dui-ch Fleiß soweit, „daß sie anjetzo unter den Edlen und unter den Herren sitzen, unter welchen dero Eltern etwan nit gesessen"-'")- Tiefe Anteilnahme zeigte Schilling an der Tragö die des gräflichen Hauses Verdenberg, dessen Unter gang sich langsam ankündigte. „Ach! Ich unglückseli ger Prediger bin ich dann darzu geboren, daß dem grävlichen Haus von Verdenberg ich so offt mit dem Todten-Gesang meiner Predigt, die empfangene Hertzwuniien erneuern muß?"""). Beim Tod der Maria Susanna von Verdenberg, die 1636 im Kindbett mit ihrem Kinde stai'b, bricht er in die Klage aus: der Tod „verwechselt dem Sigismunde die Wiegen in ein Todtenbahr, der Mutter das Kindelbeth in ein Todtenbeth, das Leben in den Tod,und die Geburt in ein trau riges Begräbnuß, so nahe beisammen, weiß ich nicht zu resolvieren, ob ich den zeitlichen Tod ein ewige Ruhe, oder die Geburt einen zeitlichen Tod nennen soll"^"). Die religiöse Erneuerung, die unter Kaiser Fer dinand II. begonnen, brachte besonders unter dem Adel reiche Früchte hervor. Wiederholt weist Don Florentius Schilling auf solche Zeichen tief empfunde ner Frömmigkeit hin. Der Statthalter Johann Franz Trautson saß gerade bei Tisch, als er die Nachricht vom Tod seines erstgeborenen Sohnes Ferdinand erhielt. Er stand rasch auf, fiel auf die Knie und ehrte den Willen Gottes'"'). Von einer Romreise nach Innsbruck zurück gekehrt, erfuhr er, daß sein Haus ein Raub der Flam men geworden sei. Er wollte nur wissen, ob den Nach barn nichts geschehen sei. Dem Beichtvater, der ihm Trost zusprechen wollte, gab er zur Antwort: „Mein Pater, diß fichtet mich nichts an, wann ich nur bey Got wol stehe"""). Am Gründonnerstag pflegte er als Rektor der Bruderschaft des zarten Fronleichnams bei St. Michael mit brennender Kerze zur hl. Kommunion zu gehen^"). Generalfeldmarschall Adrian v. Enkenvoirt pflegte auch während seiner Feldzüge jeden Freitag die Pas sion zu lesen"*^). Als Maria Caecilia v. Herberstein, geb. Gräfin v. Verdenberg, 18 Jahre alt im Wochenbett im Sterben lag, standen ihr des Nachts ein Kapuziner und zwei Barnabiten im Todeskampf bei''"-'). Johann Bapt. Reichsgraf v. Verdenberg sah seinem Tod mit Zuversicht entgegen, da ihm in zwei Visionen ein seliges Ende angezeigt worden war. Drei Jahre zuvor erschien ihm die Gottesmutter in der Kirche zu Göttweig und drei Tage vor seinem Tod (1648) Jesus Christus-'^). Während andere ihr Geld aus Furcht vor feindlichem Einfall ins Ausland verschoben, verwen dete Verdenberg seine Mittel für fromme Stiftungen in der Heimat''-'). In Mödling baute er ein Kapuziner kloster, in Straß eine Pfarrkirche, ebenso zu Namest in Mähren, ferner in Straß ein Spital für zwölf Arme, in der fürstlichen Grafschaft Görz ein Seminar für 24 arme adelige Studenten, in St. Michael in Wien eine Kapelle und einen Altar, dazu eine ewige Stiftung von täglich zwei hl. Messen. Die Kirchen cler Jesuiten zu Loreto, Bologna und Mailand in Italien, die Kirchen zu Mariazeli, Mariahilf ob Passau, „unsere Frauen Brünl bey Krembß" usw. wurden mit kostbaren Altä ren, Monstranzen, Kelchen, goldenen Ketten, silbernen Leuchtern und Pararaenten beschenkt. P. Don Florentius Schilling war für die religiöse Erneuerung Wiens von nicht geringer Bedeutung. Erst mit seiner Berufung nach Wien konnten die Pläne Ferdinands II., seine Hofkirche zu einem Zentrum der Rekatholisierung zu gestalten, verwirklicht werden'"'). Dazu brauchte der Kaiser nicht große Gelehrte und tiefschürfende Theologen, sondern — wie es bereits 1588 der Nuntius Minuccio Minucci in einer Denk schrift gefordert hatte — tüchtige Prediger'"). Diese Erwartungen hat Florentius Schilling erfüllt. Darüber hinaus sind seine Predigten für den Historiker eine wertvolle Quelle für die Zeit- und Kulturgeschichte des Dreißigjährigen Krieges und des Adels unter den Kaisern Ferdinand II., Ferdinand III. und Leopold