Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

BeiträgezurWiener Diözesangeschichte BEILAGE ZUM NNIENER DIOZESNM BLNT 20. Jahrgang, Nr.2 Wien,am 1.August1979 Die Wiener Theologische Schule A. Günthers^ Dr.Erwin Mann Die Wiener Theologische Schule ist die einzige theologische Schule, die Öster reich im Laufe seiner Geschichte hervor gebracht hat. Und sie erwies sich im Ver gleich mit den anderen theologischen Schulen des 19. Jahrhunderts (inkl. der Tübinger Schule) als die geschlossenste und wirkmächtigste. Sie zog mit ihrem Versuch einer anthropologischen Be wahrheitung und Bewährung deschristli chen Glaubens Theologen und Philoso phen,Kleriker und Laien gleichermaßen in ihren Bann. Ihr Begründer war der aus Lindenau in Nordböhmen stammende Anton Gün ther(1783-1863). Nach seinen Studien an der Prager Universität(Sjähriger philoso phischer Kurs unter B. Bolzano,Jus-Studium)zog er nach Wien,wo er eine Erzie herstelle im Haus des Fürsten Bretzen heim annahm.Im Hofbauerkreis(Z.Wer ner,J.E.Veith,F.Schlegel,A.Müller u.a.) fing ihm dann nach anfänglichen Glau benszweifeln plötzlich „das Licht an zu strahlen, daß kein Wissen, sondern nur eine Tat die Welt erlöst habe".Und er be gann im Alter von34Jahren mitdem Stu dium der Theologie, drei Jahre später wurde er zum Priester geweiht. Mit dem Jahr 1824 begann eine neue Phase in Günthers Leben,als er den Arzt und Cartesius-Kenner J. H. Pabst kennenlernte^. Mitihm gemeinsam arbeiteteeranseinem (im großen und ganzen schon fertigen) philosophisch-theologischen System entwurf,den er dann 1828 in seiner „Vor schule zur spekulativen Theologie" erst mals zu Papier brachte.Pabst seinerseits faßte die darin enthaltenen „konglomerierten Lichtmassen" in seiner Schrift „Der Mensch und seine Geschichte"in ei ner knappen, übersichtlichen Form zu sammen,Innerhalb kürzester Zeitfolgten weitere Schriften der beiden Denker^.Sie wurden Mittelpunkteines wissenschaftli chen Kreises,der auch Anziehungspunkt für ausländische Studenten wurde. Zu den Wiener Freunden, die sich in regel mäßigen „christlich-sokratischen Sym posien"trafen,gehörten neben Pabst der Domprediger von St.Stephan J.E.Veith, der spätere Nationalökonom und Politi ker C.F.Hock,der Philosoph J.H.Löwe, die KlerikerL.GreifundB.Schön u.a.Mit den anderen Freunden und Schülern hielt Günther brieflich die Verbindung auf recht; mitP.Knoodt(Bonn),J. N.Ehrlich (Krems, Graz, Prag), C. Werner (St. Pöl ten), J. B. Baltzer (Breslau), J. Zukrigl (Tübingen), J. Merten (Trier), Chr. B. Schlüter(Münster),J. Görres(München), S.Papalettere(Rom)u. v. a. Günther stand mit den bedeutendsten Persönlichkeiten seiner Zeit in Verbin dung: Schelling ließ sich von ihm beein flussen,mitHegelstand er in Briefverbin dung und überreichte ihm ein Exemplar seiner „Vorschule",Grillparzer kannte er persönlich und rezensierte dessen „Ahn frau".Zu seinen Verehrern zählten Arzte, Politiker, Philosophen, Journalisten, Künstler. Bischöfe und Kardinäle waren seine Freunde und Protektoren, von sei nem Einfluß auf die theologische Szene seiner Zeit ganzzu schweigen.Er erhielt Berufungen an deutsche Universitäten (1831 als Nachfolger G.Hermes'in Bonn, 1844 als Nachfolger Schellings in Mün chen,1847 als Nachfolger Dreysin Tübin gen u. a.), wollte aber sein geliebtes Wien nichtverlassen.Dafürlehrten an fastallen deutschsprachigen Hochschulen seine Schüler,die seine Philosophie und Theo logie von derLehrkanzelaus verbreiteten und ihrerseits Schüler heranbildeten. Auch in Frankreich fanden seine Ideen bald Beachtung,obwohler sich durch die scharfe Kritik an den dortigen philosophi schen Richtungen(Lammenais,Donald u. a.) keine Freunde erwarten konnte. Der ,,Avenir" besprach wiederholt seine Bü cher in anerkennender Weise. Mit dem von ihm herausgegebenen philosophi schen Taschenbuch „Lydia" wurde er auch in Amerika bekannt.In Rom waren Bestrebungen im Gange, eine benediktinische Günther-Akademie zu gründen. Die treibende Kraft aber und das geistige INHALT: Die Wiener Theologische Schule A. Günthers Zur Geschichte der Verehrung des heiligen Bischofs Ulrich Die Ernennung des Abtes Cöiestin Gangibauer zum Fürsterzbischof von Wien Kardinal Piff!- Bürgermeister Lueger Sorge um die Jugend St.-Michaels-Bruderschaft Zu Hirtenbriefen Kardinal Piffls Jahresleistung Kardinal Piffls Besondere Vorschriften 1852 Verein zur Gründung und Erhaltung der Ersten deutsch-österreichischen Schwerhörigen-Schule für Kinder Soziale Kurse für Kleriker 1925 Erholungsheim Kirchberg» am Wechsel Wider kath. Presse 1914 Innitzer als Kurator des Pilgerhauses in Jerusalem Fortsetzung auf Seite 32 17

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