Das Archiv der Dompropstei kam erst voreinem Jahran dasDiözesanarchiv und ist noch nicht geordnet. Auch der Akten bestand des Domkapitels ist noch nicht aufgearbeitet; er enthält Testamente der Domherren, Briefwechsel mit dem Bi schof bezüglich Jurisdiktionsstreitigkei ten, mit dem Kaiser bezüglich verschie dener Eingriffe in alte Rechte und Privilegien.Faszikel wie„Acta Kardinalis Kleselü"oder„DiverseFestlichkeiten"gehören noch gesichtet. 2. Das Archiv des Bistums: das Bistum, die Diözese ist der territoriale Jurisdik tionsbereich des Bischofs.In Wien spielte von seiner Gründung an bis zur Diözesanregulierung durch Josef II. Passau eine bedeutende Rolle,saß doch bei Maria am Gestade der mächtige Offizial des Bi schofs von Passau. Der Niederschlag der Tätigkeit des Passauer Konsistoriums, welches ganz Ober- und Niederösterreich betreute,findet sich in derab 1504lücken los erhaltenen Reihe der Passauer Proto kolle"'. Aufgegliedert nach Raths-Sessionen, Präsentationen, Hof- und Regierungsde krete, Bischöfliche Befehle, Pfarr- und Inquisitionssachen,Ehesachen,die einen breiten Raum einnehmen,sowie Schuldund Kridasachen. Mit Indizes versehen, geben sie ein lebendiges Bild von der Amtsführung der Passauer in dem ihnen bis zur josephinischen Diözesanregulierung unterstehenden Teil Ober- und Nie derösterreichs.. Als Papst Paul II. auf Betreiben Kaiser Friedrichs III.im Jahr 1469 das kleine Bi stum Wien errichtet",sehrzum Ärger der Passauer, nimmt er ihnen dadurch die Stadt Wien und eine kleine Anzahl der umliegendenPfarren.Im Jahr 1722 wurde Wienzum Erzbistum erhoben und 1728/29 die Diözese auf das ganze Viertel unter dem Wienerwald mit Ausnahme des Salz burgisch bleibenden Wiener Neustädter Anteils ausgedehnt, wieder auf Kosten desPassauer Bistums.Die letzte Erweite rung brachten dann die josephinischen Reformen von 1782-1785. Salzburg und Passau verzichteten nun auf ihre in Nie derösterreich gelegenen Anteile, das Erz bistum Wien erhielt die Viertel unter dem Manhartsberg und unter dem Wiener wald; das Bistum Wiener Neustadt wurde nach St Pölten verlegt und erhielt die Viertel ober dem Wienerwald und ober dem Manhartsberg'®. In Wien begann man erstrund 100Jahre nach der Gründung des Bistums unter Bi schof Neubeck mit einer regelmäßigen Protokollführung,die-zumTeü doppeltmit Rapulaturen, bis 1965 vollständig im Archiv aufbewahrt wird". Zu Beginn mehr in Chronikform gehalten",nehmen die Protokolle in der Mitte des 17. Jahr hundertsdie heute gewohnteForm an.Ab Bischof Neubeck,der in der Zeit der Ge genreformation die Zügelfest in die Hand nehmen mußte,scheint sich die bischöfli che Zentralverwaltung konsolidiert zu haben. Er führte 1582 eine große Visita tion durch und begann mit der BMhrung von Weihebüchem",die sich von 1575 bis 1820im Archiv,ab dannim Ordinariat be finden. Von seinen Vorgängern besitzt das Di özesanarchiv je einen Band .A'Cta et notata" der Bischöfe Fabri und Nausea so wie einige Epistolare, Manuskripte und Protokolle in lückenhafter Folge. Die sogenannten Bischofsakten,Personalia und persönliche Korrespondenz, dokumentieren für die Bischöfe und Ad ministratoren des 16.Jahrhunderts die re lativ geringe Bedeutung und große Armut des Bistums. Uber Neubeck, Kardinal Klesl, über Wolfrat, den Abt von Krems münster und Hofkammerpräsidenten, dem Ferdinand II. den Titel „Fürstbi schof zuerkannte", entstammen die Bi schöfe des 17.und 18.Jahrhunderts meist adeligen Familien der Breuner, Walder dorff, Trautson, Harrach, Kolonitz u. s. f. Die Reihe der bürgerlichen Bischöfe des 19.und 20.Jahrhunderts beginnt 1832 mit Erzbischof Milde. Insgesamt füllen die sogenannten Bischofsakten 150 Kartons. Parallel dazu verläuft die Arbeit des bi schöflichen Sekretariats, des Konsisto riums, des heutigen Ordinariates mit sei nen nach Betreffs geordneten Agenden. Zu Anfang des 19.Jahrhunderts begin nen im deutschsprachigen Raum die bi schöflichen Versammlungen, deren Nie derschlag zuerst fallweise, ab 1840/45 re gelmäßig in rund 25 Kartons bis in die Jahre 1920/25 aufbewahrt wird.Innerhalb dieses Bestandes finden sich die gesam ten Konkordatsverhandlungen desJahres 1855. Die Nachlässe der Weihbischöfe(ab dem Jahr 1631)und der Generalvikare(ab 1480) füllen gesondert nur wenig Raum, ihre Tätigkeit geht in den Konsistorialakten auf. Das Archiv des Erzbischöflichen Rent amtes: das Eb. Rentamt ist eine Körper schaft öffentlichen Rechtes. Es verwaltet die mensa episcopalis,jene Gütergruppe des Kirchengutes, die dem Unterhalt des Erzbischofs,seines Haushaltes und seines Sekretariates dient. Das Mensalgut ent wickelte sich aus der Dotation des Bi stums,dem Schloß St, Veit und den Gü tern der Dompropstei. Die Bischöfe des 17. und 18. Jahrhunderts brachten ihre Erbgüter zum Teü dem Bistum ein. So kam durch Kardinal Kollonitz Jedenspeigen,durch Migazzi Obersiebenbrunn und Schönfeld an das Bistum.Maria Theresia schenkte ihm die Herrschaft Neudorf". 