zu sehen. Geradezu modern mutet die Passage der„Instruktion fürSeelsorgerin Strafhäusem"aus der Wende vom 18.ins 19. Jahrhundert an: „... in keinem Falle lasse er sich zu allgemeinen Vorwürfen gegen alle, und zu gänzlichem Abspre chen und Verwerfen gegen den einzelnen verleiten.Allgemeine Strafpredigten sind allezeit für den einzelnen zu hart und erzömen üm. Gänzlich verwerfen nimmt den Willen zur Besserung und auch dem Verdorbensten muß der Gedanke blei ben:„Ich kann noch ein anderer Mensch werden"." Auch die Seelsorge in den Krankenhäu sern(Allgemeines Krankenhaus,Bürger spital vor dem Kämtnertor,zu St. Marx, vmd später St. Klara) sowie in Versorgungshäusem und in diversen Armenund Invalidenhäusern war eine Aufgabe, die die Kirche auch damals wahrzuneh men hatte. Die Akten enthalten im allge meinen Seelsorger-Bestellungen, Benefiziensachen sowie Korrespondenz mit der Regierung bezüglich der Matrikenfüh rung.So lesen wir z. B. eine Beschwerde des Weihbischofs Edmund von Artz über die schlampige Matrikenführung von Sei ten der Krankenhaus-Kanzlei, die zur Folge haben kann, daß „... diese oder jenePerson gestorben,aber in den pfarrli chen TotenprotokoUen allda entweder gamicht oder unrecht und fehlerhaft ein geschrieben werde, und da sie nachhin der Totenscheine bedürfen, diese nicht erhalten könne^®."Eine Klage,die immer wieder auftaucht. Auch die Geschichte der Entstehung desPreyerschen Kinderspitals,samt Stif tungsurkunde und Verlassenschaft des Kaiserlichen Rathes und Domkapellmei sters an der Metropolitankirche zum hl. Stephan in Wien,Gottfried Preyer,findet sich in diesen Faszikeln. Sechs weitere Sammlungen kleineren Ausmaßes: die Libellensammlung, die Plan-und Kartensammlung,dasBild-und Tonarchiv, die Münz- und Medaillen sammlung, die Stiche-Sammlung und schließlich die Typar-Sammlung wurden in denletzten Jahren begonnen,bauen auf Vorhandenem auf,das neu zu ordnen war und werden dem Budget entsprechend laufend durch Ankauf erweitert". Die Urkundenreihe des Diözesanarchivs enthält ca. 4000 Pergamente, in Plankästen und in Schränken aufbe wahrt.Sie waren biszum Jahr 1963in gro ßer Unordnung und sind einstweilen nur chronologisch geordnet. Beginnend mit einem SchutzbriefPapst Innozenz II. für Göttweig aus dem Jahr 1139''° reichen sie herauf bis zu den Urkunden der Päpste Johannes XXIII.und Paul VI.für Kardi nal König. Die Urkunden des.Domkapi tels wurden in früherer Zeit bereits einge reiht,sindjedoch miteinereigenen Signa tur versehen. In bunter Folge begegnen uns Privat- und Bischofsurkunden der Passauer und später der Wiener Bischöfe, päpstliche Bullen, Urkunden des Hl.- Geist-Spitals, der Gottsleichnamsbruder schaft, der Herzoge und Erzherzoge von Österreich, Privilegien der habsburgischen Könige und Kaiser.Erwähnenswert darunter sind der sogenannte „Große Stiftsbrief' Rudolfs IV. mit einem sehr gut erhaltenen ReitersiegeP', die Bis tumsgründungsbulle Papst Pauls n. aus 1469''^ sowie die einzige GoldbuUe des Ar chivs, die Ernennung Bischofs Wolfrats und seiner Nachfolger im Bischofsamt zum Fürstbischof, datiert mit 2. August 1631. Schließlich noch die