getretene christliche Regierung und gegen die Katholiken, daß das Ärgste für die Kirche'zu befürchten war.... In.einer aolchen Lage hatte man .keinen andren Gedanken als den:Zu retten,'was^noch zu reUen ist. Unter diesem Eindruck ließen Bischöfe ims duixh das uns belnindete Entge-' genkqnunen-'der ;neuen' Machthaber' bewegen,"die bekannte Erldärung'!zu~ unterschreiten,' die -so viel bitteres. Urt^ nach sich geigen hat. Wir wuis den ja'durch die Entsandten des Gau leiters.Bfirckd fönnlich'fiberfallen, sodaß wir nicht Zeit und Muße hatten, alle weheren Folgerungen'zu erwägen. Manließ uns nichteinmalZeitzu rech-. tem Ül>erlegen.Ein Fehler-war es vi^- leicht,-daß wir uns trotz des ungestü men Drängens nicht einen Tag Be denkzeit ausbedungen haben.*' i - •' - Bischof Ferdinand hat vor dem Ansctilußimmer eine exponiert antina-' tio'nälsbzialistische Haltung eingenom men.Ercharakterisierte ihre Anhänger als „Wölfe -im Schafspelz". In dem Maße,in dem «r den Nationälsozialismüs ablehnte,unterstfitzte er die stän dische Ordnimg und iiu-e Exponenten. Auch in der Bischofskonferenz erhob er seine Stimme in diesem Sinne. Was seine übrige Rolle auf dieser Ebene betrifft, so soll nicht unerwähnt blei ben,' daß er sich für die Muttersprache in der Liturgie einsetzte, die Aufmerk samkeit der Konferenz auf die große Bedeutung des Massenkommunikationsihittels Ra^o lenkte und für seine Einbeziehung in den Bereich.der mo- 'derhen Pastoral eintrat. Die oben erwähnte Erklärung der Bischöfe er läuterte er dem.Klerus im Sinne, daß nach ^äubiger Auffassung nichts ohne Wissen und Willen Gottes geschehe, und daß damit auch das große histori sche Ereigne der Eingliederung Öster reichs in das Deutsche Reich als Gottes Fügung anzusehen ist. Nicht einverstanden war der Fürstbi schof mit den Erklärungen geistlicher Herren über den Umbruch und den Anschluß in den Tageszeitungen. Da Pawlikowski dieser Geistlichen offen sichtlich selber nicht Herr werden konnte, griff er.zu einem heute schwer verständlichen Mittel und ersuchte die neuen Machthaber in der Person des Gauleiters Bürckel um Hilfe.In einiem Brief, datiert mit 28.3.1938, schrieb er an den genannten Gauleiter, wobei er einleitend die feierliche BischofserWärung hervorhob:„Nachdem ich für-die Treue des Diözesanen Klerus zum großen deutschen Vaterlande Sorge tragen muß und dafür mich einsetze,ist die Wahrung der Disziplin auch in den Reihen des Klerus eine unbedingte Folgerung. Darum erlaube ich mir, Sie hochver ehrter Herr Gauleiter, um eine Verfü gung an die zuständigen Presseleiter in der Steiermarkzu bitten,daß diese von Geistlichen zur Publikation eingesen dete Erklärungen nicht ohne die Zu stimmung meines Ordinariates veröf- .fentlicht werden dürfe, ähnlich wie es dem Herrn Kardinal-Erzbischof von Wien zugesichert wurde."- Die Hetze gegen die Kirche,diePrie ster und vornehmlich gegen den Bi schof nimmt ungeahnte Formen an. Laufend erscheinen in den'Zeitungen Schmähartikel . und. verleumderische Aufsätzei"Im- Ordinäriatsarchiv ein dickes AMenbündd darfibär;vorhan- %den.DieseEreignisse be^hiick^Paw-^ _ likowski derart, daß,er"sich,bi einem iBrief direktan KardinalPaceUiinRom ;,wendet"und seinen Rücktritt anbietet: \„Die"letzten Ereignisse^.to Österreich 'haben mirlinäusgese^ auch die Frage 'raufgedrängt^ ob ich der'Jetzigen Lage noch gewac^en und der hohen Auf gabe als Diözesanbischof dienlich seL' Nicht die mir angetane Kränkung einer polizeilichen Hausdurchsuchung, Überwachung und schließlich Verhaf tung im Polizeigefangenenhaus, son dern vielmehr der seit Jähren gegen mich geführte Verleumdungsfeldzug, der jetzt-erneut bis in'Rie letzten Orte des Landes hinausgestreclrt wird, läßt mich vor Gott die Frage st^en,ob ich der Kirche mehr nütze, weim ich um die Enthebung von meiner Stelle ansu che und die Führung der Diözese einem vom heiligen Stuhle zu ernennenden anderen Ordinarius überlasse ... Falls mich jedoch Seine Heiligkeit für eine andere Aufgabe geeignet halten würde, stelle ich mich hiefür rückhaltlos zur Verfügung. Ich möchte durch meinen Rücktritt bloß der.Kirche und Religion in Steiermark besser 4lienen.Ich ginge auch gerne