Von der Titelkirche Kardinal Piffls S. Marco-Rom Lieber Freund! Der Camerlengo des Kapitels von S. Marco war bei mir,um mir zu sagen, daß das Kapitel zum Titularfeste der Basilika nach altem Brauch an Seine Eminenzein Huldigungstelegramm richten werde und daß es üblich gewesen sei, bei dieser Ge legenheit von dem hochwürdigsten Titel kardinal eine Gabe als Beitrag zur Aus schmückung der Kirche zu erhalten. Er bat mich.Dich davon in Kenntnis zu set zen, was ich hiemit tue. Vermutlich hast Du hierüber aus der Zeit des hochseligen Kardinals Nagl Aufzeichnungen, die Dir als Direktive dienen können. Ich hoffe, daß es Dir gut geht, und ver bleibe mitden besten Grüßen und mit der Bitte,Sr.Eminenzmeinen ehrfurchtsvoll sten Handkuß zu melden. Dein treuergebener Max.Brenner DAW,Bischofakten,Piffl 1915. An Sekre tär Wagner. Kaiserin Karoline Auguste(t1873) Christliches und karitatives Vorbild Eigentbch Charlotta Augusta, geb. 8.Februar 1792 als bayrische Prinzessin, seit 10. November 1816 mit dem dreimal verwitweten Kaiser Franz I. von Öster reich vermählt und mit ihm am 25. Sep tember 1825zuPreßburg gekrönt.Kinder los und in derPolitik keine Rolle spielend, betrachtete sie das Wirken im Geiste der Nächstenliebe als ihren eigentbchen Le bensinhalt, und dies noch mehr seit ihrer Witwenschaft - Kaiser Franz starb am 2. März 1835.Ihre Sorge galt vor allem der Jugendpflege, d. i. den Kinderbewahranstalten, der Armenpflege durch Fürsorge und Dienstbotenausbildung, der Schaf fung von Arbeiterwohnungen, der Kran kenpflege,der Förderung mehrerer geist licher Ordensstiftungen wiein Wien-Gum pendorf, Salzburg,Prag u. a. Als höchste Schutzfrau des Sternkreuz-Ordens stellte sie auch diesen in den Dienst karitativen Wirkens(ÖBL,13.Lieferung,1963,S.245). Nicht wenigen Jugendlichen beiderlei Geschlechts verhalfsiezum Priester- bzw. Ordensberuf durch Gewährung von aus giebigen Unterstützungen. Nun eine Be stätigung dafür ausdem Gedenkbuch der Pfarre Alt-Ottakring II. Bd.durch Pfarrer Paletz: „Deram 9. Februar1873in Wienerfolgte Tod Ihrer Majestät der Kaiserin Carolina Augusta war ein schwerer Schlag für die katholischkonservativen Interessen und für die Armen und Notleidenden der gan zen Monarchie.Auch Ottakring hatan der ,Kaiserin-Mutter' eine ,Armen-Mutter' verloren.Möge ihr für so viele und große Werke der christlichen Liebe und Barm herzigkeit des Himmels reichste Krone zuteil geworden sein und möge ihre am Sterbebett ausgesprochene Frage und Klage: Wer wird für meine Armen sor gen?,auch bald eine günstige Besintwortung finden." Dazu auch; Cölestin Wolfsgruber. Caro lina Auguste. Die „Kaiserin-Mutter". H. Kirsch,Wien 1895,X u.300 S.-Derselbe. Die Kaiserin-Mutter Carolina Auguste und ihr charitatives Wirken. H. Kirsch, Wien 1893,93 S. Dr.F.L. Flaggen-Hissung auf Kirchen 1938 Erzbischöfliches Ordinariat Z. Wien,am 2. Mai 1938 Bitten um gütige Veranlassung durch Herrn Reichskommissar Josef Bürckel. 