ErhebimgsbullePapstInnozenzXIII.zum Erzbistum vom 1. Juni 1722. Pergamente werden auchjetzt noch laufend aus den Akten ge zogen und der Reihe eingereiht. Die Matriken werden in der Erzdiözese Wien von einem eigenen Amtbetreut.Das Duplikatsarchiv enthält 324.598 Bände aus dem Zeitraum von 1797-1966. Anmerkungen: 'Vgl. dazu:S.Petrin,F. Ehelm,Das Niederösterreichische Landesarchiv, S. 5,in: WissenschaflL Schrillenreihe Niederösterreich, Bd. 22. ^ Vgl.Gerhard Winner,Uber nö.Pfarrarchive und die Quellenlage für Pfarrgeschichten der neuesten Zeit,S. 32 f.,in:UnsereHeimat,Jg.45, Heft 1, 74. 'Für den Raum Wien betrifft diese Feststel lung in erster Linie das Schottenstift. * Vgl.dazu: Walter Goldinger,Geschichte des österreichischen Archivwesens,Wien 1957,S.5; in: MÖStA,Ergänzungsband V. ® DAW, Urkundenreihe, Großer Stiftsbrief 1365, März 16. '' DAW, Urkundenreihe Bistumsgründungs bulle 1469, Jänner 18. 'DAW, Wiener ProthokoUe: Prothocollum Episcopatus Viennensis rerum observabilium cum spiritualia turn temporalia negocia concernentium sub reverendissimiin Christo patre ac domino, domino Joanne Casparo Episcopo Viennensis. MS 192. ® Matricula ordinandorum ab anno 1575. 'DAW,Bischofsakten Neubeck, 1578. Vgl.dazu Inschriftim ersten Hofdes heuti gen Erzbischöfiichen Palais. "Erhalten sind lediglich zwei Bücherver zeichnisse aus der Zeit,jenes von BischofNeu beck(Index librorum Bibliothecae rev.dni.Epi. Vienn.Joannis Caspari)und von KardinalKlesl (Index librorum Bibliothecae Cardinalis Kleselii). "DAW, Altes Archiv-Repertorium 1480-1540,2 Bände. "DAW, Inventarium über des Bistumbs Wien Ein- und Zuegehörungen...welche nach Absterben des hochwürdigsten Pürsten Herrn Philipp Friederichen Breuner gewesen Bischof fen alhier...foL 32. DAW,Inventarium Episcopi Wilderici de anno 1681,foL 23. DAW, Inventarium Episcopi Emerici de anno 1685,fol. 29. "DAW, Inventarium Sigismund! Card. v. Kollonitz... de anno 1750,foL 37. "DAW, Inventarium des Fürstlichen Erz bistum Wien de anno 1761,foL 44v. "DAW, Inventarium über das Fürstliche Erzbistum Wien vom Jahre 1803,fol. 17. ''' Inventarium 1831,fol. 10. Vgl. dazu:Hermann Zschokke,Geschichte des Metropolitan-Capitels zum hL Stephan in Wien, Wien 1895. Zschokke, a. a. O. S. 133, UK vom 29.Okt. 1611. Zschokke,a.a O.S.147,mitStiftbriefvom 18. Dez. 1625. "Zschokke, a. a. O.S.362 fT. "DAW,Hofmeisteramtsrechnungen 1617bis 1829. DAW,Registrum antiquum et novum reliquiarum Sancti Stephan! Wienne, insgesamt sind 18 Inventare erhalten. ^ „Prothocollum de anno.. die Reihe ist von 1504 bis 1785 lückenlos erhalten und stellt eine wertvolle Quelle für den ehemals passauerischen Teil der Erzdiözese dar. "DAW, Urkundenreihe, Bistumsgrün dungsbulle 1469, Jänner 18. Vgl. dazu: Geyer Rudolf, Handbuch der Wiener Matriken, Wien. "Die Wiener ProthokoUe befmden sich ab 1965 im erzbschöfliehen Ordinariat. ^ Bischof Neubeck nahm verschiedene in teressante Akten und Notizen in die vom ihm begonnenenProthokoUeauf,soz.B.:„Quaedam notabiUa propriam personam rev. in Christo patriac domini,domini Joanni Caspari episcopi Viennensi concernentia", weiters eine „Ordo et