Am 15.Märzbegeht die Kirche dasFest des Heiligen. Deshalb findet in der Zeit vom 8.bis 15.Märzin derKircheMariaam Gestade, woselbst die Reliquien des hl. Klemens Maria ruhen, eine feierliche Kriegsandacht statt. WeUand Se. kaiserliche und königliche HoheitErzherzogFranzFerdinand betete oft am Grabe des Wiener Stadtpatrons. Indem das untertänigst gefertigte Ko mitee Ew.kaiserliche und königlicheHo heit hievon ergebenst Mitteilung macht, erlaubt sich das Komitee die untertänig ste Bitte zu stellen, Ew. kaiserliche und k*önigliche Hoheit wollen gütigst die An regung zur Abhaltung einer Kriegsan dacht am Grabe des hl. Klemens Maria Hofbauer durch Mitglieder des Aller höchsten Kaiserhauses geben. Mitdem Ausdrucke desGehorsamsder Untertänigkeit zeichnet St-KlemensHofbauer-Komitee Aug.Schumacher Msgr.Franz Stauracz * Ihre kaiserliche und königliche Hoheit Durchlauchtigste Frau Erzherzogin Maria Annunziata! Eure Eminenz! Vor einiger Zeit erhielt ich das Schrei ben des St.-Klemens-Hofbauer-Komitees, welches die Mitteilung von den im März d. J.in der Kirche Maria Stiegen stattfin denden Feierlichkeiten zu Ehren des hl. Klemens Maria enthält, sowie die Bitte, daß ich die Anregung gebe zu einer Kriegsandacht am Grabe dieses Heiligen unter Teilnahme der Kaiserlichen Fami lie.Da es mir nicht bekannt ist,ob dies in den Intentionen Eurer Eminenz gelegen ist und ich auch wirklich nicht weiß,auf welche Weise ich der Bitte des Komitees entsprechen sollte,erlaubeich mir-nach reiflicher Überlegung und auf das mir immer bewiesene gütige Entgegenkom men Eurer Eminenzbauend-das diesbe zügliche Schreiben zu übersenden und die ganze Angelegenheit dem Gutdünken Eurer Eminenz zu überlassen. Im Falle die Abhaltung dieser Kriegsandachtdem Wunsch E. E. entspricht und E. E. sich bewogen fühlen,dieselbe anzuordnen,so erlaube ich mir die Bitte, daß E. E. die große Güte haben wollen, die Einladun gen zu dieser eventuellen Feier entweder durch das betreffende Komitee (rot un terstrichen)oder durch das Ordinariatan die in Wien weilenden Mitglieder derKai serlichen Familie senden zu lassen. Ich hoffe sehr, daß E.E. diese neuerli che Belästigung gütigst entschuldigen werden. Meine Mutter und ich haben die Er krankung E.E.von Herzen bedauertund schließen uns den Gebeten und Wün schen aller an,daß E.E.baldigst vollstän dig von derselben erholt sein werden. Indem ich mich dem Gebet E.E.emp fehle verbleibe ich E.E. ergebene Erzherzogin Maria Annunziata Wien,6. März 1915 * Die größte war die große Kriegsprozes sion am 17. Oktober 1915, wobei das seit 15. d. M.in der Votivkirche ausgesetzte Gnadenbild U.L.Fr. mit dem geneigten Haupt(aus der Karmelitenkirche in Döbling) feierlich nach St. Stephan übertra gen wurde. Babenberger-Forschungen-Wiener Bistum Aus dem hervorragenden, von Max Weltin redigierten und dem Andenken des bekannten Babenbergerforschers Karl Lechner gewidmeten Werk: Ba benberger-Forschungen (Jahrbuch für Landeskimde von Niederösterreich, Neue Folge 42, 1976,347 Seiten mit acht Bildtafeln und einer Planmappe) seien wegen der direkten Beziehungzur Vorgeschichte des Wiener Bistums und zur Auswertung dafür vor allem hervorgeho ben die Artikel: Peter Csendes;„Regio fmibus Ungarorum gladio ab hostibus adquisita",Überlegungen zur Geschichte der Ungarnmark in Österreich(S.38-51); Helmut Feigl,Zur Entstehung des Pfarr netzes in Österreich unter der Enns im Zeitalter der Babenberger (S. 