Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

Von der Mannersdorfer Rochuskapelle Die „Wiener Kirchenzeitung" vom 18.September 1977 berichtet „von einem schönen denkmalpflegerischen Erfolg aus Mannersdorf an der March im Ge meindegebiet von Angem: Nach einer umfassenden Innen- und Außenrestaurie rung präsentiert sich die dortige Rochuskapelle, im Volksmund ,Wutzelburg' ge nannt, in neuem Glanz. Im Zuge dieser Arbeiten, die Kosten von 1,5 Millionen Schilling erforderten, wurden auch noch verschiedene Schäden aus dem Zweiten Weltkrieg beseitigt. Bei der Finanzierung dieses Projektes hat fast die gesamte Be völkerung des Ortes geholfen, aber auch der Bund und dasLand(Nö.)haben ihren Beitrag geleistet.Treibender Motor dieser Aktion war der aus Mannersdorf stam mende zweite Präsident des Nationalra tes, Roland Minkowitsch... Die Einwei hung der neugestalteten Rochuskapelle wurde von Erzbischof Dr. Franz Jachym am 11. September in Anwesenheit von Präsident Minkowitsch und Bezirks hauptmann Hofrat Gruber vorgenom men.Die Feier sollte ein erster Auftaktzu den für 1978 geplanten Feiern anläßlich der 700. Wiederkehr der Schlacht von Dümkrut und Jedenspeigen sein".* Anläßlich von Seelsorgsaushilfe von dem um ein Jahr früher als ich(1930)ge weihten Mitbruder,KRJosefPals,Pfarrer von Angem (-f 16. August 1973), gebeten, für obiges Heiligtum eine Geschichts übersicht auszuarbeiten, sei dies nun stellvertretend nachgeholt(Dr.F.L.). Im Monatsblatt des Vereines für Lan deskunde von Nö.und Wien, 1935(VHI. Jg.), 221 f., liegt ein vom Heimatforscher Leo Schreiner bereits 1933 eingesandter Bericht unter dem Titel „Wiederherstel lung der Rochuskapelle" vor,woraus fol gende Daten beigebracht seien. Den An laß dazu hatte dieam 16. August1931 vom verewigten KardinalPiffI vorgenommene kirchliche Weihe dieser hl. Stätte gege ben,„womit eine hervorragende Tat der Heimat- und Denkmalpflege zum Ab schluß gebrachtworden sei".1933glaubte man,den angeblich 300. Jahrestag bege henzu können;verschiedeneTagesblätter unternahmen es auch. In der von Kommerzialrat Richard Boehmker 1929 im Verlag W. Hamburger, Wien: „Die Ro chuskapelle bei Mannersdorf an der March",herausgegebene Broschüre heißt es jedoch, daß das Gründungsjahr der Kapelle nichtfeststehe und frühestensfür 1637 angenommen werden könne, wei ters,daß am 26. Oktober 1622der kaiserli che Feldherr Freiherr Rudolf von Teuffenbach(dem Tiefenbacher aus Schillers „Wallenstein") die vordem freiherrlich Landauschen Güter Angem mit Ollers dorf,Stillfried,Ebenthal,Velm,Dürnkrut und Zistersdorf durch Kauf an sich ge bracht habe und er 1624 von Kaiser Ferdi nand II. damit belehnt wurde. Später seien ihm diese Güter seiner hohen Ver dienste wegen vom Kaiser zu „freiem Ei gen" überlassen worden.Genannter Frei herr hat nunzum Dank für das Erlöschen der Pest zwischen 1630 und 1640 die RochuskapeUe (Rochus Pestpatron) errich tet. Der bald vielbesuchte Wallfahrtsort schien nun nach dem Ersten Weltkrieg dem Verfall preisgegeben zu sein. War nun 1886 die letzte Renovierung erfolgt, „so hat seit dieser Zeit keine schützende Hand das Bauwerk betreut.DieInnenein richtung war beschädigt,Fenster und Tü ren fehlten,Grasund Buschwerk wucher ten in den Mauerspalten. Die Innenein richtung war verschleppt worden, noch wenige Jahre und die Kapelle wäre als Ruine dagestanden".Zum Glück kam es doch zu einer Errettung. Und dies so: „Dank dem tatkräftigen Eingreifen des damaligen Bundeskanzlers Dr. Karl Bu resch und der Intervention des Bundesdenkmalamtes wurden von Bund und Land die notwendigen Mittel beigestellt, die den Wiederaufbau des Gotteshauses ermöglichten. Der geschah 1928 bis 1931 unter der Leitimg des Hofrates Ing. Leo pold Kratochwil,wobei die ursprüngliche Bauform wiederhergestellt wurde,indem die vermauerten Bogengänge der an der Südseite gelegenen Vorhalle freigelegt wurden. Die Neueindeckung wurde