I. Anmerkungen:^) Theodor Gottlieb, Die Barnabiten in Wien. In: Reichspost, 4. Mai 1926, S. 2f. — '-') Don Severin, Series R. Patrum Barnabitarum..., Hand schrift, latein. Text, 1864. Abk.: SPB, Nr. 19, Michae ler Kollegsarchiv. — ") P. D. Florentius Schilling, Todten-Gerüst / Das ist: Wolgegründte Ehren Ge dächtnuß Hochadelicher Cavalliern / Herren imd Frauen... usw. Sultzbach 1681. In Verlegung Johann Hoffmanns. Abk.: TG. Kollegs-Bibliothek Mariahilf, LN. 2269, S. 237. — '') Ludwig Pastor, Geschichte d. Päpste, 9. Bd., Freiburg i. B. 1923, S. 508. — ''l Ders. a. a. O., 12. Bd., Freiburg i. B. 1927, S. 558. — «) SPB, Nr. 19. — ■') TG, S. 240. — ») SPB, Nr. 19. — ") Ebda. — ^") Josef Nadler, Literaturgeschichte des Deutschen Volkes, 1. Bd., Berlin 1939, S. 427. — ^^) TG, S. (1). Das Werk enthält (4) unpaginierte *518 S. Anläßlich der Beisetzung Joh. Franz Trautsons in der Michaelergruft erwähnt Schilling in d. Anmerkung zu seiner Leichenrede das Aussehen eines „Todten-Gerüstes" (TG 364). Die Söhne des Verstorbenen „haben ihme ... mit großer Solennität die dreytägliche Besingnuß hal ten, darbey ein überaus stattliches von sechs Seulen, und mit 300 brinnenden weissen Wachs-Kertzen be stecktes Todten-Gerüst aufrichten lassen, an wel chem . . . Lobsprüch zusehen waren". — ^■*') TG, S. 1, 29, 95, 123, 148, 170, 186, 263, 339, 368, 386. — ^3) TG, S. 441. — TG, S. 401. — 1") TG, S. 422. — i") TG, S. 254. Gemeint ist hier wahrscheinlich der Mariahilferfriedhof. Diese Bestattung fand 1662 statt. — 1') TG, S. 206 u. 220. — i») TG, S. 279. — ^®) TG, S. 309. — -") TG, S. 309. — "i) TG, S. 457. — Wühelm Mrazek, Deckenmalerei. In: Barock in Österreich, Forum Vlg., Wien 1960, S. 24. — '•") Nadler, a. a. O., S. 435. ~ '■^) TG, Register (2 f). — '^) Ebda. — '*) TG, S. 236 f. — "') TG, S. 139. — "«) TG, S. 342. — "") TG, S. 345 ff. — 31') Brandschatzen: seit dem 14. Jh. Zahlung zum Loskauf von Plünderung und Brand. D. Gr. Duden, Etymologie, S. 79, Mannheim 1963. — 31) TG, S. 374 ff. — ^-) TG, S. 383. — »3) tG, S. 264 ff. — 3 «) TG, S. 241. — 33) s. 229. Die Vorderöster reichische Landsmannschaft (Elsässer, Breisgauer, Sundgauer und die vier Waldstädte feierten alljähr lich ein Gedächtnis in St. Michael für alle im Dreißig jährigen Krieg umgekommenen Angehörigen (TG, S. 226 bzw. 220. — «') TG, S. 96. — ^7) ^G, S. 6. — 3«) TG, S. 359. — "s») Ebda. — TG, S. 363. — ^i) TG, S. 383. — ^-) TG, S. 6 u. 9. — ^3) ^G, S. 51. — ^'i) TG, S. 53 ff. Die Pfarrkirche Strass im Strassertal vor 1638 von Matthias Piazoll erbaut. Dehio-Handbuch, Nieder österreich, 4. Aufig., Wien 1953, S. 342. — ^®) Walde mar Posch, Die österreichische Barnabitenprovinz — ein Überblick. In: Beiträge zur Wiener Diözesangeschichte, 14. Jg., 1973, Nr. 6, S. 45. — Das Todesjahr Schillings konnte nicht mit Sicherheit festgestellt wer den. Nach TG S. 441 ist seine letzte Predigt unter dem 3. Mai 1667 verzeichnet. — Leopold v. Ranke, Die römischen Päpste in den letzten vier Jahrhunderten, Bd. 2, 5. Buch, 6. Aufl., Leipzig 1874, S. 90. 26. Pfarrer Emonuel Paletz als verdienter Schulmann Ottakrings (1848—1873) (Fortsetzung) Dr. Franz Loidl Die zweite Eingabe vom 28. Dezember 1852 lautet^"); „Der gehorsamst Gefertigte hat unterm 8. August d. J. Z. 243 eine Bitte um Anstellung eines zweiten Cooperators an der Pfarre zu Ottakring, so wie um Erwirkung einer Gehaltserhöhung für beide Cooperatoren auf 300 fl CM von Seite der löbl. Statthalterei eingereicht. — Obwohl sich der gehorsamst Ge fertigte bisher noch keines Bescheides auf diese seine Bitte zu erfreuen hat, so ist er doch bei dem vollen Bewußtsein der Nothwendigkeit des gebethenen zwei ten Cooperators weit entfernt an der Genehmigung seiner Bitte zu zweifeln; er sieht sich vielmehr ver pflichtet, das Hochwürdigste Fürst. Erzbischl. Consisto27
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