Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

vermögend. Es ist daher möglich, daß er derAusschmückung der Wallfahrtskirche in Rauchenwarth sehr nahe stand. Das Bild „Türkenbelagerung" mag daher als Votivbild der Familie Ehrenbrunn ent standen sein und die Künstler,die Ehren brunnzur Verschönerung der Pfarrkirche in Schwechat heranzog, unter anderen auch Martin Johann Schmidt(KremserSchmidt) mögen auch an der Aus schmückung der Bründlkirche beteiligt gewesen sein. Das Altarbild ist ein schönes Ölgemäl de:Christus heilt mehrere Krankeam Tei che Siloe zu Jerusalem. Von den Bildern sind auf den zwei Seitenaltären „Unbe fleckte Empfängnis" gut und wenig, das Bild, die „Kreuzigung" darstellend, ganz beschädigt. Zwei kleine ovale Bilder auf den Seitenaltären, Geburt Christi und Auferstehung, sind gut. Jedes ist mit ei nem Wappen versehen.Die dreiaußerden genannten vorhandenen großen Gemälde sind sehr stark beschädigt.Aufdem einen Bild,„FluchtausÄgypten",ist eineSigna tur zu lesen: Gottfried Stens(?). Dieande ren Bilder stellen „Johannes Nepomuk predigt einer andächtigen Menge" und „Jesus vor den Pharisäern im Tempel" dar. Auf dem Hochaltar befindet sich ein kleines Mariahilfbild mit Opfergaben und überdem Seiteneingang ein ganz eigenar tiges, offenbar auf Holz gemaltes zweites Mariahilfbild. Die Wallfahrten scheinen um 1760 den Höhepunkt erreicht zu haben.Zahlreiche Prozessionen aus der Umgebung wurden zur Bründlkirche unternommen und da selbst feierlich empfangen. 1765 zahlt die Marktgemeinde Himberg bei der Prozession nach Rauchenwarth zum hl. Bründl dem Einsiedler für das Einläuten 24 Kreuzer. Neben der Familie von Ehrenbrunn er scheint später auch die Familie KnoU als Wohltäter für die Bründlkirche. Die Kir che war schon recht baufällig geworden und da wendeten sich die gutgläubigen Einwohner von Rauchenwarth an Herrn Wenzel Knoll, k. k. Kammerdiener, erz herzoglicher Haushofmeister und Hof kommissionär des Erzherzogs Rainer. Dieser brachte von verschiedenen Erz herzogen desKaiserhauses und dann vom Fürsten Metternich den namhaften Be trag von 350 Gulden auf, mit welchem 1828 eine gründliche Renovierung der Bründlkirche vorgenommen wurde. 1873 wurde der Hochaltar der Bründl kirche auf Kosten des Andreas Hintermaier(Nr. 58) renoviert. 1876 hat Magda lena Hintermaier vom selben Halblehen derKirche MariaBründlein Legatvon400 Gulden zur Eindeckung des Turmes ver macht und im selben Jahr spendete Frau Barbara Pflug (Nr. 10) 360 Gulden zur äußeren Renovierung der Bründlkirche. DasBründlfindetbis heute den meisten Zuspruch am sogenannten Rauchenwar ther Bründlfest,dasistder 12. September, dem Feste Maria Namen. Es wird immer am Sonntag nachher feierlich begangen und von vielen Bewohnern der Umge bung aufgesucht.In der Vorkriegszeitwar da ein jahrmarktähnlicher Betrieb mit zahlreichen Verkaufsbuden. Keiner der Besucher, wenigstens die Frauen und Kinder, versäumten, beim ,,Bründl" die Augenzu netzen,da sich derGlaubean die wundertätige Wirkung des Brunnens bis heute erhalten hat. Das männliche Ge schlecht hielt mehr darauf, die diirstige Kehle an den offenen Gastschenken zu befeuchten.Im Jahre 1900 war der Brun nen so verschlammt, daß ihn die Ge meinde räumen lassen mußte. Dabei wurde viel Silbergeld ausgehoben (400 Gulden).Es warschön aufgestapeltundes blieb ein Rätsel, wie es in den Brunnen gekommen ist. Geschichtlich interessant ist die Ein siedlerklause an der Bründlkirche zu Rauchenwarth. Die Eremiten waren eine Gründung des 13. Jahrhunderts. Ihr We senstandam Endedes 17.Jahrhundertsin höchster Blüte. 1708 wurde der Stand der Einsiedler durch Bischof Kollonitsch zu einer Organisation zusammengeschlos sen. 1782 von Kaiser Josef aufgehoben. Die Einsiedler von Rauchenwarth wer den 1652zum erstenmal erwähnt. Sie er scheinen hier weniger als heilkundige Waldbrüder, denn als Hüter des hl. Bründls. Ihre Klause hatten sie an die Bründlkirche angebaut. An dieser Stelle steht heute die Totenkammer der Ge meinde Rauchenwarth und tragt die Hausnummer 92. Nach dem Bericht der Pfarrchronik der Mutterpfarre Wiener herberg mußten schon 1652 sowohl die Bründlkirche als auch die Klause bestan den haben.Es heißt darin:„Der Bau einer Hütte war um so notwendiger, als am 3. Juli 1652 16 Personen zu