Um ein Arbeiterheim in Wiener Neustadt An das hochwürdige f. e. Ordinariat durch Se.Gnaden den Hochw.Herrn Propst Dr.Alois Wiidenauer o.D. Seit vielen Jahren trachtet die katholi sche Bevölkerung unserer Stadt im all gemeinen und die christliche Arbeiter schaft im besonderen, sich ein eigenes Vereinsheim zu errichten. Um diesem Ziele näherzukommen,hat der christliche Arbeiterverein im heuri gen Frühjahr eine vollständige Gasthaus konzession erworben und richtet nun an das hochw. f. e. Ordinariat die ganz erge beneBitte,ihmzurAusübimgdieserKon zession im Hause Pfarrplatz Nr.2 die gü tige Bewilligung zu erteilen und ihm die hiezu notwendigen Räume in diesem Hause überlassen zu wollen. Die Firma Höfler&Co.erklärt sich be reit, die von ihr vertragsmäßig bis Herbst 1925 gemieteten, in beiliegender Skizze mit I,n,III,rv bezeichneten Räume und den mit V bezeichneten Teil des Kellers unter der Bedingung an den christlichen Arbeiterverein für Vereinszwecke abzu treten,daß ihr der Mietvertragfür die rest lichen, in der Skizze mit 1 bezeichneten Kanzleiräume und die mit 2 und 3 be zeichneten Keller um 5 Jahre, somit bis zum Herbst 1930 verlängert wird. Der christliche Arbeiterverein glaubt nun an das hochw.f. e. Ordinariat die er gebene Bitte stellen zu dürfen,dem Vor schlagedieZustimmungerteilenunddem Arbeiterverein die bezeichneten Lokale zu den bisherigen Mietbedingungen für Zwecke des Vereinsheimes überlassenzu wollen. Die notwendigen baulichen Än derungen wären gering.Es würdesich nur um die Schließung der mit++ bezeichne ten türlosen Durchgänge, Errichtung ei ner mit )( bezeichneten Tür in den als Speise gedachten Raum IV und eines mit )-( bezeichneten Zuganges zum Keller, eventuell um Schaffung einer Tür vom Pfarrplatz in das Gastzimmer(Raum ID handeln. Als Küche,in welcher ein ent sprechender Herd aufgestellt werden müßte, ist der Raum III gedacht Der christliche Arbeiterverein bittet, im zu treffenden Falle diese und eventuelle an dere geringfügige Änderungen im Ein vernehmen mit Sr. Gnaden dem hochw. Herrn Propst durchführen zu dürfen. Diechristlichen Arbeiter und Angestell ten, die auffremde Verpflegung angewie sen sind, würden es auch sehr begrüßen, wenn ihnen im eigenen Heim preiswür dige Speisen und Getränke verabreicht werden könnten. Nicht zuletzt hat uns das Beispiel der Sozialdemokraten den Gedanken an die Errichtung eines eigenen Heimes mit Gastwirtschaft aufgedrängt, die, wohl in der Erkenntnis eines solchen, nun schon das vierte Arbeiterheim in unserer Stadt errichtet haben. Die christlichen Arbeiter Wiener Nau stadts bitten aus den angeführten Grün den nochmals,das hochw.f. e. Ordinariat wolle sie in ihrem Vorhaben unterstützen und ihnen die Errichtung eines eigenen Heimes ermöglichen.Wenn auch der An fang im Vergleich zu anderen, großzügi gen, derzeit allerdings nur schwer reali sierbaren Plänen bescheiden zu nennen wäre,so glauben die christlichen Arbeiter doch in diesem,wenn auch bescheidenen Heim eine Grundlage zu schaffen, auf welchersich im Laufe der Zeitein der ka tholischen Bevölkerung unserer Stadt entsprechendes Heim entwickeln würde. Mitdem Ausdruckeder unwandelbaren Treue und Ergebenheitzeichnen Der Schriftführen Marwang?)Franz Der Obmann: Johann Patzelt Stampiglie DAW,Bischofsakten, Piffl. Maschingeschrieben. Judenhilfe durch die Bevölkerung von Rohr im Gebirge 1945 Die gefertigten ungarischen Juden wurden im Juli 1944 aus ihrer Heimat nach Österreich verschleppt. Einige von ihnen wurden schon beim Einzug der Deutschen nach Ungarn als Geiseln ver haftet. In Österreich (damals Deutsch land) wurden sie dem LW-Bef.