Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

Pfarrarchiv Hausleiten (Pfarrgedenkbuch; Protokoll der Kapelle Pettendorf, Kapellenrechnungen). Pfarrarchiv Sierndorf, Pfarrgedenkbuch. Herrschaflsarchiv Stetteldorf, Pfarrar chiv Stetteldorf (Gedenkbuch und Kir chenrechnungen). Blätter des Vereines für Landeskunde von Nö,1893. Mayr Anton: Der Kremser Schmid. Wiedermann: Geschichte der Reforma tion V. Neues Wochenblatt, 14. 10.1933. Bauplatz für Kirche auf der Schmelz 1913 Euere Eminenz! Gelegentlich der Kongreßarbeiten kam ich auch mit dem Herrn Loderer aus der XXIII. Magistratsabteilung zusammen. Und unserGespräch kam auch aufjenes Euerer Eminenz schon bekannten bzw. genannten Kirchenhausplatz, gerade an der Grenze zwischen Hernais und Ottakring XVI.u.XVII.,an der Stelle deralten ölfabrik. Anfangs meinte der Herr Lode rer,dieser Platz wäre allein etwaszu klein. Ich erinnerte ihn aber,daß ja unmittelbar an die Stelle der alten schon niedergeris senen ölfabrik auch ein anderes Gebäude der Gemeinde stoße, eine ehemalige Re mise, die ganz bestimmt niedergerissen wird.So wäre denn dieser Platz wohlgroß genug. Da fiel er sofort in die Rede und sagte: „Ja, Euer Hochwürden,da haben Sie recht,das wäre freilich der schönste Kirchenplatz, den man sich denken kann, und das wäre nicht undurchführ bar." Natürlich sagte ich jetzt,das willich Euerer Eminenz mitteilen,ich glaube da her nur im Sinne und nach dem Wunsche Euerer Eminenz zu handeln, daß ich mir gestattete,nochmals aufdiese so günstige Gelegenheit hinzuweisen, einen guten Bauplatz in diesem Rayon zu finden.Ich glaube, eine solche Gelegenheit kehrt nicht mehr wieder! Schreiend ist aber dort das Bedürfnis nach einer Kirche Hemals mit seinen 75.000 Seelen und sei nereinzigen und kleinen Pfarrkirche(und nur noch unsere Kirche) und Ottakring daneben. Ich glaube,eine persönliche Rückspra che Euerer Eminenz würde auch in die sem Falle alles erreichen. Ich bitte ergebenst, es mir freundlichst zu Gute halten zu wollen, daß ich diese Schritte getan habe,aber ich glaubte mir sonst Von^ürfe machen zu müssen, da sonst an diese Stelle, wo eine Kirche das strengste Bedürfnis ist, ein Unterhal tungslokal gebaut wird. In tiefster Ehrfurcht küßt die Hände Euerer Eminenz ergebenster Diener: P. Ed.Foreitnik CSsR. Wien, 1913. DAW,Bischofsakten,Piffl, 1913/16.Ma schingeschrieben. Stetteldorf-St.-Luzia-Kult Möns.Karl Keck Das Mittelalter hatte zwei Kinderbe scherungen: für die Knaben den Tag der Unschuldigen Kinder,der etwa 1300 vom Nikolaustag verdrängt wurde,und für die Mädchen den Tag der um 303 in Syrakus gemarterten Jungfrau Luzia. Am Tage dieser Heiligen beschert noch heute den italienischen Kindern die gute Fee Befana, was den Deutschen seit über 100 Jah ren das Christkind bringt und vorher der heilige Nikolaus gebracht hat. Als nach dem unglücklichen Ausgang des Ersten Weltkrieges Südtirol an Italien kam, da versuchten die Mussolini-Leute und de ren Vorgänger im Guten und Bösen,den Südtirolem den Christbaum zu nehmen und sie zurFee Befana vom Luzientage zu bekehren, aber alles Reden, Verbieten und Strafeausteilen war vergebens.Dafür ist der Luzientag in den nordischen Län dern noch der Bescherungstag. In der Schweizgibteszu Luzia einen Kinderum zug. In der Landschaft zwischen dem Schmida- und dem Göllersbache erinnert an den alten Luzienkult unserer Vorfah ren der Luzienaltar in der hiesigen Pfarr kirche. Er ist 1726 bei der Kirchenweihe mit dem Hochaltare und drei Seitenaltä ren mitkonsekriert worden. Wer ihn ge stiftet hat,ist unbekannt. 