52-69); Wolfgang Hüger,Mödling und Melk.Zur Geschichte derPfarre Mödlingin der Babenbergerzeit(S. 129—151); Walter Koch, Zu den Babenbergergräbern in Heiligen kreuz(S.193-215);Floridus Röhrig,Echte und falsche Babenberger-Überlieferun gen in Klosterneuburg(S. 235-245). Dr. F.L. Kriegs-Ostern 1945*) Mag.tbeol.Franz Ser.Brenner Ostern 1945. Zartes Grün in den Park anlagen, dazwischen strahlend der Gold glanz der Forsjdhiensträucher und die warme Frühlingssonne: Der Heiland ist erstanden. Über Wien schwelt der Rauch von Bränden.Im nördlichen Niederöster reich habe ich meine alten Eltern und die Schwester mit dem Kind. Mich hielten Seelsorgepflichten in der belagerten Großstadtzurück. Am Ostermontag suche ich auf dem Zentralfriedhof unter 1200 verwesenden Leichen, die großteils nur notdürftig in Papier verpackt sind, unseren treuen Kirchenbesucher Ferdinand Nagler. Ich habe den Söhnen die kirchliche Einseg nung versprochen. Seit Wochen gibt es keine geordneten Begräbnisse mehr. Endlich haben wir den Sarg gefunden und können ihn doch nicht bestatten, denn der Friedhof wird schon gesperrt. Die Sonne steht weitim Westen.Vom Sü den her donnern dumpfdieKanonen.Auf dem alten, verwilderten Judenfriedhof hält sich in diesen kalten Nächten Josef versteckt. Im März 1938 habe ich ihn ge tauft. Alle seine jüdischen Verwandten sind tot. Er lebt als U-Boot hier. Man schafft verdächtige Dinge aus den Wohnungen. Am Morgen hängen Par teiuniformen auf dem Kirchenplatz, in Beichtstühlen und Kirchenbänken liegen nationalsozialistische Bücher. Brücken werden gesprengt,Lagerhäuser geräumt. Wo ist in dieser Zeit die Grenze zwischen Mein und Dein, wenn Lebensmittel von der Vernichtung bedroht sind? Jemand bringt auch mir einen riesigen Käselaib, denich mitmeinenKollegen teile.Überall gibtesFleisch,Tiere,die nicht rechtzeitig geschlachtet werden, gehen elend zu grunde. Die Habsucht ist entfesselt. In Weinkellereien werden Menschen zertre ten und ertrinken neben auslaufenden Fässern.Ich habeeinen Teil meiner Habe in den Keller gebracht. Dort schlafe ich auch in der Nacht. Häufig kommen jetzt russische Flieger. Am Weißen Sonntag muß ich in derKa pelle desKinderspitales wegenFliegerge fahr während der Messe mit den Gläubi gen in den Keller flüchten. Auf dem Heimwegbedrohen unsTiefflieger.Inder Nachtzum 10.April höreich in den Schlaf hineinfremdeLaute.AlsesTag geworden ist,öffneich droben meinZimmerfenster. Am Gitter ist ein Russenpferd angebun den.Währendichesstreichle,verlangtein Soldat von mir eindeutig meine Arm banduhr,einPrimizgeschenk.Er gibt mir dafür eine schwere wertlose amerikani sche Taschenuhr. Der Pfarrer, der mir Unvorsichtigkeit vorwirft, darf bald dar aufseine goldene Taschenuhr gegen eine wertlose Armbanduhr umtauschen. Sonst bleiben wir verschont. Man ver mutetin dem alten Pfarrhof keine Schät ze. Mag sein, daß auch das Kreidekreuz, das ich auf die Haustür malte, seine Wir kung tut.Über der Straße stehteinTrupp Soldaten mit einem Maschinengewehr. Im Talar biete ich ihnenZigaretten an.Sie nehmen sie und schlagen ein Kreuz. Ge fährlich wird es für mich zu Mittag. Eine Frau bringt in einem Bierglas Essig für unsere Küche.Da treibt mich ein betrun kener Soldat mit angelegter Maschinen pistole,für ihh Bier zu suchen. Alle Gast häuser sind geschlossen. Schließlich be freit mich ein energischer Offizier von meinem Bedränger. 10
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