Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

1916 noch immer den reluierten Markt preis. Wegen der Lebensmittelknappheit ersuchte er, die Giebigkeiten in natura zu erhalten mit Ausnahme des Weinmostes, der dem Pfarrer in den Jahren 1915 bis 1920 mit 840, 840, 1000, 1000 und 16.800 Kronen mit dem Marktpreis reluiert wur de. 1921 zahlte nun die Gemeinde Rau chenwarth dem Pfarrer aus der Gemein dekasse nur 400 Kronen für Stipendien und 168 Kronen für im Vertrag von 1812 festgelegte 200 Gulden BankozetteL We gen der Giebigkeiten wurde er aufgefor dert, sich den Most und die übrigen Gie bigkeiten von den Parteien selbst einzu fordern.DerProzeß wurde durch eine au ßerordentlich heftige Fehde und durch zahlreiche Angriffein den Bezirksblättern in die Öffentlichkeit getragen und war durch Jahre ein gesuchter Unterhaltungs stoff für die Ortschaften des ganzen Be zirkes. Schließlich fand er für die Ge meinde ein unrühmliches Ende. Ausschlaggebend war der endgültige Bescheid vom 11.3.1933,Zahl261/8-II der Agrarbezirksbehörde in Wien. Die Naturalleistungspflicht wurdeabgelöst,alsAb lösungstag der 1. 1. 1935 festgelegt. Das Ablösungskapital wurde mit Schilling 27.667,50 bestimmt, wovon auf die Ge meinde Rauchenwarth Schilling 18.445,-, auf den Bundesschatz Schilling 9222,50 entfielen.Die Abstattung hatin 25 Jahren zu je Schilling 1363,67 zu erfolgen. Schil ling 737,80 sind dem jeweiligen Pfarrer auszufolgen für die abgelösten 2/3 Natu ralleistungen. Schilling 425,87 sind zur Kapitalsbildung zu sammeln. Vom Bun desschatz sind entsprechend dem Drittel des Wertes Schilling 368,90 dem Pfarrer auszufolgen,derRest von Schilling221,45 ist für die Kapitalsbildung zu verwenden. An der Kirche ist nichts Besonderes zu bemerken. Auffallend ist an dem niedri gen Turm eine außergewöhnlich starke Stützmauer.Sie wurde 1826angebaut,um den Einsturz des Turmes zu verhüten. Gleichzeitig wurde in diesem Jahre eine gründliche Renovierung der Kirche vor genommen. 1844 wird beim Eingang in die Taufka pelle von der interessanten Gruppe der 14 Nothelfer erwähnt, daß sie schon sehr schadhaft war und die Restaurierung durch den „Huf- und Curschmied"Georg Fensl ermöglicht wurde. Das einfache Helmdach des Turmes wurde 1867 nach Entfernung derSchindel mit Zinkblech eingedeckt. 1901 war, weil ganzvermorscht,eine Abtragung desgan zen Turmhelms erforderlich.Der neu auf gesetzte Turmdachstuhl wurde wieder mit Zinkblech eingedeckt. Für die 1917 abgelieferten Bronzeglokken (1 Glocke von 1879 mit 156 kg und 80cm Durchmesser und 4 kleinere Glokken von 1821 (90 cm), 1885(80 cm), 1885 (58 cm) und 1821 (48 cm) wurden 1932 3 neue Glocken, a, c und e im Gewichte von 400, 246, 124 kg(90,75,60cm Durch messer) mit einem Kostenbetrage von insgesamt Schilling 4146,- angeschafft. 1942 wurden sie bis auf die kleine Glocke wieder abgeliefert. Bemerkenswert ist in der Pfarrkirche noch das Altarblatt St. Maria Magdalena; doch konnte weder der Künstler noch die Zeit des Entstehens festgestellt werden. Die Bevölkerung von Rauchenwarth galtimmer als sehrfromm und streng ka tholisch.Währendum 1570dieneue Lehre Luthers in allen Dörfern der Umgebung einen guten Boden fand, blieb die unter dem Stifte Dorothea stehende Ortschaft Rauchenwarth gänzlich katholisch.Ja,es entstand sogar hier 1652 eine Wallfahrt „zum heiligen Bründl". Pfarrer von Rauchenwarth 1783 bis 1794 Josef Koblitz (installiert 17. 6. 1774) 1794 bis 1812 Ignaz Dreisch(Dreist) 1812 bis 1823 Johann Camillus Wiester 1823 bis 1824 unbesetzt 1824 bis 1832 Johann Nep. Stainitz 1832 bis 1871 Jakob Dopf(pensioniert) 1871 bis 1882 Johann Jung,1882 bis 1898 Johann Charbula 1898 bis 1913 Alois Nader (gestorben in Rauchenwarth) 1914 bis 1930 Karl Myslik (gestorben in Rauchenwarth) 1933 bis 1955 Prof. Wilhelm van den Bergh. Die Bründlkirche von Rauchenwarth Die Bründlkirche verdankt ihren Ur sprung einem heilsamenBrunnen,dessen Entstehung in einer„Copie"eines Berich tes aus dem Jahre 1652 festgehalten und hier angeschlossen ist. Heute befindet sich derBrunnen in einer kleinen Kapelle. Er ist etwa 8 m tief. Mit zwei Wasserei mern,die an einer langen Kette über eine Rolle gingen, wurde das Wasser zu Tage befördert. Zuweilen soll der Wasserstand