Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

in dieser Angelegenheit dauerte Stunden (beim „Auge Gottes" in Döbling, jetzt niedergerissen). „Großwien" mit dem neuen Statut hat die antisemiti sche Partei stark geschädigt. Bald wendete sich das Blatt. Die Antisemiten kamen wieder in die Höhe. Unterdessen ging die Agitation der „Christlichsocialen" immer weiter, sie wurden immer mächtiger und beherrschten bald ganz Wien. Der Liberalismus kam immer mehr in Verachtung, die deutschnationalen Schreier hatten keinen Anhang. Schönerer war ein verlorener Mann. Vergani anfangs stramm deutsch national mußte mit uns rechnen, weil Schönerer ihn bekämpfte, und endlich das „Deutsche Volksblatt" in unserem Sinne redigierte — (es gab eine Zeit, wo er es am liebsten verkauft hätte). Dr. Battai zuerst unser Gegner, mußte zu den Christlichsocialen um Hilfe eilen und — spricht jetzt katholisch wie ein Bischof — andere (Wetter etc.) unterlagen im Wahlkampf. Wien war christlich. Ich habe mein Ziel erreicht, das ich durch meine Theilnahme an der Politik erreichen wollte. So die eigenhändig von Adam Latschka i. J. 1897 im Band II des Gedenkbuches der Pfarre Altottakring verfaßte Eintragung. Siehe dazu: Beiträge zur Wiener Diözesangeschichte, Mai 1962: Msgr. Adam Latschka. — Auch als Sonderabdruck erschienen. Dr.F.L. 28. Der Kampf des Liberalismus gegen die Ordensgenossenschaften, besonders im Spiegel der Protokolle des altösterreichischen Reichsrats*) KlemensHonek Einleitend werden die Begriffe „Liberalismus" und „Ordensgenossenschaften" erläutert (S. 5—6). Im Anschluß daran wird im tlberblick der kirchenpoliti sche Hintergrund dargestellt. Diese Darlegung schildert die Entstehung und den Abschluß des Konkordats von 1855, den Kampf um dieses und die einseitige Aufkün digung nach der Erklärung der päpstlichen Unfehlbar keit auf dem 1. Vaticanum im Jahre 1870. Die konfes sionellen Gesetze von 1874 sollten die Lücken schließen, die durch die Konkordatsaufhebung entstanden waren (S. 7—14). Das Hauptaugenmerk der Arbeit wird auf das zweite dieser vier konfessionellen Gesetze gerichtet, nämlich das „Gesetz über die äußeren Rechtsverhält nisse der klösterlichen Genossenschaften", kurz genannt das sogenannte Klostergesetz (S. 15—44). Dessen par lamentarische Behandlung in den beiden Häusern des Reichsrats wird breiter Raum eingeräumt und bildet den Schwerpunkt der Ausführungen. Der Text des endgültigen Parlamentsbeschlusses, der dem Kaiser zur Sanktion vorgelegt worden ist, gibt Aufschluß über die geplanten staatlidien Eingriffe in das Ordenswesen. Die parlamentarischen Beratungen werden sodann aus der Sicht zweier zeitgenössischer Zeitungen, der libera len „Neuen Freien Presse" und des konservativen Presseorgans „Das Vaterland", erhellt. Von den wei teren Ordensangelegenheiten wird der Jesuitenfrage relativ große Beachtung geschenkt. Die liberalen An griffe auf die Gesellschaft Jesu, die sowohl im Abge ordnetenhaus als auch in der „Neuen Freien Presse" ihren Niederschlag gefunden haben, werden behandelt (S. 45—52). Daran sind noch einige kleinere Materien angefügt, die im Abgeordnetenhaus Gegenstand von Anfragen und Anträgen in Ordensangelegenheiten geworden sind (S. 52—55). Der Anmerkungsapparat und ein Personenregister vervollständigen diese Arbeit (S. 57—69, 70—72). Dr.F.L. •) Diplomarbeit an der Kathol.-theol. Fakultät Wien, 1976, 72 Seiten. 