BeiträgezurWiener Diözesangeschichte BEILAGE ZUM VsllENER DIÖZESEN BLNT 19. Jahrgang, Nr.3 Wien,ami.Dezember1978 Das gestohlene Gnadenbild von St. Michael und seine Heimkehr P.Dr. Waldemar Posch Als am 18. Dezember 1975 eine Frau nach der Frühmesse im Dämmerlicht des Morgens zu dem kostbaren Rahmen des Gnadenbildes am Hochaltar der Michaelerkirche emporblickte, da traute sie ih ren Augen nicht: statt des mattgoldenen Leuchtens der Ikone Maria Wegweiserin (Hodegetria)gähnte ihr dunkle Leere ent gegen... Die Polizei vermutete sofort, dieses weltbekannte Bild könne nur im Auftrag eines kriminellen Sammlers ge stohlen worden sein,'da esim freien Han del unverkäuflich sei'. Kunstgeschichtlich ist diese Ikone von hohem Wert. Sie entstand um 1540 auf Kreta und gilt als „ein wichtiges bisjetzt unbekanntes Glied der italo-kretischen Malerei des 16. Jh., was angesichts der wichtigen Rolle, welche Kreta in der Ge schichte der spätbyzantinischen Malerei gespielt hat, der Hodegetria der Michaelerkirche in Wien einen erhöhten Wert verleiht"^.Die Ikone ist aufeiner auszwei Teilen bestehenden und rückwärts durch zwei dicke Holzleisten befestigten Tafel aus Zypressenholz gemalt. Die Höhe be trägt 105 cm, die Breite 77 cm und die Dicke 2'/:cm.DieFarben sind in Tempera aufgrundierten Hintergrund aufgetragen. An einzelnen Stellen wurden Ölfarben verwendet. Spuren von Beschädigungen sind am untersten Rand-z.B.unter dem linken Füßchen des Jesuskindes - er kennbar. Die Heiligenscheine sind neu vergoldet. Auch der Hintergrund ist stel lenweise übermalt worden, da er in dem Farbenglanz uneinheitlich ist. Die Farb oberfläche ist gefirnißt^. Die ikonographische Darstellung: Das Jesuskind sitzt auf dem linken Arm der Gottesmutter und hält in seiner Linken ein zusammengerolltes Pergament, wäh rend es die Rechte segnend ausstreckt. Über dem Haupt der Gottesmutter steht in altgriechischen Buchstaben die In schrift: Mutter Gottes, die Wegweiserin (Hodegetria) und Jesus Christus. Die Michaelerikone geht auf einen Urtyp des oströmischen Kulturkreises zurück. Geschichtlich greifbar wird dieser Typ derWegweiserin seitdem 5.Jahrhundert^. Infolge ehelicher Zwistigkeiten mußte Kaiserin Eudoxia, die Gemahlin Kaiser Theodosius' (408-450), Konstantinopel verlassen und begab sich nach Jerusalem. Dasangeblich von St.Lukas gemalte Bild erregte ihre besondere Aufmerksamkeit, und sie erwarb es für ihre Schwägerin Pulcheria. Diese ließ das Bild in ihrem Schlafzimmer aufstellen. Eines Tages kamen zwei blinde Bettler und baten dringend Einlaß in dieses Gemach.Kaum hatten sie das Zimmer betreten, so wur den sie sehend. Sie erklärten, die Gottes mutter habe sie hieher gewiesen, damit Pulcheria dieses Bild zur öffentlichen Verehrung aussetze. Da Maria den Blin den den Wegzum Lichtgewiesen hatte,so erhielt das Bild den Titel: Maria,die Weg weiserin. Soweit die Legende. Das Gnadenbild wurde in Konstantino pel hoch verehrt. Alljährlich am Donners tag in der 5.Fastenwoche wurde es in den kaiserlichen Palast übertragen, wo es der Kaiser am Portal persönlich empfingimd bis Ostermontag bei sich behielt. Maria, die Wegweiserin betrachteten die byzan tinischen Kaiser als ihre besondere Schutzfrau und nahmen in Gefahr zu die sem Gnadenbild Zuflucht. Kaiser Isaak Angelus Comenusließ während der Bela gerung das Bild auf die Stadtmauern set zen, und die Feinde ergriffen die Flucht. In Candia (der damalige Name für die Hauptstadt als auch für die Insel Kreta) wurde eine Kopie dieses wundertätigen Gnadenbildes in der Kirche des hl. Niko laus mitdem Beinamen Ciangari-Kirche der Schuhmacher-zur öffentlichen Ver ehrung ausgesetzt. 1645 wurde die Insel, die unter der Herrschaft der Venezianer stand, unvermutet von türkischen Streit kräften angegriffen. Es gelang ihnen Fuß zu fassen.Durchzwanzig Jahre wogte der Kampf hin und her, bis die Türken 1666 die Hauptstadt Candia selbst belagerten. Nun kam den Westmächten die Größe der Gefahrzum Bewußtsein.Der Hofvon Inhalt: Dasgestohlene Gnadenbild von St. Michael und seine Heimkehr. Die Reform desGottesdien stes zur Zeit des Josephi nismus in Österreich. Hirtenworte an Abgefallene 1919. Anregung: Kirchliche Ge meinde-Verfassung 1918. Vorschlag für kirchliche Kunstfortbildung der Theo logen 1913. Pfarrer Philipp Hofer. Katechetiker(t 1935). Aus der Chronik der Pfarre Klausen-Leopoldsdorf. Senior KR. Leopold Prims (t197B). „Gaisklrcherl",Pfarre Prein a. d. Rax: P.-MaximilianKolbe-Kapelle. Fallbach. Romanische Fresken in der Pfarrkirche St. Lambert. Gebetsvereinigung „Imma culata" zu Ehren der Unbe fleckten Gottesmutter, der Schutzfrau Österreichs. Von der Titelkirche Kardinal Piffls S. Marco-Rom. Kaiserin Karoline Auguste (t 1873). Christliches und caritatives Vorbild. Flaggenhissung auf Kir chen 1938 Aufhebung der Schwe stern-Kindergärten durch die NSDAP 1938. Fortsetzung S.48 33
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