19. Zur Ausstellung des Bildes Papst Benedikts XV. in der Wiener Nuntiatur „Wie seinei"zeit berichtet, war der päpstliche Hof maler Geheimkämmerer Graf Bartholomäus Lippay nach Rom berufen worden, um das offizielle Bild des Papstes Benedikt XV. zu malen. Der Papst gewährte dem Künstler mehrere Sitzungen, und nun ist das Bild vollendet und war in den drei Weihnachtsfeiertagen im Festsaal der Apostolischen Nuntiatur auf der Wie den, Theresianumgasse, ausgestellt. In dem herrlichen Prachtsaal, der bei diesem Anlaß von der Mehrzahl der Gäste zum ersten Male bewundert werden konnte, kam das lebensgroße Bild prächtig zur Geltung. In dem in Rot, Weiß und Gold gehaltenen, gut belichteten Saal stand das lebensgroße Bild auf einer Staffelei. Es stellt den Papst in festlichem Ornate auf dem Throne dar. Ein tiefdunkler Gobelin bildet den wirkungsvollen Hin tergrund, von dem sich die in den weißen Talar ge hüllte Gestalt des Heiligen Vaters abhebt. Hinter den großen Brillengläsern blicken die klugen Augen des Papstes auf den Beschauer. Den gut charakterisierten Kopf bedeckt die Calotta. Auf der Brust hängt das Pa storale. Um die Schultern ist der purpurne Seidenman tel lose geworfen und die Füße stecken in x'oten, gold gestickten Pantoffeln, die auf einem x'oten Polster ruhen. Das durchgeistigte Antlitz des Papstes wirkt ganz überraschend lebendig. Man liest aus ihm Klug heit und Enei'gie, gepaart mit Milde. Eine große An zahl hochstehender Pex'sönlichkeiten ist in den drei Tagen in der Nuntiatur erschienen und hat das Bild, das 2X5 Meter im Umfang mißt, besichtigt und be wundert. Unter den Gästen befanden sich auch Kax-dinal Fürsterzbischof Dr. Piffl, zahlreiche Minister und Mitglieder des Adels. Alle Besucher wax-en von der großen Ähnlichkeit des Meisterwex-kes entzückt."*) 20. „Neunkirchen" — 50 3ahre Stadt (1920—1970) Gewidmet den Bewohnern und Freunden unsei'er Stadt. Die Stadtvex'waltung. Neunkirchen, 133 Seiten, Bilder und Porträts. Diese äußerst gefällige, durch klaren Druck und reiche Bebilderung bestens ausgestattete Festschrift verdient in diesem Rahmen wegen des I. Hauptkapi tels „Neunkirchens Geschichte im Spiegel seiner Kunstdenkmäler" (S. 21 bis 54) von Archivdirektor Dx". Gex'trud Gerhartl (Wiener Neustadt—Neunkirchen) Erwähnung. Denn darin sind die histox'isch verläß lichen Angaben über die Pfarrkix-che (S. 25 bis 42) und über die Dreifaltigkeitssäule (S.42f.), weiters Vex-merke über das kirchliche Personal (Minoriten-Klex'us, Dekan, Ordensschwestern in der Arbeitsschule und Kinderbewahranstalt) dax'geboten. Ti*efflich ausgewählte Pho tos unterstx-eichen den Text, so: Figurale Konsolen im Kirchenchor (S. 27), gotische Schlußsteine im Netz gewölbe des Chores (S. 31), Ansicht des Marktes in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts (8. 33), Altar in der Seitenkapelle (S. 39), Blick auf den charakteristi schen Chor von außen (S. 41) und die beiden Ansichten der Dreifaltigkeitssäule (S. 61 und 63). Daß im II. und mehr noch im III. Hauptkapitel „Stadt Neunkirchen — Eine Fünfzigerin" von Hauptschullehrer K. Kirisits (S. 71 bis 128) alles, was die vex-schiedenen Sparten der Stadtgeschichte angeht, behandelt wird, kann, ja muß auch die Pfarx'geschichte interessiei-en und ist ihr dien lich. Alles in allem liegt hier wiederum eine für Ox-tsund Pfarrgeschichten (d. i. Festschriften) vorbildliche Leistung vor. Dr.F.L. *) Reichspost, Wien 1914, Nr. 616, S. 5 (29. 