chen Stuhles von der römischen Staats verwaltung übernommen. Seit die Bischofskirchen und Klöster reichliche Privilegien und Schenkungen erhielten, verwahrten sie die urkundli chen Ausweise darüber mit Vorliebe in besonderen, feuersicheren Räumen der Kirchengebäude:in einem Turmgeschoß, unterm Gewölbe,in der Sakristei. Das Archiv des Wiener Bistums,dasam 18. Jänner 1469 errichtet^ wurde, befand sich nach Aufzeichnungen des e. b. Rent amtes in der heutigen Sakristei der An dreaskapelle,im ältesten Teil des Palais. Im ersten Jahrhundert seines Bestehens wurde daskleine Bistum größtenteilsvon Administratoren verwaltet, mit Aus nahme der Bischöfe Slatkonia,Fabri und Nausea,erst mit dem Amtsantritt von Jo hann Caspar Neubeck (1574-94) ändert sich die Verwaltung grundlegend. Es be ginnt eine systematische Protokollfüh rung',es setzt die Führung der Weihebü cherein®,an den Akten lassen sich Dorsualnotizen von der Hand des Bischofs selbst erkennen. Nachdem Bischof Neu beck bereits wiederholt über seine „misera et ruinosa et tenebricosis angulis incomodissima habitatio" geklagt hatte', wurde schließlich unter den Fürstbischö fen Wolfrat und Breuner der Um-und Er weiterungsbau des Bischofshofes vollzo gen und 1641 fertiggestellt'". Um diese Zeit begegnet uns wieder eine ordnende Hand im Archiv,die wohl mit der Neuein richtung desselben nach dem Umbau zu sammenhängt. Regesten, Registraturzei chen und Bücherlisten" werden angelegt und schließlich zwei Bände eines Archiv-Repertoriums zusammengestellt' Dieses bezieht sich ausschließlich aufUr kunden dese. b.Rentamtesund konntein den letzten Jahren ziemlich vollständig rekonstruiert werden. Das Inventa^'^ welches nach Bischof Breuners Tod im Jahre 1671 angelegt wurde,bringt unter der Rubrik:„Brieffliche Urkundten und in dem Archiv vor handene Schrüfften" eine genaue Be schreibung des Archivkastens mit 49 Ladin und Gattern, und seines Inhaltes. Schon nach dem Tod seines NachfolgersBischof Wilderich von Waldersdorff (1669-80),der 1671 einen Bibliothekskata log anfertigen ließ, demzufolge sich 3000 und etlich hundert Bücher in der Biblio thek befunden hätten, lesen wir in der Rubrik: „Briefliche Urkunden im obern und untem Archiv",daß das obere Archiv „in schlechter Ordnungund dahero einzu richten"sei. Und das untere Archiv an der Grundstuben:„braucht auch das Einrich ten''*. Genauso verhält es sich 1685 nach dem Tod von Emerich Sinelli,dem Bischofaus dem Kapuzinerorden'®. Unter den Bi schöfen Trautson und Harrach wird auf das Archiv nicht detailliert eingegangen, auch Kardinal Kollonitz, der erste Wiener Erzbischof,faßt sich in bezug auf das Ar chiv kurz'". 1761 findet sich der Hinweis aufeinen besonderen Kasten mit Originalia und Kopien,darüber ein eigenes Buch ausgerichtet ist, wie auch zwei große Kä sten mit Wirtschaftssachen". Das Inven tar von 1803 lokalisiert erstmals genauer: „zu ebener Erde die Grundbuchstube mit dem daranstoßenden Archive: dieses ist mit einer eisernen Thür, Fenstergittern und Balken verwahrt und enthält an Mö beln, neben großen Kästen,einen großen Schlafsessel von rotem Saffian'®."Bei der Installation Erzbischof Mildes am 31. Mai 1832 finden wir das Archiv in der Süd westecke des heutigen Palais, „mit zwei Abtheilungen und den an den Wänden herum befestigten Schriften-Kästen"". Im ehemaligen Archiv neben der Grundstuben liegt nun das Archiv des Hofmeisteramtes, laufende Akten befin den sich in der Registratur,wie auch in der Konsistorialkanzleiim ersten Stock.Nach der Aufstockung des Mitteltraktes gegen Ende des 19. Jahrhunderts wechselte das Archiv zum letzten Mal seinen Standort und befindetsich biszum heutigen Tagan derselben Stelle.Im Jahr 1963 übernahm meine Vorgängerin, Frau Dr. Henriette PetersIBMV,ein vollkommen verwahrlo stes Archiv und erwarb sich mit der Neu einrichtung und Neuordnung der Be stände ein großes Verdienst. An dieser Stelle soll aber auch die Unterstützung von Seiten unserer Vorgesetzten erwähnt werden,die keineKosten gescheuthaben, um Archiv und Bibliothek nach neuesten Erkenntnissen einrichten zu lassen. Zunächst sei nun in Form eines Steck briefes ein kurzer Uberblick gegeben:das Diözesanarchiv besitzt ca.4000 Urkunden ab dem Jahr 1139. Es bewahrt Akten ab der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts in 2940 Kassetten auf, muß aber seit einigen Jahren bereits mit Pappkartons fortset zen.An