Wiener Diözesangeschichte 1960 - 1996

Beiträge zur Wiener Diözesangesdiidite BE I LAQE DES WIENER DIÖZESANBLATTES Nr.5 (Mai 1976) 114. Jahrgang Nr.3 Wien,am 1.Mai1976 17.Jahrgang Inhalt: 16. Franz Megerle (1649—1705). Ein Vetter Abraham a Sancta Claras in Österreich (Fortsetzung). — 17. Geschichte der Pfarre und des Dreifaltigkeitswallfahrtsortes Karnabrunn. — 18. Eduard Krauss (1867—1927). — Ein Hauptförderer der Katechetischen Bewegung in Österreich — Leben und Werk. — 19. Zur Ausstellung des Bildes Papst Benedikts XV. in der Wiener Nuntiatur. — 20. „Neunkirchen" — 50 Jahre Stadt (1920—1970). — 21. Um eine Fronleichnamsprozession 1845. — 22. Wiener Erlebnisbericht 1944/1945. — 23. Pfarrer Emanuel Paletz(1848—1873). 16. Franz Megerle (1649—1705) Ein Vetter Abraham a Sancta Claras in Österreich Bischofsvikar Franz Stubenvoll (Fortsetzung) 6. Kaplan in St. Peter bei Graz 6.1. Die alte Mutter und der Bruder Johann Karl waren durch diesen Schicksalsschlag im fremden Land in ärgster Not. Es ist naheliegend, daß sie sich an den großen Verwandten Abraham a S. Clara um Hilfe wandten. Dieser war seit 1683 im Grazer Münzgraben kloster, zuerst als Lektor, 1686—88 als Prior."^) Wir können nur vermuten, daß er für Johann Karl Megerle einen Posten als Lehrer fand, so daß er für die Mutter sorgen konnte. 6.2. Und Franz Joseph (wie er sich nun nannte) Megerle zog ihnen nach, als er wieder frei war; sicher aus Enttäuschung, aber auch, weil er Hilfe bei der Er langung eines neuen Seelsorgepostens brauchte. Frei lich mußte er wieder klein anfangen: Vom März 1686 bis Mai 1687 war er Kaplan in der Pfarre St. Peter südlich von (heute in) Graz"^), also in nächster Nähe seines Vetters. Uber sein Wirken ist dort nichts über liefert. Aber er hielt wieder nach einer Pfarre Aus schau, um die Mutter zu sich nehmen zu können. 7. Pfarrer in St. Kathrein am Offenegg 7.1. Der Patronatsherr Franz Georg von Stubenberg hatte Megerle am 8. Feber 1687 präsentiert; der Erzbischof von Salzburg Johann Emst Graf Thun conferierte ihm diese Pfarre nö. von Graz im Bergland.") Seine erste Funktion hielt er dort am 21. Mai.'"^) Die Mutter und der Bruder zogen zu ihm. Johann Karl wirkte dort als Schulmeister.''') St. Kathrein ist ein Kirchweiler mit Streusiedlung, hochgelegen am Steil abfall des Lammerbachgrabens, nahe bei Passail im Bez. Weiz in der Oststeiermark. 7.2. Seine seelsorgliche Tätigkeit muß auch in den Nachbarpfarren geschätzt worden sein, so daß er „den 17. Juni 1688 zum Rektor der Erzbruderschaft vom hl. Altarssakrament für Passail ernannt wurde. Dies beweist ein von ihm diesfalls verfaßtes Büchel.'"") Seine Predigten wurden teilweise gedruckt. Am 20. Jänner 1691 wurde Megerle Apostolischer Protonotar.") Wer hat ihm das erwirkt? 1686 war sein großer Vetter in Rom gewesen;'") vielleicht hat er mit geholfen. Freilich: Die Katastrophe von Großhaselbach konnte Megerle nicht ganz verwinden. 1689 wendet er sich noch einmal nach Wien und „bringt an, daß er durch Johann Simon Prantner ...umb all sein Ver mögen, so sich in 4.000 fl erstreckht, Zue Haßibach gebracht worden, vnnd davon nicht einen Kreutzer empfangen, vnnd weillen auf besagtes Dechanten Corrumpifung die Zeugen in dem Schloß Schwarzenau außgesagt, waß E r gewolt, vnnd darzue gezwungen,... Alß bittet Er, Göns, wolle bes. Dechant vnnd seinen anhang,daß er Ihme die entnommene Ehr, gueten namben vnnd sein Vermögen restituire,... anhalten." Die Ant wort ist vernichtend: „Der Supplicant" würde sich künftig „alles Iniuriren zu enthalten haben,damit nicht verursacht werde, seinem Ordinario zuzuschreiben."'®) 7.3. 1693 wurde Megerle wieder schwer verleumdet. Wer hatte hier die Hand im Spiel? Die Gefahr konnte aber abgewendet werden. Abraham a S. Clara schrieb am 22. Sept. 1693 von Wien aus einen Brief an den Fürstbischof von Seckau, Rudolph Joseph Graf Thun""): „Notus olim Celsitudini Vestrae, nunc vero Supplex accedo, spe firmissima nixus, quod a tam nota et velut innata Clementia non sim reportaturus repulsam: Nepos meus Franciscus Megerle, Parochus in Offenegg... laudabilem et statui suo dignissimam vitam egit, nunc autem a quadam livida et calumniosa lingua traductus, persecutiones patitur apud Excsm Franciscum de Stubenberg quam plurimas; si qua igitur lenissima vacans foret Parochia, aut alia occaslo pro honesta Sacerdotali sustentatione humillime... praefatum meum cognatum commendo et recommendo, hanc singularem gratiam precibus meis et humillimis obsequiis rependere conabor et precabor Deum ter opt. max., ut Celsitudinem Vestram diu sanam et sanctam conservet. Celsitudinis Vestrae Rssmus Servus humillimus P. Abraham Augustinus discalceatus Der Biograph Abrahams, Bertsche, kennt nur des sen Brief vom 1. 1. 1699 an den Abt von Garsten und meint, dies sei „der einzige uns erhaltene Brief Abrahams.""') Hier wäre nun ein zweiter! Auch der Patron setzt sich für den Verleumdeten ein und schreibt"^), daß „...Joseph Franz Megerle... in allhiesiger seiner Seelsorg zu Meiner vndt Mennig licher Pfarrkinder besonderer aufferbauung jeder Zeit ein unverruckhtes fromb vndt recht Exemplarisches, keysches, ganz niechters Leben von Sich spiren lassen, vnd solcher obhandener Seelsorg dergestaiten eyfrigist vorgestanden, daß wegen Seiner allsonntäglich gehalte nen Kinderlehren, Vespern vndt frequenten Rosen Cranzbettung augenscheinlicher großer frucht daraus geschöpft, vndt Ihrer vil von disen verwildten vndt in Göttlicher Lehr vnwissenden Leuthen auff guten Christlichen tugentweg angeleitet worden; Maßen diser Seine zu mehrmalen in Druckh außgegeben Predigen, in Specie aber ds schöne Bruderschafftbüechl de archifraternitate Corporis Xsti bezeigen... Stubegg, den 30. Nov. 1693 LS Franz Herr v. Stubenberg Dieser Einsatz seiner Fürsprecher hatte Erfolg und Megerle konnte bleiben. 7.4. In St. Kathrein starb seine Mutter, die sein Los geteilt hatte: „Den 7. Christmonat anno 1694 ist meine...allerliebste Frau mater Anna Maria Catharina 17

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