Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

tronat über die Pfarre in den Händen des jeweiligen Besitzers der Feste oder der Burg Gaaden. Der Patronatsherr besaß das Präsentationsreclit bei der Neubeset zung der Pfarre mit einem Geistlichen undfür die Schutzpflicht(Vogtei)überdie ganze Pfründenausstattung auch einen Anspruch aufEntschädigung davon,weil ihm auch die Bauerhaltungspflicht der Kirche oblag. Im Jahre 1476 lesen wir schon von einem Laun als Patron.Die Fe ste hatte ja 1450 das Kloster an Andreas Greisenegger abgetreten, der im Jahre 1471 hingerichtet wurde.Er hatte die Erb tochter des steirischen Hauses Laun ge heiratet. Christoph von Rauheneck prä sentierte 1523 als Patonatshcrr einen Weltpriester namens Michael Vogel für die Pfarre Gaaden,den der Offizial der zu ständigen Diözese Passau installierte. Doch nach dem katastrophalen Feindes einfall gab es keinen Pfarrer und nureinen zerstörten Pfarrhof. Sollte nun das be nachbarte, wenn auch selbst überaus schwer geprüfte Heiligenkreuz die noch überlebenden Gaadener ohne religiöse Betreuunglassen? Sie wurde nun von der benachbarten Cisterze aus besorgt. Der Rauhenecker suchte aber davon zu profi lieren,indem eram 6.April1530die Pfarre mit dem Pfarrlehen an Abt Johann um 50 Pfund Pfennige verpfändete.(Archiv Hei ligenkreuz, Rubrik 21, I 9). Die sich günstig darbietende Lösung sowohl für die brachliegende Seelsorge wie auch für den allmählichen Wiederauf bau des Pfarrgules störte aber der geldbe dürftige Rauhenecker,indem er die ihm zustehende Vogtei wie ein Besitzeigen tümer handhabte, Rasch löste er das Pfand vom Stifte wieder ein,aber nur,um gleich 1531 die St.-Jakobs-Kirche samt dem Kirchenlehen und die Erbvogtei über diezur Pfarre gehörenden Güterund dazu noch die öde daliegende Feste an Herrn Joachim Marschall von Reichenau zu ver setzen.(R 21, I, 9). Leider erwies sich der Nachfolger des Abtes Johann als Versager auf allen Li nien. Er verkaufte am 24. April 1538 den Gaadener Besitz an Alex Kuchler von Johannstein in Sparbach um die geringe Summe von 200 Gulden,machte aber da bei doch den klugen Vorbehalt eines Rückkaufes von Niedergaaden nach zehn Jahren, Noch dazu räumte der Rauhenekker gegen ein Darlehen von 10 Pfund dem Kuchler das volle Rechtein,nicht nur den Hof zu Niedergaaden, sondern auch die Burgruine und das Pfarrlehen käuflich an sich zu bringen.(R 21, I, 13). Gegen diese Verkäufe protestierte aber Joachim von Reichenau.In diesem Rechtsstreit nennt er sich Erbvogt der St. Jakobskirche und titulo justo emptionis Eigentümer des Pfarrlehens wie auch des Pfarrhofes jure patronatus. Er erklärt u. a., daß er die geistlichen Güter und Rechte von Chri stoph von Rauheneck käuflich an sich ge bracht habe,aberaus Mangelan Priestern, erbärmlicher Zerschleifung des Pfarrho fes und derzurPfarre gehörigen Güternur einen Teil derGülten und Einkommen der Pfarre in seinen Händen habe, um den verödeten Pfarrhof wiederzuerbauen. In so unsicherer und verworrener Lage be fand sich also die Pfarrkirche und der ganze Ort Gaaden. Jedoch die Geschichte der Babenber ger-Stiftung Heiligenkreuz zeigt uns,daß immer wieder,wenn diese Cisterze in miß liche Lage geraten war, tüchtige Äbte zielbewußt und energisch die Verhält nisse besserten. Mit vollem Rechte haben die dankbaren Mitbrüder dem tüchtigen Prälaten Konrad Schmid (1547-1558) ein marmornes Grabdenkmal mit seinem Namenspatron, dem hl. Bischof Konrad von Konstanz,in der Klosterkirche errich ten lassen. Allerdings von der Armut,mit der dieser Abt ringen mußte,gibt uns ein Zeugnis,daß er von einer Frau Radegund Freudenreich zu Gaaden 50 Florentiner Gulden entlehnte und dafür seine goldene Brustkette versetzte, nur um die Fechsung des Jahres 1555 bestreiten zu kön nen. Kinder der Welt und Kinder des Lichtes Im Evangelium vom ungerechten Ver walter(Lukas 16.8) heißt es,daß die Kin der dieser Welt in ihrer Art klüger sind als die Kinder des Lichtes. Abt Konrad meinte hinsichtlich der Verpfändung sei nesBerufskreuzesan die reicheDame von Gaaden: „Mein Pectoral ist zwar mehr wert, aber sie wird mich nicht betrügen, denn sie ist ein ehrliches Weib." Doch im trüben zu fischen verstehen manche ge rade in Zeiten der Not und Bedrängnis anderer. In solchen Lagen erwiesen sich die Abte Konrad,der unterseinem Oheim, Abt Johann V.in Heiligenkreuz eingetre ten war und der von ihm