sehen Dominikaner zu vermehren, brachte Paulus und Sadok mit Wien in Zusammenhang. In älteren Nachrichten ist allerdings davon die Rede, daß die ersten Brüder aus Ungarn kamen. Das ist nicht unmöglich. Denn die Austauschbeziehungen zwischen Ungarn und Österreich waren auch damals rege. Vielleicht handelte es sich dabei aber um Deut sche, die noch von Paulus selber in Ungarn für den Orden gewonnen wurden und bald darauf nach Öster reich weiterzogen. Zur Veranlassung der Gründung Wenn dem so war, dann bleibt zu fragen, ob diese Brüder aus freiem Antrieb kamen. Mit anderen Wor ten: Ob die Wiener Dominikanerniederlassung einfach der zufälligen Aktivität einzelner Predigerbrüder ihre Entstehung verdankte oder ob man „höherenorts" dar an interessiert war und die Gründung plante? Um 1225 hatte der Predigerorden ja bereits einen Namen. Vom Papst mächtig gefördert, von zahlreichen Bischöfen begrüßt, gründeten die Dominikaner damals Jahr für Jahr neue Konvente. Seit 1221 gab es auch schon eine deutsche Provinz, die 1224 ihr erstes Provinzkapitel hielt. Im Frühjahr und Sommer 1225 hielt sich in Wien und Österreich der Zisterzienserkardinal Konrad von Urach auf. Im päpstlichen Auftrag predigte er den Kreuzzug. Neben anderen Geschäften vermittelte er im Sommer 1225 einen Frieden zwischen König Andreas von Ungarn und Herzog Leopold von Österreich. Auch an der im April 1225 erfolgten Gründung des Magdalenenklosters vor dem Schottentor war er maßgeblich beteiligt. In Konards Begleitung befand sich auch ein Dominikaner namens Johannes. Es könnte sich dabei um Johannes von Wildeshausen gehandelt haben, der dann von 1241 bis 1252 als Generalmeister den Orden leitete. Der Kardinal kannte also die Dominikaner und schätzte ihre Arbeit.Davon weiß man auch von anderer Seite. 1217 lernte er auf einer Legation durch Süd frankreich den heiligen Dominikus und seine Predigt tätigkeit kennen. In den folgenden Jahren vermittelte er für Dominikus an der Kurie in Rom manches wich tige päpstliche Privileg. 1221 besuchte er die Prediger brüder von Bologna. In einer Predigt soll er gesagt haben:„Wenn ich auch das Kleid eines anderen Ordens trage, so trage ich dennoch euren Geist im Herzen. Zweifelt nicht daran, ich gehöre ganz euch, ja, ich ge höre zu eurem Orden." An diesen Worten wird manches vom Bericht erstatter übertrieben worden sein. Doch an der Freund schaft und Förderung des Ordens durch den Kardinal ist nicht zu zweifeln. Wahrscheinlich merkte Konrad, der als päpstlicher Legat Europa kennengelernt hatte, daß der neuartige Predigerorden für die Aufgaben der Seelsorge an der städtischen Bevölkerung, der Be kämpfung häretischer Umtriebe und der päpstlichen Kreuzzugpredigt geeigneter war als die Zisterzienser, die dem älteren monastischen Ideal verpflichtet waren. So liegt es nahe, anzunehmen, daß von Konrad von Urach, den die Zisterzienser als Seligen verehren, die entscheidenden Anstöße zur Gründung des Wiener Dominikanerklosters ausgingen. Da sich in seinem Ge folge auch noch Bruder Johannes (von Wildeshausen?) befand, war es ein leichtes, gleich nach geeigneten Brü dern Ausschau zu halten. Auch der Landesfürst dürfte damals für den Plan gewonnen worden sein. Denn Leopold der Glorreiche (1198—1230) überließ den Dominikanern jenen Platz, auf dem heute noch Kloster und Kirche stehen. Die 1225 geplante und 1226 durchgeführte Gründung konnte sich rasch festigen. 