schaffte Ritter Udalrich seiner Kirche durch Austausch von Loibersdorf, nord westlich von Hornam Kampim Waldvier tel,gegen Besitzungen seinerEigenkirche Gaaden. Sie war anfangs noch keine Pfarrkirche, sondern gehörte in das ur sprünglich große Gebiet von der Dürrliesing bis zur Triesting der ersten baben bergischen Wienerwaldpfarre Alland an der Schwechat.Die Dotierung der Gaadener Kirche durch Udalrich von StiefemGaaden, dem Hüter und Besiedler des Anningergebietes, bezieht sich selbstver ständlich auch auf die Einsetzung eines Burgkaplans daselbst. Erster Zeuge des Tauschaktes ist des Markgrafen gleichnamigerSohn Leopold, der zur Nachfolge im markgräflichen Amte von seinem Vater vorausbestimmt war. An dessen Seite standen die Kuenringer Hadmar,derim Waldvierteldas Cistercienserkloster Zwettl gründen sollte, und dessen Bruder Adalbero von Gobelsburg,der Vater Heinrichs von Zöbing am Kamp.Sie gehörten in erster Linie zu den Verteidigern und Bauleuten Österreichs gleich Udalrich von Sliefem am Kamp, dessen Burgturm oder Gaden einer neuen Ortschaftim Wienerwald den Namen gab. Die Fäden derHerkunft des ritterlichen Ministerialgeschlechtes derervonGaaden führen über Stiefem am Kamp noch viel weiter westlich in den oberbayrischen Bistumssitz Freising neben der einstigen Burg der altbayerischen Herzöge aufdem Dombergan der Isar. Von hieraus gingen grundlegende Impulse zur Missionierung und Kolonisation in die später österrei chischen Länder. Das kirchliche Hoch stift Freising hatte schon zur Zeit der Ka rolinger um die Mitte des 9. Jahrhunderts am Stiefembach (stivina), der auf der rechten Seite in den Kamp,dem Neben fluß aus dem Waldviertel in die Donau, fließt, bereits Besitz erworben.Ein slawi scher Großer,deraufden Namen Josefge tauft worden war,bestätigteinden Jahren 902/903 diese kirchliche Früherwerbung und vergrößerte sie. Die Missionierung ging Hand in Hand mit der Kultivierung einer neuen Kolonisationswelle im Ostreich. Allerdings folgte bald die gänz liche Eroberung dieses Ostlandes durch die Magyaren. Nach dem weltgeschicht lich bedeutsamen Sieg über dieses wilde Reitervolk ausdem Osten am Laurentius tag,dem 10. August955,mitdem die Ver ehrungdes dafür hochverdienten heiligen Bischofs Ulrich von Augsburg eng ver knüpft ist, übernahmen schließlich die Babenberger 976 dieses Donauland. Von der zunächst noch bajuvarischen Grenz mark aus gelangten sie vorerst nordwärts an den OberlaufdesKamp,wosie Stiefem in ihre Untertänigkeit bekamen.Alsihnen dann Kaiser Heinrich II., der Heilige,im Jahre 1002dasgroße Waldgebietzwischen der Dürrliesing und der Triesting zuge wiesen hatte,entstand darin um die Mitte des 11. Jahrhunderts die Urpfarre Alland am Oberlauf der Schwechat. Sie wurde die Mutterpfarre von Gaaden am Mödlingbach. Während in vorgeschichtlicherZeit sich die hinter dem schützenden Anninger bergenden Bewohner im unteren Teil Gaadens aufzwei zum Mödlingbach sich senkenden Hügeln in einer primitiven Fluchtburg verschan2den, legte Udalrich den Ortsmittelpunkt auf einem strate gisch bedeutsamen Hochplatz an,später Schloßriegel oder einfachhin Kirchplatz genannt. Von hier aus übersah der zum Hüter der Waldmark von Markgraf Leo pold III.eingesetzte Ministeriale nichtnur dieGaadenerBucht,sondern konnteauch Signale vom Hohen Anninger registrie ren,von dem aus weite Fernsicht überdie Alpen und vor allem über das oberpannonische Wiener Becken in den drohenden Osten gegeben war. Zugleich lag dieser sein Hausberg an dem Knotenpunkt des gesamten Verkehrs nicht nur an der Bie gung des Mödlingbaches in Richtung der WachauerDonaugegend,sondern auchan der Abgabelung über zwei Bergrücken nach Alland undinsTriestingtal,der nach maligen Wallfahrtsstraße nach Mariazell. Der Gebirgsstock des Anninger mit sei-*" nen Ubergängen in die oberpannonische Ebene des WienerBeckens,vondenen der Gumpoldskirchner Steig am stärksten frequentiert war, hat nach geologischen Feststellungen dem Mödlingbach einst mitten in der Gaadener Bucht eine ent scheidende Wende gegeben. Ursprüng lich hätte sein Gefälle von der Wasser scheide desWienerwaldes überSittendorf herab an der Südseite des Anningers in Richtung Einöde-Pfaffstätten über die Thermenlinie nördlich der Stadt Baden führen sollen. Doch gewaltige Erosionen versperrten diesen Abfluß.Immerhin be hält aber vom Kirchenhügel her eine Straße über die versperrende Anhöhe die Richtung.Davon zweigt dann eine zweite Verkehrsstraße über Siegenfeld