Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

Die Inschrift könnte aus dem 16. Jh. stammen: „Gewiedmet zur Ewiegen Dankbarkeit von Familie Buchberger." Unweit davon steht eine barocke Johannes-Nep.-SäuIe. Die verwitterte In schrift ist nicht mehr leserlich. Die Säule wurde 1719 bei dem „Heylsamen Brindl" errichtet und vom Stift Dorothea erhalten. In den Schriften wird eine Denksäule bei der Einsiedlerklause an der Mauer der Bründlkirche erwähnt.Siewurde von den beiden Einsiedlern erhalten. Es liegt heutean dieserStelle noch einTorso einer steinernen Figur,von der man nichtrecht weiß, was es war und wie es hingekom men ist.Vermutlich handeltessichum die Überreste dieser Denksäule. In der Nähe des Grenzdreieckes Rau chenwarth, Himberg und Pellendorf, auf der Höhe des Andreasberges, befanden sich zwei Steinbilder, der „steinerne Mann"und die„steinerneFrau".Diestark beschädigten Denkmäler wurden in die Schule nach Himberg gebracht, um sie vorgänzlicher Zerstörungzu schützen.In der Nähe diesesPlatzes soll ein römisches Landhaus gestanden haben. Zwei Sagen knüpfen sich an diese Denkmäler. Nach der einen soll ein römischer Offizier an dieser SteUe begraben sein.In eine Erzäh lung gekleidet, brachte 1902 das „Wiener Extrablatt" die Sage vom steinernen Mann (Hupp, Chronik von Himberg). Nach der zweiten Sage soU ein Kriegs mann bei einem Scharmützel so jäh von einem Geschoß getroffen worden sein, daß er in aufrechter Stellungverblieb.Die Figur hat nämlich keinen Kopf. Dieser wurde aber nicht vielleicht abgeschlagen, sondern er liegt zu Füßen der Figur, mit dieser aus einem Stück gemeißelt. An der Himbergerstraße an der Kreu zung mit dem Feldweg nach Ebergassing und am Ende der ehemaligen Weinried Königskobel stand ein eigenartiger Weg weiser, der den Namen „Die vier Hände" trug. An den Enden der kreuzförmig an geordneten Balken waren Hände ge schnitzt. Sie wiesen nach Rauchenwarth, Himberg,Pellendorf und Ebergassing. Vor dem Hause Nr.1 steht auf einer kleinen Rasenfläche ein aus Ziegeln ge mauertes Marterl ohne Inschrift und Jah reszahl. Es dürfte auf einem ehemaligen Begräbnisplatz stehen. Als die Wasserlei tungsrohre um 1930 bis zu den letzten Häusern Ebergassing zu gelegt wurden, fand man hier Menschenknochen und Uberreste von Särgen. Kunstwerke In der Pfarrkirche befindet sich ein Re lief mit einer interessanten Gruppe der „14 Nothelfer". Es scheint eine sehr alte Arbeit zu sein. Festgestellt konnte nur werden,daß das Relief, als es schon sehr schadhaft war,im Jahre 1844 restauriert wurde.Das Altarblatt „Maria Magdalena" beim Hochaltar hat künstlerischen Wert. Die künstlerisch wertvoDen Gemälde der Bründlkirche sind in dem betreffen den Abschnitt erwähnt. Innozenz XI., ein vergessener Wohltäter Wiens? Dr.Alfred Kolaska Im April 1945 sank auch das Türkenbe freiungsdenkmal im Wiener Stephans dom in Trümmer.„Jungfrau, Kaiser und Papst - einzig verschonte der Brand."' DieserRestdesDenkmalsfristet heuteein unbekanntes Dasein.OhneSchmuck und ohne Beachtung. Wohl ein Symptom für undankbare Vergeßlichkeit? Als Innozenz 1676 den Stuhl Petri be stieg, war er, wie kaum einer seiner Zeit genossen,berufen,die Leitungder Kirche in die Hand zu nehmen.Uberaus tiefe Re ligiosität, gütig wohlwollender Gerech tigkeitssinn und standhafte Unbestech lichkeit prägten seinen Sinn. Das Wohl der Kirche ging ihm über alles. Das Volk verehrteihn als VaterderArmen.Erselbst befleißigte sich einer demütigen Beschei denheit, die damals nicht selbstverständ lich war. Dabei war er kein welfremder Asket,sondern wußteum dieinneren und äußeren Gefahren,die die Kirche bedroh ten. Mit „Innocens manibus et mimdo corde" begrüßte man ihn bei der Krö nung, mit „Domine, salva nos, perimus" antwortete er. Innozenz erwies sich als den Anforde rungen seines Amtes in dieser Zeit ge wachsen. Die Lösung innerkirchlicher Probleme wie Nepotismus, Korruption, irrige religiöse Strömungen und die gallikanischen