Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

Anregung: Kirchliche Gemeinde-Verfassung 1918 Pfarrer Philipp Hofer Katechetiker(t 1935) Wien,am 11. 11. 1918 Euer Eminenz! Da die politischen Ereignisse sich auf immer neue Gebiete ausdehnen und zu befürchten ist,daßjetzt nach der Dynastie die Kirche an die Reihe kommen könnte, bitte ich Euer Eminenzum gütiges Gehör für meinen Vorschlag. Gleich den Protestanten und Juden sol len auch die Katholiken ihre kirchliche Gemeindeverfassung erlangen, denn, so wie die Sozialdemokraten nur durch ihre Organisation stark sind, so werden auch die Katholiken nur dann ihren Willen durchsetzen können, wenn sie organi siertsind,und dasgehtnuraufdem Wege der kirchlichen Verfassung mit den Prie stern als Führern und zw.um so leichter als diese Organisation nach außen hin keine Spitze gegen die Juden hat, wenn sieauch natürlich nuralsSchutzgegen die politische Macht der Juden in DeutschÖsterreich errichtet werden soll. Euer Eminenz wollen daher eine Ver sammlung der Bischöfe einberufen,in der eine Petition an den Staatsrat beschlossen werden wolle,in dem die gesetzliche Ein führung der kirchlichen Pfarrgemeinde verfassung gefordert (dreimal unterstri chen)wird. Aufdiese Weise können noch die Güter der Kirche,bevor sie von Staats wegen vielleicht konfisziert werden, für das katholische Volk zur Erhaltung seiner Priester gerettet werden. Mit besonderer Hochachtung sehr er gebenster Dr. Alois Wanyeck, . Magistratskonzipist, Wien I, Naglergasse 21 DAW,Bischofsakten,Piffl 1918. Original, Handschrift. Vorschlag für kirchliche Kiinstfortbildung der Theologen 1913 Hochwürdiger Herr Sekretär! Anläßlich meiner Vorstellung bei Sr. Exzellenz, dem Hochwürdigsten Herrn FürsterzbischofDr.Piffl(Anm.;wurdeam 25. Mai 1914 zum Kardinal kreiert) trug ich die Bitte vor, die Ehrw.Herrn Theolo gen in die Werkstatten der Wiener Kunst gewerbeschule kommen zu lassen. Zweck; Ergänzung der theoretischen Studien über Kirchliche Kunst an der Universität durch praktische Demonstra tion etc. etc. an der Kunstgewerblichen Schule. Sr. Exzellenz geruhte, diesen meinen Plan sehr gut zu heißen und sicherte zu, den Ehrw.Herrn Theologen diese prakti schen Studien zu ermöglichen.Auch dem Direktor der Kunstgewerblichen Schule geruhte Sr. Exzellenz dieselbe Zusiche rung zu geben. Mittlerweile gingen die Verhandlungen über dieselbe Angelegenheitzwischen Sr. Gnaden,dem Hochw.Hof- und Burgpfar rer Dr, Ernst Seidl(recte Seydl) und mir i. e. der Direktion der Kunstgewerblichen Schule. Der derzeitige Stand dieser Ver handlungen liegt in der Mitteilung Sr. Gnaden, dem Hochw. Herrn Hof- und Burgpfarrers (also Vorstehers des Höhe ren Priesterbildungs-Institutes zu St. Au gustin)an mich auf. Bitte sehr, die beilie gende Karte einer Durchsicht zu würdi gen. Bevor nun die endgültigen Formalitä ten bzgl.Stunde-Zeit-Anzahl der H.Hö rer etc. mit der Vorstehung des Höheren Priester-Bildungs-Institutes zum hl. Augustin abgeschlossen werden, würde ich recht sehr um die gnädige Kundgebung des Willens Sr. Exzellenz bzgl. der Teil nahmeder Ehrw.Herrn Theologen bitten. Ich bitte daher,Ehrw.Hochwürden,Se. Exzellenzan die Bitte desHerrn Direktors Roller(Kunstgewerbliche Schule)und an meine diesbzgl. Bitte gütigst erinnern zu wollen. NB. Die Demonstrationen an der Kunstgewerblichen Schule (für die Her ren Theologen aus dem Priester-Seminar und aus dem