Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

Die Verehrung des hl. Pestpatrons Se bastian muß groß gewesen sein; denn es gab eine eigene Sebastianibruderschaft. Für den 20.Jänner kamen 1779 und 1784 Ablässe aus Rom®. Diese Bruderschaft verfiel der Aufhebung durch Kaiser Jo sefII., ebenso wie die zu Ehren des Allerheiligsten Sakramentes (1718)'° und die Christenlehrbruderschaft. Für diese obi gen drei wurde eine neue Bruderschaft von der tätigen Nächstenliebe vorge schrieben. Von 1734 ist die Predigt des Leopold Aumann zur Einführung der Je sus-Maria-Josef-Bruderschaft (National bibliothek)erhalten. Große Veränderungen im Kirchenraum geschahen im 18. Jahrhundert. Das wei sen die leider unvollständig erhaltenen Kirchenrechnungen auf.Zunächstkam es zu einem neuen großen Hochaltar St. Va lentin. Laut Rechnung 1711/12 kostete er über500 Gulden.Anihm arbeiteten Tisch lermeister Johann Gottfried Hartmann (312 Gulden20 Kreuzer),Maler Anton Rei ter (150 Gulden) und Vergolder Martin Wikl. 16 Wagen brachten den Altar aus Wien. Das Bild zeigt den hl. Bischof Va lentin. Der dargestellte Heilige mit dem leeren Hintergrund wirkt ebenso wie das zerstörteJakobusbild in derSpitalskirche zu Laa, steif. Beiderseits des Altares wa ren Türen(wohlzueinem Beichtstuhl hin ter dem Altar). Sie trugen schmiedeei serne Bekrönungen, etwa der zuvor ge nannten Reliefe oder von hölzernen Schildern,mitAufschriften.Flankiertwar der Altar von vergoldeten Figuren. Oben stand ein prächtiger Antonius vonPadua, darunter befanden sich der hl. Leopold mit der hl. Barbara. Aufder rechten(Epistel-)Seite waren die Gegenstücke: oben Franz Xaverius und unten Florian und Katharina (Inventarium der Kirche aus 1880). Die Hochaltarstatuen kosteten beim Bildhauer Ignaz Günß von Wien 56 Gulden und der Tischler Josef Taller bekam 38Gulden".Oberdem Tabernakel war schon vor 1717 ein Schnitzbild Unse rer Lieben Frau, das angekleidet war (Mutter und Kind trugen auch Perükken)'®. 1824 kam die Marienfigur in die Sakristei und ein durch die 1808 verstor bene Frau Anna Fuchs gespendetes Ma rienbild dahin'®. Aufdem Altartisch fehl ten nicht6vergoldete große Schnitzleuchter,4Pyramiden und 2Kästchen mit Reli quien.Auch für immerwährende Blumen war 1717 und 1725 gesorgt: 8 „Maikrüg" (geschnitzte Blumenbuschen in derleiVa sen)wofür derTischler5Gulden erhielt'^ Wohl neben dem Altar standen 2 Engel leuchter(Kandelaber)'®. In den Kirchen rechnungen lesen wir 1717 von einem neuen Frauenaltar. Die Bauern und Kir chenväter, die ihn von Wien auf5 Wagen brachten, verrechneten für Fuhr, Maut und Verzehr4Gulden20Kreuzer.DerMa lererhielt 190 Gulden.DasBild stelltelaut Inventar von 1880 Maria Himmelfahrtdar. Es war flankiert von den Figuren der El tern der hl. Jungfrau,Joachim und Anna. Selbe werden wohl die weißen Heiligen gewesen sein,die in der Burg zu Laa auf gestellt waren. Die Verehrung dieser bei den Heiligen muß in der Pfarre groß ge wesen sein,da 1737 vom Passauer Konsi storium die Erlaubnis erteilt wurde,Reli quien von ihnen auszusetzen'®. Übrigens bestand im Ort auch eine Annakapelle. 1692 wurdesie angeworfen"und 1734aus den Ruinen erhoben, wozu alle eingepfarrten Dörfer beitrugen'®.Das Annafest wurde mitMusik gefeiert,1779 erhielt der Paukenträger4 Kreuzer'®,1781 wurde der letzte päpstliche Ablaß erteilt (zum Fe ste)®®,aber1787 erfolgte dieAuflösung des Heiligtumsam Ortsende gegen Weinsteig. Der heiligen Anna war auch die Schloß kapelle geweiht, wie es das Visitations protokoll von 1761 ausweist®®. Auf dem Frauenaltar (1544) stand auch ein Taber nakel und daraufeine Marienstatue. 1718 verrechnet der Maler Daniel Plachner 124 Gulden,wohl für Vergolden und Stafieren des Aufbaues®\ 1718 kam ein Josefialtar in das Gottes haus.Fuhre,BrückenmautundZehrbeim Herausführen und Aufstellen betrugen 9Gulden,25 Kreuzer®®. Auf den 2 Ecken des Hochaltarraumes zum Schiff waren angebracht:die Statuen Johannes Nepomuk und Petrus (1855 steht statt Petrus der unverständliche Name Johann von Matha)®®. Die Statue des Brückenheiligen aus Böhmen war 1725 aus Wien geholt worden®'. 