Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

derBarmherzigkeitwar,sah sich niemand veranlaßt, von dieser Erbschaft eine kirchliche Stelle in Kenntnis zu setzen. Diese wunderbare Fügung war nun für die Erzdiözese Wien ein deutlicher Fin gerzeig, das Haus der Barmherzigkeit wieder zurückzunehmen. In dankbarem Gedenken an diese großen Wohltäler Dr. Wilhelm Svetlin, der schon viele Jahre vorher verstorben war, und seine Gattin Hilde Svetlin wurde auf dem ererbten Grundstück ein Bildstock, ausgeführt vom akademischen MalerToniHafner,er richtet.So hat sich wieder einmal das alte Sprichwort bewahrheitet: Der Mensch denkt und Gott lenkt In dieser herrlichen Waldlandschaft mit dem Blick aufdasTote Gebirge,das Warscheneck und die Pyhrgasgruppe wurde ein kleines Erholungsheim errichtet, in dem die Barmherzigen Schwestern tur nusweise in den Monaten Mai bis Oktober einen vierwöchigen Urlaub verbringen können,der ihnen wiederfür ein Jahr Ge sundheit und Spannkraft zur Erfüllung ihrer schweren Aufgabe, die Pflege und Betreuung chronisch Kranker, verleihen soll.Im Laufe der Zeit wich die ursprüng liche alte Arbeitsdienst-Baracke moder nen,wenn auch einfachen und zweckmä ßigen Räumlichkeiten, zu denen auch eine kleine, der Allerheiligsten Dreifaltig keit geweihte Kapelle gehört, und die Schwestern freuen sich jedes Jahr von neuem,wenn sie wieder auf Urlaub nach Windischgarsten fahren können. Erster Katholikentag der Erzdiözese Wien 24./25. März 1920 Siehe Bericht: Herausgegeben vom vorbereitenden Komitee, Wien 1920, im Selbstverlag des Diözesanverbandes der kathol. Vereine der Wr. Erzdiözese, 110 Seiten. Eine Ergänzung: Sorge um Got tesdienst-Stätten,ebd. S.91 f. Wien,am 9. April 1920. Eure Eminenz! Hochverehrter Herr Kardinal! Angeregt durch das Referat über den Wiederaufbau der Gesellschaft auf der Grundlage des christlichen Sittengeset zes, welches am letzten Katholikentage unter Vorsitz des hochwürdigsten Herrn Monsignore Dr.Kamprath von Hochwür den Herrn Prof. Pater Wilhelm Schmidt S.V.D. gehalten wurde, hat sich im An schlüsse an die Diskussion anläßlich der liturgischen Exerzitien in St. Gabriel eine kleine Schar von Exerzitanten zusam mengefunden, um über praktische Me thoden, die Grundlagen für diesen Wie deraufbau zu schaffen, schlüssig zu wer den. Allgemein wurdeaufGrund des Refera tes am Katholikentage der dort gefaßten Resolution zugestimmt, welche diese Grundlage in der inneren Erneuerung un seres Wiener Volkes erblickte und als ge eignetste Maßnahmen zu deren Verwirk lichung die eheste Bekämpfung der Wie ner Seelsorgenot vorschlug. In der Erkenntnis,daß beiden heutigen Verhältnissen auch bei größter Opferwil ligkeit in absehbarer Zeit an eine wirk same Ausbreitung der Seelsorge, durch Aufnahme von Kirchenbauten, nicht ge dacht werden kann, wurde nun vorge schlagen, diesem Notstande nach Festle gung des dringendsten Erfordernisses durch Aufsuchung und Mietung entspre chender Räumlichkeiten in Privathäu sern der betreffenden Bezirksteile abzu helfen, welche nach entsprechender Adaptierung zunächst als Sammelpunkte der Katholiken dieser Bezirksteile im An schlüsse an den Diöcesanverband der ka tholischen Vereine,ferner als Zentren ka ritativer Fürsorge, insbesondere im An schlüsse an die bestehenden katholischen Jugend- und sonstigen karitativen Für sorgeorganisationen (Vinzenzvereine) dienen sollten, an Sonntagen morgens aber durch Aufstellung von Feldaltären und unter Zuhilfenahme von Paramenten der ehemaligen Militärseelsorge, welche voraussichtlich verfügbar sein dürften, einen Sonntagsgottesdienst als erstes Samenkorn der Seelsorgein diesen bisher so mangelhaft versorgten Gebieten zu er möglichen. Bei dem gegebenen Priestermangel dürfte allerdings auch unter diesen Vor aussetzungen nur dann an die regelmä ßige Aufnahme eines Sonntagsgottes dienstes gedacht werden können, wenn