rium auf die dießfalls notwendige Ausmittlung einer zweiten Cooperatorswohnung in aller Bescheidenheit aufmerksam zu machen, und seine Privatansicht in dieser Sadie zur gnädigsten Prüfung, respective Be rücksichtigung darzulegen. — Wie es Einem Hochwür digsten, Fürst. Erzb. Consistorium bekannt ist, war der Pfarrhof zu Ottakring - ursprünglich nur für Einen Seelsorger bestimmt und wurde deßhalb auch nur die sem Zwecke entsprechend gebaut. — Durch die im Jahre 1843 erfolgte Anstellung eines zweiten Cooperators zu Ottakring verlor der Pfarrer das einzige ge räumige Zimmer des Pfarrhofes, und v/urde auf die jetzige sehr kleine, aus zwei Zimmern, (von denen fast eine untermauert ist) bestehende Hofwohnung, die an einem sehr empfindlichen Rauchübel leidet, renovirt. — Unter diesen Umständen würde die für den anzustellenden zweiten Cooperator nöthige Wohnung im Pfarrhofe nur durch einen Zubau zu erlangen sein. — Da jedoch unter den jetzigen Verhältnissen ein sol cher Zubau sehr leicht auf 2000 fl CM zu stehen kom men könnte, und hiedurch doch nur Ein Zimmer für den zweiten Cooperator erwirkt würde, während die rasch fortsdireitende Seelenvermehrung zu Ottakring sehr bald die Nothwendigkeit eines dritten Cooperators und somit eines abermahligen Zubaues herbeiführen könnte, so glaubt der gehorsamst Gefertigte, daß es ohne Vermehrung der Unkosten möglich wäre, nicht bloß eine zweite Cooperatorswohnung, sondern auch eine Vergrößerung des Pfarrhofes zu erwirken. — Es besteht nähmlich neben dem Pfarrhofe zu Ottakring das alte, durch Übersiedlung der Schule in das neue Schulhaus entbehrlich gemachte Schulgebäude, wel ches der Lage und Bauarth nach einen integrirenden Theil des Pfarrhofes bildet, und durch das bloße Aus brechen einer Thüre mit demselben in Verbindung gebracht werden kann. — Dieses Schulgebäude ist zum Verkaufe bestimmt, auf 2000 fl CM geschätzt, und dürfte bei einer alifälligen Licitation nicht höher im Preise gehn, weil es ohne Verbindung mit dem Pfarr hofe, ohne Hofraum, Garten und hinreichendes Licht, nicht gut verwendbar ist. — Auf dem Erlös aus dem Verkaufe des alten Schulgebäudes haben in Folge der bezüglich der neuen Schule gepflogenen Verhandlun gen und ihren höheren Ort genehmigten Resultate S. Fürstl. Gnaden, der Hochwürdigste Herr FürstErzbischof als Kirchenpatron zu einem Drittheil, der nö. Normalschulfond aber mit zwei Drittheilen ge setzlichen Anspruch. — Nun glaubt der gehorsamst Gefertigte, daß es sehr zweckmäßig wäre, wenn statt eines neuen Zubaues an dem Pfarrhofe zu Ottakring behufs der Herstellung einer zweiten Cooperatorswoh nung das alte Sdiulgebäude gekauft, und zu dem Pfarrhofe hinzugefügt werden mödite. — Auf diese Weise würde nun der Preis von 2000 fl CM nicht bloß für die Unterkunft des zweiten, gegenwärthig nothwendigen, sondern auch für einen künftigen, dritten Cooperator gesorgt, und zugleich ein dem Pfarrer an gemessenes Quartier ermöglicht werden. Sr. Fürst lichen Gnaden, dem hochwürdigsten Herrn Patron, würden keine neuen Auslagen verursacht. — Es dürfte ferner bei der Großmuth des hohen Ministe riums für Kultus und Unterriclit, mit welcher es den neuen Schulbau zu O. unterstützte, in Berücksichti gung des Umstandes, daß der zweite Cooperator vor züglich der neuen Schule daselbst wegen nöthig ge worden, nicht unmöglich sein, daß über eine von Seite des hochwürdigsten F. E. Consistoriums dießfalls ge machte Vorstellung der für den nö. Normalschulfond an dem alten Schulgebäude haftende Antheil auf dem Wege Allerhöchster Gnade entweder ganz oder doch zum Theile zur Vergrößerung des Pfarrhofes gewid met werden möchte. — Endlich würde auch die Ge meinde O. bei ihren durch den neuen Schulbau ohnehin zerrütteten Geldverhältnissen möglichst geschonet wer den. — Der gehorsamst Gefertigte glaubte, es nicht unterlassen zu dürfen, auf einen seiner Absicht nach so großen, und dabei so leicht erreichbaren Vortheil bei der Herstellung einer zweiten Cooperatorswohnung zu O. aufmerksam