1692 noch hing von der Decke herab ein geschnitztes Frauenbüd,zu dem 1689 ein Seil gebraucht wurde. Später liest man nichts mehr von der Statue®®. In der Rechnung von 1712/1713 ist die Rede von einer neuen Kanzel.Der Tisch lervon Wien erhielt46 Gulden,der Geselle 45 Kreuzer Trinkgeld,für die Fuhr beka men die Bauern 1 Gulden45 Kreuzer.1711 bekam der Tischler Johann Gottfried Hartmann(für neueStühle)400 Gulden in 4Raten,wozu diePfarrgemeinde 1717den Betrag von 475 Gulden 57 Kreuzer spen dete. Die Stühle trugen so wie die alten Kirchenstühle in Laa an derThaya Kugel aufsätze®®. 1716 brachten 28 Wagen die 1678 rotmarmornen Pflastersteine,die auf 500 Gulden kamen®°. 1717 wurde die Sa kristei auf den heutigen Platz verlegt®'. 1729ist die Rede voneinem Maria-Emp fängnis-Bild®®. Es hing an einem Pfeiler und dürfte das noch in der Kirche hän gende Bild sein. Es ähnelt sehr dem Bild in der Kirche von Kirchberg am Wagram. Zu einer neuen Orgel kam es erst 1743. Der berühmte Meister Johann Henckhe zu Wien,dessen Prachtorgel sich in Her zogenburg erhalten hat, quittierte am 10.September650Gulden30Kreuzer.Der Vergolder Franz Anton Bösinger, der auch für Niederhollabrunns Filiale auf dem Michelsberg gearbeitet hat, verrech nete für Fassen und Vergolden des Ge häuses mit den 2Engeln 350 Gulden; mit ihm waren2Gesellen am Werk gewesen®®. Die Fassung war bis nach 1945 überstri chen,jetzt ist sie bloßgelegt. 1710 hatte mansich miteinem Positiv(kleines Werk) begnügen müssen. 1710 kam eine neue Orgel, zu deren Anschaffung man 222 Gulden 46 Kreuzer ersammelte, der Nachbar Mich! Hoffpaur aus Großruß bach gab allein 150 Gulden zu leihen. Die Orgel von 1743 wurde am 6.,7. und 8.Au gust durch 5Bauern gebracht. Am 1?. 8,. brachte ein Vierspänner die Bildhauerar beit und 2 Vergoldergesellen. In Summa waren 1153 Gulden 46 Kreuzer zum Ver ausgaben gewesen®®. In der Hälfte des 18. Jahrhunderts ver breitete sich im Land die Verehrung des hl. Peregrin (Patron der Fußleidenden) und der Märtyrerin Thekla und so treffen wir 1751 derlei Büder®"*. Mit der Kirche stand in Verbindung die Katharinenkapelleim Friedhof.Siediente in ganzalter Zeit als Taufkapelle und See lengottesdiensten,im unterenTeil wardie Kapelle das Beinhaus des Friedhofes. 1692ermöglichte ein LegatdesInwohners Hanß Wohlgemuth die Reparaturkosten per 92 Gulden 32 Kreuzer®®. Die Kapelle, nunmehr nur unter der Erde und in Erinnerung durch die Be zeichnung des zur Kapelle gehörigen Waldes „Katharinenzipf genannt,zahlte 1699/1700 dem Totengräber für Einräu mung „der Totenbeiner" 4 Gulden. Die Kapelle war mit Schindeln gedeckt®®. Zur Kapelle hatte 1715 der Pfarrer Graf Gleispach all sein Hab und Gut vermacht (lt. Gedenkbuch, S. 23). Sie muß stock hoch gewesen sein, wie der Kamerin Laa an der Thaya,denn 1744 ist die Rede von machung der paarkürchen(Empore)®'. 1867 wurde der über der Erde stehende Teil der Kapelle wegen Mangels an Mit teln zerstört (vom Pfarrvolk nicht,er wünscht). Pfarrgedenkbuch (Seite 98). Die„Stilgerechte"Restaurierung durch den k.k.Baurat Richard Jordan,1904,hat die Inneneinrichtung an Altären in den heutigen Stand gebracht. Von der alten Einrichtung hat sich in Großrußbach,wieoben angegeben,wenig erhalten; der Bestand in der Burg Laa ist in Wien verklopft worden;eine Mariensta tue kam durch den Vater des Pfarrers Rondonellin die Kapelle von Viendorf(lt. Mitteilung des Hr.Kronberger,Stockerau aus 1974). Es soll noch Ansichten vom In nern der Kirche geben.Pfarrer Rondonell war 1909 selber sehr bestürzt, als er den Unterschied zwischen dem neuen und dem alten Zustand bedauernd erkannte®®. Anm.:'Monatsblatt des Altertumsvereines derStadt Wien VIl,S.54.-^Geschenk vom Au tor dahin.-® Pfarrer Johann Sauer.-* Pfarrge denkbuch S. 18; kirchliche Topographie XI S.155.-* Wiener Diözesanarchiv Großrußbach, Inventarium.-® Pfarrarchiv,Kirchenrechnung. u. ® wie* U;— ®Wie®.-'"Wiener Diözesanbtatt 1915,S 15-"u."Wie®.-'® Wie u"Wie® - '® Wie ® -"Wie ®.-'® Pfarrarchiv.-Wie*.- Wie Wie®;Schachtel,aufgehobene Klöster und Kirchen.-"Wie ®; Schachtel. Visitationen im Dekanat Ulrichskirchen.-^ Wiener Diözesanblattl919.S.5.-"u."Wie®.-®®Wie".Inven tarex 1832.-^'Wie®.Kirchenrechnune.- ® '®. Wie*; Wie ® S.25.-®*Wie*- Strauss Walter, Kanonikus Karl Rondonell Wien 1975. 23

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