nach Roim Sonstige' Schwierigkeiten fliehe ich nicht." Ein Antwoi-tschreiben aus Rom ist zwar nicht zu finden, Pawlikowski bleibt jedoch Bischof. Er setzt seine Arbeit unerschrocken auch linter den geänd^en Umständen fort. Die anti- * kirchlichen Propägandamethoden und .' Aktionen scheinen in der Steiermark besonders scharf gewesen zu sein. In einem -Schreiben am 12.Mai1940 be schwert sich der Fürstbischof darüber beim Reichskirchenministerium in Berlin,Abschriften davon schickt er an die HauptsteUe der Gestapo nach Ber lin, dem Reichsstatthalter, dem stell vertretenden Gauleiter von Steiermark und der Gestapo in Graz. Besonders beschwert er sich über das Vorgehen gegen die Klöster. In einem späteren Bericht an Kardinal Innitzer führt er an, daß seit dem Umsturz 80.000 Men schen aus der Kirche ausgetreten seien. Die HJ-Führung-halte sich kaum an eine Vereinbarung mit dem Seckauer Ordinariat, wonach der Gottesdienst besuch an Sonntagen für die Jugend sichergestellt werde. Die überpfarrliche Jugendarbeit sei aus Raummangel n^cht möglich. Mehr als 100 Priester wurden kürzer oder länger -in Haft gehalten. Vollständig eingezogen wurde das Vermögen von 17 klösterli chen Niederlassimgen. Katholische Lehrer wurden um ihre Posten ge bracht, die katholische Presse eingesteUt,'Druckereien und Buchhandlun gen weggenommen, das Knabensemi-- nar und sieben klösterliche Kleinseminarien geschlossen.MitderZusammen legung der Grazer theologischen 'Fa kultät -mit Jener in Wien mußte-der theologische Unterricht in Graz zur ^ Gänze in das Priesterseminar verlegt;~ . •werdem ^1^ie - meisten katholischen Vereine rnußten aufg^öst werden..Tn.^v^ dieser schweren Zeit der nationalsozla-^v^: - listischen Herrschaft und des'Krieges war es für Pawlikowski ohne Zweifel.'.!!?. eine' große. Freude,'-daß ihn PapsV. - ■ Pius XII.am 8.Juli 1943mit der Emen-"C'-- nongzum päpstlichen Thronassistenten äusgezeichnefund -ihn zugleich"*zum römischen Grafen emarmte.'-'V'• . - ■ . ..Am Allerheiligentag 1944 wiurde das -- -j; Bischofspalais durch die Bomben der-;. '• art b^chädigt, daß Pawlikowski aus-'j J,- ziehen mußte.Er wohnte kurze Zeitim . Domherrenhaus und bis zum Wieder-• _'" aufbau des Palais in der Elisabethstra? -. Jle.—. iv - Rückblickend schreibt der..greise Ffirstbischof eiiunal in einem -Brief Persönliches über diese Zeit:„In Berlin hat man den Stab über mich gebrochen. Ich sollte als Hochverräter verhaftet und vor das Kriegsgericht gestellt .werden.Erst nach einer Zeit hatmanin Berlin erklärt, es sei nicht der richtige Zeitpunkt gekommen, um mich zu verhaften, man schiebe die Verurtei lung auf bis nach dem Siege. Der Sieg ist nicht eingetroffen,' somit bin ich auch dem Erschießen und dem Galgen entgangen. Es war also die Situation für mich keine angenehme.Ich mußte esja die ganze Zeit verspüren,daß man jeden Schritt, den ich gemacht, mit Aufmerksamkeit verfolgt hat. Bei meinen 'Visitations- und Firmungsrei sen hatte ich immer nazistische Beob achter hinter mir." - N Als nach dem Kriegsende die russi schen Soldaten die Steiermark überflu teten, raubten und plünderten,Frauen und Mädchen vergewaltigten, wendet'*- sich Pawlikowski in einem flammenden- _ Brief an den Oberkommandierenden .der Besatzungsarmee in der Steier-' ■ mark.In diesem Schreiben setzt er sich -.' mannhaft und unerscluocken für die LJ Bevölkerung ein,hält den Russen offen ihre_Schandtateh* vor und weist die ", Anwürfe der Besatzungsmacht gegen' die österreichischen Soldaten zurück. , " - Er schließt dabei seinen beschwören- *' den Brief:„Wenn diese Art des Vorge- - . hens aber nicht aufhört, dann treibt man unsere Bevölkerung zur vollen Verzweiflung und fördert ungewollt die nazistisch gewesene Gegnerschaft, die sich im stillen freut, daß die Nicht-Na tionalsozialisten nun von den russi schen Truppen so schlecht behandelt werden wie sie es in ihrer Presse immer vorausgesagt haben." Sofort nach dem Zusammenbruch fordert er die Katholiken auf,, der durch die % Kriegswirren stark in Mitleidenschaft gezogenen Oststeiermark zu helfen. Kleider, • Lebensmittel und diverse ' 47 V "i.
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