-Stab 1/XVIIzugeteilt und am 27.März 1945 un ter der Führung eines Feldwebes nach Rohr im Gebirge zur Zwangsarbeit ab kommandiert. Beim Vorstoß der Russen wurde der verantwortliche Feldwebel von seiner Dienststelle nach dem Westen desLandes versetzt und wir wurden derGendarmerie unterstellt. Wir blieben ohne jeden Schutz,abgeschlossen von der Welt,ohne Lebensmittel und ausgeliefert der Will kürherrschaft der in Rohrim Geb.statio nierten SS zurück (Leibst Adolf Hitler). In dieser hoffnungslosen Lage eilte uns die Rohrer Bevölkerung unter der Füh rung des dortigen Pfarrprovisors, Peter Lorenz, zu Hilfe. Sie kümmerten sich nicht um die Gefahr,der sie sich aussetz ten, und halfen uns trotz der bekannten Rachsucht der SS. Die Rohrer Bevölke rungnahm unsschon beiunserer Ankunft mit Liebe und menschlich aufund sie er klärte sich bereit, uns, wenn wir von der SS am Leben bedroht werden sollten, in den Wäldern zu verstecken.Hier sei auch bemerkt, daß in der kritischesten Zeit (sechs Wochen) kein Rohrer den Nazis oder derSS verraten hat, daß die in Rohr verweilenden ungarischen Zivilarbeiter Juden sind. Beim Einzug der Russen, als die Ge schäfte gesperrt und wir wieder ohne Verpflegung waren, sorgten die Rohrer weiter für uns, genau wie in den letzten sechs Wochen des Krieges. Die Leute brachten die Lebensmittel in den Pfarr hof, damit der Pfarrer sie unauffällig an uns weiterleite. Die Gemeinde bemühte sich auch,unsbeiderHeimkehrnach Un garnzu helfen.Wir hattenja auch Frauen, alte Leute wie auch Kinder in unserem Kreise. Wir fühlen uns moralisch verpflichtet, allen Rohrem und ganz besonders einzel nen(Wagner,Maar,Mages,Gruber usw.), die sich für unseingesetzt und unsviel ge holfen haben,zu danken. Wir wollen die sen unseren Dank auch schriftlich bezeu gen,damit die Gemeinde in späteren Zei ten es nachweisen könne,daß sie verfolg ten Menschen geholfen hat. Die Rohrer Bevölkerung und ihre geistigen Führer haben unsja in der bittersten Zeitunseres Lebens geholfen und viele haben ihr Hab und Gut wie auch ihr Leben für uns aufs Spiel gesetzt. Sechzehn Unterschriften Rohr im Geb.,am 17. Mai 1945 INHALT: Fortsetzung von Seite 17 Piff! und der Österreichische Touristen-Verein Geistliche Abzeichen Segnung des PolizeiWohnhauses Hilfe für Sarajewo vor 100 Jahren Zur Predigt in der Burgkapelle Problem Freimaurer 1949 Kardinal Piff! an der Hoftafel Zum Katholikentag 1923 Satzungen Apostolat Unserer Lieben Frau von Lourdes Volksküche 1891 Um ein Arbeiterheim in Wiener Neustadt Judenhilfe durch die Bevölkerung von Rohr im Gebirge 1945 Herausgeber, Verleger und Eigentümer: Erzb. Ordinariat, 1010 Wien, WoUzeile 2. — Verantwortlicher Schriftleiter: Prälat Univ.-Prof. Dr. Franz Loidl, 1010 Wien, Wollzeile 2. — Druck und Versendung; Herold Druck, 1-080 Wien, Strozzigasse 8.- 32
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