vor 17 Jahren von mir gegründeten Verein nicht im Stiche lassen und ruinierte mich so, daß ich noch heute, nach 14 Tagen, an den Folgen schwer zu leiden hatte. Nach langer Krankheit, von mir versehen mit den hl. Sterbesakramenten, verschied der große Wohltäter der Armen, Se. Hoheit Fürst Montleart Sachsen Curland — er starb am 16. März und wurde am 23. feier lichst eingesegnet. Ihre Hoheit spendete aus diesem An laß 1000 fi. für die Armen(500 fl.für das Bürgermeister amt, 500 fl. für das Pfarramt zum Verteilen), ferner 5000 fl.für den neuen Kirchenbau. Am Pfingstmontag, dem 21. Mai, wohnte Se. k. k. Hoheit Erzherzog Heinrich samt Gemahlin und Fürstin Montleart um ^10—V2I2 Uhr dem Gottesdienst zur größten Erbauung der Gemeinde bei. Außer 4 Armen räten war von der Gemeindevertretung niemand an wesend. Es herrschte lebhafte Wahlbewegung,weil der christ lichsoziale Verein mit eingriff, aber nicht reüssierte — ... ich erklärte dem H. Bürgermeister, daß ich keine Wahl annehme. Ich habe 9 Jahre genug Opfer an Zeit und Mühe gebracht — die Ablehnung des Kirchenbaues auf dem Goetheplatz etc. hat den Entschluß gefestigt, der Gemeindevertretung nicht länger angehören zu wollen. Papstjubiläum: In der Gemeindeausschußsitzung am 16. Dezember 1887 stellte der Pfarrer den Antrag: die Gemeinde Ottakring solle dem Hl. Vater (Leo Xlli.) aus Anlaß des 50jährigen Priesterjubiläums ihre Hul digung und Glückwünsche darbringen. Nach der Moti vierung wurde dieser Antrag einstimmig angenommen und der Pfarrer ersucht, die lateinische Huldigungs adresse zu verfassen. Am 22. Dezember d. J. war aer Pfarrer, Hr. Bürgermeister Z. und Bürgermeisterstell vertreter O. bei ör. Exzellenz Hr. Nuntius — der Pfar rer überreichte nach einer lateinischen Ansprache die Adresse. Sr.Exzellenz unterhielt sich huldvollst mit aer Deputation. — Nach 4 Wochen erhielt der Hr. Bürger meister ein Dankschreiben aus Rom, vom Staatssekre tär unterschrieben. Hr. Sante Pini reiste anfangs Dezember nach Rom, legte durch Vermittlung des hiesigen Kanzlers der Nuntiatur Ritter v. Leonhard Sr. Heiligkeit ein italie nisches Bittgesuch um Erteilung von Ablässen für alle Förderer des Klrdienbaues zu Füßen. — Schon am 12. Dezember 1887 erteilte der Hl. Vater in einem Dekret allen Teilnehmern und Förderern zu diesem Werk den apostolischen Segen und in einem 2. Dekret allen Förderern täglich einen Ablaß von 300 Tagen, die wenigstens mit reumütigem Herzen ein Vaterunser, den englischen Gruß und Ehre sei dem Vater etc. beten, und einen Ablaß von 7 Jahren und 7 Quadragenen, die diese Gebete in einer Kirche beten. Am 16. September ging Coop. P.nach seinen neuen Bestimmungsort Ed^artsau ab. Die vielen Ursachen .seiner Versetzung entziehen sich der Aufzeichnung. Ich ging zu Sr. Eminenz und zum H. Weihbischof um Ver zeihung für ihn und sein Hierbleiben zu bitten — alles vergebens. Zum Dank dafür hetzte er die Gegner gegen mich auf. Statistik: 524 Trauungen, 2275 Geburten, darunter 120 Totgeborne, also 2155 Taufen, 1009 Sterbefälle. 1888 Die Lex Lichtenstein entfesselte einen gewaltigen Sturm gegen die konfessionelle Schule ein — ich war verhindert, der Sitzung beizuwohnen wegen einer Leiche II. Classe — ich trat schriftlich dagegen auf, der Bürgermeister verlas mein Schreiben, das „Vaterland" druckte es ab; ich wurde von vielen Seiten beglück wünscht. Kirchenrenovierung (wegen der Stilauffassung vor gelegt): Sie ist jetzt als vollendet zu betrachten — es wurde ein neues hl. Grab angeschafft, das Presbyterium mit hohen Lamperien vei'sehen, 2 schöne Bilder, das Herz Jesu und Maria wurden nach einer vom Pfarrer gehal tenen Predigt geweiht, ebenso eine schöne Statue des hl. Josef; 4 passende Beichtstühle aus hartem Holz wurden angeschafft; ein kleiner Strahlenkranz