reichs bestimmte seinen Zunamen ,,der Kogler". Seine Nachfahren führen dann Kogler als Familiennamen weiter. So le sen wir 1431 „Hanns Chogelzu Niederga den"und „Hansel Chogler,pharrer hold". Der zweite Kogler war also Pfarruntertan, vielleicht der Winkelhofer oder dessen Nachbar.OhneZweifelliegt der Besitzder Koglerim unteren Teil von Niedergaaden, dem späteren Untergaaden. Das geht wohl auch daras hervor,daß er nach einer Wiese in der Au am Sparbach an der un tersten Ortsgrenze im Urbar der Wald mark eingetragen ist. Zur Ausbildung von Untergaaden trugen aber hauptsächlich die Kalköfen und die dadurch bedingten neuen Siedlungen- im Anningerwinkel bei. Dorfgericht oder Pantaiding Eine Geschichte des Pantaidingwesens in Gaaden läßt tief in das Dorfleben hin einblicken. Taiding ist sprachlich Tage ding, nämlich das an einem bestimmten oder herkömmlichen Tag abzuhaltende Ding oder Gericht.Im Privilegium minus vom 17. September 1156 war dem ersten Herzog von Osterreich Heinrich I. Jasomirgott der ausschließliche Gerichtsbann erteilt worden. Dadurch wurden alle Grundherrschaften von fremder Ge richtsbarkeit frei, nur den Blutbann oder die Todesstrafe reservierte sich der Her zog. Der Begründer Gaadens,der ritterli che Udalrich I., befand sich bei der Aus stellung dieses Privilegs zu Regensburg im herzoglichen Gefolge. Ihm, dem her zoglichen Jägermeister,oblag es,das älte ste Dorfgericht einzuführen, von dessen Abhaltung in Niedergaaden wir später ausdrückliche Kunde bekommen. Abt Udalrich von Heiligenkreuz, der Gaaden über 400 Jahre später neu gründete, ver legte die Abhaltung der Gerichtstage in das von ihm errichtete Jagdchloß am obe ren Dorfhügel. In der Reformationszeit riß die Familie Meggau,ähnlich wie Poppendorfin Gaa den, das Patronat von Obersiebenbrunn an sich. Bitter beklagten sich im Jahre 1619 die Heiligenkreuzer Untertanen zu Gaaden über die Gewalttaten der Reiler des Obersten Meggau,die am 22. und 23. November im Orte einfielen, plünderten und mordeten und einige Gefangene fort führten. An das Landesgericht wendeten sich auch Briefe und Akten von 1646 bis 1652 bezüglich eines Totschlages. Max Schotterer, Bader zu Gaden, beging die sen an dem Bauern Martin Taschner.Fol gendes Urteil wurde überihn gefällt: Eine Pilgerreise nach Mariazell mit Buße da selbst und Zahlung von 200 Flor, an das Landesgericht zu Lichtenstein (R. 21, VI, 2). Wir sehen daraus, daß sich die Justiz bereits mehr humanisiert hatte,Diealltäg lichen Klagen der Dörfler konnte die Grundobrigkeit entscheiden. Es ist von Interesse, wie ein solches Banntaiding im Jahre 1652 verlief: „Panthatüng zu Gaaden über daß Gottshauß zum heiligen Kreutz im Waldt, Cisterc. Ordenß,angehörigen Underthanen, alß in Ober-Milter-Unter Gaaden, wie auch denen Vier Prüllern. Welche gehal ten worden im Schlößlaldort,auß bevelch Ihr.Hochw.undtGnaden Herrn Michaelis Abten zu Heil. Kreutz, alß Dorf und Grundt Obrigtkheit durch Ihr Wohl Ehrwürd Herrn Patrem Theobaldum Priorem,P.Franciscum Cammereren,P.Chri stophorum Grundt undt Joann. Casparum Salwerdter Räntschreibern, den 4. Aprilis Anno 1652. Erstlichen ist die Ursach Ihrer Gnaden abwesenheit deren Underthanen vorhal ten. alßdann der Nahmen abgelesen wor den.Folgen die Nahmen der Underthanen In Ober Gaaden. 1. Matthias Stöckhl 2. Jakob Sackhl 3. Kollmann Zazler 4. Hannß Khrämbl 5. Paul Mur 6. Wolf Sandthaber 20
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