Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

Beiträge y^iener Diözesangeschiditc BE ILAQE DES WIENER DIÖZESANBLATTES Nr. 2 Wien, am 1. April 1960 1. Jahrgang Inhalt: 5. Joseph Kopallik. — 6. Regesten des Franziskanerklosters l^ria Bnzersdorf des alten fürsterzbischöflichen Alumnates auf dem Stephansplatz. (Schluß). 7. Regesten Die 5. Joseph KopalHk Dr. Franz Lo i d 1 Wiener Diözesangeschichtsforschung und -Schreibung richtig in Schwung gebracht und sich ihr gar verschrieben zu haben, darf mit Fug und Recht von Joseph Kopallik ausgesagt werden, der, wäre sein Le ben und Arbeiten nicht so jäh und allzu früh abgebro chen worden, ein Mehrfaches von dem auf diesem Ge biete geschaffen hätte als nun tatsächlich vorliegt. Als Sohn eines subalternen Beamten im k. k. Fi nanzministerium am 8. Mai 1849 zu Wien geboren^), absolvierte J. K. das akademische Gymnasium und stu dierte nach seiner Matura i, J. 1868 als Alumnus des f. e. Klerikalseminars am Stephansplatz Theologie an der kath.-theol. Fakultät der alten Wiener Universität und hörte unter anderem im dritten Jahrgang 1870/71 Kirohengeschichte „mit vorherrschender Rücksicht auf Dogmen- und Verfassungsgeschichte" bei Anton Wapplc.r2), dessen Nachfolger er eineinhalb Jahrzehnte spä ter werden sollte. Empfing mit zwanzig Ordinanden^) nach dem Subdiakonat am 12. Juli und dem Diakonat am 16. Juli am 21. Juli 1872 im'Stephansdom die Prie sterweihe, kam auf zwei Jahre als Kooperator nach Wolkersdorf (Dekanat Pillichsdorf) und wurde mit 9. Sept. 1874 als Studienpräfekt ins Priesterseminar berufen und am 1, Sept. 1876 zum Subrektor ernannt. Schied am 12. August 1878 aus dem Alumnat, da er in die Kurgeistlichkeit als Levit eingereiht wurdet). Nachdem er bereits als Kooperator mit seinem er sten Rigorosum begonnen hatte, legte er während die ser Zeit die drei weiteren Rigorosen — alle mit sehr gutem Erfolg — ab und wurde nach Annahme seiner 120seitigen Dissertatio canonica: De electione Summi Pontificis, am 10. Mai 1878 zum Dr. theol. promoviert''). Durch die Bestellung zum Adjunkten der theol. Fakultät für das Kirchengeschichtslehramt ausersehen«), erkannte K. sehr wohl, daß es notwendig sei, in die historische Methode eingeführt zu werden. „Fre quentierte" deshalb 1881/82 Vorlesungen der Profan geschichte und mehr noch der historischen Hilfswissen schaften (richtiger Grundwissenschaften) an der phi losophischen Fakultät bei den damaligen Leuchten die ser Di^plinen'), Professor Theodor von Sickel«) und Prctfessor Engelbert Mühlbacher»), beide Vorstände des durch sie ausgebauten angesehenen Institutes für österreichische Geschichtsforschung. Schrieb damals Berichte über die katholische Mis sion (bziw. Missionen) in Zentralafrlka im WDbl.io) und brachte als sein Erstlingswerk eine „nach den Quellen gearbeitete Biographie" über Cyrillus von Ale xandrien (t 444 herausii), der bis dahin unverdien termaßen von der historischen Forschung weniger als andere Kirchenväter Beachtung gefunden, denen er an Geistesgröße und an Verdienst aber keineswegs nachsteht (Einleitung). Freilich, kein leichtes Unter fangen, da es hiebei einerseits um eine rücksichtslos stürmische Persönlichkeit ging, die andererseits in der Kirchen- und Dogmengeschichte als größter Sachwal ter der Orthodoxie im Kampfe wider den Nestorianismus zu gelten hatte^s). Der Autor schien zwar keiner Schwierigkeit aus dem Wege zu gehen und räumte ein Drittel des Buchumfanges der genauen Behandlung der Werke dieses Kirchenvaters ein. Wurde nun auf der einen Seite der große Fleiß und die reiche Sachkennt nis belobt, auch daß es die erste Monographie über diese Persönlichkeit war, so wurde das Werk doch als in allen seinen Teilen als nicht befriedigend bezeichnet. Dennoch wurde jhm „die Ehre zuteil, in die k. k. Fideicommißbibliothek aufgenommen zu werden" — und dies glückte auch späteren Schrifteni"), was für Kopalliks Berufung eine nicht zu unterschätzende Emp fehlung bedeutete. Schon am 24. Mai 1882 -wurde K. laut a. h. Ent schluß zum o. Professor für Kirchengesohichte an der theol. Fakultät in Olmütz emannti^), womit seine aka demische Lehrerlaufbahn begann. Noch im selben Jahr gab er wie zum Programm heraus: „De historiae ecclesiasticae indole, o-bjecto, utilltate"i5), eine klare Entvvdcklung des Begriffes und Gegenstandes der Kg. sovde des Nutzens, den ihr Studium bietet. Zwei Jahre später ließ er rasch hintereinander Tom I und n sei ner „Historie ecclesiae cathohcae" erscheinende). Als Leitfaden der Kg. für die Theologie Studierenden ge dacht, wurde das Werk zwar im knappen Anschluß an Hergenröthers Kg. verfaßt, zeichnet sich aber, wie im Fakultätsgutachten v. 8. Februar 1886 ausgesprochen, besonders dadurch aus, daß darin die Kg. aller Länder der österreichisch-ungarischen Monardiie berücksich tigt und bei den wichtigeren Materien die einschlägige Literatur angegeben wird. Eis umfaßt im Tom I das kirchliche Altertum zur Gänze, im Tom II aber das Mittelalter nur bis zum J. 1303. Bezeichnend ist die vom Autor gewählte Periodisierung: 1. Periode bis 313 (Circularmandat v. Mailand), 2. bis 800 (Kaiser krönung Karls d. Gr.), 3. bis 1073 (Regierungsantritt Gregors VII.), 4. bis 1303 (Tod Bonifaz VIII.). Das MA läßt er bis zum Anfang des XVI. Jhs. reichen. Gleichmäßig wird jede Periode in die drei Kapitel auf gegliedert: I. De statu ecclesiae exiterno, II. Intemo, III. De ecclesiae efficacia ad morum discipUnam et literarum artiumque studia spectante. Im Jahre 1885

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