Hier starb er aber schon am 12. Sep tember 1850 während seinesSommeraufenthaltes an der Lvmgensuchtund wurde daselbstamie.d. M.nebenseinem am 14. September 1946 verstorbenen Vorgänger Dompropst Johann Bapt. Purkertshofer beigesetzt. NS.: Im DAW Erzbistum Wien, Gene ralvikare Nr.1672mitDatum vom21.Juli 1844,findetsich ein Schreibenvonderzu ständigenBehördean WeihbischofPollitzer,wodurch erin eine vom KaiserFerdi nand I.angeordnete Kommission„wegen Einführung eines verbesserten Gefäng nissystems und wegen Erbauung eines aufden dießfalligen Grundsätzen basier ten k. k. nö. provinzialen Strafhauses nächst Wiener Neustadt"berufen wurde, und zwar geschah dies über Auftrag bzw. Empfehlung Fürsterzbischofs Vinzenz Eduard Milde, der als Fachmann 1817 seine „Allgemeine Anleitung zur Seel sorgeinStrafhäusern"verfaßthatte(ÖBL VI 293 f.). Interessant ist das vom Regie rungsrat Johann Graf v. Barth-Barthenheim bearbeitete Referat samt dem 98großseitigen Programm, das sich auf I. das eigentliche Gefängnisgebäude, II. auf das Amts-, Wach- und Wohnge bäude bezieht und worin unter C auch über die vorgesehene Kirche gehandelt wird: Diese wäre in einem schicklichen Orte des Gefängnishausessozu erstellen, daß die Gefangeneneinzeln und ohnevon dem anderen gesehen zu werden, dahin gelangen und sich darin aufhalten kön nen.Diese Kirche wäre nicht nur für den Gemeinschaftsgottesdienst und Reli gionsunterricht, sondern auch für den gemeinschaftlichen Schulunterricht (Letzteres ist durchgestrichen),und zwar soeinzurichten,daß kein Gefangener den anderen,wohlaber den Altar,die Kanzel und den Lehrer sehen könne. Weiters, heißt es, ergibt sich durch vier Schul zimmer die absolute Separation der Ge schlechter von selbst. An die Kirche wäre eine Sakristei und eine Paramentenkammer anzubringen... P.Johann Ivanek,CSsR (Seelsorger für Todeskandidaten im ns.Landesgericht Wien) Quellen- und Literaturnachweis; DiÖzesanarchivStPölten 5/1;5/39n.220)It Mit teilung von DiözesanarchivarDr.Gerhard Winner,wofürihm besonders gedanktsei.-Wiener Consistorial-Currende 1843,3; 1850,7.-Catalogus seu Syllabus Rev. Dominorum Canonicorum etc. Anno 1843, fol. 178 verte.-Personalstand der Säkular- u.Regular-GeistÜchkeit der Erzdiözese Wien.-Anton Wappler. Geschichte der Theologischen Fakultät der k. k. Universi tät Wien (Festschrift), Wien 1884,S.451 f., 494 (unrichtig Johann).- Hermann Zschokke,Ge schichte des Metropolitan-Capitels zum hl. St. Stephan in Wien, Wien 1895, S. 409. — Anton Kerschbaumer.GeschichtedesBistumsSt.Pöl ten. Krems/St.Pölten 1876,II, S. 169,257,292, 375(453),717.-Gescliichtliche Beilage des St. PöltnerDiözesanblattesVII(1903),S. 362,369,— Ludwig Donin, Der Stephansdom und seine Diener,Wien 1874,S. 506.-Partisch,Österrei cher aus sudetendeutschem Stamme, Bd. 3 (1966).-Johann Zabel,200 JahreBistum Brünn 1777-1977,Königstein/Taunus 1976,S. 81. Auch diesem schlicht-frommen und sich verzehrenden Seelsorger sei wegen seines besonderen Seelsorgseinsatzes ein kurzes, wahrhaft verdientes Gedenken gewidmet,wozu sich der Unterzeichnete aus bestimmtem Grunde verpflichtet fühlt Am 15.August1905,dem hohenMarientag, was den treuen Marienverehrer fast vorprägte,in Wien-Ottakring als Sohn ei nes Heizers und Maschinenwärters gebo ren,war er von Kindheit auf mitdem Mi lieu und dem Lebenskampfdes Arbeiter standes vertraut.Und er blieb dem einfa chen Volk treu, wußte daher um das „evangelizare pauperibus", meisterte da her in charismatischer Weise Sprache imd Umgang mit dem „gemeinen Mann" im Alltag,im Beichtstuhlund als gern ge hörter Prediger und bewährte sich auch für Priester,Brüder und Schwestern als Seelenführer im Exerzitienwerk. Daß er sich seine originelle Lebensweise be wahrte und dadurch Anlaß zu köstlichen Anekdoten gab, war sein Recht und hob ihn aus der lebentötenden Vermassung und öden Uniformierung heraus und brachteihm echtePopularitätunderfreu liche Erfolge seines Wirkens ein. Billige Publicity,aufweichendes Nachgebenund verwirrendes Theologisieren und Morali sieren widersprach zutiefst seiner männ lichen Konsequenz und zielsicheren As kese, wo es ums allerletzte ging. Er war ein echter und zuverlässiger Jünger sei nes Ordens,fast wie ein Kind fromm und regeltreu biszmn nie abgelegten Ordens kleid. Nach den Wirren des Ersten Weltkrie ges kam der begabte Knabe ins Juvenat der Redemptoristen in Katzelsdorf a. d. Leitha mit der Kirche zur hl. Maria von der Immerwährenden Hilfe und ab 1921 mit seinem Jahrgang nach Leoben. 