ert hat, bis der 4. MÜitärpfarrer einge stellt werden konnte. Die anfangs auch kirchlich schwierige Situation und Reserve der Militärseel sorge gegenüber bessert sich, als Erzbischof Sibilia die Nuntiatur übernimmt. Pawlikowski schreibt diesbezüglich: „Besonderes Vertrauen erwarb ich mir beim Nuntius Erzbischof und späterem Kardinal Sibilia, dem ich in vielen seel sorglichen Fragen auch Informationen liefern mußte ... Als später die Ver hältnisse stabiler wurden, schlug mich der apostolische Nuntius vor, dem damaligen Diözesanbischof von Seckau Dr.Leopold Schuster,der schon schwer krank war, als Auxiliar-Bischof beige geben zu werden,und um zugleich auch die Heeresseelsorge zu leiten." Damit würden wir aber den Ereignis sen schon vorausgreifen, galt es doch zunächst,die mit dem Neubeginn gege benen Schwierigkeiten unter politisch erschwerten Verhältnissen erfolgreich zu meistern. Gehäufte Arbeit bis zur Grenze menschlicher Leistungsfähig keit war er ja schon von seinem Dienst im Feldkonsistorium gewohnt, dem er seit Beginn des Ersten Weltkrieges als Zweiter Feldkonsistorialsekretär angehört hat. Immens war die Arbeit, die das Apostolische Feldvikariat während des Krieges zu leisten hatte. (Siehe: Kath. MüSeelsorge im Welt krieg.) Ein annäherndes Büd über den riesigen Umfang der Agenden bieten die Geschäftszahlen, die zu erledigen waren und von 9000 bis 10.000 Exhlbitnummern pro Jahr im Frieden, im Kriegsjahr 1915 auf 50.000,im Jahr 1916 auf 95.000 emporstiegen, in den beiden folgenden Jahren jedoch bei 120.000 . angelangt waren. Erheischte die schriftliche Erledigung dieses Akten materials allein schon eine fast nicht mehr zu bemeisternde Arbeit, so kam hiezu noch der Parteienverkehr in Eheund Sterbefallangelegenheiten, der an manchen Tagen die Amtslokale, na mentlich jene der Matrikenabteilung, förmlich bestürmte. Die Leitung des über die Grenzen der österreichisch-ungarischen Monarchie sich erstreckenden Militärgeistlichen Jurisdiktionsbereiches mit einer See lenanzahl von vielen Millionen und einer unübersehbaren Anzahl von Garnisonen und Anstalten, die Ord nung der Personalangelegenheiten eines Standes von über 3000 Müitärgeistlichen, die Fürsorge um das gei stige Wohl der feindlichen Kriegsge fangenen, wie unserer österreichisch ungarischen Kriegsgefangenen in Feindesland erforderten eine Summe von Sorgen und Mühen, die oft die menschlichen Kräfte überstiegen. Uns fehlen heute einfach die Maßstäbe dafür und wohl auch das Verständnis für eine sachgerechte Beurteilung der damaligen Verhältnisse, im Krieg und in der überaus schwierigen Aufbau phase unmittelbar nach dem Kriege mit all den Versuchen zu einem Neube ginn. Unser Aufbau hat gewiß auch seine Schwierigkeiten gehabt - vor allem durch die zögernde Bereitstellung von Priestern für die MüSeelsorge, doch lassen sich diese Anfangsschwierigkei ten mit denen von Dr. Ferdinand Paw likowski nicht vergleichen, weü bei uns von Anfang an die Wiedererrichtung der Militärseelsorge außer Zweifel stand. Es bedarf gewiß noch einer umfas senden Darstellung der Verdienste Pawlikowskis um die österreichische MüSeelsorge, und das Bemühen des Autors um ein Lebensbüd seines MUitärprovikars Prälat Anton Allmer kann nur als ein Ansatz in dieser Richtung betrachtet werden, so stark man dort auch schon seiner Persönlichkeit als Militärbischof von starker und fester Hand begegnet. Aus der brieflichen Hinterlassen schaft von MilProvikar Allmer konnte ich feststellen, daß MüBischof Pawli kowski in manchen Wochen oft drei ausführlich handgeschriebene Briefe mit genauen Detaüanweisungen nach Wien geschickt hat und dies alles neben den laufenden Arbeiten und Sorgen um sein schwieriges Diözesangebiet. Die MüSeelsorge war ihm eben nicht nur eine zusätzliche Verpflichtung, sondern stets ein persönliches Anlie gen,dem seine ganze Liebe gehört hat. Aus der im Juni 1926 gegründeten Marianischen Kongregation, welche er 1928 in den „Katholischen Deutschen Soldatenbund" übergeführt und for mell dem Reichsbund angeschlossen hatte, war die Katholische Aktion im österreichischen