1790 wurde im Zuge der josephinischen Reformen das Augustinerchorfrauenkloster Kirchberg aufgelöst, Kloster und Be sitz erhielt das Erzbistum. 1769 kaufte Kardinal Migazzi die Herrschaft Kranich berg mit Feistritzwald, Kirchberg und Trattenbach. Im Laufe der Zeit wurde wieder verschiedenes verkauft. Die in 120 Kartons aufbewahrten Akten des Rent amtes beziehen sich zum Teil aufden Bi schofshofselbst,größtenteils aber aufdie obgenannten Besitzungen^. Anfänglich hatten die Wiener Bischöfe keine eigene Handregistratur. Einschlä gige Angelegenheiten wurdenim Rahmen der Kanzlei geführt und fanden ihren Nie derschlag in den Konsistorialakten. Diese reichen von der Mitte des 16. biszum Be ginn des 19. Jahrhunderts. Die Register der Konsistorial- und Präsidialakten ge ben Einblick in die Geschäftsführung und die anfallenden Probleme der Diözese. Die Akten sind nach Betreffs in alphabeti scherFolge geordnetund enthalten in 300 Kassetten Faszikel wie: Ablässe, Bruder schaften, Einsiedler^ Finanzen, Gebete; letzterer ist ein besonders reizvoller Fas zikel, denn gebetet wurde für und gegen fast alles: für gute Witterung,gegen Heu schrecken, für das Kaiserhaus,kaum ein Erzherzog kam zur Welt, für den nicht gründlich gebetet worden wäre. Weitere Faszikel wie: Geräte aus aufgehobenen Kirchen, Kirchenlieder, Kirchenstrafen, Militär, Reformationsakten, Steuersa chen,Stiftungen und Visitationen. Im 19. Jahrhundert kamen einige neue Betreffs hinzu, wie: Erzbischof, Chur, Alumnat, Studiensachen, Unterrichtssa chen,Vereine etc. Die umfangreiche Kor respondenz Kardinal Rauschers und sei ner Nachfolger füllt ca. 60 Kartons Prä sidialakten, welche vom bischöflichen Sekretariat unabhängig neben den Bi schofsakten geführt werden. In Wien gab es immer eine große Zahl von Kapellen. Die Kartons: „öffentliche und aufgehobene Kirchen und Kapellen" beweisen dies. Oftim Garten eines fürstli chen Palais stehend, in Verbindung mit einem Beneficium, einer Bruderschaft und diversen Stiftungen, geben diese meistkleinen Faszikel reizvolle Einblicke in die breite Skala frommer Gedanken welt des 17. und 18.Jahrhunderts®'.Diese Hauskapellen wurden zum Teil abgeris sen, einige wenige sind noch erhalten. Eine große Anzahl der erwähnten öffent lichen Kapellen steht nicht mehr. Ahnlich verhält es sich mit den „Fried hofs- und Linienkapellen". Erwähnens wert sind hier die Faszikel der „Maria Magdalenen Kirche am St. StephansFreythof aus den Jahren 1513-1792. Die Kapelle wurde bekanntlich unter JosefII. abgerissen. Die Linienkapelle, an der Kreuzung der Radialstraßen mit dem un ter Prinz Eugen 1704 errichteten Linien wall aufgestellt, sind auch größtenteils nicht mehr. Vom Wirken der Kirche in weiten Be reichen des Lebens zeugen die Kartons „Erziehungs- und Unterrichtsstätten", mitFaszikel,das Alumnat vor allem,aber auch Waisenhäuser, Knabenstiftungen und Mädchenpensionate betreffend. Auch die Faszikel,,Gerichts- und Straf häuser"zeugen von der Arbeit der Kirche mitten in der Welt. Unter den vorhande nen Arbeits- und Zucht- bzw.Rumorhäusem, dem Zwangsarbeits- und Besse rungshaus ob der Laimgrube, dem Poli zeihaus,steht das Arbeits- und Zuchthaus in der Leopoldstadt mit Akten von 1723 bis 1850 zahlenmäßig an erster Stelle.Die ses Zuchthaus, nach der „Abschaffung" der Juden in der Leopoldstadt,samteiner Kapelle zum Hl. Anton errichtet, beher bergte nicht nur wirkliche Sträflinge, sondern auch Bettler, Landstreicher und arme Waisenkinder. Mit 9. 1. 1720 wurde von Seiten der Regiei-ung eine strenge Sonderung von Knaben und Sträflingen anbefohlen, bis schließlich 1742 auf dem Rennweg ein Waisenhaus erbaut wurde (unter dem Domherrn und späteren Weihbischof Marxer), heute die Pfarre Maria Geburt"'. Die Kirche hat sich immer bemüht,ge rade auch im StrafläUigen den Menschen 35
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