Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

nachmittelalterliche Dorfanlage zur heu tigen Hauptstraße hinaufführt. Die große Wiesenfläche von der ursprünglichen Mühle bachaufwärts gegen die ehemalige Feste Niedergaaden bewahrte bis heute ihren Namen Hofwiese. Nunmehreinheitlich geleitetim großen Heiligenkreuzer Wirtschaftskörper ver mochte Gaaden wieder neuen Auf schwung zu nehmen.Ein sehr aufschluß reiches Urbar oder Grundbuch wurde 1431 für die Heiligenkreuzer Waldmark angelegt. Darin wird für Gaaden Niklas Müllner als Amtmann wiederholt notiert. Zu seiner Mühle gehörte eine Wiese,um das Haus herum der erste Obstgarten der ganzen Umgebung und vor dem Haustor der damals so beliebte und gesundheits fördernde Krautgarten. Den damaligen Reichtum derAnsiedler bildeteein großer Viehstand. Deshalb hatten sie ein Recht auf Viehweide bis hinaus zur Burg Möd ling in derKlausen sowie aufaufgelassene Weingartenflächen am Hühnerberg gegen Baden und unterhalb auföde Weingärten zur noch heute benannten Einöde gegen Pfaffstätten. Wir lernen auch fünf Pfar rerholden kennen,denen das Stift Anteil am Gemeindeholz im Mühlparz und ver schiedenen Grunderweiterungennehmen ließ. Von der besonders durch den Aus bau Wiens zur Weltstadt blühenden Kalk erzeugung in Gaaden bekommen wir al lererste Kenntnis im Waldmark Urbar vom Jahre 1431: Ein Hofstättler namens MertPrantstetter pachtete mehrere Acker und Wiesen,darunter„1tagwerck wismad gelegen pei den chalichgrueben hinter dem dorff".Ihn darf man als Urvater der Gaadener Kalkbauern bezeichnen. Da Besitz in Gaaden sehr begehrens wert geworden war, hatte Stift Heiligen kreuz das Hofgut Niedergaaden zunächst zu Kaufrecht abgegeben. Mit dem Stift Seitenstetten verbunden,setzte sich eine adelige Familie aus dem Westen Nieder österreichs in Gaaden fest. Aus dieser Familie stammte der erstgenannte Pfarr herr zu Gaaden (Pfarrer in Obergaaden) LorenzPelanter.Erkaufteam 12.Mai1450 mit seinem Bruder Wolfgang mit Einwil ligung des Burgherren, des Abtes Hannsen von Heiligenkreuz, den befestigten HofNiedergaaden.30 Jahre später lernen wir auch den Namen Stephan Schöngrundner als Pfarrer von Gaaden kennen, dem der Zehent von einem Weingarten in derRiedPermarktzu Pfaffstätten abzulie fern war.Damals verstanden es die Pfarrkinder Gaadens,sich nicht nur am Kirch tag zu Jakobi am 25. Juli gemeinsam zu sammenzufinden,sondern auch mit dem Ortsrichter aus ihrer Mitte zu Georgi am Richttag, wie dies als Gewohnheitsrecht niedergeschrieben wurde:„Item,das von alter herkomen das der richter 14 Tag vor sant Jeorgentag das pantäding laß durch ainen nachparn außruefen zu Ober- und Nidergaden,damites allzeitam sant Jeor gentag gehalten mag werden.Jeder nachpar muß dem Richter 50 aier 4 hennen 8 achtering wein abliefern von einem Ganz lehen.Nurvon Halb- und Viertellehen das dazu Entsprechende:soliches alles sollen sie dem richter 8 tag vorsant Georgentag zu halbem theül erlegen; auch gleichfalls sollen si den übrigen halben dienst 8 tag vor Jacobi auch erlegen, damit man den kirchtag auf denselben tag auch desto stattlicher halten kann." Allerdings sollte das Mittelalter um die Kirche von Gaaden nicht so froh behütet enden. Es kam zu einem langen und schmerzvollen Übergang in die Neuzeit. Quellen- und Literaturangaben Der Codex Traditionum Claustroneoburgensis in FRA II/IV (1851/1964) 21 u. 36, Nr. 100, bringt diese Traditionsnotiz, mit der die Geschichte Gaadens beginnt. WatzlHermann,Auszwei verschollenen Privilegienbüchern der Zisterze Heili genkreuzvon 1246und 1251 in:Festschrift Bernhard von Clairvaux 1953,S.397,Nr.6, bezieht sich aufdiese Traditionsnotiz,die er nach Rücksprache mit Fachgelehrten -mit zirka 1130 datiert. Sie gehört sicher lich in die Jahre 1125-1130(Lechner). Da sich aber eine ganz unhaltbare An nahme von einer Errichtung der Pfarrkir che Gaaden im Jahre 1306 unter AbtBer thold an Stelle einer Grangie aus den Memorabilien der Pfarre Gaaden, S.3, un wissenschaftlich weiter behauptet, muß hier dagegen Stellung genommen wer den:Steffek Rudolf,Kirche und Pfarrhof von Gaaden,in: Unsere Heimat 20(1949), 134. Darauf bezieht sich: Burgen und Schlösser zwischen Wienerwald und Leitha