fen. Von den weiteren Pfarrherren seien genannt: Franz Xaver Muthsam 1784—1801, Direktor des Theresianums; Wendelin Simmerdinger 1817—1832, Professor der Katedietik und Pädagogik an der Wiener Univer sität; Josef Weinkopf 1832—1873, ebenfalls emer. Pro fessor der Katechetik und Pädagogik. Pfarre und Benefizium waren also nocii immer sehr begehrenswert. 1854 wurde ein eigenes Dekanat Hütteldorf gebil det, 1891 der Ort in die Stadt Wien eingegliedert. Seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts kam es zu einer zunehmenden Verarmung der Pfarre, verursadit durch stete Grundverkäufe, deren Erlös in Bargeld gehortet oder in Papieren (Kriegsanleihe!) angelegt wurde. Zu dem sind seit 1918 die Patronatsverhältnisse ungeklärt. 1939 wurde von Hütteldorf aus die Pfarre Wolfersberg gegründet, nach dem Krieg kam es im Sprengel zur Errichtung einer selbständigen evangelischen Pfarre (1954). Im Anhang bringt der Autor die Pfarrgründungsurkunde im Wortlaut, eine Beschreibung der alten Pfarrkirche, eine Liste der Pfarrherrn, Kapläne und Vikare, Quellen- und Literaturverzeichnis und vier Pläne. In einer kurzen Würdigung sei die Anmerkung erlaubt, daß vielleicht mancher Leser eine ausführ lichere Darstellung der neuen und neuesten Zeit sowie die Beifügung eines Personenverzeichnisses begrüßen würde. Einige Formulierungen über die Reformations zeit (S. 51 f.) erscheinen etwas unglücklich gewählt, vielleicht wird man auch manches über das Verhältnis zu den Protestanten in der Gegenwart Gesagte mit Vorsicht aufnehmen müssen (S. 119, 123). Nur am Rande sei vermerkt, daß Weihbischof Zschokke im Text mehrmals in falscher Schreibweise aufscheint. Dies alles fällt jedoch gegenüber dem vielen Positiven und Wertvollen kaum ins Gewicht. Denn der Autor hat mit viel Fleiß und Genauigkeit reiches Material zu sammengetragen und kritisch verarbeitet, so daß seine Pfarrgeschichte, insbesondere wenn man sich vor Augen hält, daß es sich dabei um eine philosophische und nicht theologische Dissertation handelt, nur mit Dankbarkeit als Anregung und Vorbild empfohlen werden kann. 30. Wiener Pastoralkonferenzen (1867—1967). Übersicht*) Franz Hörtenhuber — Dr. Franz Loidl „Ein wichtiges Mittel, den Klerus zur Stellung nahme zu den aktuellen Zeitfragen und zu einer zeit nahen Seelsorge anzuhalten, sah man in den Pastoral konferenzen, d. i. Zusammenkünften des Dekanats klerus, auf (jenen Themen, die von der Diözesanleitung gestellt und von den einzelnen Geistlichen bearbeitet waren, durchberaten wurden. Gruscha und Häusle hatten sie schon 1848 ange regt; Rauscher führte sie 1850 als Bischof von Seckau erstmals ein; ihm folgte 1855 Bischof Feigerle von St. Pölten. 1858 schrieb sie die Wiener Metropolitansynode vor. Die Stellung und Behandlung der Themen gibt lehrreichen Aufschluß, wieweit in den Konferenz fragen auch wirklich die Situation der Zeit erfaßt wurde und wie der Seelsorgsklerus zu ihr Stellung bezog" (Josef Wodka, Die Kirche in Österreich, Wien 1959, S. 354). Vorliegendes Heft möge nun keineswegs nur als schablonenhafte Zusammenstellung angesehen werden. Als Uberblick über diözesanhistorische Geschehnisse ist und gewährt sie einen Einblick „in die Geschichte der inneren Entwicklung, des religiös-sozialen Lebens einer Diözese, hier der Wiener Erzdiözese, die wie die Gesamtkirche auch ihr besonderes, ihr Eigenleben hat und auch ihre speziellen Probleme und Aufgaben be wältigen mußte und weiterhin meistern muß". 