Bundesheer gewor den, welche sich in allen Bundeslän dern machtvoll zu entwickeln begann und zu einer hoffnungsvollen Laienbe wegung geworden war. Die Jahresversammlungen gestalte ten sich zu eindrucksvollen Kundge bungen des Glaubens, und in diesem Zusammenhang sei an den damaligen rührigen Generalsekretär, Herrn Oberst Franz Heckenast, hingewiesen, der als ein Opfer seiner katholischen Glaubenstreue und Aktivität am 15.2.1939 im Konzentrationslager Buchenwald in Thüringen eines ge waltsamen Todes gestorben ist. Mit seiner Ernennung zum Bischof von Seckau übersiedelte Pawlikowski nach Graz und leitete von hier aus die Heeresseelsorge im österreichischen Bundesheer. Er pflegte alle Jahre die Garnisonen zu besuchen, zelebrierte den Müitärgottesdienst mit Predigt und außerdem hielt er immer Vorträge für die Soldaten. Diese Vorträge, die er meistens über eine Stunde stehend hielt, ließ er sich trotz seines Fußlei dens nicht nehmen. Das erste schriftliche Zeugnis,in dem er als Koadjutor für Graz-Seckau genannt wird, ist in einem handge schriebenen Brief von Kardinal Piffl, datiert mit 28.Jänner 1927, zu finden und lautet: „Wissen Sie, daß Ihr Name bei der Besetzung von Seckau als Koadjutor ernstlich genannt wird? Das wäre die beste Lösung der Bischofsfra ge." Auf demselben Brief ist eine hand schriftliche Bemerkung Pawlikowskis vom I. Februar 1927, aus welcher zu entnehmen ist, daß Kardinal Piffl ihn bereits unter zwei Außerdizözesanen, drei St. Pöltner Diözesanpriestern und zwei Religiösen für den Bischofsstuhl St. Pölten vorgeschlagen hat. Pawli kowski fährt dann fort: „Nuntius hat mich für Seckau gewünscht, so wurde ich vom Kardinal vorgeschlagen. I. ich; II. Univ.-Prof. Dr. Krebs; III. Msgr. Zach,Klagenfurter Josefs Bücherei." So wird nun Pawlikowski am 25.Fe bruar 1927 zum Bischof von Dadima und zum AuxUiarbischof von Seckau, was Seipel vor einem Jahr werden soll te,aber abgelehnt hat,und am 24. März, sechs Tage nach dem Tode von Fürst bischof Schuster, zum Administrator ernannt. Am 27. März wird er im Stephansdom von Erzbischof Kardinal Piffl unter Assistenz der Weihbischöfe Dr. Josef Pfluger von Wien und Dr.Johann Füzer von Salzburg zum Bischof geweiht. Am 5. April trifft er in Graz ein, die Ernen nung zum Fürstbischof von Seckau erfolgt am 26. Aprü, und am 26. Mai (Christi Himmelfahrt) wird er als sol cher im Grazer Dom feierlich inthroni siert. Die steirischen Zeitungen gaben erst allmählich ihre ziemlich kühle Haltung dem neuen Bischof gegenüber auf. Offensichtlich spiegelten sie die allge meine Stimmung wider. Pawlikowski schrieb in seiner letzten Selbstbiogra phie darüber:„Bischof und Domkapitel von Graz waren durch meine Ernen nung höchst überrascht und zeigten sich wenig freundlich gesinnt. Zu mei ner Konsekrierung im Stephansdom erschien nicht ein Geistlicher der Diö zese Seckau. Einzig allein war der Abt Reetz von Seckau nach Wien gekom men ... Eine Woche nach meiner Kon sekration zog ich in Graz ein. Man be trachtete mich als Eindringling. Zum Weihbischof hoffte damals Domherr Puchas herangezogen zu werden." Wie schmerzlich all das für Pawlikowski gewesen sein mag,war doch bereits am 18. März 1927 seine Ernennung zum Auxüiarbischof von Seckau im Grazer Volksblatt zu lesen, können wir auch aus einem Brief vom 2. Aprü 1951 an den Abt Benedikt Reetz ersehen. Die sem schreibt er:„Ich habe es auch nicht vergessen, daß Sie lieber Herr Prälat, damals allein und als einziger Vertreter der Diözese Seckau an meiner Bi schofsweihe teUgenommen haben. Das Fehlen eines Vertreters des Domkapi tels habe ich damals nicht sehr schmerzlich empfunden, weü mich die Erwählung zum Bischof selbst über rascht hat und ich es teüweise auch begriff, daß der Klerus der Steiermark mich als einen intrusus betrachtet hat." (Fortsetzung folgt) Herausgeber, Verleger und Eigentümer: Erzb. Ordinariat, 1010 Wien, Wollzeüe2.- Verantwortlicher Schriftleiter: Prälat Univ.-Prof. Dr. Franz Loidl, 1010 Wien, WoUzeüe 2.-Druck und Versendung:Herold Druck, 1080 Wien, Strozzigasse 8. 40
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