Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

gesonderte religiös-sittliche Instruk tion im Ausmaße von mindestens-12 • Stunden.An diesen Unterrichtsstunden mußten alle Soldaten'teilnehmen.'Die diesbezüglichen Obliegenheiten der Müitärgeistlichen waren durch eigene Erlässe des Ministeriums .lür Landes- ' Verteidigung geregelt An ArbeitfeWte"- es den • Müitärgeistlichen ■ demnach*' nicht denn in manchen Monaten fielen auf den einzelnen ■'T^ffüH^rgpistHrhpri : 60 —100 Vorträge. • U VjJ :> In den Gamisonra' ai^ähalb derY" Standorte der ' Dii^onskommanden' versahen subsidiarisch die'Ortspfarren'., die Seelsorge, jedoch nur was ^e Ma-^v* trikenfälle (Tauten,' Trauungen '.imd-!' Beerdigungen) betraf.'Die Abhaltüng'^ ■des eigenen Militärgottesdiehstes iind die Erieüung des -religiös-sittlichenUnterrichtes besorgten die Militär-- geistlichen, die zu diesem Zwecke die^ Garnisonen des Divisionsbereiches - besuchten. . • ' Außerdem konnten die Militärgeisüi-.> eben nach den Diensts^nden Soldaten.^- in der Kaserne ^ur Mitarbeit im -Sinne'Y der Katholischen Aktion heranziehen. , ; An der Erfüllung der Osterpflicht \ beteüigten sich in den letzten Jahren " durchschnittlich 90-92% der katholi schen Soldaten. Soldaten evangelischer „ .Konfession hatten wir bloß etwa 1400, für die ge- - rade jetzt 2 evangelische Militärseel-. sorger hätten ernannt werden soUen. Für die katholischen Soldaten gaben' die Müitärgeistlichen ein kleines Mo-. , natsblatt „Der gute Kamerad" heraus,'! das sich des Interesses auch bei den . Offizieren erfreute. ' " " Die Militärgeistlichen büdeten den eigenen Stand der „Offiziere des Son-, derdienstes der Müitärseelsorge", sie rangierten nach den Truppenoffizierenund waren gleich diesen in Dienstklas sen eingeteüt, und zwar der Militärvi-, kar im Generalrang, der Müitärprovi kar im Oberstenrang, .2 .Müitärpfarrer im OberstleiitnantrangißMüitärpfarrer' im Majorrang, 3 Müitärpfarrer und 4 Müitärkapläne im Hauptmannsrang..' und 3 Müitärkapläne im Oberleutnants rang. Der Dienstgrad war durch Distinktionen äußerlich gekennzeichnet, . die auf den Armein des Rockes wie des Talares getragen wurden. Ich lege eine liste mit den nötigsten .. Angaben über die MilitärgeisUichen .' beL ■ ' ' Dies ist in großen Umrissen eine kurze Darstellung der österreichischen . - Müitärseelsorgeinstitution in der Er wartung, daß ich Eurer Exzellenz damit einen kleinen Dienst eiweise. Auf jeden Fall erlaube ich mir, meine bisherigen geistlichen Untertanen und treuen Mitarbeiter, und -mich Ihrem besonderen Wohlwollen, Exzellenz, wärmslens zu empfehlen. _ Mit dem Ausdruck größter Hochver ehrung zeichne ich mit Von tiefer Wehmut und Dankbarkeit* ist —ein-' Brief ■ 'Pawliko'wskis. -vom 4. Aprü 1938 an seinen treuen Wegge«- fährten und engsten Mitarbeiter, MüProvikar Prälat Anton AUmer, erfüllt, der gleichsam als Abschluß einer ver trauensvollen .. .Zusammenarbeit über viele Jahre angeseh^ werden kann? ;' Mein lieber Prälat Allmerl .. ynyas voraussah^ ist nun eingetre-; .1e^ piis iSch'äd^*3118 der -Müitarseär'' ^ sörgeiiäife ich mir'zwaf anders,vörge^ ' 'stellt. Wie wehe inlr ums "Herz ist bei 'dein Gedanken,-Von einer .Wirksamkeit ''Absäiied-nehmen zu.müssen, mit der ich'voll und ganz verwachsen war,- • vermag ich" nicht mit Worten auszu drücken. Doch beuge ich mich vor dem Willen Gottes, der es so gefügt hat. • y Haben Si^-lieber Herr Prälat, nun die Güte,' den beiliegenden Abschiedsgruß_ allen müitärgeistlichen Mitbrüdem~zu senden. ' ^ , Sie, lieber Herr Prälat.Allmer, waren mir äs rangnächster imd -ältester Mili tärgeistlicher durch die letzten Jahre der getreueste Wegkamerad und Mit arbeiter! Aus der Fülle des Herzens sage ich Ihnen für alle Treue und für-, alle Opfer -und für alles .Verstehen hei ßen Dank."