17. Geschichte der Pfarre und des Dreifaltigkeitswallfahrlsortes Karnobrunn*) Mathias Roch Vom Interesse für seine Heimatpfarre angeregt, legt der Verfasser im Rahmen von Forschungen über die kirchliche Verwaltungsstruktur Niederösterreichs die Geschichte der Pfarre Karnabrunn vor. Er löst in sehr präziser und konzentrierter Darstellung sein For schungsthema schrittweise aus der allgemeinen Ge schichte Niederösterreichs heraus, beschäftigt sich, zu erst auf die ältesten bekannten Grundlagen zurück gehend, mit der Urpfarre auf dem Michelberg und dann mit der Entstehung der Mutterpfarre Niederholla brunn. Von hier aus verfolgt er die Entwicklung der kirchlichen Organisation dieses Gebietes bis zur schließlichen Pfarrgründung von Karnabrunn durch den Schloßherrn. Graf Friedrich Buccellini, der seit 1670 in Besitz der Herrschaft Karnabrunn war, ver folgte während der zweiten Wiener Türkenbelagerung den Plan der Pfarrgründung von Karnabrunn und konnte endlich 1785 vom Passauer Konsistorium die Bewilligung zur kanonischen Errichtung erhalten. Seit dem Auftreten der großen Pest in Wien 1679 pilgerte die Dreifaltigkeitsbruderschaft, die an der Pfarre St. Leopold in Wien errichtet war, jährlich zu dem bereits von Buccellini errichteten Dreifaltigkeits heiligtum nach Karnabrunn. Auch dort war schon zur Abwendung der Pest eine Dreifaltgikeitsbruderschaft entstanden. Nach der Stillegung der Wallfahrt durch die josephinischen Kirchengesetze konnte sie im Spätjosephinismus 1844 wiederbelebt werden. Die reaktivierte Dreifaltigkeitsbruderschaft von St. Leopold führte ihre Pilgerzüge seit 1850 wieder nach Karnabrunn, wohin bis heute Wallfahrer kommen. Im Zusammenhang mit den Wallfahrten des 19. Jahrhunderts entstand — ent sprechend den karitativen Intentionen der Dreifaltig keitsbruderschaften — zwischen 1873 und 1875 das Haus der Barmherzigkeit in Wien. Zwischen diesen über die Lokalgrenzen hinaus wirkenden Impulse der Pfarre Karnabrunn schildert der Verfasser auf einer sehr breiten Quellenbasis sämtliche Ereignisse der Pfarrgeschichte; sie werden chronologisch nach den einzelnen Pfarren bis in die Gegenwart angeführt. Der reiche Anhang, in dem markante Dokumente aus der Geschichte der Pfarre zu finden sind, ist ebenso inter essant wie die vielfältigen Illustrationen. Hier sind insbesondere Abb. 1—3, das Stifterbildnis und die ba rocken Inschriften zu nennen, die der Verfasser in Zu sammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt und dem Institut für östen-eichische Geschichtsforschung ent ziffern, transkribieren und übersetzen konnte. Die auf einer großen Anzahl archivarischer Quellen (der Verfasser hat 22 Archive benutzt) und einer kom pletten Bibliographie aufgebaute Dissertation beschäf tigt sich ausfürlich und exakt mit sämtlichen Ereig nissen und Problemen des Themas. Sie bringt den mit großer Mühe detailliert festgehaltenen historischen Ge samtverlauf des Pfarrgeschehens von Karnabrunn in Zusammenhang mit den allgemeinen Ereignissen der jeweiligen Periode und liefert damit einen nicht un interessanten Beitrag zur Kirchengeschichte Nieder österreichs. Dr.F.L. 18. Eduard Krauss(1867—1927) Ein Hauptförderer der Katechetischen Bewegung in Österreich — Leben und Werk. Sein Beitrag zur Pro filierung des Religionsunterrichtes an den Mittel schulen*) Walter Ulbert Mit der Aufkündigung des Konkordates von 1855 nach dem I. Vaticanum (1870), mit der Schaffung des