bei lang anhaltendem Regen oder bei Schneeschmelze über den Brunnenkranz steigen.Diese Eigentümlichkeit mußte in der an Wasser oft Not leidenden Ge meinde Rauchenwarth seinerzeit als Wunder angesehen werden und hat wohl auch zu der in der Copia von 1652 be schriebenen Entdeckung des Bründls ge führt. Die Verhandlungen über den „heilsa men und gnadenreichen Wasserbrunnen bei Rauchenwarth aufder Heide" wurden vom damaligen Richter Andreas Wemlkh mit den Geschworenen und dem Pfarrer Franz Khaindl geführt. Besonders den Leuten vom „Meierhof ist Heilung wi derfahren. Es wurde festgestellt, daß sie ihre Andachtkniend verrichteten und den Rosenkranz gebetet haben. Ferner wird jeder Mißbrauch verboten und vor allem anderen bei Strafe an Leib und Gutunter sagt,das Wasserzu verkaufen und dafür 1 Pfennig zu nehmen.Das Stift Dhorothea hat beim Brunnen ein Kreuz mit dem Bildnis der Lieben Frau errichtet,„damit der Allmächtige Gott seine gnadenreiche Handt und göttlichen Seegen" nicht ent ziehe. Die Gemeinde und der Pfarrer ha ben das Bild in Form einer „Station" (wohl in Form einer kleinen Kapelle)ma chen lassen,damit es nicht versehrt wird. Die eine Viertelstunde vom Ort auf der Straße nach Himberg auf einem von schattigen Bäumen umgebenen Platz ge legene Bründlkirche ist vermutlich um 1652 entstanden und wurde von der Ge meinde Rauchenwarth erbaut. Die Ge meinde hatte auch seitjeher das Patronat über die Kirche und sie wurde auch zur Gänze von ihr erhalten. Uber dem Haupteingang steht die Jah reszahl 1771 eingemeißelt, die sich aber bestimmt auf eine Renovierung bezieht. Daß die Kirche tatsächlich schon 1652 be standen hat, geht deutlich aus den Auf zeichnungen über die an der Kirche neu erbaute Einsiedlerklause hervor. Der Hochaltar trägt rückwärts neben anderen Daten auch den 12. Mai 1724, auch offenbardenTag einer Renovierung, verzeichnet, 1720 wurde für die Kirche von einer Rosalia Lauttenberger von Weinhaus in Hütteldorf eine Stiftung von vier Messen gemacht. Hier muß auch gleich des besonders bemerkenswerten Kolossalgemäldes ge dacht werden,von welchem eine Inschrift besagt: Türkenbelagerung. Wien 1683 Johann Jakob Wolff: Edler von Ehren brunn ex voto,zu Maria am Bründl 1774. Wie das Bild zur Bezeichnung„Türken belagerung" kommt, kann nicht festge stellt werden.Eskann ganzgut 1774in die Bründlkirche gekommen sein. Signatur ist keine vorhanden. Die oben erwähnte Inschrift ist eineeinfache Tafel,erstspäter von unbeholfener Hand geschrieben und angebracht worden. Das 4 m breite und 6 m hohe Gemälde zeigt vorne eine ge krönte weibliche Gestalt auf einen Wap penschild gestützt(„Austria").Sie soll die Gesichtszüge der Gemahlin des Polenkö nigs Sobieski tragen. Der Blick ist nach den oberhalb thronenden Gestalten Cyril lus und Methodius gewendet, welche auf von barocken Engelfiguren getragenen Wolken schweben,darüber das AugeGot tes.Im Hintergrund ist die Stadt Wien mit dem hochragenden Stephansturm, von WaU und Mauern umgeben. Das Bild ist stark beschädigt. Ein Zusammenhang mit der Türkenbe lagerung könnte nur in Verbindung mit dem in Schwechat ansässigen Geschlecht der Herren von Ehrenbrunn gefunden werden. Johann Jakob Wolff, Edler von Ehrenbrunn hatte 1764 die Pfarrkirche in Schwechat erbaut. 1703 in Wien geboren, war er Mitglied sowie Vizedirektor der Kattunfabrik-Kompanie, Bürger und Ka pitän der bürgerlichen Scharfschützen in Wien. Die Freskomalerei der Kuppel in der Bründlkirche in Rauchenwarth ist möglicherweise von demselben Meister, dem MalerFranzAnton Maulpertsch,dem die aus 1764 stammenden Plafondmale reien der Pfarrkirche in Schwechat zu verdanken sind. Gleich dem dortigen zweiten Plafond ist Maria Himmelfahrt dargestellt. Der Vater dieses Johann Jakob Wolff hieß Johann Michael Wolff und wurde 1658in Wien geboren.Hier ergibtsich nun eine Bindung dieses Geschlechtes mit dem Bilde „Türkenbelagerung Wiens" in Rauchenwarth. Johann Michael Wolff kämpfte 1683 bei der Belagerung der Stadt Wien durch die Türken in der Studentenkompanie. Er war bei fünf Ausfäl len beteiligt und wurde durch einen Sä belhieb über den Kopfschwerverwundet. Sein Sohn Johann Jakob Wolff war sehr 10

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