Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

Megerlin...SOjährig in hiesiger Pfarrkirch (!) begraben worden."®») Ihr Grabmal ist nicht erhalten. Zum Ab schied von der Pfarre schreibt er noch ins Totenbuch; „Adieu Valedico defunctis ad S. Catharinam inter quos hic requiescit Dilecta mater mea...in ecclesia sepulta anno 1694 in profesto Immaculatae Virginis Mariae. Franciscus Josephus Megerle Dr. et parochus ad S. Catharinam per duodecim annos. 15. X. bris 1698."®'') Wahrscheinlich zum Abschied spendet er der Pfarr kirche noch eine silberne Monstranz.®») 8. Pfarrer in Kirchberg an der Raab 8.1. Die Pfarre St. Kathrein hatte ein rauhes Klima und die Versehgänge zu den verstreuten Bauernhöfen auf den Bergen mögen Megerle immer schwerer gefal len sein. Darum bitten er und Thaddäus Mehringer, bisher in Kirchberg a. d. Raab, dem die Luft in St. Kathrein besser tue, am 21. Nov. 1698 um die Er laubnis zu einem Pfründentausch, die auch gewährt wurde.®®) Die Installation Megerles in Kirchberg fand am 20. Dez. 1698 statt.®") Kirchberg ist eine Kirch siedlung im^Raabtal südöstlich von Gleisdorf, im Bez. Feldbach in der Steiermark. 8.2. Megerle hat aber nicht mehr die frühere Arbeitskraft. Schon nach einem Jahr (19. Dez. 1699) klagt er dem Fürstbischof Thun: Die Pfarre Kirchberg sei durch 5 oder 6 ungeratene Jahre ganz verarmt, so daß er den höchst notwendigen Cooperator nicht erhal ten könne, obwohl er alt und schwach ist und in der morastigen Raabgegend Tag und Nacht Versehgänge halten muß. Er sei der Pfarre „ohne Clag mit einem ganz Apostolischen Eifer vorgestanden" und verlange, „diesen bis in den Todt... mit Hilfe eines Cooperatoris zu prosequieren: aber leyder allhier als an einem So ungesunden flüssigen vndt morastigen orth schier gar umb mein Gfesicht khome Vndt beraits an ein aug mit dem sogenanten Staar Molestriert werde..." Darum bitte er um die nächste freie Pfarre.®®) Trotzdem arbeitet er ohne Rast, als ob er seinen baldigen Tod ahnte: Er baut aus eigenen Mitteln eine Marienkapelle an die Pfarrkirche®»), er will noch eine Rosenkranzbruderschaft gründen, fühlt aber seine Kräfte schwinden. Darum bittet er am 15. Dez. 1703 die Dominikaner in Graz um eine raschere Bewilligung für deren Errichtung; aber erst im Mai 1704 läßt der Generalvikar eruieren, ob sie notwendig und nützlich sei; der Dechant in Weizberg hat keine Bedenken und so erhält er endlich am 14. Juni 1704 die Erlaubnis.®») 8.3. Nun geht es zum Ende; 1705 schreibt er dem Fürstbischof von Seckau, Franz Anton von Wagensberg: .,Nach 4 Wochen ausgestandenem hiezigen fieber" habe er nicht nur die Leibeskräfte verloren, sondern auch seine Haare und wegen „der nunmehr ansetzenden wünters Khölte" bitte er um die Erlaubnis, sich_ „einer peruquem bedienen" zu dürfen.®^) Er brauchte sie aber nicht mehr. In der Taufmatrik sind immer wieder Aushilfs priester als Spender eingetragen, die Franziskaner von Feldbach, der Pfarrer von St. Marein und der Kooperator von St. Margareten. Am 1. Dez. 1705 taufte Megerle selbst zum letzten Mal.®'^) Am Tag darauf berichtet der Patron Graf Siberth von Haister (Herrschaft Kirch berg), seit 14 Tagen seien die vices des erkrankten Pfarrers Megerle von Joseph Heinrich Kögl übernom men worden; er bitte, diesem die Pfarre zu übertra gen.®») Dieses taktlose Gesuch deutet das Kommende an. 8.4. Zum Beginn des 18. Jahrhunderts hatte Franz Megerle am 1. 