der allzu groIBen Anzahl der Lehrklassen wegen nur in den ersten drei Klassen Religionsunterricht erteilen kann, somit alle höheren Klassen ohne Religionsunter richt bleiben!! Ich habe es nicht ermangeln lassen, im ämtlichen und vertraulichen Wege bei den kompetenen Stellen auf diesen Ubelstand aufmerksam zu machen und um Abhilfe zu bitten, allein es hat den Anschein, als ob diese noch sehr weit entfernt wäre! Dixi et salvavi animam meam." Diese fast einer Resignation gleichende pessimisti sche Eintragung^) stammt von Pfarrer Paletz im Jahre 1872 „nach einer segensvcllsten Tätigkeit" von einem Viertel-Jahrhundert als anerkannter und belobter Schulgründer und Schulförderer im damaligen Dorf Ottakring'-^), wo tristeste Schulverhältnisse vorgefun den hatte. Am 28. November 1816 zu Groß Meseritsch in Mäh ren geboren, trat er wie viele Studenten aus diesem Raum^) 1835 ins Wiener Alumnat am Stephansplatz 3 ein"*) und empfing 1839 die Priesterweihe im Stephans dom, war von 1840 an Kooperator in Hollabrunn (da mals Oberhollabrunn), ab 1842 in Göllersdorf (VUMB), kam 1845 an die damalige Dorfpfarre Ottakring (Wien XVI), war im Revolutionsjahr 1848 Pfarrprovisor und wurde noch im selben Jahr Pfarrer daselbst.") Inzwischen provisorischer und dann wirklicher Dechant des Hütteldorfer Bezirkes und 1867 f. e. Geist licher Rat geworden®), erfolgte mit 22. Dezember 1873 seine Ernennung zum Pfarrer von Hütteldorf.''^), Am 20. Jänner 1874 hielt er „unter dem Geläute der Glokken und begleitet von seinen bisherigen Kooperatoren seinen feierlichen Einzug und wurde vom ganzen Orts vorstand und der Schuljugend — wie damals überall üblich — auf das feierlichste begrüßt.®) Und nun sei zurückgeblendet auf seine fünfund zwanzigjährige Pfarrertätigkeit in Ottakring (von 1848 bis Ende 1873), die vom Chronisten, dem älteren Ko operator, als „segensvollst" bestätigt wurde, und dies mit vollem Recht wegen der Bemühungen und Ver dienste um das Schulwesen in diesem volkreichen Dorf. Paletz fand sehr traurige Schulverhältnisse vor. Es gab nur eine Dorf-Trivialschule, die in einem klei nen unzweckmäßigen Raum untergebracht war. Von den in den fünfziger Jahren über 800 ..schulfähigen" Kindern kamen nur etwa 180 in die Schule, und dies sehr unregelmäßig, während die anderen sich auf der Straße herumtrieben und demnach vernachlässigt waren. Paletz machte die Schulbehörden auf diesen Ubelstand aufmerksam und verstand es bei seiner Be harrlichkeit, allmählich der Ottakringer Gemeinde Sympathie für das Schulwesen einzuflößen, die Opfer willigkeit der Bewohner zu wecken; und bald erstand eine Schule mit zehn Klassenzimmern. Freilich auch dies erwies sich bei der rapiden Zunahme der Bevöl kerung und damit auch der Kinderzahl als ungenügend, mußten ja in einer Klasse sogar noch 250 Kinder sitzen. Daher wurden die Bemühungen um einen weiteren Schulbau fortgesetzt.") Hand in Hand damit ging auch seine Sorge um tüchtige Lehrkräfte. Den vorbildlichen Mitarbeiter fand er in der Person des für das Lehrfach begeister ten und musikalisch begabten Oberlehrers Niernberger, der ab 1852 bis ins hohe Alter sich auch als treuer und opferwilliger Organist bewährte. Wie dem Pfarrer die Schule am Herzen lag, sein richtiges Herzstück wäre, bewies sein Verhalten. Täglich besuchte er die Schule, erteilte persönlich in der ersten und vierten Klasse den Religionsunterricht, leitete die Konferenzen und pflegte ein eifervolles Zusammenwirken mit dem Lehr körper, so daß die Ottakringer Schule von den Behörden zur „Muster-Hauptschule" im 9. Wiener Gemeinde bezirk erklärt und als solche nachgeahmt wurde.^") Wie hoch Pfarrer Paletz, inzwischen auch als Schuldistriktsaufseher des Hütteldorfer Bezirkes beauftragt^^), im Ansehen als Schulmann stand, erweist vor allem die ministerielle Anerkennung und Berufung. Als nämlich Minister Anton Ritter von Schmerling in den Sechzigerjahren den ehedem aufgelösten k. k. Unter richtsrat wieder ins Leben rief, wurde Paletz in diese Körperschaft hineingewählt^-) und 1869 vom Ministe rium für Kultus und Unterricht noch zum Bezirks schulinspektor für den politischen und Schulbezirk Großenzersdorf bestellt.'