Neuer Kreuzweg im Stephanushaus In der im sechsten Stockwerk des Stephanushauses, Wien III, Ungargasse 38, errichteten modernen Kapelle, die am 21. Dezember 1964 von Kardinal König benediziert und deren freistehender marmorner Hauptaltar am 23. Dezember d. J. von Erzbischof-Koadjutor Jachym konsekriert wurde, erstand 1977/78 nach dem Entwurf von Zeichenprofessor Josef Buttinger, als Emailmosaik ausgeführt von F.HubertDopfSJ,Professorfür Gregorianik und Liturgik an der kirchenmu sikalischen Abteilung der Musikhoch schule Wien, beide im Kollegium KalksburgAVien, ein interessanter und daher sehenswerterKreuzweg.Er wurdeaufder Wand der (früher so genannten) Epistel seite angebracht.(S. dazu über die Kapel le: Beiträge zur Wiener Diözesangeschichte 1971,Nr. 1.) Dunkelgrau: sie ist am weitesten von Christus entfernt. Die Menschen (etwa Simon von Cjnene, Veronika, die Hand des Pilatus, die Frauen von Jerusalem u.a.)in hellerem Grau:die Menschen sind als Menschen noch christusfem, mit der Erde verbunden; der Mensch steht in der Mitte zwischen dem Dunkelgrau der Erde und dem hellen Weiß Christi: der Mensch ist nach beiden Seiten hin offen. Die Muttergottes(IV. Station) und das Schweißtuch der Veronika sind in Hell grau gehalten; dadurch wird die stärkere Verbundenheit mit Christus ausgesagt. Jesus Christus selbst ist ganz in Weiß gehalten als Symbol der absoluten Rein heit.DiesparsameZeichnungin derFigur Christi soll dem Nahbetrachter nur einige andeutende Details geben:Das Büd Chri sti muß jeder im Mitgehen des Kreuzwe ges selber in sich gestalten. Es sei noch auf das Goldgelb des Drei ecks hingewiesen: die goldgelbe Farbe ist Symbol des Alls; Durch den Kreuzestod Christi ist ja nicht nur der Mensch erlöst, sondern die gesamte Schöpfung zu Gott zurückgeführt Zur Symbolik der Form Die 14 Stationen sind um ein Dreieck herum angeordnet. Das soll ausdrücken, daß die Erlösung durch das Kreuz nicht die Tat Christi allein ist, sondern Tat der Hl. Dreifaltigkeit. Die Eiform, in die das Dreieck einge schlossen ist, ist Symbol des Lebens und der Auferstehung. Die blaue Fläche außerhalb der Eiform istSymbol für den Kosmos,für das All.In dieser Fläche zeichnet sich ein Kreuz ab: in der gesamten Schöpfung ist das Kreuz und seine Erlösungskraft immer gegen wärtig und wirksam. Im Mittelpunkt des Kreuzwegs die Dor nen; sie umranken als Symbol der Sünde das Herz Christi,in dem unser Leben und unsere Auferstehung ist. Zur Symbolik der Farben Es dominieren in den Stationen die Far ben Blau,Grün,Rotals Symbol von Glau be,Hoffnung,Liebe,alsojener Tugenden und Haltungen,mitdenen wir Gott direkt erreichen können. Und zwar beginntjede dieserFarben in den Stationsgruppen zuerst nur als klei ner Streifen, wird immer größer bis zur möglichen Flächenfülle: das heißt: Got tesbegegnung und Gotteserfahrung wird erst möglich und vollendet im Eingehen und Aufnehmen des Kreuzes Christi. Das Rot der Liebe kulminiertim Rot des Her zens Christi,in dem unsere Liebe und die Liebe Christi zusammenfallen.In diesem Mittelpunkt der Welt, im Herzen Christi, kommen alle drei Farben Grün,Blau und Rot noch einmalzusammen vor:Erlösung ist uns nur im Glauben an Christus, in Hoffnung auf Christus, in Liebe zu Chri stus geschenkt:dann aberin überreichem Maß und überwältigender Größe. In den Stationen und Personen ist alles Irdische un-bunt dargestellt; die Erde als