in Kupferblech ausgeführt. „Dieser reine, ganz italienisch anmutende Zentralbau mit einer laternengekrönten Kuppel auf hohem Tambour stellt ein edles Bauwerk dar,dem vielleicht kein zweites in Öster reich an die Seite gestellt werden kann." Ergänzend wird noch angeführt: „Im Innem sind um den Mittelraum drei Absiden angeordnet.VierFensterim Tambour und acht in der Laterne belichten den stimmungsvollen Raum. Für die Innen einrichtung spendete Kardinal Piffl ein farbenprächtiges Altarbild des Malers Poosch,den heiligen Rochus darstellend" und daß die damalige Gemeindevertre tung von Angem die Patenstelle über die erneuerte Rochuskapelle übernommen habe. „Mögen diese Zeüen dazu dienen", schließt Schreiner,„die Aufmerksamkeit der Heimatfreunde auf dieses reizende Bauwerk zu lenken und damit das Inter esse für diesen zu Unrecht vernachlässig ten Teil unserer Heimat zu wecken. Es wäre zu wünschen, daß durch Spenden von Besuchern und Kunstfreunden wei tere Mittel zur Ausgestaltung ** und Er haltung - leider zeigt der Verputz der Nordseite bereits wieder Wetterschädender Kapelle aufgebracht werden." Dem wurde nun Gott sei's gedankt ab geholfen, wie einleitend erwähnt wurde. Anm.* Nurerwähnt sei,daß es Histori ker gibt,dieglauben,daß ineinem Vorläu fer dieses Kirchleins der Leichnam des unglücklichen Böhmenkönigs Ottokar (Otacar) nach der Schlacht bei Dümkrut und Jedenspeigen(vorübergehend)seine erste Aufbahrung gefunden habe.WKZ.- ** I. J. 1931 wurde in der rechts vom Ein gang befindlichen Nische der Vorhalle eine vom Bundesminister für Finarxzen Dr.Karl Buresch gespendete Sandsteinfigur des hl. Karl Borromäus (ebenfalls Pestpatron) aufgesteUt, die vom BUdhauer August Bodenstein geschaffen wurde.In dergegenüberliegenden Nische ist die Aufstellung einer Sebastiansstatue (ebenfalls Pestpatron) geplant. Im Jahre 1934 wurde auch ein gemalter barocker Kreuzgang, der sich bisher im Schloß Matzen befand,in der Kapelle angebracht. Professor Josef Krejcik spendete 1934 vierzehn Originalkupferstiche aus dem Jahre 1593.Soim Monatsblatt1935,222,1. Eindringen des Protestantismus und Rekatholisierung in der Pfarre Wienerherberg(1568-1705) P. Udo(Eduard)Fischer OSB. Mit viel Einfühlungsvermögen und Heimatliebe schrieb der Autor der vorlie genden Diplomarbeit über das Eindrin gen desProtestantismus und die Rekatho lisierung in der Pfarre Wienerherberg. Er beginnt seine Untersuchungen mit dem Jahr 1568, in dem den niederösterreichi schen Ständen der Gebrauch der Augs burger Konfession bewilligt worden war. Diese gesetzliche Maßnahme hatte inso fern für die kleine Pfarre eine besondere Bedeutung, als jetzt der Schloßherr von Ebergassing,Georg III., Ritter von Apfalter,aufGrund seiner angeblichen Vogteirechte die Religionsveränderung auch in Wienerherberg durchzudrücken versuch te. Er stieß jedoch nicht zuletzt aus mate riellen Gründen beiseinen Untertanenauf wenig Gegenliebe, so daß es gar nicht einmal so schwerfiel, im Zeichen der in nerkirchlichen Erneuerung und der poli tischen Gegenreformation in dieser Ge meinde den alten Glauben wieder voll herzustellen. Von innen her wurde dieser Wiederaufbau freilich durch das Verhal ten nicht immer ganz geeigneter Seelsor gerebensogefährdet wie vonaußen durch die Türkenkriege und schließlich die Kuruzzeneinfalle der Jahre 1704/1705. Für die Untersuchung stand verhält nismäßig wenig Literatur zur Verfügung (sie hätte allerdings etwas sorgfältiger zi tiert werden können). Um so eifriger be nützte er Archive. Dies ist in unserem Falle besonders anzuerkennen, weil bei einer Diplomarbeit der Rückgriff auf die Quellen nicht in diesem Ausmaß erwartet werden darf. Daß er dabei kritisch abwä gend vorging, muß besonders anerkannt werden:Ich führe als Beispiel die Beurtei lung des Verhaltens des Mannswörther Pfarrers Michael Waldner an, dem es of-

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