in das Badener Helenental ab.Dazwischen kann man einen malerischen Spazierweg über denHühnerbergdurch den Kurpark in die Stadtmitte nehmen. Der Mödlingbach aber mußte sich durch Klammen oder Klausen beim Ausfluß aus der Gaadener Muldeund besonders auffallend zwischen Vorderbrühl und Mödling sein Bettdurch Dolomitfelsen an den nordwestlichen Ausläufern der Anningervorbergegraben. An der Bachwende in Gaaden aufwärts des Geländes zum Mühlparz reifte lange Zeit, „In der Gwendt" am stärksten von derSonne beschienen,ein Wein,der nach Klostemeuburg zehentpflichtig war. Ge rade vor dieser Kniebeuge des Mödling baches in der ersten Terrasse im Anstieg zum Sandriegel gegen Heiligenkreuz am Sattelbach baute Ritter Udalrich von Stie fern neben seinem Gaaden im Befesti gungsring das Gotteshaus. Hier hatten nun seine in einem Dreiecksanger herum sich ansiedelnden Untertanen eine leibli che und seelische Zufluchtsstätte.Als die Ausstattung für den Pfründenbesitz die ser Kirche um 1130 zu Klosterneuburg als Traditionsakt notiert wurde, weilte aber Otto, der vom Markgrafen zum Kollegiatspropst ernannte fünfte seiner leben den Söhne, zwecks höherer Studien in Frankreich. Die berühmte Bildungsstätte des Augustiner-Chorherrenklosters St. Viktor zu Paris,wo der Sachse Hugo sein Lehrmeister war,stand mit dem zu euro päischer Geltung aufsteigenden Abt Bernhard von Clairvaux in innigem gei stigem Freundschaflsaustausch. Bei sei nen Pariser Aufenthalten nahm er hier sein Quartier. MarkgrafLeopold III.aber, der 1125 seine Wahl zum römisch-deut schen König abgelehnt hatte, weil er we gen Rivalilätskämpfen unter seinen Söh nen eine Zersplitterung des Reiches nach seinem Tode befürchtete, widmete sich um so intensiver dem Ausbau seines Grenzlandes, das unter ihm bereits den Namen Austria trägt. Genau in die Pe riode der Jahre 1125 bis 1130 setzt die mo derne historische Untersuchung die Grundlegung der Gaadener Kirchen pfründe. Gaaden tritt uns also um 1130 zunächst als grundherrliche Eigenkirche entgegen. Bald nachher finden wir den markgräfli chen Ministerialen Udalrich aber auch in der Umgebung des zuständigen Bischofs von St. Stephan in Passau, der für die Weihe seiner Kirche in Betracht kam,wie auch für die Anstellung eines Priesters oderBurgkaplans an diesem von ihm,wie später zu ersehen ist, gut dotierten Got teshaus, das damals noch keine eigentli che Pfarrkirche war.Doch figuriert Udal rich von Stiefern als Zeuge bei der Erhe bung der durch die in derGaadenerTradi tionsnotiz genannten Kuenringer Brüder zu Allentsteigim Waldviertelgegründeten Kirche zu einem selbständigen Pfarrbe zirk. Die Exzindierung nahm Bischof Reginmar von Passau auf Bitten Markgraf Leopolds vor,der damals ihn wie den Me tropoliten von Salzburg zu einer beson ders für den Osten seiner Mark überaus zukunftstragenden Ratsversammlung ge laden halte.Sein von ihm zum Kollegiatspropst in Klosterneuburg ernannterSohn war nämlich 1132 auf der Rückreise von Paris nach vollendeten Studien mit fünf zehn Gefährten, auserlesenen Klerikern, in die nach einer schweren Existenzkrise durch die Bemühungen des hl. Bernhard zu neuer Blüte gebrachten Zisterzienser abtei Morimond auf der Grenze Frank reichs zum römisch-deutschen Reiche eingetreten. Dieser folgenschwere Ent schluß der erstbekannten Akademiker gruppe des babenbergischen Österreich führte 1133 zur Umwandlung des weltpriesterlichen Kollegiatsstiftes Kloster neuburg in ein Kloster regulierter Chor herren und im Herzen des Wienerwaldes zur Gründung eines Tochterklosters von Morimond am Sattelbach zu Ehren des Heiligen Kreuzes. Es versteht sich, daß Udalrich den auf Bitten des Markgrafen sohnesOttoin direkter Nachbarschaft an zusiedelnden Zisterziensern mit Rat und Tat beistehen mußte. Deshalb finden wir ihn schon bei der Grenzziehung des Gründungsgebietes durch Markgraf Leo pold III. und Bischof Reginmar von Pas sau. Da er die Notlage der rasch anwach senden klösterlichen Gemeinschaft auf rauherem Waldboden sah,schenkte er ihr ein Wiesengebiet in der günstiger gelege nen Ebene vor Baden zu Trumau. Dieses Beispiel weiser Einsicht trug gewiß auch dazu bei,daß der Nachfolger in der Mark grafschaft, Leopold IV., dann an Heili genkreuz das DorfTrumau zur Anlage ei nes ergiebigen Ackerhofes oder Grangie widmete. Udalrich mag der Tod des hl. Leopold durch einen Jagdunfall am 15. November 1136 schwer betroffen haben.
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