Nationalsozialistischer Überfail auf das Churhaus am 8. Oktober 1938 Altbischof Dr.JosefSchoiswohl Am Abend des 8. Oktober 1938 hatte ich mit Dr. Nagler(heute Hofrat und pensio nierter Direktor des Technischen Mu seums) eine Sprechprobe im Stephans dom vereinbart,da es damals noch keine Lautsprecheranlage im Dom gab. Da in der NS-Aera die religiöse Tätigkeit fast ausschließlich aufPredigt,Christenlehre, Bibelvorträge in Kirchen u. ä. beschränkt war, kam der verständlichen Darbietung in großen Räumen erhöhte Bedeutung zu. Daher sollte im Dom eine entsprechende Anlage eingerichtet werden. Ehe endgül tig darangegangen werden konnte,sollten Standort der Mikrophone und Lautspre cher abgetastet werden, ein diesbzl. Ver such wurdeauch am Samstag,8. Okt.,un ternommen. Der Dom war um ca. 18 Uhr gesperrt worden, sodaß wir ungestört arbeiten konnten. Um etwa 3/4 7 Uhr abends machten wir Schluß und verließen den Dom,den ich hinter mir wieder absperrte und die Schlüssel den Kirchendienern brachte, die unmittelbar neben der Auf gangstreppe des Churhauses ihr Quartier hatten. Beim Uberqueren des Platzes fiel mir auf, daß eine zu dieser Abendstunde ungewohnte Menge von jungen Passan ten den Domplatz bevölkerte. Es waren lauter Burschen im Alter von 14 bis 18 Jahren, die in Gruppen von zwei bis vier Personen dahinschlenderten.Ich sagtezu Dr. Nagler; „Du, ich kenne ja den Ste phansplatz seit Jahren.Aber wasda heute herumgeht, das ist ganz ungewöhnlich. Mir gefälltdas nicht,da muß waslos sein". Ich lud Dr.Nagler noch zu einemAbendimbiß ein und schickte zu diesem Zweck das Küchenmädchen zum GasthofDiglas (damals in der Singerstraße gegenüber dem Churhaus), um Entsprechendes zu besorgen. Wir pauderten zunächst noch über un sere Pläne hinsichtlich der Lautsprecheranlage.Aufeinmal hörten wireinen schar fen Pfiff und auch deutliches Laufen mit etlichen Rufen,da wir zufolge des milden Herbsttages die Fenster offen hatten. Wir liefen sofort zum Fenster (die Wohnung lag im ersten Stock mit der Aussicht auf denDom)und sahen diejungen Leute alle in Richtung gegen den Platz vor dem Rie sentor laufen. Sofort vermuteten wir ei nen Angriffaufdaserzb.Palais.Dr.Nagler wollte nun gleich weg,um zu sehen, was da geschah.Ich hielt ihn noch zurück,da eben das Abendmahlgebracht wurde.Als aber das Küchenmädchen zu berichten wußte,daß HJ das Palais stürmen wolle, ließ sich Dr.Nagler nicht mehr halten und drängte hinüberzukommen. Ich beglei tete ihn nunmehr bis zum Tor,das bereits versperrt war und sagte ihm noch: „Falls Du auf irgendeine Weise zurückkommen kannst, dann klopfe bei mir dreimal an, damit ich weiß, wen ich einlassen kann. Hinter ihm versperrte ich wieder das Tor, dasja nach oben und unten gut verriegelt war.Da die Schwenkhebel an den beiden Seiten hingen,fugte ich sie noch in die Ei senringe ein und war der Uberzeugung, daß in unser Haus niemand werdeeinbre chen können. Als Kirchenmeister für den Dom(derfür die finanziellen Belange und Verwaltung zu sorgen hatte) wußte ich, daß die Büroräume im Hochparterre alle innen mit eisernen Läden abgeschlossen waren. Auch von der Seite konnte also keine Gefahrdrohen.Ich ginglangsam die Stiege hinauf, wohl etwas betreten, was im Palais geschehen könnte.Wußte ichja um die Fragwürdigkeit des seitlichen To res, das nicht sicher in den Angeln saß. 45
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