Höheren Priester-BüdungsInstitut) würden nach Vereinbarung mit der Direktion in der ersten Hälfte des Jän ners 1914 beginnen, sich über das ganze Studienjahr erstrecken und über Wunsch der Vorstehungen der Seminare eventuell an einem Nachmittag (Wahl der Stunde nach Belieben)alle 14Tage oder3Wochen abgehalten. Zahl der Teilnehmer beliebig. Für Ew. Hochwürden gütige Bemü hungen dankt im vorhinein Ew. Hoch würden Herrn Sekretär (i. e. Josef Wagner) Weltpriester Prof. Karl Degner* Wien XVIII.Gentzgasse 106(Greisenasyl) (K. k. Kunstgewerbliche Schule) 18. XI.1913 DAW,Bischofsakten, Piffl, 1913. Anm.: Wegen Zeitmangel abgelehnt. •(Linz), Gymn.-Prof. in Wien VI, Mariahilfer Straße 113, geb. Außergefild in Böhmen.1879, Pr. 1902. Dr. Franz Loidl Vereinzelt traten auch Studenten aus der Sekauer Diözese ins Wiener Priester seminar und damit in den dauernden Dienstder Wiener Erzdiözese,wie z.B.der spätere Weihbischof und Generalvikar DDr. Josef Streidt, der vom Grazer Kna benseminar ins Wiener Alumnat eintrat und daselbstvon 1926 bis 1931 sich aufdas Priestertum vorbereitete.So auch Philipp Hofer. Am 1. Mai 1873zu Landscha(Weiz,Stei ermark)geboren,studierte Hofer erst am f. b. Knabenseminarin Graz,wechselte in die 5.Klasse desI. k.k.Staatsgymnasiums zu Graz über und absolvierte die 6. bis 8. Klasse am II. k. k. Staatsgymnasium. Er trat nach der Matura ins Grazer Priester seminar ein und war vier Semester Hörer der Kath.-Theol. Fakultät zu Graz, über siedelte aber dann ins Wiener Alumnatam Stephansplatz, um die weiteren vier Se mester Theologie an der Wiener Kath.- Theol. Fakultät zu absolvieren, und emp fing am 25. Juli 1896im Stephansdom die Priesterweihe. Dann war er vier Jahre Kooperator an der Wienerwald-Pfarre Purkersdorf,woeran der Ortsschule,aber auch an der zweiklassigen(ersten) Volks schule in Hinter-Tullnerbach und an der nö. Landes-Blindenschule seine kateche tischen Erfahrungen sammeln und Eige nes erproben konnte. Interesse und Kön nen aufdem Gebietdertheoretischen und praktischen Katechetik regten ihn von da ab zur katechetischen Schriftstellerei an. Mit 1. September 1900 als Präfekt ans f. b. Knabenseminar(Ober-)Hollabrunn beru fen, trat er mit Joseph Minichthaler, den seit 1899 erfolgreich wirkenden Spiritual und katechetisch-pastoralen Schriftstel ler nicht nur in Bekanntschaft, sondern pflegte mitihm auch einen ihn selbst for dernden Gedankenaustausch. Am 25.Jänner 1905übernahm Hofer die über 1000 Seelen zählende Pfarre Eben thal(damals Dekanat„Bockflüß")mitder dreiklassigen Volksschule,am 1. Septem ber 1921 schließlich die volkreiche Stadt pfarre St. Peter und Paul im III. Wiener Gemeindebezirk Erdberg, die er bis zum Tod am 27. Dezember 1935 leitete. Er ver schied an Leukämie.Sein Grabfand er auf dem stimmungsvollen WienerwaldFriedhofvon Unter-Tullnerbach oberhalb des Wienerwaldsees. Schon 1918 zum Mitglied des f. d. Diözesanschulrates ernannt, vermochte er hier seine Fachkenntnis und Praxis zu verwerten. Die damals42 V2Tausend See len zählende Riesenpfarre Erdberg mitih rer durch Armut und Arbeitslosigkeit ge prägten Bevölkerung ließ ihm kaum noch Zeit zur schriftstellerischen Tätigkeit, mußte er doch als Religionsinspektor sei nes Sprengeis und ab 1934 als Stadtdechant des I. Stadtdekanates im Einsatz stehen.- Nur einiges aus seiner Pfarrer wirksamkeit: 36

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