29. Nochmals Geschichte der Pfarre Hütteldorf*) Manfred Fux Eine Pfarrgeschichte ist in mehrfacher Hinsicht von Interesse, nicht nur, weil hiemit ein Längsschnitt durch die Jahrhunderte gegeben ist, der die Entwick lungen von den ersten Anfängen bis zur Gegenwart zu verfolgen ermöglicht, sondern weil uns hier — und dies ist von besonderem Reiz — die Ereignisse der großen Geschichte, die notwendigerweise mehr allge mein dargestellt werden müssen, in vielen Details plastischer und eindrucksvoller vor Augen treten. Die Pfarre Hütteldorf wurde durch den Laien Wernhard von Schenk im Jahre 1356, also zur Zeit Albrechts II. gegründet (Mutterpfarre Penzing). Der Nachfolger des genannten Landesfürsten. Rudolf IV., der testamentarisch das Patronatsrecht über ciie neu gegründete Pfarre erhielt, stattete damit seinerseits die von ihm gestiftete Propstei Allerheiligen aus, doch schon 1368 ist die Pfarre wieder landesfüi-stlich, was sie bis zum Jahre 1918 blieb. Aus der Gründungszeit erfahren wir auch einiges über die Entwicklungs geschichte der Ortschaft und seine Besitzverhältnisse, ferner über die Nikolaikapelle im Lainzer Tiergarten und auch über deren weitere Geschichte (Plan im An hang). Erster Pfarrherr war Niclas der Tanner (1356 bis nach 1372) aus Nieder-Leis bei Mistelbach. Unter sei nen Nachfolgern ist Nicolaus Leitgeb aus Korneuburg hervorzuheben (1396?—1433), der den wirtschaftli^en Reichtum der Pfarre, der bis zur Mitte des vorigen Jahrhunderts erhalten bleiben sollte, begründete,^ eine Beg]*äbnisbruderschaft ins Leben rief un<3 _sich über dies der Studenten an der Wiener Universität annahm. Durch die Zerstörungen der Ungarn (Matthias Corvinus) und durch die Türkenkatastrophe 1529 erlitten Pfarre und Ortschaft jedoch schwere Rückschläge. Zu diesen materiellen Schäden gesellte sich bald im gei stigen Bereich eine durch den Einbruch der neuen Leh ren hervorgerufene allgemeine Verwirrung sonder gleichen. Uber Veranlassung Klesls wurden die Pfarren Weidlingau und Hütteldorf zumindest faktisch zusam mengelegt, die Seelsorge den Kartäusern von Mauerbach übertragen (1589—1594), doch ohne den erhofften Erfolg. Hier muß nun besonders hervorgehoben wer den, daß es der Muttergottes zu danken ist, daß die Einwohner Hütteldorfs und mehr noch die Weid lingaus, einer Hochburg des Protestantismus, wieder zum katholischen Glauben zurückfanden. Pfarrer Chri stian Laurenz von Arupp (ein Däne!, studierte in Ungarn und Wien, Prediger in Preßburg, Kanoniker in St. Stephan in Wien) erbaute nämlich die Mariabrunner Kapelle neu. errichtete ein Kloster für die Unbeschuhten Augustiner (Abraham a Sancta Clara war hier von 1662—66 Novize), für das er auch sein eigenes Benefizium zur Verfügung stellte und sich tatkräftigst um das von Klesl im Jahre 1615 begrün dete Wallfahrtswesen. Uber der Eingangspforte der Kirche stand bis 1683 zu lesen: Da victoram populo tuo Deus, et tu Sanctissima ora pro nobis. Auf das Pestjahr 1679 geht eine jährliche Wallfahrt am Maria Himmelfahrtstag nach Pottenstein zurück. Der Türkensturm 1683 brachte große Verwüstun gen; nur ein einziges Haus blieb in Hütteldorf stehen, die Weinkulturen wurden zum Großteil vernichtet. In der Folgezeit versahen einige bemerkenswerte Persön lichkeiten die pfarrliche Seelsorge: Joseph Heinrich Braitenbücher 1730—1749, Titularbischof von Antigonia und Weihbischof von Wien; Dr. Franz Gußmann 1749— 1751, Prof. an der theol. Fakultät der Wiener Univer sität und 1722 gewesener Rektor; Dr. Franz Anton Marxer 1751—1757, Weihbischof von Wien und ebenfalls theol. Professor der Wiener Universität. Unter Joseph II. wurde die „provisorische" Ver einigung der Pfarren Hütteldorf und Weidlingau wie der gelöst und eine eigene Pfarre Mariabrunn geschaf- *) Siehe dazu: Beiträge 1972, Nr. 3, S. 22. 31

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