der zumeist in den inneren Bezirken in seine Niederlassungen zusammengezo gene Ordensklerus sich bereitfmden lie ße, durch regelmäßige Entsendung ein zelner Mitglieder in diese dezentralisier ten Andachtsorte aufdiesem so wichtigen Gebiete derinneren Mission opferwilligin einer an die Wirkung unseres Wiener Apo stels des hl. Clemens Maria Hofbauer er innernden Weise mitzuwirken. Die Ausschmückung dieser Andachts orte,dieAssistenzbeim Gottesdienste,die Werbung zu seinem Besuche, die Über nahme eines würdigen Volkskirchenge sanges bei demselben oder gemeinsamer Andachtsübungen im Anschlüsse an die herrliche Liturgie des Kirchenjahres würden gewiß gernedielokalen religiösen Organisationen, besonders die Mariani schen Kongregationen,übernehmen. Zur Beschaffung der gewiß namhaften Mittel, die zur Verwirklichung der VorSchläge erforderlich wären, wäre an eine durch entsprechende Statistik über die WienerSe'elsorgenoteventuellgraphische Darstellung der vorliegenden Verhält nisse in Planform unterstützte Auslands propaganda bei den Katholiken Ameri kas, Hollands und der Schweiz,ev. auch Italien sowie der nationalen Nachfolge staaten der österreichisch-ungarischen Monarchie(Ungarn, Jugoslawien,Tsche choslowakei)zu denken. Diesen Plänen,deren Zustimmung wir hiemit von Eurer Eminenz um so freudi ger erhoffen,als bereitsseine bischöfliche Gnaden,der hochwürdigste Herr Weihbi schof Dr. Pfluger, und Monsignore Dr. Karaprath, welchen dieseVorschläge vor gelegt wurden, die Unterbreitung dersel ben bei Eurer Eminenzempfahlen,die re ligiöse Weihe und den unerläßlichen Gnadenbeistand des Hl. Geistes zu erfle hen,erbitten wir uns nunmehr von Eurer Eminenz folgende Verfugungen: 1. Den hochwürdigsten Herrn Maipredigem sämtlicher Wiener Kirchen wäre nahezulegen,in diesem Maimonat,in wel chen das hl. Pfingstfest fällt, in besonde rer Weise Maria als Braut des Hl. Geistes den Gläubigen vor Augen zu stellen. 2. Die Zeit von Christihimmelfahrt bis Pfingstsonntag in Form einer Novene zum Hl.Geiste die AndachtderGläubigen auf die in unserer Stadt leider viel zu we niggekannteund geübte Verehrung der3. göttlichen Person der Allerheiligsten Dreifaltigkeit hinzulenken oder wenig stens dies in Form eines Triduums in den letzten dreiTagen vor Pfingsten anzustre ben,um so gegen die unheilvolle Saat des HasseS" und den unheiligen Geist, der in unserer Bevölkerung sich auszubreiten anschickt, die Gnadenhilfe und Kraft des Hl. Geistes herabzuflehen und als Frucht dieser Verehrungdie werktätige Mitarbeit jedes einzelnen noch positiv gläubigen Katholiken an dem Werke der Glaubens verbreitung in unserer geliebten Vater stadt im Sinne der oben angedeuteten Vorschläge mitzuwirken und die ganze Größe der Gefahr für unser Volk, beim Weiterbestande dieser Seelsorgenot, zu erkennen. Als ein weiteres Mittel der religiösen Verinnerlichung und des immer engeren Anschlusses der Katholiken an ihre Mut ter, die hl. Kirche, bitten wir noch, alles daranzusetzen,um die Kenntnis derHerr lichkeiten unseres liturgischen Gottes dienstes,besondersim Anschlüsse an das Zentralgeheimnis desselben, die Vereh rung der Allerheiligsten Eucharistie und des hl. Meßopfers,immer mehrzu vertie fen.Zu diesem Zwecke bitten wir im Diöcesan-und Kirchenblatte regelmäßig die vom Missionshaus St. Gabriel ausgege bene handliche Übertragung der allsonn täglichen Meßtexte unter Benützung des hiezu aufgelegten feststehenden Teiles derselben sowie dersonn-und festtägigen Einlagen zu demselben, in allen Kirchen und Pfarren dringend zu empfehlen, in den Sonntagspredigten regelmäßig dar auf hinzuweisen und das Büchlein in den Sakristeien bei den Ausgabestellen des Kirchenblattes regelmäßig auflegen zu lassen. Dr.JosefPömer Zwei weitere Unterschriften(unleserlich). DAW, Bischofsakten Piffl, 1920. Maschingeschriebenes Orig. U

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