zu machen, und,im Falle seine Ansicht von Seite des Hochwürdigsten Fürst-Erzb. Consisto riums als begründet erkannt würde, um deren gnä digste Berücksichtigung zu bitten. Sollte dieses jedoch nicht der Fall sein, so bittet der gehorsamst Gefertigte, ihn seiner guten Absicht wegen zu entschuldigen." Nun das dritte oben angekündigte Schreiben vom 31. August 1869^Ü- „Hodiwürdigstes F. e. Ordinariat! Die löbl. Gemeinde Ottakring hat beschlossen, mit Anfang des nächsten Schuljahres neben der bereits bestehenden 4 klassigen Volksschule eine zweite 4eventuell 6 klassige zu eröffnen. — Diesem Beschluße gemäß werden mit Anfang des nächsten Schuljahres an der bestehenden Schule 12, an der neu zu errich tenden 8, zusammen 20 Lehrzimmer bestehen und in jedem der selben nach der Verordnung des h.(ohen) Kultus- und Unterrichtsministeriums v. 12. Juli 1869 Z. 6299 wöchentlich durch 3, in allen zusammen 60 Stunden Religionsunterricht ertheilt werden. — In Folge dessen müßten bei dem Umstände, daß der ehr furchtsvoll Gefertigte als Seelsorger von mehr denn 26.000 Seelen durch die vielen Kanzlei- und Seelsorgsgeschäfte derart in Anspruch genommen ist, daß er nur 3 der wöchentlichen Religionsstunden übernehmen kann, 57 dieser Stunden durch seine zwei Kooperatoren, somit von jedem Kooperator an jedem der 5 wö chentlichen Schultage nahezu 7 Religionsstunden über nommen werden. Da nun dieses schon an und für sich eine Unmöglichkeit ist, und die Kooperatoren noch überdieß nachmittags wegen Überbürdung mit seel sorglichen Geschäften einen Religionsunterricht zu ertheilen außer Stande sind, so sieht sich das ehrfurchts vollst gefertigte Pfarramt verpflichtet, die Aufmerk samkeit eines Hochwürdigsten F. e. Ordinariats auf die Nothwendigkeit der Anstellung eines eigenen Reli gionslehrers für die projektirte neue Schule zu lenken und um die zu diesem Zwecke nöthigen Einleitungen ehrfurchtsvollst zu bitten. — Er sieht sich zu diesem Er suchen umsomehr verpflichtet, als es in der Absicht des löbl. Gemeindevorstandes liegt, die neue Schule so bald als möglich zu einer 8-klassigen Bürgersdiule zu erwei tern, wodurch die den Religionsunterricht betreffenden Anforderungen binnen Kurzen noch mehr gesteigert werden würden. — Schlüßlich bemerkt das ehrfurchts vollst gefertigte Pfarramt, daß es unter Einem den löbl. Gemeindevorstand zu O. und die löbl. k.k. Be zirkshauptmannschaft Hernais um die entsprechende Mitwirkung in dieser Angelegenheit ersucht habe." Pfarrer Paletz machte sich auch Sorgen um das rasante Anwachsen seines Seelsorgssprengels durch die Zuwanderung^^) und die soziale Umschichtung seines und der sich entwickelnden Vorstadt Ottakring in den krisenhaften siebziger Jahren"^"); .,Infolge der von Wien ausgehenden Spekulazionsfurcht wird durch die vielen Baugesellschaften sowohl in Wien als auch in der Umgebung sehr viel Baugrund zu großen mitunter fabelhaften Preisen, angekauft. Zu Ottakring wurden soldie Gründe zu 4, 9, 12 bis 35 fl pr □" verkauft und schwangen sich durch solche Ver käufe ganz unbedeutende Grundbesitzer zu wohl habenden, ja reichen Männern empor. Der gewesene Fleischhauer Hr. G. N. erhielt für einen Teil seiner Äcker von der Allgemeinen österreichischen Baugesell schaft 600.000 fl . . . Der Pfarre wurden für den einzigen noch übrigen Grund von 1324 □" pr Klafter 12 fl . an geboten, ja bei Hinzufügung eines Teiles des Hausgar tens die Erbauung eines zweistöckigen Pfarrhofes an statt der Zahlung angeboten. Der Pfarrer glaubte jedoch im wohlverstandenen Interesse der Pfarre mit (Minister) Schmerling sagen zu sollen: Wir können warten! Vederemo!" Weiter vermerkt Pfarrer Paletz: „Am 1. Mai 1873 erfolgte die feierliche Eröffnung der Weltausstellung durch Se. Majestät den Kaiser selbst. Die regnerische Witterung, die Unfertigkeit der Ausstellungslokalitäten und die trüben Zeitverhält nisse übten einen nachteiligen Einfluß auf den ganzen Akt aus und ist sehr zu wünschen, daß dieses kein 28
RkJQdWJsaXNoZXIy NzM2NTQ=