1. Verfügung,daß das Rechtzur Beflag gung der Kirchen einzig und allein den kirchlichen Organen zusteht und daß ohne deren Erlaubnis niemand die Kir chentürme besteigen darf. Insbesondere darfaus Sicherheitsgründen keine Fahne mehr auf der Spitze des Stefansturmes angebracht werden... DAW,Bischofsakten,Innitzer, 18. Kon zept. Geehrter Herr Regierungsdirektor Vor 14 Tagen hatte ich die Ehre, fern mündlich mitIhnen zu sprechen und mit zuteilen,daß derHerr KardinalEinspruch erhebe, daß in eigenmächtiger Art von SA-Leuten Flaggen auf der Spitze des Stefansturmes gehißt wurden. Herr Re gierungsdirektor sagten damalszu,daß in Hinkunft bei solchen Anlässen ein Ein vernehmen mit Sr. Eminenz gepflogen werde; die Frage,ob wir die Fahnen über den 1. Mai auf dem Turm belassen woll ten, bejahte ich. In der vorigen Woche sind zwei dieser Fahnen entfernt worden,nichtaber diean der höchsten Spitze befestigte Flagge.Ich möchte bei dieser Gelegenheit betonen, daß Sr.Eminenzselbstverständlich in der bisher gewohnten Art für die Beflaggung des Stefansdomes sorgen wird, daß aber von einer Beflaggung des hohen Turmes aus Sicherheitsgründen abgesehen wer den möge.Die höchste Spitze desTurmes ist nur mit Hilfe des Blitzableiters zu er reichen;knapp vor dem 1. Maiwar die An lage des Blitzableiters genauestens unter sucht worden, weil es ja in den Turm öf ters des Jahres einschlägt. Diese mit Ko sten verbundene Untersuchung der An lage scheint nun wieder hinfallig, da man nicht weiß, ob nicht wieder beim eigen mächtigen Hissen der Flagge die Anlage beschädigt wurde.Uber die Brandgefahr, die bei dem mächtigen, Jahrhunderte al ten Dachstuhle des Domes besteht, wird die Feuerwehr,die auf die genaueste Ein haltung aller Vorsichtsmaßregeln dringt, gerne Auskunft geben. Ich erlaube mir nun Herrn Regierungs direktor ergebenst zu bitten, die Einho lung der aufdem KnaufdesTurmes noch befindlichen Flagge gütigst veranlassen zu wollen, damit dann die nun wieder notwendig gewordene Untersuchung der Blitzableiteranlage nicht neuerdings illu sorisch werde.Für die gütige Zusage,daß in Wien das Einvernehmen gepflogen wird,bitte ich unseren besten Dank anzu nehmen. Mit dem Ausdruck der Verehrung und dem deutschen Gruß bin ich Herrn Regie rungsdirektor Monsignore Jakob Weinbacher Vermerk: 14. V.38. 1550/38 DAW,Bischofsakten, Innitzer, 18. Siehe dazu:WDBl.1938,S.29.1939,S.33 f,66, 93 f. DER REICHSKOMMISSAR für die Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich Regierungspräsident Barth Wien 1,den 30. Mai 1938 Parlamentsgebäude AnHw. Herrn Monsignore Dr. Weinbacher Erzbischöfliches Sekretariat Wien I, Rotenturmstraße 2 Betrifft: Hissung von Hakenkreuzflag gen aufder Spitze des Stefansturmes. Ihr Schreiben vom 14. Mai 1938 (N. 1550/38). Ihr oben bezeichnetes Schreiben habe ich dem Herrn Polizeipräsidenten in Wien übermittelt mit der Bitte, die Angelegen heit zu regeln. Ich bitte Sie daher, wegen der Verfolgung derSachesich gegebenen falls unmittelbar mit dem Polizeipräsi denten in Verbindung zu setzen. Heil Hitler BARTH Anm.: 1550/38 DAW,Bischofsakten,Innitzer, 18, Orig. 41
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