kämpft. Die Innere Stadt ein Meer von Feuer und Rauch. Alle Häuser haben weiße Fahnen! Die Russen ziehen in der Hasnerstraße gegen den Gürtel. An den Häusern auch viele rote Fahnen zu sehen! Sonntag nachmittag geht in Ungewißheit dahin. Abends ca. 728 Uhr erschüttern fünf starke Einschläge die Gegend um den Pfarrhof. Niemand weiß, was los ist. Die Nacht auf Montag verläuft verhältnismäßig ruhig. Ich bleibe die ganze Nacht auf und lese und bete. Gott helfe uns weiter! Montag früh V26 Uhr wieder drei schwere Ge schützeinschläge! Arnethgasse, Seitenberggasse! Montag geht in Ungewißheit dahin. Wir wissen gar nichts! Haben kein Licht, kein Gas! Wir sind ganz ab geschnitten! Wir hören nur von der Stadt her den ganzen Tag die Geschütze bellen; die Stadt wird bombardiert, daß bei uns die Fenster klirren; wir sehen ungeheure Rauchwolken über der Stadt und immer neue aufsteigen — aber wir wissen nichts! Alle Ge schäfte sind geschlossen! Was wird noch werden? Mutter Gottes, Mutter hilf, hilf, es ist Zeit! Die Nacht auf Dienstag war verhältnismäßig ruhig. Das erstemal etwas geschlafen seit vier Nächten. Heute, Dienstag, geht die Schießerei weiter. Nie mand weiß, was los ist. Bei den Bäckergeschäften stehen lange Reihen von Menschen. Ein halber Laib Brot wird ausgegeben. Ich xersuche am Mittwoch, 11. April, in die Stadt zu gelan^n, komme aber nur bis zum Parlament. Das Parlament'brennt. Am Ring wird noch stai-k geschos sen. Die hl. Messen sind nun wieder besser besucht. Die Leute trauen sich schon wieder auf die Straße. Am Stephansturm weht die weiße Fahne, am Rat haus die Fahne östeiTeichs! Die SS hat sich in den 2. Bezirk zurückgezogen und schießt in den 1. Bezirk. Donnerstag, 12, April, brennt der Dom zu St. Ste phan vollständig aus. Nur der Turm und die Mauern bleiben stehen. Auch ein Teil des Kurhauses ist abge brannt. Herr Kardinal wurde vollständig ausgeplün dert! Am 15. April sind die hl. Messen um 7, 8, 9, 10 und V2I2 Uhr, an Wochentagen 7, 8 und 9 Uhr. Man darf nur von 7 Uhr früh bis 20 Uhr auf der Straß sein. Die Sommerzeit wird aufgehoben und die Normalzeit wie der eingeführt. Freitag, 13. April, komme ich schon bis zur Urania. Die Stadt sieht grauenhaft aus. Vor allem Kärntner straße, Stephansplatz, Rotenturmstraße sind viele, viele Häuser ganz ausgebrannt. Montag, 16. April, komme ich schon zur Reichs brücke. Der Kai ist ganz zerschossen, alle Kanalbrükken gesprengt. Die Praterstraße arg zugerichtet, der Prater ganz zerstört und ausgebrannt. Ein Bild des Grauens und des Jammers. Gott sei Dank steht noch die Reichsbrücke. Bei uns ist nichts geschehen. Es wurde zwar viel geplündert, und vor allem Frauen hatten an den Sol daten zu leiden, aber sonst ist es bei uns noch gut. Nur bei den Geschäften stehen lange, lange Reihen von Menschen, vor allem bei den Bäckergeschäften. Ich selbst bekam in den letzten zwei Wochen zwei Kilo Brot, V/i kg Zucker,10 dkg Kaffee-Ersatz und 5 dkg Margarine! Was wird das werden? In unserer Kirche fiel während der Kampftage keine hl. Messe aus! Die Wände der Häuser und viele Planken sind bespickt mit Plakaten und Aufrufen. Besonders die kommuni stische Partei tut sich hervor! Gestern, 20. April, wurde der neue Bürgermeister von Wien ernannt: General^ d.R.Theodor Körner, erster Vizebürgermeister Leopold Kunschak! Hoffentlich wird bald Ordnung und Ruhe! Gott schütze weiter uns alle und die Pfarre! Langsam wird es wieder ruhiger. Für den 29. April wurde die alte Republik Öster reich wieder hergestellt, alle