Staatskirchentümer einerseits als auch die äußeren Gefahren der Tür keninvasion anderseits bedurften seines unbeirrbaren und zielstrebigen Mutes. Innozenz mußte nicht nur mit teilweise chaotischen Zuständen in Rom fertig werden,sondern auch schwierigste politi sche Situationen meistern. Dank seiner unbeugsamen Charakterstärke konnten ihn weder die Versuchungen zur Erwer bung der Volksgunst noch die Wünsche der Verwandten noch auch innere und äußere politische Intrigen ins Wanken bringen. Seine persönliche Integrität gab ihm das Recht zu innerkirchlichen Re formen, sein Verantwortungsbewußtsein als Oberhaupt der Christenheit machte ihn zum größten Papst seines Jahrhun derts. Zu weltpolitischer Bedeutung gelangte derPapst wohl durch sein entschlossenes Handeln in der Türkenkrise. Im Kampf gegen die verantwortungslosen Uber griffe und Intrigen Ludwigs XIV. gegen die Kirche und dessen Konspiration mit den Türken schienInnozenzzwischen alle Sessel zu geraten. Trotzdem versuchte er alles, was menschliche Kraft vermochte. Dabei blieb er sich der Tatsache bewußt, daß die Rettung Wiens 1683 das Werk des Allmächtigen war.Aufdie Gedenkmünze nach der Befreiung Wiens ließ er prägen: „Dextera tua Domine percussit inimicum."In gläubiger Dankbarkeitdehnte er auch das Fest Maria Namen auf die Welt kirche aus. Sicher war er sich der Bedeu tung des Geschehens bewußter als jene, die das Fest in unseren Tagen wieder aus dem Weltkalender gestrichen haben.„Innocentius undecimus Romanus Pontifex, ob insignem victoriam sub eiusdem Vir ginia Mariae praesidio de immanissimo Turcarum tyranno, cervicibus populi christiani insultanti, Viennae in Austria partam, et in perenne tanti beneficii monumentum,in Ecclesia universali singulis annis celebrari praecepit", sagte das alte Brevier. Innozenz XI. stellte Kaiser Leopold I. bedeutende Geldmittelzur Verfügung.Er gewann ihm wichtige Bundesgenossen, vor allem den bisher franzosenfreundli chen Polenkönig Johann Sobieski. Als apostolischen Delegaten sandte derPapst den heiligmäßigen Kapuziner und klugen Diplomaten P. Marco d'Aviano, dessen Denkmal im Kapuzinerkloster am Neuen Markt steht. Zur Erinnerung an das Jahr 1683 dient in Rom das große Ölgemälde von Matejko im Sobieskisaal des Vatikanischen Mu seums(auf dem Wegzu den Stanzen Raffaels) mit der gleichsam dem Polenkönig inden Mund gelegten Unterschrift:„Veni, vidi et Deus vicit." Die Türkenfahnen in derrömischen KircheS.Maria della Vittoria erinnern ebenso an das Ereignis wie die Kirche Mariä Namen neben den Kai serforen. Durch die Darstellung des be tenden Papstes am Türkenbefreiungs denkmal im Wiener Stephansdom (und des Denkmalsin Budapest)wurde die be sondere Bedeutung desPapstes und seine besondere Beziehung zu Wien,Österreich und den anderen Donauländern beson ders unterstrichen. Schon Klemens XI.(1700-1721) leitete die Seligsprechung ein. Es waren aber wieder politische Gründe, die die Selig sprechung verzögerten, teilweise diesel ben Strömungen, gegen die der lebende Papstzu kämpfen gehabt hatte.Erst unter Papst Pius XII. erfolgte am 7. Oktober 1956 endlich die schon lange fällige Selig sprechung. Das Grab Innozenz XI. befindet sich heute im rechten Seitenschiffdes Peters domes,in der Kapelle des heiligen Seba stian zwischen den Denkmälern der Päp ste Pius XI. und Pius XII.Sein Denkmal stehtim linken SeitenschiffdesDomesim Durchgang zur Sakristei bei der Chorka pelle,sehrsinnvollausgestattet mitden al legorischen Figuren der religio und der iustitia. Die römische Kirche feiert sein Ge dächtnis am 12. August mit dem Commune pastorum und einer eigenen Lectio altera sowie Oratio bzw. Collecta.^ Dasneue Brevier würdigtdie päpstliche Tätigkeit Innozenz XI. mit den Worten: „...Denuo Romam arcessitus tandem anno 1676 regimen totius Ecclesiae suscepit, quod temporibus calamitosis fortiter sapienterque tenuit,etsiacerbis doloribus et contrarietatibus vexatus.. 12

RkJQdWJsaXNoZXIy NzM2NTQ=