^®) Drei Eingaben an das „Hochwürdigste Fürst-Erz bischöfliche Consistorium", zwei am Beginn und eine gegen Ende seiner Pfarrertätigkeit in Ottakring, erwei sen ihn darüber hinaus auch als wachen und voraus schauenden Seelsorgsplaner^-'): So legt er mit Datum vom 6. August 1852 dar: „Die sich immer mehrende Seelenzahl im Pfarrbezirke Ottakring (auch Ottakrin), die dadurch vermehrten Seesorgs- und Pfarrkanzelleigeschäfte, so wie das in kürzester Zeit in Aussicht stehende Hinzukommen einer neuen Pfarrschule mit 8 Lehrzimmern machen es dem gehorsamsten Gefer tigten zur Pflicht, Ein Hochw. F.-Erzb. Consistorium um die gnädigste Anstellung eines zweiten, aus dem k. k. n. ö. Religionsfonde besoldeten Cooperators an der Pfarre Ottakring ehrfurchts voll zu bitten." Und nun. die Begründung: „In Bezug auf die Seelenzahl zu Ottakring, erlaubet sich der gehorsamst Gefertigte zu bemerken, daß dieselbe bei dem am 15. Jänner 1851, also vor anderthalb Jah ren, geschlossenen k. k. Militärkonskription 7206 Seelen betragen, seit dieser Zeit aber wenigstens bis auf 8000 Seelen zugenommen hat; eine Zahl, welche der Zahl der Bevölkerung in der benachbarten Pfarre Her nais zu jener Zeit, wo daselbst ein zweiter Cooperator angestellt wurde, gleichkommt, die Bevölkerungszahl der ebenfalls benachbarten Pfarre Neulerchenfeld, wo schon lange zwei Cooperatoren übersteigt. — Wird nun nebst dieser vermehrten Seelenzahl auch noch die große Ausdehnung des Ortes, welche von den auf dem Galizinberge befindlichen Häusern bis Neulerchenfeld reichet, und vom Standpunkte der Pfarre nach beiden Seiten hin eine Entfernung von einer halben Stunde ausmacht, so wie die religiös-sittliche Beschaffenheit vieler aus Wien gekommenen neuen Ansiedler, welche eine besondere seelsorgliche Pflege erheischet, berück sichtigt, so ist daraus sehr leicht zu entnehmen,daß sicli die Seelsorgsgeschäfte zu Ottakring nicht bloß ver mehret haben, sondern auch erschweret worden sind, und dieses umsomehr, als zugleich die dadurch ver mehrten Pfarrkanzelleigeschäfte einen großen Theil der Zeit hinwegnehmen, wie dieses letztere das Gestionsprotocoll des gehorsamst Gefertigten beweiseit, laut welchem im Laufe dieses Jahres bereits 241 ämtliche Acte ausgefertigt wurden." — Genügten nun schon diese Umstände zur notwendigen Anstellung eines zweiten Kooperators, fährt er fort, „so wäre das Hinzukommen der neuen eine kleine Viertelstunde vom Pfarrhof entfernten Pfarrschule von 8 Lehrzimmern eine weitere Begründung für die gnädigste Willfahrung der vorgebrachten Bitte. Da jedoch für den Fall, daß die Bitte gewähret werden sollte, durch die Theilung der Stol- und Nebeneinkünfte des einen Cooperators ein jeder der beiden zukünftigen Cooperatoren in sei nen Einkünften bedeutend geschmälert werden, und diese dann kaum zur Erhaltung derselben hinreichen würden, so erlaubet sich der gehorsamst Gefertigte, zum Schluße die ehrfurchtsvolle Bitte um gnädigste Verwendung bei der hochlöblichen k. k. n. ö. Statthalterey hinzuzufügen, daß den beiden zukünftigen Cooperatoren zu Ottakring in Anbetracht der Gleich heit der Verhältnisse zwischen Ottakring und der Vor stadtpfarren Wiens in Bezug auf die Arbeiten der Seel sorge und Theuerung der Lebenserforderniße auch der für die Vorstadtcooperatoren Wiens bestimmte Gehalt gnädigst bewilligt werden möchte." (Fortsetzung folgt) Herausgeber, Verleger und Eigentümer: Erzb. Ordinariat, Wien I, Rotenturmstraße 2. — Verantwortlidier Schriftwalter: Archivdirektor Univ.-Prof. Dr. Franz Loidl, Wien I, Rotenturmstraße 2. — Druck und Versendung: Mechitharisten-Buchdruckerei, Wien VII, Mechitaristengasse 4. 24
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