Gesetze seit 1938 aufge hoben und eine provisorische österreichische Regie rung gebildet: der Kanzler ist Dr. Karl Renner. In der Regierung sind sechs Sozialdemokraten, drei Christlich soziale und drei Kommunisten. Wir hoffen, daß es doch wieder besser wird und daß endlich einmal Ruhe und Ordnung wird. 1. Mai 1945! Vom Pfarrhof weht die rotweißrote Fahne, die Fahne Österreichs! Gott schütze unser Land und unser Volk! Am Donnerstag, 10. Mai,am Feste Christi Himmel fahrt war Sonntagsordnung im Gottesdienst. Um 10 Uhr war feierliches Hochamt mit Te Deum aus Anlaß der Kapitulation Deutschlands! Endlich! Der Krieg ist aus — Friede ist! Nur sind die Zeitumstände noch so traurig, daß man sich nicht recht freuen kann! Das Dankhochamt hielt Administrator Walcher mit einer Predigt, in der er die Gläubigen aufforderte, Gott dem Herrn und seiner hl. Mutter zu danken, daß endlich der Krieg aus ist, aber auch zu danken, daß unsere Kirche und Pfarre verschont geblieben sind. Und alle, die ein Leid durch diesen Krieg auferlegt bekommen haben, sollen auch danken, daß ihnen Gott die Kraft gab, ihr Leid zu tragen, und bitten und beten wollen wir um Glück und Segen und Frieden für unser Volk und Land, für unser geliebtes Österreich! Beim Te Deum assistierten alle hochwürdigen Herren. Die Beteiligung der Gläubigen an dieser ein maligen Feier war sehr groß. Dr.F.L. 25. Pfarrer Emanuel Paletz als verdienter Schulmann Ottakrlngs (1848—1875) Dr. Franz Loidl „Am 17. Dezember 1871 fand die feierliche Ein weihung des neuen Schul- und Kommunalhauses statt, welches auf die noch unverbauten Area des 2ten Kom munalschulgebäudes erbaut wurde und 24 Lehrzimmer enthält. Se. Exz. Hr. Minister des Unterrichtes Dr. v. Stremayr, Se. Exz. der Statthalter Freiherr Weber b. Eben hof, der Landmarschall Abt Othmar Helfersdorfer, Landesausschuß Graf Gatterburg, der k. k. Bezirks hauptmann Franz Riedler v. Greif in Stein, der Landesschulinspektor u. a. verliehen der Feier einen be sonderen Glanz, und wurden hiebei vom Bürgermeister Hr. Ign. Kuffner 2000 fl. zum Zwecke der Verteilung der hievon entfallenden Interessen an 2 fleißige und sittliche, aus der Volksschule in die Mittelschule über tretende Knaben gestiftet, von Sr. Königlichen Hoheit dem Fürsten Montleart wiederholt 100 fl. zum Ankauf von Lehrmitteln gespendet. Die Erbauung dieses Schul- und Kommunalhauses (richtiger gesagt Kommunal- und Schulhauses) wurde nach dem Gesagten erheblich glorifiziert, der Schreiber dieses ist jedoch der festen Überzeugung, daß die Aus führung des von ihm beantragten Plans durch Er bauung einer neuen Kirche, eines Spitals an Stelle des jetzigen Pfarrhofes und eine bloße Erweiterung beider Schulen den finanziellen und religiös moralischen Interessen der Gemeinde sowohl auch dem Schulzwecke besser entsprochen hätte. Die Erfahrung möge zeigen, welche Ansicht die richtige war! Sehr zu beklagen ist aber bei all dieser glänzenden Außenseite des Schulwesens der überaus schlechte Schulbesuch und die immer mehr überhandnehmende Rohheit der Schuljugend, zwei sichere Kriterien, daß es mit dem Fortschritte der Schulbildung nicht so glän zend aussieht, als gesagt wird. Wahrhaftig nieder drückend jedoch auf jeden denkenden Menschen und somit umso mehr auf den Seelsorger ist der Umstand, daß, obwohl für die 2te Kommunalschule in der Per son des seit 23. Oktober 1870 als Kooperator angestell ten Hr. Anton Kugler ein Katechet besteht, dieser doch 23
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