gemäß gingderPriestermitFrau Bereiter bis zur Straßenbahn mit, und beide fuhren ein Stück gemeinsam. Aufihr Ersu chen wurde ihr für nächsten Tag eine schriftliche Bestätigung der katholischen Einsegnung versprochen und versichert, daß man zu weiterem Entgegenkommen bereitsei.PfarrerFranzFichtner meldete das Vorgefallenedem Ordinariat.DerUn terzeichnete war der Ansicht,daß es eine Erlaubnis desselben nach dem klaren Text des Kodex nicht brauche, da doch ein fürs Vaterland gefallener und gegen seinen Willen 'und den seiner Angehöri gen dem Krematorium übergebener Christ nichtauch noch mit der Verweige rung des kirchlichen Begräbnisses be straft werden könne. 5. Die „Hitler-Wahlen" Ein neues Erlebnis brachtedie Wahlam 10. April 1938. Pfarrer Fichtner und der Schreiber begaben sich gemeinsam zum Wahllokal in der Volksschule Braunhu bergasse. Hier stießen sie auf eine Reihe jugendlicher Parteigenossen. Sie stamm ten aus der Hasenleitengasse,wo viele ar beitslose Sozialisten zur NSDAP überge treten waren. Die Ankunft der beiden Priester wurde sofort alarmiert.Zwei Ju gendliche erkletterten sofort die spani schen Wände der Wahlzelle, um zuzuse hen. Der Gefertigte macht ein Kreuz in keinem der vorgesehenen Kreise,so daß die Stimme an sich ungültig gewesen wäre. Das Ganze war aber wirkungslos; dexm kurz daraufbegegneteihm Herr Fi scher vom Mariazeller Verein, der in ei nem Wahllokal in der Nähe der Hörtengasse als Beisitzer aufgestellt war.Es wa ren nichtgenug Parteigenossen für dieer forderlichen Beisitzer vorhanden. Herr Fischer sagte lachend:„So eine Wahl!So etwas kann sich nicht halten."Es wurden nämlich alle abgegebenen Stimmen ohne Unterschied als Jastimmen gewertet,und die Hauptwahlbehörde stellte dann ohne Rücksicht aufdie tatsächlichen Stimmen einfach den Prozentsatz der Jastimmen als um ein halbes Prozent höher wie im Altreich fest. 6. Die Auflösung der Marianischen Kinder kongregation Der Unterzeichnete rechnete mit der Aufhebung der katholischen Organisa tionen und ließ den Kassenstand durch Spenden an der Pfarrkirche überall auf1 Schilling oder0 reduzieren. Als erste traf es im Sommer die Marianische Kinder kongregation. Die Schwestern von der Schmerzhaften Mutter Gottes, in deren Haus sie ihren Sitz hatte, durften zwar bleiben, aber der Kindergarten und die Räume für die Kinder wurden von der NSV und parteizugehörigen Kindergärt nerinnen übernommen. Die Auflösung der überaus aktiven Kinderkongregation berührte den Berichterstatter besonders schmerzlich. Er hatte sie von Kaplan Jo sef Strohschneider übernommen, der Pfarrer in Sierndorf an der Nordwest bahn geworden war. Da er Religionsleh reran Hauptschulen war,tratenjetztauch viele Mädchen aus Hauptschulen ein.Aus Volksschulen führte ihr der sehr beliebte Kaplan Leopold Jandl zahlreiche Kinder zu.Diese sammelten von ihren Angehöri genübriggebliebene Arzneien,künstliche Blumen und dergleichen, die dann regel mäßig in die sehr arme Mission der Obla ten in Südwestafrika gesandt wurden, wobei es zu einer persönlichen Korres pondenz mit Schwester Maria Theresia kam, einem ehemaligen Seeisorgskind des Präses. Unterstützt von der musika lisch begabtenHandarbeitslehrerinKaro line Riener, später an Krebs gestorben, einer Schwester von Monsignore Hofstaetter, und zuletzt von Frau Rosa Reidinger geb.Fabsitz wurden zuerst Spiele be trieben, dann jede Woche ein neues Kir chenlied gelerntund nachErscheinendes Präses auch immer ein neues Gebet. So dann folgte eine Marienandacht mit An sprache. Die Kinder gewährleisteten ei nen hellen und kräftigen Gesang bei der Kindermesse der Pfarre, sorgten für Weihwasser in der elterlichen Wohnung, wo sie auchje nach der Zeit des Kirchen jahres Kreuz, Marienbild oder Krippe schmückten.Ihre große Stimde war 1934 gekommen,als sich über 600aus der Kir che Ausgetretene zur Rückkehr melde ten.Nach Vorschrift des Ordinariats soll ten diese vorher sechs Tage lang an Kur sen teilnehmen.PfarrerFichtner bearbei tete die Akten.In den Unterrichtfürje300 teilten sich Kaplan Weissinger und der Gefertigte. Während Mitglieder der Män nerkongregation die Kontrolle des Er scheinens übernahmen und den Revertiten zeigten, wie man sich in der Kirche benimmt,sollten