31. Trost- und Huldigungsfahrt zu Pius IX. I. 3.1871 Im Mai 1871 machte ich eine Reise nach Rom und Italien. Veranlassung dazu gab mir eine von seiten des katholisch-politischen Vereines für Niederösterreich an den Hl. Vater in Rom mit einer Riesenadresse von nahezu 100.000 Untersdiriften aus Cisleithanien ge sandte Deputazion, welcher mich anzuschließen ich eingeladen wurde. Zweck dieser Adresse war, dem Hl. Vater die Gefühle der Verehrung und des Schmer zes aus Anlaß seiner Leiden und Kränkungen auszu sprechen. Am 16. Mai waren wir (Dechant Mahler von Pottenstein, Pfarrer Haidvogel von Herrenbaumgarten, Pfarrer Gründl von Jedlersdorf, Pfarrer Stoller aus der St. Pöltener Diözese, Kooperator P. Bonifaz Stei ner von Sankt Ulrich in Wien, Kooperator Laurenz Kreß von Wiener Neustadt und ich) so glüchlich, dem Hl .Vater diese Adresse in ziemlich feierlicher Audienz zu überreichen, sein liebliches Antlitz zu schauen, seine herrlichen Worte zu hören, seinen apostolischen Segen zu empfangen. Auch erhielten wir aus der Hand des Hl. Vaters als Andenken große Bronce-Medaillen, auf deren Aversseiten das Brustbild des Hl. Vaters, auf deren Reversseiten die biblische Szene der Übergabe der Kirchen.schlüssel durch Christus an Petrus ausge prägt war. Daß mir diese Audienz sowie die ganze Reise unvergeßlich bleiben wird, darf ich wohl nicht erst sagen. Möge der Herr den erhabenen Dulder auf Petri Stuhl in seinem großen Kampfe mit den Pforten der Hölle recht bald zum Siege verhelfen und ihm nach überstandenen Leiden den Triumph der Kirche schauen lassen! Pfarrer Emanuel Paltz, Gedenkbuch der Pfarre Altottakring, Bd. II. Dr.F.L. 32. Nationalsozialistische Predigtwarnung 1940 Z. 1089. Erzbischöfliches Ordinariat Wien, 15. 2. 1940 An die hochwürdigen Herren Dehante der Erzdiözese Wien! Auf Grund einer allgemein für Groß-Deutshiand ergangenen Weisung wurde das Erzb. Ordinariat Wien staatlicherseits ersucht, folgendes dem hohw. Klerus mitzuteilen: „In letzter Zeit sind seitens der Vertreter der Kirhe in ver.sdiiedenen Predigten Äußerungen gefallen, die in Friedenszeiten niht beanständet wur den, die aber im Kriege als ein Angriff auf die ge schlossene Front des deutschen Volkes und als Sabotageversuh am Wehrwillen des Volkes betrahtet wer den müssen. Sollten sih soihe Fälle wiederholen, so müßten sharfe und ern.ste Maßnahmen getroffen werden." Obwohl seitens der staatlichen Stelle konkrete Fälle im Bereih der Erzdiözese nicnt angeführt wur den, werden die hochw. Herren Dehante zur Vermei dung aller Weitungen ersuht, obige Mitteilung ehe stens allen im Bereich des Dekanates befindlihen Welt- und Ordenspriestern bekanntzumahen. Bemerkt wird, daß diese Mitteilung vertraulih ist und in der Presse niht veröffentliht werden darf. *) Reihe der Misceilanea aus dem kirhenhistorishen Institut der Kathol.-theol. Fakultät Wien, Wien 1975, Heft LXXIII, 11 Seiten. Kamprath, Generalvikar Wager, Kanzleidirektor. Dr.F.L. Herausgeber, Verleger und Eigentümer; Erzb. Ordinariat, Wien I, Rotenturmstraße 2. — Verantwortliher Shriftwalter: Arhivdirektor Univ.-Prof. Dr. Franz Loidl, Wien I, Rotenturmstraße 2. — Druck und Versendung: Mechitharisten-Biihdruckerei, Wien VII, Mehitaristengasse 4. 32
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