successio antistitum Viennensium" sowie eine Aufstellung der vorhandenen „Epitaphia quorundam episcoporum Viennensium", weiters wichtige Akten seiner Vorgänger„Herrn Johan Fabri Bischove zue Wien gestiften Stipendien abschrift" oder „des Bistumbs Wien etlicher fürnember und gemainer Temporalsachen verzeichnuß";erstrund hundertJahre später erhal ten die ProthokoUe das übliche Format. Matricula ordinandorum ab anno 1575 - bilden eine wichtige Quelle für Personaldaten. "Die Ernennung Bischof Wolfrats zum Fürstbischofhat dem Diözesanarchiv seine ein zige GoldbuUe beschert; 1631,Aug. 2. "Kaufvertrag vom 30.Sept. 1733; Obersie benbrunn u. Jedenspeigen kam nach dem Tod des Max.Grf. KoUonitzam 17. Juni 1874 an das Bistum,wurde erst am 17.JuU 1876 übergeben, aufGrund des Fideikommis-Institutes von Sig. KoUonitz vom 11. Juli 1746. ^ Die Akten des Erzbischöflichen Rentamtes sind zum großen Teil noch nicht geordnet. Darüber hinaus finden sich aber auch in teressante Notizen über den baulichen Zustand und die Zahl der Meßbesuchfer.Für Heraldiker stellen diese Faszikel eine oft unerwartete Fundgrube guterhaltener Siegelabdrücke dar, so hat sich z.B.im Faszikel,,Andrea KapeUeim Fürst Liechtenstein Palais in der Herrengasse" eine Reihe besterhaltener Siegelabdrücke ver schiedener Angehöriger des Hauses Liechten stein aufPräsentationsbriefen an die Wiener Bi schöfe erhalten. Vgl.dazu:WUhelmKisch,Diealten Straßen und Plätze von Wien's Vorstädten, Bd. I, Wien 1967,S. 273. "DAW, Gerichts- und Strafhäuser, Fasz. „Arbeits- und Zuchthaus in der Leopoldstadt, Allgemeine Anleitung für Seelsorger in den Strafhäusem",S.21 f. DAW,Kranken- und Versorgungshäuser, Fasz. „Allgemeines Krankenhaus", 1797, Nov. 26. "Die Libellensammlung enthält ca. 70 perg. Bücher mit anhängenden Siegeln aus dem 16. bis 18. Jahrhundert. In der Plansammlung fin den sich Pläne und Umbauprojektevon Kirchen und Kapellen,vom Schloß zu St. Veit;Pläne für den Umbau des Erzbischöfiichen Palais gegen Ende des vergangenen Jahrhunderts,die dann Gott sei Dank infolge Geldmangels wieder auf gegeben wurden; Plane der Domherrenhöfe, Pläne von ehemals bischöflichen Maierhöfen; weiters der gesamte Bauvorgang der Votivkirche, usf., die Kartensammlung ist noch nicht ganz gesichtet, im Tonarchiv findet sich die Theologische Tonbandzeitung, Platten religiö sen Inhaltes, wie z. B. die Botschaft Papst Pius XII. an die Stadt Wien anläßlich der Wie dereröffnung des Stephansdomes am 27. April 1952. Das Bildarchiv beherbergt Porträts von Bischöfen, Domherren, Priestern und Laien sowie Fotos, die dem Kardinal zugesandt wer den: von Betriebsbesuchen, Einweihungen, Romreisen, aber auch Fotos von Kirchen und Kapellen der Erzdiözese, Priestertotenbilder, sowie eine Heiligenbildersammlung. Eine Münz- und Medaillensammlung ist im Aufbau begriffen: sie setzt sich einerseits aus Gedenkmünzen zusammen, die der Kardinal aus allen Teilen der Well erhält, anderseits aus planmäßig angekauften Münzen und Medaillen, die mit der Diözesangeschichte in Berührung stehen: die goldene und silberne Münze von 36
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