Reichsvolksschulgesetzes von 1867/68 und infolge der Säkularisierung des Lehrpersonals war die katholische Schule dem Druck des Liberalismus preisgegeben und der Religionsunterricht an den staatlichen „Simultan schulen" war zur letzten Bastion des Katholizismus im Schulwesen geworden (vgl. Seite 76 dieser Arbeit). Um die Anliegen des katholischen Religionsunter richtes besser wahrnehmen zu können, wurde 1901 ein Reichsverein für Religionslehrer aller Kronländer ge gründet. Eduard Krauss, der von 1900 bis 1913 als Re ligionsprofessor am Wiener k. k. Franz-Josephs-Gym nasium wirkte, wurde zum Ausschußmitglied in diesen Verein gewählt. Als Redakteur des Jahrbuches dieses Vereins und der Christlich-Pädagogischen Blätter, die von Johann Baptist Panholzer begründet worden waren, formte er diese Zeitschrift zu einem katecheti schen Fachblatt und zu einem Standesblatt für Reli gionslehrer um. Sein pädagogisches Engagement in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg war bedeutend; Er gestaltete die pädagogischen Kurse in Wien mit, orga nisierte Studienreisen für Mittelschüler, war an der Gründung des katechetischen Museums beteiligt, ver faßte einige katechetische Lehrbücher und bereitete den ersten Kongreß für Katechetik in Wien 1915 vor. 1913 wurde Eduard Krauss in das Wiener Metropolitankapitel aufgenommen. Er wurde Schulinspektor und Prüfungskommissar für das Religionslehramt an Mittelschulen, 1917 bischöflicher Kommissar für Kirchengeschichtsrigorosen an der Wiener Kath.-theol. Fakultät. Kardinal Piffl ließ sich von ihm besonders in den Fragen um die Simultanschule und die katholi sche Schule sowie in denen des subsidiaren Religions unterrichtes beraten. Eduard Krauss hatte als Präsi dent des Diözesanschulrates sich mit den sozialdemo kratischen Schulreformversuchen Otto Glöckls ausein anderzusetzen. Eine Frucht dieses Kampfes war das Buch „Österreichisches Katechetenrecht", Wien 1923, das den Religionslehrern ihre Position in den Schulen sichern helfen sollte. Prälat Krauss, der zu verschiede nen Würden und Dignitäten im Rahmen des Wiener Metropolitankapitels aufgestiegen war, hatte sich als Superior der Schulschwestern und als Direktor des Apostolates der Christlichen Töchter für die Schwe sternbildung und für die Schwesternseelsorge beson ders eingesetzt. Er verstarb am 27. Oktober 1927, im Jahr des Justizpalastbrandes. Der Vex'fasser hat mit großer Sorgfalt sämtliche Details aus dem Leben von Eduard Krauss erforscht und dargestellt, ihre Verbindung mit seinem Werk auf gezeigt und den Beitrag, den Krauss innerhalb des pädagogischen Aufbruches vor dem Ersten Weltkrieg leistete, mit der Analyse der Lehrbücher von Krauss herausgezeichnet. Diese exakte und bemühte Arbeit liefert mit der Bibliographie, dem Quellen- und Literaturverzeichnis und den sauber und korrekt angemerkten Fußnoten einen biographischen Beitrag zur Kirchengeschichte Österreichs an der Wende des 20. Jahrhunderts. Dr.F.L. *) Auszug aus der Dissertation an der Kathol.- theol. Fakultät, Wien 1975, IV -h 294 + 5, S. — Siehe dazu: Die Pfarrer und Provisoren der Pfarre Karna brunn von M. Roch in: Beiträge z. Wr. Diözgesch. 1972, Nr. 6, S. 44f. *) Dissertation an der Kathol.-theol. Fakultät Wien eingereicht 1975, 347 Seiten und vier Photos. — Dazu: Dr. Franz Loidl. Zwei bedeutende Wiener Schulmän ner. Wiener Kirchenzeitung 1969, Nr. 9, S. 9. 20
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