um das Hochwürdigste Gut, ein großer Strahlenkranz von Gas flammen um das Kreuz trägt viel zum Glanz der Kir che bei. Alle Besucher sind bes. an hohen Feiertagen von der Schönheit unserer Kirche entzückt. Congruaangelegenheit. Endlich ist noch meine Congruaangelegenheit in für mich günstigem Sinn entschieden worden. Der Pfarrer darf den Überschuß der Congrua nicht an die Hilfspriester herauszahlen. Dieses günstige Resultat ist dem Verwaltungsgerichtshof zu verdanken, der die Entscheidung des Ministeriums, nach der der Pfarrer Haidvogel von Herrenbaumgarten den Congrua-Überschuß herausbezahlen sollte, als ungesetzlich erklärt wurde — am 13. Juni hätte meine Angelegenheit von dem Verwaltungsgerichtshof verhandelt werden sollen (am 6. Juni starb mein Vertreter, Dr. P...). Da erhielt ich Ende Mai die Zuschrift der Statthalterei, daß das Ministerium nachträglich meinem Rekurs Folge ge geben habe und ich baldigst meine Klage beim Verwal tungsgerichtshof zurückziehen möge. Am 29. August wurde Frau Maria Z..., des Bürgermeisters Gattin in feierlichster Weise begraben. Sie starb in Salmannsdorf, leider ohne Trost der Religion. Ich trug mich beim H. Bürgermeister öfter an, sie zu besuchen und trösten zu dürfen. Er lehnte es höflich aber entschieden ab unter dem gewöhnlichen Vorwand, es würde sie zusehr aufregen. Am 10. September 1888 Wallfahrt nach Mariabrunn. Es nahmen ca 4000 Menschen teil, Dr. Battisti war Führer. Der Mariabrunner Pfarrer J. hat sich schmäh lich benommen — er war roh und grob gegen die Wall fahrer, beschimpfte sie, hängte die Stange vom Gna denbrunnen aus, tobte gegen die Wallfahrt, schrieb mir einen bogenlangen Brief mit Klagen über das Beneh men der Wallfahrer (es ist kein Streit, kein Rausch, kein Taschendiebstahl, überhaupt nicht der geringste Exzeß vorgekommen), daß bei 4000 Teilnehmern und dem Eifer, in die Kirche zu kommen.Drängen und Un ruhe vorkommt, ist unausbleiblich. Er machte einen verleumderischen Bericht an das Ordinariat, er denunzierte die Wallfahrt und das tadellose Benehmen der Wallfahrer bei der Bezirkshauptmannschaft; das Ordinariat forderte vom hiesigen Pfarramt einen Be richt, Dr. Battisti schrieb nur Günstiges über das Be nehmen der Wallfahrer, die Herrn, die die Wallfahrt begleiteten, ebenfalls, ich äußerte mich und charakteri sierte das sonderbare Benehmen des Mariabrunner Pfarrers und das Motiv seines Unwillens über die Wall fahrer und seine schmähliche Denunziation bei der geistlichen und weltlichen Behörde — die Wallfahrt trägt ihm im Verhältnis zur Teilnehmerzahl zu wenig. Die Äußerungen des N bheben ohne Antwort, dafür kam von der Bezirkshauptmannschaft Hernais und Sechshaus die Aufforderung, die Wallfahrt und even tuelle Zahl ihrer Teilnehmer wegen polizeilicher Über wachung!!??? in Sechshaus anzuzeigen. Der Gemeinde sekretär und einige Herren von der Gemeindevertre tung in Mariabrunn waren voll Lob über das Beneh men der Wallfahrer und voll Entrüstung über die unqualifizierbare Handlungsweise des Mariabrunner Pfarrers und forderten die Wallfahrtsführer zu einer Eingabe wegen Äußerung von Seite der Gemeindever tretung über das Benehmen der Wallfahrer auf — diese Äußerung verfaßte wahrscheinlich der H. Pfarrer und sie gipfelte wieder in schmählichem Ruf nach Polizei. Pfui! 1889 Das Schrecklichste, was das Kaiserhaus und Öster reich hat treffen können, war der gewaltsame Tod des Thronerbens auf seinem Gut in Mayerling. Alles war starr vor Schrecken; die unangenehme Aufregung hielt lange an. Tausend Gerüchte, eines furchtbarer wie das andere, durchschwirrten die Luft. Der 30. Jänner ist einer der dunkelsten Tage in Österreichs Geschichte. Am 5. Feber wurde Kronprinz Rudolf begx'aben. 46
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