1237 wurden Kloster und Kirche geweiht. Bereits 1228 aber war dem Konvent vom Passauer Bischof das Recht auf Seelsorge, worunter die nicht pfarrlich gebundene Predigt- und Beichttätigkeit vor allem zu verstehen ist, zuerkannt worden. Die Wiener Predigerbrüder konnten jetzt also nach innen und außen sein, wozu sie ihr Gründer verpflichtete: Mönche daheim und Prediger draußen. Anmerkung: Das Thema ist ausführlich behandelt bei I. W. Frank, Zur Gründungsgeschichte des Wiener Dominikanerklosters, in: Festschrift Franz Loidl zum 65. Geburtstag, hrsg. von Viktor Flieder, Wien 1970, Bd.2, S.53—104; hier im Anhang auch Abdruck der für die Gründungsgeschichte wichtigen „Hauschroniken". Auf den Zusammenhang von Gründung und die mög liche Initiative durch Kardinal Konrad von Urach machte mich nach Erscheinen des Beitrages H.H.Pater Hermann Watzl (Heiligenkreuz) aufmerksam; zu der Person des Kardinals und seinem Aufenthalt in Öster reich vgl. H. Watzl, Der selige Konrad von Urach und die Abtei Heiligenkreuz, in: Sancta Crux, Zeitschrift des Stiftes Heiligenkreuz 31 (1969), S. 6—17. 55. Kanonikus Carl Rondonell (t 1955) Von den Agrariern zu den Proletariern*) Mag. theol. Dr. phil. Walter Strauss Am 2. Juni 1873 zu Enzersdorf im Tal geboren, stu dierte Karl Rondonell in Hollabrunn, maturierte mit Auszeichnung, wurde 1898 zum Priester geweiht, war sodann Kooperator in Gaubitsch und Hollabrunn, von 1902 bis 1907 Pfarrer in Oberfellabrunn, bis 1927 in Großrußbach und bis zu seinem Tod am 28. Oktober 1955 in Wien-Neusimmering. Rondonell war eine aus gesprochene Führerpersönlichkeit unter den Wiener Pfarrern und ein Vollblutseelsorger, wie in den Kapi teln VII: Der Caritaspfarrer von Wien,VTII:Primat der Seelsorge, IX: Pfarrer und Kapläne, X: Fern der Poli tik und doch mitten drinnen, behandelt wird. Der Autor kannte Rondonell wohl nur vom Hören sagen, stieß aber als Religionsprofessor und Kaplan der Pfarre Neusimmering seit 1956 immer wieder auf die Spuren des verstorbenen Pfarres und Ehrenkanonikus Rondonell. Befragungen und Mitteilungen von Augenund Ohrenzeugen, dazu die eigenhändigen und sehr sorgfältigen Aufzeichnungen des Pfarrers in seinen Gedenkbüchern von Oberfellabrunn, Großrußbach und besonders von Neusimmering, ebenso zahlreiche erhal tene Briefe und Predigtniederschriften bildeten eine wissenschaftliche Grundlage für dieses Lebensbild und den Leistungsnachweis. Den besten Beweis für die objektive Darstellung liefert die Licht- und Schatten seiten gerecht verteilende Charakteristik im Kapi tel XV. Durch die Hineinstellung in die Zeitereignisse: Februar-Aufstand 1934, Schikanen des NS-Regimes, Bombenschrecken, d. i. Zerstörung des schönen Gottes hauses und Tod von 14 Personen unter den Trümmern der Sakristei, und Nachwehen des II. Weltkrieges wird diese Arbeit auch zu einer erregenden Geschichte einer großen Wiener Arbeiterpfarre. Durch viele DetaUs und Episoden aufgelockert, gewinnt die Arbeit eine seltene Farbigkeit und Lebendigkeit und konnte daher zum Teil auch für einen Beitrag in der „Festschrift zum 60jährigen Bestand der Pfarre Neusimmering 1975"**) verwendet werden. Dr. Franz Loidl 56. Eine abenteuerliche Wallfahrt des Maria-Zeller^'Prozessionsvereins Simmering im Sommer 1958 (Folgender Bericht wurde über Bitten des Simmeringer Maria-Zeller-Vereins aus Anlaß des 90jährigen Bestandsjubiläums vom Unterzeichneten abgefaßt. Lt. Schreiben v. 20. 4. 1976). *) Diplomarbeit an der Kathol.-theol. Fakultät Wien 1975, XIII, 145, IX, S. — Hrsg. in Miscellanea aus dem Kirchenhist. Institut der genannten Fakultät, Wien 1975, Heft LXII. •*) II. Abschnitt, S. 4—8. 35
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