12). 21. Um eine Fronleichnamsprozession 1845 Hochwürdgigstes Fürst. Erzbischöfliches Consistox'ium! Laut beiliegenden Statutenexemplares besteht zu Ottakring seit dem Jahr 1845 ein von der Hochlöblichen k.k. Statthalterei bewilligter Kranken- und LeichenUnterstützungsverein. Der Vorstand dieses Vereines stellte an den Gefertigten die Bitte, dem Verein zu ge statten, daß derselbe bei der jährlichen H. Fronleichnamsprocession, nach Art einer kirchlidien Corporation, mit einer passenden vor dem Vereine aus eigenen Mitteln anzuschaffenden Fahne an der Spitze, die Mitglieder mit brennenden Kerzen in den Händen hal lend erscheinen dürfte. Obgleich nun der Gefertigte weder die Mehrzahl der Mitglieder dieses Vereins, noch den Geist desselben genau kennt, so glaubt derselbe doch aus dem Grunde, daß ihm während seiner achtjährigen seelsorglichen Wirksamkeit zu Ottakx'ing noch nichts Nachthexliges über denselben bekannt geworden ist, kein Bedenken gegen die Gewährung dieser Bitte äußern zu müssen, er gibt sich vielmehr der Hoffnung hin, daß im Falle dieser Gewährung, das Erscheinen des Vereines in der angegebenen Weise,sowohl zur Weckung und Belebung des x'eligiösen Sinnes in den einzelnen Vereinsmitglie dern als auch zur allgemeinen Erbauung beitragen dürfte. Da sich jedoch der Gefertigte zur Gewährung der genannten Bitte nicht für berechtigt hält, so bittet dex'selbe. Ein Hochwüx'digstes Füi'st. Erzbischöfliches Consistorium wolle diese Bitte des Kranken und Leichen-Unterstützungsvereines zu Ottakring gnädigst einer Prüfung unterziehen, und im Falle es nicht Gründe verbieten, gewähren, daß derselbe von nun an bei der H. Frohnleichnamsprocession in der gebethenen Art und Weise erscheinen düx'fe. Ottakring, den 8. Februar 1845 Emanuel Paletz,Pfarrer. Entscheidung des Consistoriums mit Datum vom 15. Februar d. J. (Notiz). Das f. e. Consistorium kann den lobenswerten Zweck/ des in Ottakring bestehenden Kranken- und Leichenl-Unterstützungsvereines nicht verkennen, allein derselbe ist keineswegs als eine kirchliche Corporation oder geistliche Bruderschaft unter Gutheißung der kirchlichen Autorität exTichtet. Es kann daher nicht gestatten, daß die Mitglieder des selben mit dem Vorstand, mit Fahnen und kixxhlichen Abzeichen am hochh. Feste erscheinen, da es ohnehin jedem wahren katholischen Christen am Herzen liegt, mit Andacht und Erbauung diesem hohen Feste beizu wohnen und dergleichen kirchlichen Funktionen bisher unbekannte Aufzüge mehr störend als ei-bauend auf die Chx'istgläubigen einwix-ken. Das Consistorium muß daher es vom kirchlichen Standpunkte aus vielmehr wünschen, daß die Seelsor ger sich an derlei Vereinen nicht betheiligen, indem dieselben ohnehin rnit der Seelsorge und mit dem Armenwesen sehr viel in Anspruch genommen sind und die Auflösung solcher Vereine oft der seelsorg lichen Autorität sehr geschadet hat, wie dieß leider bei einigen Leichenvei-einen der Fall war, wo einige, sowohl an ihrer priesterlichen Ehre kompromittirt als auch zum Nachtheil ihres eigenen Vermögens in Mit leid gezogen woi'den sind. Jos. Othmar (Kardinal Rauscher) Die Statuten liegen bei. Anm.: Diözesanarchiv Wien, Stadtpfarx-en, Otta kring, Wien XVI, 1850—1879. Dr.F.L. 21
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