1925 tratIvanekzu Eggenburg(Nö.)ins Novi ziat ein,legte daselbst seine erste Profeß ab und wurde darauf zum Studium ins böhmische Juvenat gesandt, um später die zahlreichen Tschechen in Wien seel sorglich betreuen zu können.Die Kennt nis derslawischenSprachesollteihm spä ter noch eine besondere Verwendung einbringen. Am 6. September 1931 emp fingeram„HeiligenBergbeiPribram",in der vielbesuchten Marienwallfahrtskir che südwestlich von Prag, die ersehnte Priesterweihe. Es folgte nun die Tätigkeit als Erzieher und Lektor im Juvenat von Katzelsdorf (1932-1936), als Katechet in Hernais(Ma rienpfarre, Wichtelgasse, 1937 dem Redemptoristenorden übergeben) und als Seelsorger der Tschechen in Wien. Ab 1937 begann seine ihm eigentlich „sehr liegende" missionarische Wirksamkeit. Er wurdelandauf,landabzum bekannten und durchgreifenden Volksmissionär. Schüler, Zuhörer und Mitbrüder aner kennen noch heute, daß seine Vorträge und Predigten klar durchdacht, gründ lich vorbereitet und volkstümlich formu liert waren,holte er sich doch sein theolo gisches Wissen aus dem bewährten Schatz der Kirchenväter und der „ortho doxen"Fachliteratur. In der schikanösen nationalsozialisti schen Ära und harten Kriegszeit war er Rektor in Maria am Gestade und mußte dort die Bombardierung des Klosters er leben.Dazu warer als„Gefängnisseelsorger" tätig. Geistlicher Rektor Eduard Köck, katholischer Oberpfarrer des lan desgerichtlichen Gefangenenhauses I (Wien Vin, Landesgerichtsstraße 11), überlastet wegen'der vielen Hinrichtun gen daselbst und außerstande,die vielen Todeskandidaten aus den slawischen Völkern in ihrer Muttersprache seelsorg lich anzureden, hatte unseren sprach kundigenPater zur Mithilfe erbeten.Und der leistete nun diesen letzten Liebes dienst den Todgeweihten,um sie für den letzten Gang vorzubereiten, dabei zu be gleiten und zu trösten, ehe das unerbitt lich grausame Fallbeil ihr Leben aus löschte. Von den etwa 1200 „Köpflern", wie es im Chargen hieß, betreute er 357 direkt,eine weitaus größere Zahl zusam men mit Rektor Köck,dazu auch durch Mithilfe einzelner meiner, unserer Wehrmachtsangehörigen, die ab 1943 nichtmehrzum Erschießen,sondernzum Tod durchs Fallbeil verurteilt worden waren. Dabei lernte ich (als zugeteilter Standortpfarrer) Ivanek, der nicht nur dem Geburts- und dem Weihejahr nach mit mir verbunden war, sondern jetzt auch durch diesen Seelsorgsdienst ken nen und schätzen.Da ich der slawischen Sprache unkundig war, mußte ich mich für meine „Kandidaten"(verurteilte Sol daten)seiner bedienen, was er geschickt und erfolgreich tat, so daß uns keiner „entschlüpfte". Da standen wir nun vor der eisernen Türe, unmittelbar vor dem Hinrichtungsraum, erteilten nochmals Absolution und Segen und trösteten mit wenigen kernigen Zusprüchen, was alle ohne Unterschied ihrer politischen und weltanschaulichen Gesinnung bereit an nahmen. Nach dem letzten Beilschlag drängten wir uns in den Hinrichtungs raum und nahmen eine einfache Einseg nung der Leichen vor,die dann abtrans portiert wurden und bekanntlich in der Regel keine Einsegnung mehr erhielten. Daß wirdann beim Hinausgehen ausdem Gefangenenhaus noch Eindrücke mitein ander austauschten, ist selbstverständ lich. Erinnere mich heute noch an mar kante Äußerungen des mir von da an lie ben Paters,wovon mir deram eindrucks vollsten erschien: „Sollte ich jemals das Unglück haben, durch eine schwere Sünde alle meine guten Werke zu verlie ren, die vielen Hingerichteten holt mir aber niemand mehrausdem Himmelher aus",u. n.a.Sandten wirimsauch später 26
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