I/l (1966), 43, folgendermaßen: „Hierentstand 1306(sie!)in Hochlage eine frühgotische Burgkapelle, die als Prie sterchor der Barockkirche erhalten blieb." Wißgrill F. hingegen in Schauplatz des landessässigen niederösterreichischen Adels 1794läßtaufGrund einerfehlerhaf ten Urkundendatierung Ulrich und Wi chard von Gaaden bereits 1094 auftreten. Der Irrtum verbreitet sich weiter in unser Jahrhundert durch J. Siebmachers Wap penbuch IV/4(1909), III. Die große kolonisatorische Tätigkeit der Diözese Freising (heute Erzdiözese München-Freising) in Zahn J., Codex Dipl. Austriaco-Frisingensis FRA 11/31 (1870),26, Nr.27. Erdgeschichtlich und siedlungsüber sichtlich aufschlußreich: Schachinger Anton, Der Wienerwald, Eine landeskundliche Darstellung, Wien 1934. Besonders S.9 mit Angabe geologi scher Abhandlungen. Der Autor wendet sich bereits gegen die falsche Datierung von Wißgrill,a. a.0.,III,S.201-203,dadie in Betrachtgezogene Urkunde in dasJahr 1217zu stellen ist(S. 131).Sehr brauchbar ist S.187 die Skizze: Beginnender Drei eckanger durch Straßengabelung für die Kenntnis der ursprünglich strategischen Anläge des Ortskernes von Gaaden. Längst vor Nennung eines Weinzirl beim Ankauf an Heiligenkreuz im Jahre 1380 bringt: Das älteste Urbar des Stiftes Klosterneuburg in Jahrbuch des Stiftes Klosterneuburg V,248:„In Gaden 3 vinee 3sol." Babenberger Urkundenbuch BUB TV/l (1969), 73, Nr.658: BischofReginmar von Passau exzindiertaufBitten des Markgra fen Leopold und seiner Gattin 1132 die Kirche von Allentsteig. Ulrich von Stiefem-Gaaden als Urkundenzeuge für die beiden Kuenringer, die ihrerseits die Gaadner „dos" bezeugten, ergänzt die Umstände der Anwesenheit des kirchli chen Ordinarius 1132 in Klosterneuburg. Dazu:Bildung und Wissenschaftim Le ben Ottos von Freising, in: Analecla S. Ord. Cisterciensis, Festschrift Otto von Freising, in, 14 (1958), 289 ff.; gleichfalls von GriU Leopold,Das Itinerar Ottos von Freising, in: Festschrift Hausmann,Graz 1978,S.154 u. 173. WolfHans,Erläuterungen zum Histori schen Atlas der österreichischen Alpen länder,II/6(1955),407.Er setzt die Exzindierung der Pfarren Gaaden und Spar bach um 1200 an. Doch die Kenntnis der von AUand zehentfreien Pfarre Gaaden weist auf die Zeit Ulrichs I. von Gaaden. Dazu: Watzl Hermann, Das Urbar der Wald mark der Cisterze Heiligenkreuz 1431, Heiligenkreuz-Wien 1966. Der Autor ist der Meinung, daß die exemte Stellung Gaadens innerhalb der Mutterpfarre Alland aufdie „dos"von c.1130zurückgeht (S. 141, Anm.103).(Abbr.: WM) Zu Sparbach:Erste Nennung 1128FRA n/4, S. 17, Nr. 79. Ab 1195 selbständige Pfarre. Weißenbach kommtzur Ablösean die Mutterpfarre AUand als Besitz. Zum Unterschied von Gaaden war Sparbach nur Herrschaftspfarre und kam mit dem Gut Johannstein 1625 an Heiligenkreuz, wodurch Sparbach Filiale der Pfarre Gaa den wurde. Da Gaaden zur Bezirkshauptmann schaft Mödling gehört, ist das große Sammelwerk zu konsultieren: Mödling/Landschaft - Kultur - Wirtschaft, Stadtgemeinde Mödling 1975. Nicht nur Udalrich oder Ulrich IV. zeigt sich als treuer Babenbergeranhänger auf Seiten Gertruds in Mödling, sondern am Licht meßtagdesJahres1206,also über40Jahre vorher,sind „Wichardus et frater eius Vodalricus de Gadern" auf der ihnen be nachbarten Herzogburg Mödling Zeugen, wie Herzog Heinrich von Mödling die Schenkung eines Gutes des Hadmar von Kuenring zu Guntramsdorfaufden Altar der heiligen Maria zu Zwettl gewährt(Liber Fund. Zwetl.In: FRA II/3, 83). Dieser Udalrich III.,derjüngere Bruder Wichards, setzt die Linie der Udalrichinger in Gaaden fort. Da beide gemeinsam als von Gaaden zeichnen, vollzog sich je denfalls unter ihnen die Zweiteilung in Ober-und Niedergaaden.Hinsichtlich des Beinamens Asinus bereite ich eine Ab handlung vor. Er war schon ab Mitte des 12. Jahrhunderts gebräuchlich. Zur Schuhlieferung nach Gaaden: Fr. Leopold GriU, Das Schuhmacherhandwerk der Abtei Heiligenkreuz, in: Neue Ordnung (Wien 1924). Die zwei Ver kaufsurkunden an Heiligenkreuz von 1376 und 1380: FRA 11/16(1859),308-313, Nr.278 u. 341-342; 295. Der Amtmann oder Ortsrichter hatte das herrschaftliche Hofgerichteinzuberu-

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