Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

fen. Dazu Niederösterreichische Weisthümer,I(1886),562. Im Mittelalter fand das Ortsgericht im befestigten Hof zu Niedergaaden statt. Von den 66 Joch Acker, die zum Hofe selbst gehörten,lagen 24im Ebenfeld vor dem Schenkenberg, heute über dem Sei tenweg von Untergaaden zum Ortsfriedhof; 18 Joch im Uberlandfeld vor Siegen feld gegen Pfaffstätlen oder Baden und wieder 24 Joch ober der Mühle von einst, heute die Langen Felder gegen den Mühlparz. Ein Joch des unentbehrlichen Krautgartens befand sich bei dem Hofe Niedergaaden.(WM S.109 f.) Fortsetzung folgt Der Brückenheilige in der Stadt Stockerau OSR Hugo Nikel Am 16. Mai feiert der hl. Johann v. Nepomuk seinen Gedenktag.Sein Standbild stehtan vielen Brücken,vor allem im mit teleuropäischen Raum, wo er zu den be kanntesten Heiligen zählt. Er ist der Brückenheilige (Schutzpatron gegen die Gefahren des Wassers) und Märtyrer der Wahrung desBeichtgeheimnisses.Die ba rocken Darstellungen zeigen ihn als Prie ster, der ein Kruzifix im Arme hält, ein Kranz von 5 Sternen umgibt sein Haupt. Biographie, Geschichte und Legende um den Heiligen kann als bekannt vor ausgesetzt werden.Die sterblichen Über reste des hl. Johannes v. Nepomuk wur den nach seinem Martyrium im St. Veits domzuPrag beigesetzt.Als1719sein Grab geöffnet wurde,fand man die Zunge des Heiligen, die das Beichtgeheimnis bis zum Tode bewahrt hatte, unversehrt. Die Kanonisation wurde bereits im 16. Jhdt. angeregt, die Heiligsprechung erfolgte 1729. Legende und Geschichte stützen sich auf historisch gut fundierte Zusammen hänge.Die Verehrung des Heiligen nahm trotz der Hussitenkriege, trotz des 30jährigen Krieges immer mehr zu und er reichte breitestes Ausmaß.Die Volkstüm lichkeit des Heiligen fand in der Errich tung von Johannes v. Nepomuk-Altären, Ablaßgewinnung, Reliquienverehrung, Errichtung von Statuen an Brücken sei nen beredten Ausdruck, Im 18. Jhdt. wurde es Brauch, dem Taufnamen der Knaben den Namen Johannes vorzuset zen(bei Mädchennamen geschah dies mit Maria),so taufte man z. B.Johann Georg, Johann Kaspar u. a. Die Taufmatrik der Pfarre Stockerau,Bd.XL,fol.49bringtam 8. VI. 1791 die Eintragung: „Comtesse Anna Maria Leopoldina, Eulegia Josefa Nepomucona(Eltern: GrafAnton Dr.Labay,Hofrat und Referent beim löbl.Depot uxor Katharina Baronin v. Hertersfeld)." Wie allerorts,so wurde auch der hl.Jo hann V. Nepomuk einstens in Stockerau eifrigst verehrt.Esmögen die engen wirt schaftlichen Beziehungen Stockeraus zum böhmischen und mährischen Raum, dem besonderen Verehrungsgebiet, und die Herkunfi vieler Zusiedler von dort dazu die Erklärung abgeben.Zeugnis für die Verehrung des Heiligen in Stockerau sind: der Johann v.Nepomuk-Altar in der alten Pfarrkirche und im Kloster St. Ko loman, Stockerau, die Johannes-Kapelle in Grafendorf/Stockerau, 4 barocke Sta tuen, 2 Bildnisse, eine Ablaß-Authentik und ein Ablaßbrief. Johannes v. Nepomuk-Altar in der al ten Pfarrkirche. Ein Altarpatrozinium zum Johannes d. Täufer-Altar 1461 er scheint1672 umgewidmet als Johannes v. Nepomuk-Altar. Eine Malerrechnung 1672 (Antipendium), eine Tischlerrech nung 1672, eine Glaseirechnung 1678(„2 Glasflügel beym Johannes-Altar"), eine Tischlerrechnung 1690(2 Staffel, 1 Tritt, gebrochene Ecken am Johannes-Altar) nennen den Johannes v. Nepomuk-Altar. 1695 werden „aus dem Johannes-Altar zwei Kasein erkauft"(vom Opfergeld). 1735 wird ein eigener Johannes v. Ne pomuk-Altar aufgestellt, Bereits 1733 wird ein Wachsbild des Heiligen „aufge macht". Der Wiener Maler Joh. Michael Moser besorgt die „Fassung"; der Wiener Bildhauer Mayerhofer Rochus und der Stockerauer Bildhauer Graffenberger Matthias leisten Bildhauerarbeiten. Die Kirchenrechnung 1735 weist einen Emp fang von 103fl521/2kr„vorSamblBuechl verschiedener Guethäter beim neuen hl. Johannes Nepomucenni-Altar eingegan gen". Die Gesamtkosten betrugen 134 fl 34 1/2 kr. Der Altar bildete bis 1776(Neu bau der Kirche)den Mittelpunkt der Nepomuk-Verehrung.Ein Bild des Heiligen, im Pfarrhof befindlich, mag von diesem Altar stammen; vorher hatte es seinen Platz bis in unsere Zeit heraufüber einem Beichtstuhl. - Eine Authentik bezeugt, daß eine Reliquie des Heiligen vorhanden gewesen war,(1774, 18.11.) Mit dem Altar verbunden war ein Ablaß zum Feste des Heiligen: der Ablaß war auf7Jahre zu ge winnen. 