« •>. , Ich • umarme 'Sie in brüderlicher Freundschaft und wünsche Gottes Segen für Ihre nächsten Aufga- - ben und für Ihr ferneres Wohlergehen. . -V- ' Ich grüße Sie, lieber Allmer, ■ ' ' ' ' als Ihr dankbarer - Fürstbischof vbn'Seckau, Müitärvikar. Eurer Exzellenz, ergebenster Fürstbischof -imn Seckau, - Müitärvikar Die Verbindung war damit natürlich nicht abgerissen, imd es gibt viele Briefe J>awlikowskis, die davon Zeug nis geben, daß er .mit Allmer und den. anderen MilPfarrem in Kontakt blieb und ihr Wirken unter den Soldaten mit viel'Anteünahme verfolgte."!'^. . Die in Krieg und Frieden bochbewährten ehemaligen _ Feldkuraten waren ihm ans Herz gewachsen, die sich zu Beginn des Krieges an der Grenze des wohlverdienten Ruhestan-' des stehend, nicht scheuten, die Last eines zweiten Kriegseinsatzes auf sich zu nehmen, -wie .das eben für Allmer, aber auch ^otz imd Hofer zugetroffen ist. Aber " auch Gramann, ' Tegel, Dr. Gschöpf und Dr. Maurer hatten als 'Soldaten 'im Ersten Weltkrieg schon* gedient- An ihrer Seite vermochten sich auch die-jüngeren Mitbrüder wie Innerbofer, -der erste MüProvikar der .wiedererrichteten MüSeelsorge nach dem Zweiten Weltkrieg, und Grois zu bewähren.. - • * Sie alle haben die Sorge und Liebe ihres Müitärbischofs Dr. Ferdinand Pawlikowski, mit der Treue zu ilüem im Inferno des Krieges, in Verbands plätzen und Lazaretten, ja in Todeszel len (wie dies für Hofer und Gramann im besonderen zutrifft, dem für.seine aufopferungsvolle Tätigkeit in Belgien sogar ein .Denkmal gesetzt imd' eine ■ : Erinnerungstafel am Justizministerium . . angebracht worden' ist) oft schwer ■ , gewordenen Beruf vergolten. ' ; Die Bewährung seiner Müitärpfarrer mag ihm in den' bitteren Stunden und Zäten, die für ihn fölgtezi^ oft ein stiller - Trotz gewesen sein.- ' ' " ' - ,• -ff../ .'.-Nun sei noch im besonderen auf Jene. -Ereignisse -des JMärz 1938 -verwiesen/, -die für sein persönliches Leben, aber. ...auch für die MUitärseelsorge .Oster-:^.!: • reichs von so folgenschwerer Beden-:.• ;inng geworden sind.; ; Y.Y - YAm 13. März wurde Pawlikowski : vcinziger österreichischer - Bischof -Iür ' ' einen; Tag ^ verhaftet • Am 'Vorabend wurde eine Hausdurchsuchung vorge- ; mommen, die-bis Mitternacht dauerte^ < In einem Beschwerdebrief an den' Reichsstatthalter Dr. Arthur Seyss-Inquart schrieb er am 17. März 1938 dar über: „Kaum hatte ich unter Aufsicht * mit meinen Sekretären das Mittagessen. " eingenommen, trat eine Gruppe -Von viäleicht 16 SA-Männem ein, deren Führerjmcb für verhaftet erklärte. Ich muß gö, wie ich bei Tische saß, ohne mich entsprechend umldeiden und einen Hut nehmen zu können; das Haus ' verlassen, inmitten dieser Gruppe dem Befehle folgen. Am Platze stand das Polizeiauto Bereit, zu beiden Seiten * ! eine mit,Waffe und Häm ausgerüstete . SA-Truppe von vieUeicht 40 — 50 Män! ' nem und eine Menge neugierigen Vol- ' . kes, das wie unter solchen Umständen nicht anders zu erwarten war, in Spott und Schmährufe ausbrach. Vor der Polizeidirektion erging es mir ähnlich ... Ich habe als ZiVü- und Müitärgeistlicher 35 Jahre lang der staatlichen Obrigkeit treu gedient, meine Pflichten auf gehobenem J'osten stets absolut loyal erfüllt und miiR zu Beginn der. neuen Arä grundlos eine solche Ernied rigung und Verdemütigung erfahren' und als Offizier der Sonderdienst der* . Militärseelsorge von Organen abge- - führt werden, die hiezu gar zücBt be- . rechtigt waren." Sehr verstimmt war Rom über die : feierliche Erklärung des öslerrmchischen Episkopats vom 18. März 1938, in der es unter anderem heißt: YWir sind auch der Überzeugung, daß durch das . WirkenV'*der ■ nationalsozialistischen-c °Bewegung die Gefahr des alles zerstö---- renden - Bolschewismus - abgewehrt würde. Die Bischöfe begleiten dieses Wirken für die Zukunft mit ihren ber sten Segenswünschen ..i • ^ - ■ "Am Tag der Volksabstimmung ist es für uns Bischöfe selbstverständliche" nationale Pflicht, "uns als Deutsche zum' "■ deutschen Reich zu bekennen, und wir • erwarten ,auch von allen gläubigen Christen, daß sie wissen, was sie ihrem ■ • Volk schuldig sind." ^ Pawlikowski rechtfertigt sich in . einem Schreiben vom 11. August 1938'.' an Kardinal PacellL „Es herrschte eihe-^ so feindliche Stimmung gegen die ab- -. 46

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