archivalischen Büchern zählt man an die 3000 Stück. Die Bestände reichen bis in die Gegenwart. Akten des amtie renden Erzbischofs sowie des Erzbischof-Koadjutors befinden sich zur Gänze im Erzbischöflichen Sekretariat. Das Diözesanarchiv übernimmt nur in sich abgeschlossene Bestände,wie das„2. Vatikanum", die „Diözesansynode" oder die „Römischen Bischofssynoden". Die Akten des Ordinariates befinden sich bis zum Jahr 1970 bereits im Archiv. Im allgemeinen gilt für das gesamte Ar chiv eine Sperre ab dem Jahr 1933, dem Amtsantritt Kardinal Innitzers, wobei aber Ausnahmen möglich sind. Die Benützerfrequenz des Diözesanarchivs be trägt ca.350 Personen pro Jahr,rund 150 schriftliche Anfragen werden beantwor tet. Nicht eingerechnet sind dabei münd liche und telefonische Anfragen, sowie Anfragen von kirchlichen Zentralstellen. Das Diözesanarchiv gliedert sich in drei Gruppen von Beständen: 1. Das Archiv des 1356 von Rudolf IV. gegründeten, 1365 in die Stephanskirche übertragenen Kollegiatkapitels, des spä teren Domkapitels. 2. Das Archiv des Bistums,später Erz bistums mit den Akten seiner Bischöfe und des bischöflichen Rentamtes. 3. Das Archiv der Diözese mit dem Nie derschlag der bischöflichen Verwaltung, den Klöstern und Pfarren und den kirch lichen Verwaltungsorganen: Alle drei Gruppen zusammen ergeben ein lebendiges Bild der kirchlichen Ent wicklung in unserem Land durch über600 Jahre. 1. Das Archiv des Domkapitels: im Brennpunkt desGeschehensstand zu Be ginn der Stephansdom und das dort an sässige Kapitel. Sein Archiv,das heuteim Diözesanarchiv aufbewahrt wird, bildet mitseinen Urkunden,Akten undBüchern den ältesten Bestand.Von RudolfIV.zwar reichlich dotiert, erlitt das Kapitel durch die Bistumsgründung,die Türkenbelage rungen,diejosephinischen Reformen,die Franzosenkriege und schließlich durch die Ereignise des Jahres 1848 immer wie der empfmdliche Einbußen-". In kriti schen Situationen tratjedoch immer wie derein Retter auf:so schenkteKönig Mat thias im Jahr 1611 der Dompropstei die vakanteDechanteiKirnberg-',die sich bis heute im Besitz des Dompropstes befin det.Die 1620 drohende Auflösung des Ka pitels infolge größter Armut wurde von Ferdinand II. durch die Schenkung des Gutes Hemals, welches den Jörgem ab genommen wurde,abgewendet'-,mit der Auflage, der dort grassierenden lutheri schen Lehre Einhalt zu gebieten. Über Hemals (1625), Simmering (1700) und Gersthof (1749) erhielt das Domkapitel dasPatronatsrecht.Die von Rudolfgestif teten 24 Kanonikate wurden unter Ferdi nand I. auf 16,unter JosefII. auf12 redu ziert; am 16. August 1769 stiftete die Her zogin Maria Theresia von Savoyen, eine geborene Fürstin Liechtenstein, testa mentarisch 4 Kanonikate für die Mitglie der des Herrenstandes. Unter Erzbischof Milde gab es wieder 16 Kanonikate. Auf diesen geht auch die Stiftung für arme Priester und Schullehrer aus dem Jahr 1858 zurück, deren Administration das Domkapitel übernahm. Der auf kaiserli chen Befehlerfolgte Umbau der Domher renhäuser um die Mitte des 19. Jahrhun derts veranlaßte das Kapitelzur Veräuße rung etlicher Güter, die Ereignise der Grundentlastung beschränkten sein Ein kommen beinahe aufden Ertrag der Zins häuser.In der Folge gab es sämtliche ein schlägige Akten, sowie Gewähr-, Grundund Dienstbücher an die zuständigen Be zirksgerichte, wie auch an das Grund buchamt und den Wiener Magistrat ab". Geblieben sind Dienstbücher aus dem 16. und 17. Jahrhundert,Zehentrechnun gen, Ausstände, Grundbuchrechnungen, Katastralprotokolle, Amtsrechnungen aus Hemals und Grammatneusiedl sowie Rentamtsjoumale und Zinsbücher. Den Weinausschank,den das Kapitel in Nutzung seiner vielen Weingärten im Zwettlerhof betrieb, stellte Josef II. mit Regierungsdekret vom 15. August 1783 (über den Weinausschank in Klöstern und geistlichen Häusem) ein; Hofmeister amtsrechnungen aus den Jahren 1617-1829 geben Einblick in die jährliche Nutzung der Ausschank mit 1680 Eimer (zu 1551 Gulden)'^. An die geistlichen Funktionen erinnern die insgesamt 18 Inventare der Reliquien kammer,deren Betreuung neben Archiv, Bibliothek, Kirchenschatz und Stifter grab dem Kustos oblag'®. Weiters die Stif tungstabellen und Stiftungsregisterbü cher, Rechnungsbücher über das Heilige Grabzu Hemalsaus den Jahren 1643-1756 sowie Meß-Intentionenbücher aus dem 18. Jahrhundert. 34
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