Mitternacht die Wächter abgetrieben haben, von dem Brunnen auch alles Wasser abgeschöpft und mit Gewalt mit sich hinweggenom men." Eswurde,wiees wörtlich heißt,nach in der Kirchenlade befindlichen Schrift stücken, die 1652 mit anderen Dokumen ten vorhanden waren,festgestellt:„Es be finden sich hierorths ain an dem Kirchl Neyerbautte Clausen oder sogenannte Ermitona, welche jederzeit zwey Eynsid1er bewohnen,dieselassen sich sowohlda, als auch in der Pfarr Kirch zum Gottes dienst inserviendo gebrauchen, werden von einer umbliegenden gutten nachbarschaft permodum doni gratuito unterhal ten." Es kann sich nur um die Bründlkirche handeln,da der ganze Abschnittim Pfairbuch nur von dieser handelt. Weiters wird noch gesagt: ,,In dieser Frauen Capell werden alle Frauen Octav durch das ganze Jahr hindurch Loobämter gehalten."Mangelseiner Orgelwurden sie deutsch gesungen. Erst 1766 ist eine Orgel angeschafft worden. In der Josefinischen Fassion von 1787 trägt die Einsiedlerklause die Nr,66,„die ehemalige Einsiedlerey; dabei ein kleines Gartl,die Bründlkirche,der Freydhofund das Biiindl". Die Bründlkirche steht unter Denkmal schutz. Der Turm ist bis zum Turmhelm 18,80 m,bis zum Turmknauf 5,20 m,insbesamt24 m hoch.1914 wurde das Schin deldach durch ein Blechdach ersetzt. Beim Erdbeben von Schwadorf am 8. Oktober 1927 wurde die Bründlkirche erheblich beschädigt. So wie bei der Pfarrkirche wurden auch bei der Bründl kirche Risse und Sprünge in den Mauern und Gurten und auch Dachschäden fest gestellt. Insgesamt wurde ein Schaden von S 8000,- verursacht. In der Niederschrift über die Herstel lungen bei der Bründlkirche wird von Staatskonservator Ing. Architekt Emme rich Siegris festgestellt, „daß die Kirche sowohlim Ortsbild,wie auch in künstleri scher Hinsichteine besondere Bedeutung hat. Da die Sicherung und Erhaltung des besonders durch das Erdbeben beschä digten Denkmals ein Gebot der Denk malpflege ist, sind alle Instandsetzungs arbeiten nur wärmstens zu unterstützen. Um den Kunstwert des Bauwerkes nicht zu schmälern, wäre der Dachstuhl mit Ziegeln neu zu decken,die Steinteile der Architektur nicht zu übertünchen, son dern in Naturzu belassen.Da die Risseim Gewölbe die künstlerisch wertvolle Dekkenmalerei gefährden, ist die ausrei chende Sicherung und Verankerung des schweren Dachstuhles oberdem Gewölbe dringend notwendig".Die Kosten wurden mit S 12.800,- veranschlagt. Die Ge meinde als Patron erklärt, nur für die Hälfte der Kosten aufkommenzu können. Alle Arbeiten wurden durchgeführt und von der Bezirkshauptmannschaft Bruck a.L. wurdeam 17.Jänner 1929 die Benüt zungsbewilligung erteilt. In den Apriltagen desJahres 1945,wäh rend des Kampfes um den Königskogel, wurde die Bründlkirche durch Artillerie treffer aufs schwerste beschädigt. Sie ist nur noch eine Ruine.DerTurmhelm fehlt. DieWände weisen große Löcherauf.Viele Dachziegel fehlen und Wind und Wetter tun alles,um das Gebäude ganzzu zerstö ren. Das große Bild „Türkenbelagerung" ist zerfetzt und verschwunden. Es wurde wohl schon Geld zur Wieder herstellung gesammelt, doch ging ein Großteil wieder bei der Geldumwechslung im Dezember 1947 verloren. Anm.: Dazu: Entstehung des Marien brünnls zu Rauchenwarth, Wien 23. Im Selbstvg.:Pf.-Amtzu R.o. Autor,o. J.8S. Denkmäler in Rauchenwarth Die älteste Denksäulein Rauchenwarth ist ein steinernesKreuzaufder Heide hin terdem Meierhof,ohneInschrift und ohne Revers. Es stammt aus dem Jahre 1655. Die Jahreszahlen, welche eingemeißelt sind, beziehen sich auf Renovierungen: 1689, 1802, 1831, 1847 und 1869. Von der Dreifaltigkeitssäule vor der Pfarrkirche sagt das Pfarrbuch, daß sie von der Gemeinde erhalten wird. Die In schrift lautet: „Zu einer ewiger Dangsagung wegen gnediglich abgewender Pest,welcheanno 1713 alhier in den Dorf Rauchenwarth grassiert hat, hat die ganze ehrsambe Gmainde alda gegenwertige Säulen zueh ren de aUerheiligste Treyfaltigkheit,Sebasiani, Rochi und Rosaliae verlobet, und solche auferbaut in Jahr 1714." Beider Bründlkirche befindetsich auch eine kleine Dreifaltigkeitssäule. Aufdem einfachen viereckigen Sockel ist eine et was zu kurz geratene Rundsäule aufge setzt, welche die Dreifaltigkeitsfiguren trägt. Sie wurde 1907 errichtet. 11

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