1722/23 stand er schon. Vielleicht gab zur Aufstellung An laß der bereits im Mittelalter geübte LuLinienkapellen Bertrand Michael Buchmann Zwischen den Jahren 1740 und 1760 entstanden neben den Linienämtern kleine Kapellen, die Linienkapellen'. Sie waren mit Ausnahme der Matzleinsdorfer LinienkapeUe^ allsamt Johann Nepomuk, dem Schutzpatron für Brückenbauten, geweiht; der Volksmund nannte deshalb dieKapellenschlicht„Hanslam Weg".Als zugehörige Brücke warjene gemeint,wel che über den Liniengraben führte.Zweck dieser Kapellen war, aUen von und nach Wien Reisenden sowie den Mautbeamten an der Stadtgrenze die Gelegenheitzu bie ten, ihre Andacht zu verrichten und die Messe zu hören. Das Aussehen der barocken Kapellen war ebenso wie ihre Größe verschieden; verziert war meist nur die Vorderfront, über deren Eingangstor das Gebälk des Gesimses aufwärts gebogen war.Die mei sten Kapellen besaßen ein Kuppeldach, einige sogar mit Laterne, andere hatten lediglich ein Walmdach. Der Grundriß konnte entweder ein Quadrat mit abge stumpften Ecken oder ein Rechteck sein. An den Seitenwänden der größeren Ka pellen befanden sich hoheFenster,die mit Eisengitter verschlossen waren. Erhalten geblieben sind uns nur mehr die Hundsturmer Linienkapelle im heuti gen St. Johann-Park und die Nepomukzienkult der Tuliner. In der dortigen Pfarrkirche steht noch heuteein Luzienal tar.Im Jahre 1619 brachte dies beim Passauer Konsistorium zu Wien ein Gesuch ein; ein gutes Geschick hat uns im Proto koll dieses Amtes über die Jahre 1610 bis 1620 die genauen Statuten und allerhand Wissenswertes erhalten. Tulln war in Friedens- und Kriegszeiten ein Anzie hungspunkt für die Bewohner des linken Donauufers und gewiß auch hinsichtlich des Luzienkultes. St. Luzia ist die Patro nin der Augenkranken. Das Bild hier ist ein Werk desWienerMalersJohann Georg Schmid; er hat es selber signiert. Es ist also der Verfasser des Buches über den Kremser Schmidt, Dr. Anton Mayer, der dieses und die anderen Stetteldorfer Al tarbilder dem Martin Johann Schmidt zuweist,zu verbessern, auch hinsichtlich des Titels St. Odilia. Zur Verwechslung der Titel mag auch der Umstand beigetra gen haben, daß auch St. Odilia Augenpa tronin ist.(Quellen und Literatur:Pfairarchiv Stetteldorf, Gedenkbuch; Diözesan archiv Wien, Kirchenrechnungen von Stetteldorf, Konsistorialprotokoll; Bihlmayer: Vom Leben unserer lieben Heili gen; Dehio-Ginhart: Kunstdenkmäler der Ostmark I; Kerschbaumer: Geschichte der Stadt Tulln; Veit: Volksfrommes Brauchtum.) kapelle in der Taborstraße 82 (sie stand zwar nicht am LinienwaU, wurde aber dennoch als Linienkapelle bezeichnet,da sie sich beim Aufschlagamteam Tabor be fand). Alle übrigen Linienkapellen fielen ebenso wie der Linienwall selbst der Spitzhacke zum Opfer; an ihren Kunst wert wurde bei der Erstellung des Bau linienplanes nicht gedacht. Wichtig war damals nur die Schaffung breiter,gerader Verkehrswege zur ungehinderten Ver knüpfung der im Jahre 1890 neu einge meindeten Vororte mitden Vorstädten.In den letzten Jaliren ihres Bestehens,nach der Auflassung des Linienwalls, fanden die Kapellen keine Verwendung mehr;ihr Erscheinungsbild verwahrloste zuse hends, und die Wände dienten in erster Linie als Anschlagflächen für Plakate. NB.Mit Genehmigung aus: Wiener Ge schichtsblätter,33.Jg. 1978,Heft2;S.71 f.: Der Wiener Linienwall und die Linienäm ter. Anm.:'Emmerich Siegrich, Die Wie ner Linienwallbefestigung und ihre Ka pellen, in; Unsere Heimat, NF. 12(1939), 142 ff. - - Die Matzleinsdorfer Linienka pelle trug den Namen „Delinquentenka pelle", da hier die zur Richtstätte bei der Spinnerin am Kreuz geführten Verurteil ten ein letztes Gebet sprechen konnten. Dr. F.L. 39

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