1766 wurde „ein Kasten (Glas sarg)des hl. Johannes und der hl. Rosalia vom Glasermeister Johann Resch, Stokkerau, um 1 fl „geputzt". Dieser Glassarg wurde 1781 vom Ver golder Josef Bühl neu vergoldet, was be sagt, daß der Sarg mit der Statue des Hei ligen in der neuerbauten Kirche vorhan den war.Der Altar wird 1763auch als„Kolomani-Altar" bezeichnet. 1715 und 1761 wird ein Kolomani-Bild am Altar des hl. Nepomuk genannt. In der Kirchenrech nung 1773 heißt es: „Nunmehr Colomani-Altar", womit wohl das Patrozinium des Johamn v. Nepomuk-Altares beendet sein dürfte. Die Verehrung des Heiligen hat nachgelassen,istfast erloschen.In der oben zitierten Kirchenrechnung wird der Johann v. Nepomuk-Altar nicht mehr un ter den Altären aufgezählt. Beim Neubau der Kirche 1776-1778 war wohl die Errichtung eines Johann v. Ne pomuk-Altares geplant, wurde aber nicht venvirklicht. Bei der Neugestaltung des Innenraumes der Kirche 1840 tauchte abermals ein solcher Plan auf, der aber zugunsten des Aloisius-Altares ebenfalls nicht ausgeführt wurde. Der Kostenvor anschlag 1840 für den Plan mit Altarbild entwurf belief sich auf650 Kr CM.Beim Aloisius-Altar hing noch 1862 ein kleines Johann v. Nepomuk-Bild, gemalt von dem Redemptoristen Frater Thomas (40 fl). Vermutlich ist es ident mit dem Bildnis des Brückenheiligen,das sich im Museum der Stadt Stockerau befindet. Der Johann v. Nepomuk-Altar hatte in der alten Kirche seinen Platz als Seitenal tar in derHöhedes heutigen HerzJesu-Al lares(1894), bzw.auch Hl. Familien-Altar (1780)geheißen. Johann v. Nepomuk-Altar in der Kir che des ehemaligen Franziskanerklo sters,Stockerau.Für diese Kirche stiftete 1727 der Stockerauer Hausbesitzer und Kammerprokurator Joachim Georg Schwandner einen Johann v. NepomukAltar, der 1783 bei der Aufhebung des Klosters durch Kaiser Josef II. nach Nd. Hollabrunn kommt. Johannes-Kapelle,Grafendorf/Stocker au, Feldgasse. Sie ist alljährlich das Ziel einer Bittprozession zu den Bittagen. Uber die Entstehung der Kapeile ist nichts erhalten. Sie wurde 1924 renoviert und am 26. V. 1924 eingeweiht. Die ba rocke Kapelle enthält eine Johannes v. Nepomuk Statue, Die Rückwand ist mit einem sehralten Gemälde,darstellend die Krönung Mariens und die Pestheiligen (Altarblatt aus Holz) versehen. Diese Ka pelle wird vomjeweiligen Besitzer derso genannten Pampichler,bzw.Pavlismühle erhalten. Drei barocke Statuen des Brückenheilien schmücken das heutige Stadtgebiet und zeugen von der eifrigen Verehrung des Heiligen. Eine Statue stifteten Josef Martin und Katharina Roger, Seifensieder, 1764. Sie steht „außerhalb des Marktes am Klo sterweg", heute Hornerstraße. Der Stokkerauer Bildhauer Bernhard Schilcher schuf sie. Bis zum Neubau der Brücke überdem Göllersbach stand sieam linken Straßenrand neben der Brücke und 'wurde damals(1973) auf den gegenüber liegenden, tieferführenden Gehweg ver setzt.-Zur Erhaltung der Statue stiftete J.M.Roger 3/4 Joch Ackerfeld beilebens länglichem Fruchtgenuß.Nach dem Tode des Stifterpaares ging der Fruchtgenuß gleichsam leibgedingweisegegen diejähr liche Zahlung von 3 fl CM an die Kirche, an die verwandte Familie Pamperl über, die zur Erhaltung der Statue nunmehr verpflichtet war. Laut Regierungsbe schlusses ging die Statue mit 17. 10. 1845 in den unauflöslichen Besitz der Familie Pamperl und deren Nachfolger über. Diese auf der Liegenschaft haftende Ver bindlichkeit wurde 1891 gelöscht. 8

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