Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

des Ordinarius der Erzdiözese Wien be schlossen werden. Gegenstände der Hauptsitzung sind: Entgegennahme des Tätigkeits- und Re chenschaftsberichtes und Beschlußfas sung über denselben; Wahl des Vorstan des und der zwei Rechnungsprüfer; Be schlußfassung über die Aufbringung der Geldmittel; Beschlußfassung über einge brachte Anträge(solche sind mindestens einen Tag vor der Hauptsitzung beim Obmann schriftlich einzureichen); Ände rung der Satzungen. § 6 Vorstand Obmann des Verwaltungsausschusses ist der Taubstummenseelsorger bzw.eine vom Ordinarius der Erzdiözese Wien be stelltePersönlichkeit,die mitderEigenart der Taubstummen vertraut sein soll. Die Mitglieder wählen aus ihrer Mitte einen Stellvertreter des Obmannes,einen Kas sier und Schriftführer sowie deren Stell vertreter, außerdem zwei Beiräte. Der Vorstand ist beschlußfähig, wenn außer dem Obmann wenigstens die Hälfte der Mitglieder anwesend ist. Er faßt seine Be schlüsse miteinfacher Mehrheit.Zur Gül tigkeit eines Beschlusses ist die Zustim mung des Taubstummenseelsorgers not wendig. Der Obmann vertritt den Verwaltungs ausschuß nach außen; rechtsgültige Ver bindlichkeiten bedürfen der Unterschrift des Obmannes, des Schriftführers und des Kassiers. Statt des Obmannes, Kas siers und Schriftführers üben im Verhin derungsfall deren Stellvertreter ihre Rechte aus. § 7 Schiedsgericht Streitigkeiten aus dem Vereinsverhält nis werden ohne weitere Berufungsmög lichkeit durch ein Schiedsgericht ge schlichtet;das Schiedsgericht wird durch fünf Mitglieder der Katholischen Taub stummengemeinde gebüdet. § 8 Auflösung Der Verwaltungsausschuß kann nur durchden Ordinarius der ErzdiözeseWien aufgelöst werden.In diesem Falle und bei Auflösung des Verwaltungsausschusses durch die Vereinsbehörde fällt das Ver mögen dem Ordinarius der Erzdiözese Wien zu,der es im Sinne des § 2 der Sat zungen verwendet Anm.: Der Verwaltungsausschuß wurde am 8.Sept. 1934 mit obigem Statut gegründet und durch einen Beitrag in der „Reichsposf v.7. Okt.1934 aus der Feder Karl Franks der breiten Öffentlichkeit vorgestellt. Im Jahre 1938 wurde er reichsamtlich aufgelöst und das Vermö gen beschlagnahmt.Nach 1945 wurde der Ausschuß in dieser Form nicht mehr wie dererrichtet. Gedanken zum Heimito-von-Doderer-Jahr 1976 Franz Blauensteiner Um den großen Österreichischen Dich ter Heimito von Doderer ist es lautgewor den. Man könnte das Jahr 1976 beinahe ein Heimito-von-Doderer-Jahr nennen. Der vielleicht größte österreichische EpikerdiesesJahrhunderts,deraberauch ein begnadeter Lyriker war und „rnit En gelszungen reden" konnte, wäre heuer, am 5.September,80 Jahre alt geworden und am 23. Dezember jährt sich sein To destag zum zehntenmal. Von den posthumen Ehrungen sollen nur genannt werden: Die Enthüllung der Heimitovon-Doderer-Gedenktafel vor dem Gast haus„ZurStadtParis",Franz Blauenstei ner,und diefeierliche Enthüllung desGe denksteines für den Poeten an seinem Geburtshaus in Hadersdorf-Weidlingau, das vor 80 Jahren noch ein Vorort der Haupt- und Residenzstadt Wien war und zu Niederösterreich gehörte. Erst vor we nigen Tagen ist die Heimito-von-Doderer-Ausstellung in der Nationalbibliothek geschlossen worden und das Heimitovon-Doderer-Symposium wirbt im gan zen deutschen Sprach- und Kulturraum — und darüber noch hinaus-fürden großen und begeisterten Österreicher. Uber Heimito von Doderer wird jetzt so viel geschrieben,daß esschwer fällt,neue Seiten seiner Persönlichkeit und seines Werkes zu entdecken. Im übrigen sind auch andere berufener hiezu. Als Freund und BewundererDoderers,derihn besser kannte als viele, viele andere, möchte ich aber doch aufeiniges hinweisen, was bei den Heimito-von-Doderer-Biographen fast immer übersehen worden oder zu kurz gekommen ist. Vor allem eines: Heimito von Doderer war nicht nur ein wortgewaltiger Schrift steller,sondern auch,nehmen wir alles in allem,ein großer Historiker. Er warzwar in erster Linie ein Partikularhistoriker, der sich vorwiegend mitÖsterreich,seiner Landschaft, seiner Kultur und seinen Menschen beschäftigte. Aber seine For schungen gehen so sehr in die Tiefe, daß diese Spezialgeschichte weltgeschichtli che Dimensionen erhalten hat. Wer nach Jahrtausenden wissen möchte,wie manin Österreich und besonders in Wien zwi schen den beiden Weltkriegen lebte, wirkte und starb, der könnte es von Hei mitovonDoderererfahren,vorausgesetzt, daß sein literarisches Werk erhalten bleibt. Man kann ihn hierin den großen Epiker und Sittenschüderern Frank reichs, einem Balcac, einem Sue, einem Zola zur Seite stellen. Zum zweiten:Heimito von Doderer war ein tiefgläubiger Katholik. Er hat im AprU 1940 vom Protestantismus konver tiert, also zu einer Zeit, da dies für einen Geistigschaffenden keinesfalls vorteilhaft sein konnte. Der Nachruf, den der Prior der Karmeliten P. Leo Möstl dem Ver storbenen beim Requiem hielt, macht das Geheimnis dieses Lebens offenbar, das für so manche,die ihnzu kennen meinten, verborgen blieb.Diese Worte dürfen nicht derVergessenheitanheimfallen,wenn die wahre innere Gestalt dieses großen öster reichischen Dichters der Nachwelt über liefert werden soll. Deshalb seien sie hier aus einer Niederschrift wiedergegeben. Ein Mann war heimgekommen,derehr lichen Herzens Gott suchte und sich an derseits seiner menschlichen Schwächen bewußt war,wie er in einem seiner ergrei fendsten Gedichte schreibt:„Ein Mensch in den dunklen Gassen, empört über Deine Last und will doch von Dir nicht lassen, welch traurige Diener Du hast." Ich selber weiß von einer charakteristi schen Begebenheit. Als Heimito von Do derer an seinem großen Roman „Die Dä monen"schrieb, wollte aufeinmal die Ar beit nicht weitergehen,er stand vor einer Mauer, die er nicht überwinden konnte. Da sah er von seiner Wohnung in der Buchfeldgasse, er wohnte dort im 5. Stockwerk, hinüber zur Basilika Maria Treu und begann den Rosenkranz zu be ten.Dieses Gebetzur Gottesmutter,die er innig verehrte,gab ihm Kraft. Er konnte ein bereits begonnenes Kapitel vollenden und flüssig weiterschreiben. 20

RkJQdWJsaXNoZXIy NzM2NTQ=