herangebildete Nachfolger Udalrich Müller als sieghafte Lichtgestalten. Bei der Übernahme seines Amtes im Jahre 1547 fand Abt Konrad nur sieben Religiösen vor, von denen einer an Sonnund Festtagen aushilfsweise in Gaaden den Gottesdienst versah, da die Pfarre noch immer keinen eigenen Seelsorger hatte. Der empfindliche Mangel an eige nen Mitgliedern machte die Anstellung von Laien auf den wirtschaftlichen Ver trauensposten der Abtei notwendig. Es rückte nun das Jahr 1548 und damit der Ablaufder 10jährigen Fristzum Rückkauf von Gaaden heran. Da aber die Stiftsvorstehung die notwendigen Geldmittel da für nicht auftreiben konnte,willigte sie in den Rückkauf von Gaaden durch ihren Hofmeister Christoph Prandtner ein.Die ser leistete die ausbedungene Kaufsum me,AbtKonrad aberließ sich von ihm das Wiederkaufsrecht zusichern. Wie sehr er sich an seinem Hofmeister getäuscht hat te, sollte die Zukunftzeigen.Sein äußerst tüchtiger Nachfolger Abt Udalrich II. Müller ließ sich am 3. August 1558,2 Mo nate nach seiner Abtwahl,neuerdings von Prandtner das Rückkaufsrechtzusichern, daauch er vorläufig noch nichtin derLage war, die Kaufsumme aufzubringen. Weil aber Prandtner die Absicht hatte, dem Stifte den Besitz von Gaaden gänzlich zu entreißen,setzte er kurz vor seinem Tode im Jahre 1563 seinen Schwager Hans Stoßamhimmel,Bürger und Äußeren Rat zu Wien,durch Testamentzum Erben die ses Besitzes ein. Abt Udalrich fühlte sich gezwungen,diesen neuen Besitzer zu kla gen. So entstand ein kostspieliger und langdauernder Prozeß, derjedoch erfolg los blieb.Doch Stoßamhimmelsollte kein Glück mitseinen Gaadener Gütern haben, denn im Oktober 1567 brach eine große Feuerbrunstaus,welche dieBurg und fast den ganzen Ort in Schutt legte. Dadurch geriet er in solche Armut,daß er beieinem Wiener Bürger,Sebastian Weiller,zur Er haltung seines Besitzes Geld aufnehmen mußte.(R 21,II, 7 u. VII. 25). An der Schwelle der Neuzeit Es bedeutete ein großes Glück für das Stift Heiligenkrez und das schicksalsver bundene Gaaden,daß sich AbtKonrad in Abt Ulrich(Udalrich)II.einen Nachfolger herangebildet hatte,der durch 26Jahre so umsichtig und erfolgreich regierte, daß man ihn mit Recht nicht nur den zweiten Stifter seines Klosters,sondern auch den zweiten Gründer von Gaaden nennen kann. Im Jahre 1570 übernahm die Witwe des verstorbenen Stoßamhimmel ein ganz verschuldetes Gaaden. Da sich auch ei nige Verwandte ihres verstorbenen Bru ders Prandtner oder Brandmeier um das Erbe energisch bewarben,so mußte auch sie bei Sebastian Weiller Geld aufnehmen. Schließlich wurde aber ihr Gaadener Be sitz gerichtlich beschlagnamt und dem Bürger Weiller als Entschädigung für die vielen Schulden eingeantwortet.In dieser Bedrängnis verkaufte Ursula Stoßam himmel am 19. Mai 1571 Gaaden an den reichen Herrn Franzvon Poppendorf,kai serlichen Rat und Hofkriegsratspräsiden ten, um 1600 Flor. Poppendorf brachte auch Sebastian Weiller dahin, daß er am 4.Juni 1571 gegen eineSumme Geldesauf seine Rechte, die er als Gläubiger auf die Güter des verstorbenen Stoßamhimmel hatte, verzichtete. Dem Abte Ulrich von Heiligenkreuz erwuchs ein neuer Rechts grund für den mit Stoßamhimmel begon nenen Prozeß,da die Witwe Stoßamhim mel die Rückkaufsrechte des Stiftes ganz unberücksichtigt gelassen hatte,während Poppendorf gegen Bezahlung der aus ständigen Steuern und Schulden die Anschreibung der Gaadener Güterim Land hause erreichte. Er aber wußte sich trotz eines Befehles Kaiser Maximilians II.vom Jahre 1572, Gaaden an Heiligenkreuz ab zutreten,in diesem Besitze bis zum Jahre 1579 zu behaupten. Als Herr von Poppendorf den Ort über nahm, amtierte dort ein Pfarrer namens Johann Faber.Dieser warihm als eifrigem Protestanten ein Dornim Auge,da erdoch auch gerne das Pfarrlehen für sich haben wollte. Als daherim Jahre 1572 der Kaiser einen Weltpriester namens Kaspar Schrötl zum Pfarrer von Gaaden be stimmte, suchte Herr von Poppendorf dessen Einsetzung zu verhindern,worauf Maximilian II. selbst ein Mahnschreiben an ihn richtete. Trotzdem wußte er die Einsetzung dieses katholischen Pfarrers noch 2 Jahre lang hinauszuziehen. Aus dieser Zeit ist noch ein Schreiben des da maligen Pfarrers von Baden vom 26. Juni 1574 vorhanden, worin er sich an die Pfarrgemeinde von Gaaden mit der Be kanntmachung wendet, daß er ihr am 19

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