dieKinderbeim Vortrag über die Eucharistie die Herzen rühren. Sie schlichen,gegen 100an derZahl,leise auf den Chor und sangen, als nach dem Vortrag das Allerheüigste unter strahlen der Beleuchtung ausgesetzt wurde, er greifende Sakramentslieder.Daswarnun vorbei. Aber die Kinderkongregation hat nicht vergebens gewirkt. Ehemalige Mit glieder stellen noch heute in den vier Pfarren Altsimmering, Neusimmering, Kaiser-Ebersdorf und St. Klemens die führenden Frauen in der Frauen- oder Mütterrundeoderwirken sonstsehraktiv am Pfarrleben mit,wie sie schon als Kin der in der Religionsstunde durch ihren Eifer,ihr Können und ihrganzesBeispiel die Mitschülerinnen mitgerissen hatten. 7. Der Ariernachweis Das schöne Wirken in ihrer Mitte hatte sein Ende gefunden.Dafür war die Pfarr geistlichkeit übermäßig beschäftigt durch Ausstellen von Taufscheinen für den großen Ariernachweis. Erstaunli cherweise erschienen auch Protestanten oder Konfessionslose um Taufscheine ih rer Vorfahren.Es stellte sich heraus,daß manchmalvor100odergar200Jahren ein Mitglied der Familie aus der Kirche aus getreten war.Dadurch wurden ganze Ge nerationen der katholischen Kirche ent zogen.Daskanneine Warnungsein,beial len Vorzügen des neu eingeführten „Taufgespräches" nicht leicht für ein Kind die Spendung der Taufe zu verwei gern. Besonders geplagt wurde Kaplan Weissinger. Viele verfügten nur über tschechische oder ungarische Taufschei ne. Die neuen Behörden verlangten für den Ariernachweis eine deutsche Uber setzung, die ziemlich kostspielig war. Es sprach sich herum, daß Kaplan Weissin ger, der diese Sprachen etwas verstand, die Ubersetzungen gratis anfertigte. Er erntetefürseinegroßeMühe wenigDank. Möge ihm nun der Herrgott ein reicher Belohner sein! 8. Der Beginn des Schuljahres 1938/39 In den Schulen hatte sich in Wien bis September 1938 noch nicht viel geändert. Nur die Kreuze in den Klassenzimmern wurden vielfach in die Ecke gedrängt,um einem Hitler-Bild in der Mitte der Vor derwand Platz zu machen. Weitere Maß nahmen wurden mit Beginn des neuen Schuljahrs getroffen. Der Religionsun terricht wurde auf die Nachmittagsstun den verlegt, wie man es gegenwärtig in manchen Kreisen der SPÖ vorhat. Die Remunerierung des Religionsunterrich tes für nicht hauptamtlich vom Staat an gestellte Katecheten (Pfarrer, Kapläne) wurde eingestellt und an diese die Frage gerichtet,ob sie unter diesen Umständen noch weiterhin Religion unterrichten wollten.Dies wurde durchwegs von allen bejaht. Eine weitere Schikane war, daß lediglich jene Schüler zum Religionsun terrichtin der Schule zugelassen wurden, die innerhalb der ersten Schulwoche von den Eltern beim Schulleiter dazu ange meldet wurden.Der Berichterstatter ver ständigte die Gläubigen davon bei der Frühpredigt um6Uhram ersten Septem bertag in der Pfarrkirche St.Laurenz mit etwa folgenden Worten;„Die katholische Religion war in Österreich schon hei misch, lange bevor hier die deutsche Sprache erklang (seit der Römerzeit im 2.Jahrhundert).Seitdem,also durch mehr als eineinhalb Jahrtausende, war es selbstverständlich, daß katholische Kin derauchkatholischerzogen werden.Jetzt ist das auf einmal anders geworden. Von nun an dürfen nurjene Kinder auch ka tholischer Eltern den schulischen Reli gionsunterricht besuchen, die dazu ei gens schriftlich von den Eltern in der er sten Schulwocheangemeldet werden.Ich fordere alle Eltern auf, diese Gelegenheit zu einem einhelligen Bekenntnis des ka tholischen Glaubenszu benützen und un bedingt alle ihre schulpflichtigen Kinder anzumelden." Die Frühmesse wurde re gelmäßig von durchwegs treuen und ver läßlichen Pfarrkindern besucht. Es fand sich kein Spitzel unter ihnen,so daß die Partei nicht gegen den Prediger ein schritt. Und bei den übrigen Gottesdien sten wurde dieselbe Aufforderung von der Pfarrgeistlichkeit in etwas vorsichti gerer Form vorgebracht. (Fortsetzungfolgt) Herausgeber, Verleger und Eigentümer: Erzb. Ordinariat, 1010 Wien, WollzeiJe2.- Verantwortlicher Schriftleiter: Prälat Univ.-Prof. Dr. Franz Loidl, 1010 Wien Wollzeile 2.—Druck und Versendung;Herold Druck-und Verlagsgesellschaftm.b.H.' 1080 Wien,Strozzigasse 8. ' 16
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