1. 1700 in die Taufmatrik geschrieben®"'): Meos Deo Conse Cro (= 1700) e t Car Men Deo Cano {= 1700) Sechs Jahre darnach kann er seinem Gott alles weihen, auch sein Leben: Er stirbt (wahrscheinlich am 20. Dezember) 1705 und wird am 23. Dezember 1705 begraben „in der von seinen aigenen Mitteln auferbau ten Capellen U. L. frawen...seines Alters im 57. Jahr. Requiescat in pace."®») Uber seinem Grab dürfte der Altar der Muttergottes stehen, die er ihm Leben tief verehrt hat. Sein Testament ist nicht erhalten; ebenso kein Bild. Vielleicht sah er seinem Vetter ähnlich. 8.5. Seine akademischen Grade: In Poysbrunn be zeichnet sich Megerle als „SS Thlgiae Can."®»), in Großhaselbach als „S. Theol. Baccalaureus"®'), in der Steiermark 1688 als „SS. Theologiae Candidatus"»®), 1698 als Dr. der Theologie®®); die Sterbematrik nennt ihn einen „hochgelehrten Herrn".^®®) Wann und wo er das Doktorat erworben hat, ist unbekannt, wahrschein lich aber an der Universität Graz. Deren Theologen matrikel ist aber erst seit 1764 erhalten. 9. Die Schriften Franz Megerles 9.1. Von seinen „mehrmals in Druckh (herlausge gebenen Predigten" konnte bis jetzt keine gefunden werden, weder in den großen Bibliotheken der Steier mark und Wiens, noch in den steirischen Stiften. Es ist zu vermuten, daß sie denen seines Vetters in etwa ähneln; erwähnt werden sie in Großhaselbach (frei lich hämisch von seinem Feind) und in St. Kathrein. 9.2. Das einzig derzeit bekannte Werk ist sein Bruderschaftsbuch. Bis jetzt konnte nur e i n Exemplar gefunden werden u. zw. in der Steir. Landesbibliothek Joanneum, Signatur A III. 26.860. Sein Titel: Stubenbergisch Hoffnungs-S a a 1 in Passal Das ist Ein allgemeine HertzflammendeAndachtzu dem hochwürdigisten Sacrament deß Altars der Löblichen Ertz-Bruderschafft Corporis Christi In dem berühmbten Stubenbergischen Marckt zu Pas sal aufgerichtet vnd angezünd: anjetzo aber neben Erklärung der Regien vnd Ablaß mit angehengten feurigen Gebetten / Historien / Be trachtungen / Lob vnd Suspirien zu dem allerheiligste Gut / auch Nutz aller eyffrigen Christen sonderlich diser Ertz-Bruderschafft incorporirten Pfarr-Kindern zusammen getragen Durch Frantz Joseph Megerle SS. Theologiae Candidatum Pfarrern bey St. Catharein in Offenegg ober Grätz Ertz-Bruders. bestelten Recktor den 17. Juny als in Festo Corporis Christi 1 688, Cum Licentia Superiorum, Gedruckt zu Grätz bey den Widmannstetterischen Erben. Auf einen doppelseitigen Kupferstich von A. Trost folgen 8 (!) Seiten Widmung. Ihre Einleitung bildet ein Chronogramm: „Herrn Franz, Herrn von Stubenberg auf Kapfenberg... aLs sChVtz— herren obiger ertzbrVDersChaft wInsChet letzlger reCtor VnD sein Vntergebne ConfraternItet Dis lahr Von gott aLLes gVts!" Seite 1—14: Vorrede: Megerle gedenkt des Erzbischofs Johann Ernst von Thun, des Collators seiner Pfarre St. Kathrein, des Johann Markus von Aldringen, Bischofs von Seckau, und des Kaisers Leopold. Seite 15—22: „Regien Der andächtigen Ertz-Bruder schafft". Einige Pfliditen der Mitglieder seien ange führt: Wenigstens vieimal im Jahr Kommunion empfang, Anwesenheit bei den monatlichen Zusam menkünften; Teilnahme an der monatlichen Sakra mentsprozession mit brennender Kerze; jeden Don nerstag Mitfeier des hl. Amtes; Begleitung des hl. 18

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